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(...) damit ernte ich immer sehr viel Widerspruch, aber das ist Teil des Geschäfts der Philosophie, Widersprüche einzufahren und nicht nur Widersprüche aufzulösen, d.h. zu sagen, dass wir nicht vergessen dürfen, dass damit gerade die ganze pathische Dimension des Menschen übergangen wird. Ich sage dazu immer: die Aufklärungstradition hat ein großes Problem – sie hat natürlich ganz viele Probleme, aber u.a. auch dieses eine Problem – dass durch das völlige Ausschalten von Prozessen, die über den Menschen kommen ohne von ihm gesteuert zu werden, dazu führt, dass er eigentlich nicht mehr fähig ist so etwas wie Leiblichkeit zu denken. Denn der Leib ist ursprünglich gerade dieser Ort oder diese Stätte – keine romantische Vorstellung von Leiblichkeit, die ich hier vorbringe – er ist genau diese Stätte, die permanent von Prozessen angegangen wird. Wenn wir so wollen: er ist der, der radikal dieser Natur, in der er sich befindet, ausgesetzt ist, ohne sie wirklich steuern zu können. D.h. die moderne Forcierung eines ökonomisch, wissenschaftlich – ich meine damit jetzt in diesem Kontext naturwissenschaftlich – technisch getriebenen Komplexes, der inzwischen so riesig geworden ist, in den letzten Jahrhunderten, führt dazu, dass all unsere leibliche, auch affektive-pathische Erkenntnisweisen – „Etwas stimmt hier nicht! Ich spüre, dass hier etwas nicht stimmt, ich spüre, dass hier Gefahren lauern!“ – radikal, und zwar methodisch, ausgeblendet wird. Ich nenne das das stoische Ideal der modernen naturwissen... oder der modernen Wissenschaften – auch die Geisteswissenschaften funktionieren heute nicht mehr anders – d.h. es findet hier ein radikales Ausblenden der materiellen, der affektiven, und damit auch der pathisch-leiblichen Dimension des Menschseins aus. Und ich... jetzt, konkreter werdend, in Bezug auf Japan: ich behaupte, Wissenschaft wäre eine andere, wenn sie sich schon im Anfang die Frage stellen müssten nach den pathischen Folgen dessen, was sie machen. Denn: solange ich am Reißbrett Atomkraftwerke konzipiere, solange ich sehe dann – mit Erstaunen und Lust – dass diese Konzeptionen in der Wirklichkeit auch bis zu bestimmten Grenzen funktionieren, solange blende ich die Frage aus was es heißt, von dem, was ich hier in die Welt setze, selbst betroffen zu werden. Also, es stellt gerade die Frage aus: was passiert wenn ein Körper durch ein Irrwerden und Nicht-mehr- kontrollierbar-Sein solcher Prozesse, wie sie Atomkraftwerke darstellen, von den Folgen einer solcher, aus den Fugen geratenen Welt, selber betroffen zu werden. Und dann - so würde ich mit einem berühmten Philosophen der Ästhetik der Gegenwart sagen, Jean-Luc Nancy – dann müssen wir uns die Bilder vor Augen rufen, wie diese Körper ausschauen, die in die Nähe solcher Säuren kommen, die in die Nähe solcher Verstrahlungen kommen. D.h. ich muss dann fragen, welche Wirkung hat diese... hat diese... ins Werk setzen dieser Techniken für Körper, die in die Gefahrenzone solcher, aus den Fugen geratenen Techniken, kommen? Und dann weiß ich eben, dass die Effekte, die solche... die Gefahrenpotenziale, die solche Wirklichkeiten dann für die, sie bewohnenden, oder um sie herum wohnenden Körper – denn die sind es, die zerstört werden – auswirken. Das müsste mit hineinbezogen werden schon in einen Wissenschaftsbegriff und auch in eine Technikphilosophie, die gerade versucht abzuarbeiten, sich selbst an der gesamten Triade zwischen pathos, physis – Natur, Leidenschaft – und Technik, denn diese drei Komplexe haben ursprünglich zusammengehört und es gilt für mich dieses Zusammenspiel dieser drei Bewegungsformen wieder neu zu denken, und damit auch die Übermächtigkeit des einen Sektors, nämlich des rein technischen Sektors, zumindest wieder kritisch in seine Schranken zu weisen. Damit sage ich auch, dass dieser technische Sektor natürlich sein Recht hat, dass er aber nicht unendlich und unwidersprochen wachsen darf. Und in diesem Sinne sehe ich sehr wichtige Einschränkungen, oder Beschränkungen, oder Gegenkräfte und Widerstände, die aus einer Philosophie des pathos, oder auch aus einer Naturphilosophie, wie sie z.B. Gilles Deleuze vorgelegt hat, erwachsen können, um gleichzeitig diesen Sektor auch dort hin zu beschränken, wo er eigentlich im Leben der Menschen hingehört. (...) die Aufklärungstradition hat ein großes Problem – (...) – dass durch das völlige Ausschalten von Prozessen, die über den Menschen kommen ohne von ihm gesteuert zu werden, dazu führt, dass er eigentlich nicht mehr fähig ist so etwas wie Leiblichkeit zu denken. Denn der Leib ist ursprünglich gerade dieser Ort oder diese Stätte – (...) die permanent von Prozessen angegangen wird. (...) D.h. die moderne Forcierung eines (...) naturwissenschaftlich – technisch getriebenen Komplexes, der inzwischen so riesig geworden ist, in den letzten Jahrhunderten, führt dazu, dass all unsere leibliche, auch affektive-pathische Erkenntnisweisen – „Etwas stimmt hier nicht! Ich spüre, dass hier etwas nicht stimmt, ich spüre, dass hier Gefahren lauern!“ – radikal, und zwar methodisch, ausgeblendet wird. (...) d.h. es findet hier ein radikales Ausblenden der materiellen, der affektiven, und damit auch der pathisch-leiblichen Dimension des Menschseins aus. (...) ich behaupte, Wissenschaft wäre eine andere, wenn sie sich schon im Anfang die Frage stellen müssten nach den pathischen Folgen dessen, was sie machen. Denn: solange ich am Reißbrett Atomkraftwerke konzipiere, solange ich sehe dann – mit Erstaunen und Lust – dass diese Konzeptionen in der Wirklichkeit auch bis zu bestimmten Grenzen funktionieren, solange blende ich die Frage aus was es heißt, von dem, was ich hier in die Welt setze, selbst betroffen zu werden. (...) es stellt gerade die Frage aus: was passiert wenn ein Körper durch ein Irrwerden und Nicht-mehr- kontrollierbar-Sein solcher Prozesse, wie sie Atomkraftwerke darstellen, von den Folgen einer solcher, aus den Fugen geratenen Welt, selber betroffen zu werden. (...) dann müssen wir uns die Bilder vor Augen rufen, wie diese Körper ausschauen, die in die Nähe solcher Säuren kommen, die in die Nähe solcher Verstrahlungen kommen. D.h. ich muss dann fragen, welche Wirkung hat diese... hat diese... ins Werk setzen dieser Techniken für Körper, die in die Gefahrenzone solcher, aus den Fugen geratenen Techniken, kommen? Und dann weiß ich eben, dass die Effekte, die solche... die Gefahrenpotenziale, die solche Wirklichkeiten dann für die, sie bewohnenden, oder um sie herum wohnenden Körper – denn die sind es, die zerstört werden – auswirken. Das müsste mit hineinbezogen werden schon in einen Wissenschaftsbegriff und auch in eine Technikphilosophie, die gerade versucht abzuarbeiten, sich selbst an der gesamten Triade zwischen pathos, physis – Natur, Leidenschaft – und Technik, denn diese drei Komplexe haben ursprünglich zusammengehört und es gilt für mich dieses Zusammenspiel dieser drei Bewegungsformen wieder neu zu denken, und damit auch die Übermächtigkeit des einen Sektors, nämlich des rein technischen Sektors, zumindest wieder kritisch in seine Schranken zu weisen. (...)


Böhler Original und Schnitt


(...) damit ernte ich immer sehr viel Widerspruch, aber das ist Teil des Geschäfts der Philosophie, Widersprüche einzufahren und nicht nur Widersprüche aufzulösen, d.h. zu sagen, dass wir nicht vergessen dürfen, dass damit gerade die ganze pathische Dimension des Menschen übergangen wird. Ich sage dazu immer: die Aufklärungstradition hat ein großes Problem – sie hat natürlich ganz viele Probleme, aber u.a. auch dieses eine Problem – dass durch das völlige Ausschalten von Prozessen, die über den Menschen kommen ohne von ihm gesteuert zu werden, dazu führt, dass er eigentlich nicht mehr fähig ist so etwas wie Leiblichkeit zu denken. Denn der Leib ist ursprünglich gerade dieser Ort oder diese Stätte – keine romantische Vorstellung von Leiblichkeit, die ich hier vorbringe – er ist genau diese Stätte, die permanent von Prozessen angegangen wird. Wenn wir so wollen: er ist der, der radikal dieser Natur, in der er sich befindet, ausgesetzt ist, ohne sie wirklich steuern zu können. D.h. die moderne Forcierung eines ökonomisch, wissenschaftlich – ich meine damit jetzt in diesem Kontext naturwissenschaftlich – technisch getriebenen Komplexes, der inzwischen so riesig geworden ist, in den letzten Jahrhunderten, führt dazu, dass all unsere leibliche, auch affektive-pathische Erkenntnisweisen – „Etwas stimmt hier nicht! Ich spüre, dass hier etwas nicht stimmt, ich spüre, dass hier Gefahren lauern!“ – radikal, und zwar methodisch, ausgeblendet wird. Ich nenne das das stoische Ideal der modernen naturwissen... oder der modernen Wissenschaften – auch die Geisteswissenschaften funktionieren heute nicht mehr anders – d.h. es findet hier ein radikales Ausblenden der materiellen, der affektiven, und damit auch der pathisch-leiblichen Dimension des Menschseins aus. Und ich... jetzt, konkreter werdend, in Bezug auf Japan: ich behaupte, Wissenschaft wäre eine andere, wenn sie sich schon im Anfang die Frage stellen müssten nach den pathischen Folgen dessen, was sie machen. Denn: solange ich am Reißbrett Atomkraftwerke konzipiere, solange ich sehe dann – mit Erstaunen und Lust – dass diese Konzeptionen in der Wirklichkeit auch bis zu bestimmten Grenzen funktionieren, solange blende ich die Frage aus was es heißt, von dem, was ich hier in die Welt setze, selbst betroffen zu werden. Also, es stellt gerade die Frage aus: was passiert wenn ein Körper durch ein Irrwerden und Nicht-mehr- kontrollierbar-Sein solcher Prozesse, wie sie Atomkraftwerke darstellen, von den Folgen einer solcher, aus den Fugen geratenen Welt, selber betroffen zu werden. Und dann - so würde ich mit einem berühmten Philosophen der Ästhetik der Gegenwart sagen, Jean-Luc Nancy – dann müssen wir uns die Bilder vor Augen rufen, wie diese Körper ausschauen, die in die Nähe solcher Säuren kommen, die in die Nähe solcher Verstrahlungen kommen. D.h. ich muss dann fragen, welche Wirkung hat diese... hat diese... ins Werk setzen dieser Techniken für Körper, die in die Gefahrenzone solcher, aus den Fugen geratenen Techniken, kommen? Und dann weiß ich eben, dass die Effekte, die solche... die Gefahrenpotenziale, die solche Wirklichkeiten dann für die, sie bewohnenden, oder um sie herum wohnenden Körper – denn die sind es, die zerstört werden – auswirken. Das müsste mit hineinbezogen werden schon in einen Wissenschaftsbegriff und auch in eine Technikphilosophie, die gerade versucht abzuarbeiten, sich selbst an der gesamten Triade zwischen pathos, physis – Natur, Leidenschaft – und Technik, denn diese drei Komplexe haben ursprünglich zusammengehört und es gilt für mich dieses Zusammenspiel dieser drei Bewegungsformen wieder neu zu denken, und damit auch die Übermächtigkeit des einen Sektors, nämlich des rein technischen Sektors, zumindest wieder kritisch in seine Schranken zu weisen. Damit sage ich auch, dass dieser technische Sektor natürlich sein Recht hat, dass er aber nicht unendlich und unwidersprochen wachsen darf. Und in diesem Sinne sehe ich sehr wichtige Einschränkungen, oder Beschränkungen, oder Gegenkräfte und Widerstände, die aus einer Philosophie des pathos, oder auch aus einer Naturphilosophie, wie sie z.B. Gilles Deleuze vorgelegt hat, erwachsen können, um gleichzeitig diesen Sektor auch dort hin zu beschränken, wo er eigentlich im Leben der Menschen hingehört.



Böhler Transkript

(8:00, mitten in einer Ausführung, die seit 1:14 läuft:) ... damit ernte ich immer sehr viel Widerspruch, aber das ist Teil des Geschäfts der Philosophie, Widersprüche einzufahren und nicht nur Widersprüche aufzulösen, d.h. zu sagen, dass wir nicht vergessen dürfen, dass damit gerade die ganze pathische Dimension des Menschen übergangen wird. Ich sage dazu immer: die Aufklärungstradition hat ein großes Problem – sie hat natürlich ganz viele Probleme, aber u.a. auch dieses eine Problem – dass durch das völlige Ausschalten von Prozessen, die über den Menschen kommen ohne von ihm gesteuert zu werden, dazu führt, dass er eigentlich nicht mehr fähig ist so etwas wie Leiblichkeit zu denken. Denn der Leib ist ursprünglich gerade dieser Ort oder diese Stätte – keine romantische Vorstellung von Leiblichkeit, die ich hier vorbringe – er ist genau diese Stätte, die permanent von Prozessen angegangen wird. Wenn wir so wollen: er ist der, der radikal dieser Natur, in der er sich befindet, ausgesetzt ist, ohne sie wirklich steuern zu können. D.h. die moderne Forcierung eines ökonomisch, wissenschaftlich – ich meine damit jetzt in diesem Kontext naturwissenschaftlich – technisch getriebenen Komplexes, der inzwischen so riesig geworden ist, in den letzten Jahrhunderten, führt dazu, dass all unsere leibliche, auch affektive-pathische Erkenntnisweisen – „Etwas stimmt hier nicht! Ich spüre, dass hier etwas nicht stimmt, ich spüre, dass hier Gefahren lauern!“ – radikal, und zwar methodisch, ausgeblendet wird. Ich nenne das das stoische Ideal der modernen naturwissen... oder der modernen Wissenschaften – auch die Geisteswissenschaften funktionieren heute nicht mehr anders – d.h. es findet hier ein radikales Ausblenden der materiellen, der affektiven, und damit auch der pathisch-leiblichen Dimension des Menschseins aus. Und ich... jetzt, konkreter werdend, in Bezug auf Japan: ich behaupte, Wissenschaft wäre eine andere, wenn sie sich schon im Anfang die Frage stellen müssten nach den pathischen Folgen dessen, was sie machen. Denn: solange ich am Reißbrett Atomkraftwerke konzipiere, solange ich sehe dann – mit Erstaunen und Lust – dass diese Konzeptionen in der Wirklichkeit auch bis zu bestimmten Grenzen funktionieren, solange blende ich die Frage aus was es heißt, von dem, was ich hier in die Welt setze, selbst betroffen zu werden. Also, es stellt gerade die Frage aus: was passiert wenn ein Körper durch ein Irrwerden und Nicht-mehr- kontrollierbar-Sein solcher Prozesse, wie sie Atomkraftwerke darstellen, von den Folgen einer solcher, aus den Fugen geratenen Welt, selber betroffen zu werden. Und dann - so würde ich mit einem berühmten Philosophen der Ästhetik der Gegenwart sagen, Jean-Luc Nancy – dann müssen wir uns die Bilder vor Augen rufen, wie diese Körper ausschauen, die in die Nähe solcher Säuren kommen, die in die Nähe solcher Verstrahlungen kommen. D.h. ich muss dann fragen, welche Wirkung hat diese... hat diese... ins Werk setzen dieser Techniken für Körper, die in die Gefahrenzone solcher, aus den Fugen geratenen Techniken, kommen? Und dann weiß ich eben, dass die Effekte, die solche... die Gefahrenpotenziale, die solche Wirklichkeiten dann für die, sie bewohnenden, oder um sie herum wohnenden Körper – denn die sind es, die zerstört werden – auswirken. Das müsste mit hineinbezogen werden schon in einen Wissenschaftsbegriff und auch in eine Technikphilosophie, die gerade versucht abzuarbeiten, sich selbst an der gesamten Triade zwischen pathos, physis – Natur, Leidenschaft – und Technik, denn diese drei Komplexe haben ursprünglich zusammengehört und es gilt für mich dieses Zusammenspiel dieser drei Bewegungsformen wieder neu zu denken, und damit auch die Übermächtigkeit des einen Sektors, nämlich des rein technischen Sektors, zumindest wieder kritisch in seine Schranken zu weisen. Damit sage ich auch, dass dieser technische Sektor natürlich sein Recht hat, dass er aber nicht unendlich und unwidersprochen wachsen darf. Und in diesem Sinne sehe ich sehr wichtige Einschränkungen, oder Beschränkungen, oder Gegenkräfte und Widerstände, die aus einer Philosophie des pathos, oder auch aus einer Naturphilosophie, wie sie z.B. Gilles Deleuze vorgelegt hat, erwachsen können, um gleichzeitig diesen Sektor auch dort hin zu beschränken, wo er eigentlich im Leben der Menschen hingehört. (13:30, Ende dieses Ausführungsblockes)

Böhler Transkript Film

(...) die Aufklärungstradition hat ein großes Problem – (...) – dass durch das völlige Ausschalten von Prozessen, die über den Menschen kommen ohne von ihm gesteuert zu werden, dazu führt, dass er eigentlich nicht mehr fähig ist so etwas wie Leiblichkeit zu denken. Denn der Leib ist ursprünglich gerade dieser Ort oder diese Stätte – (...) die permanent von Prozessen angegangen wird. (...) D.h. die moderne Forcierung eines (...) naturwissenschaftlich – technisch getriebenen Komplexes, der inzwischen so riesig geworden ist, in den letzten Jahrhunderten, führt dazu, dass all unsere leibliche, auch affektive-pathische Erkenntnisweisen – „Etwas stimmt hier nicht! Ich spüre, dass hier etwas nicht stimmt, ich spüre, dass hier Gefahren lauern!“ – radikal, und zwar methodisch, ausgeblendet wird. (...) d.h. es findet hier ein radikales Ausblenden der materiellen, der affektiven, und damit auch der pathisch-leiblichen Dimension des Menschseins aus. (...) ich behaupte, Wissenschaft wäre eine andere, wenn sie sich schon im Anfang die Frage stellen müssten nach den pathischen Folgen dessen, was sie machen. Denn: solange ich am Reißbrett Atomkraftwerke konzipiere, solange ich sehe dann – mit Erstaunen und Lust – dass diese Konzeptionen in der Wirklichkeit auch bis zu bestimmten Grenzen funktionieren, solange blende ich die Frage aus was es heißt, von dem, was ich hier in die Welt setze, selbst betroffen zu werden. (...) es stellt gerade die Frage aus: was passiert wenn ein Körper durch ein Irrwerden und Nicht-mehr- kontrollierbar-Sein solcher Prozesse, wie sie Atomkraftwerke darstellen, von den Folgen einer solcher, aus den Fugen geratenen Welt, selber betroffen zu werden. (...) dann müssen wir uns die Bilder vor Augen rufen, wie diese Körper ausschauen, die in die Nähe solcher Säuren kommen, die in die Nähe solcher Verstrahlungen kommen. D.h. ich muss dann fragen, welche Wirkung hat diese... hat diese... ins Werk setzen dieser Techniken für Körper, die in die Gefahrenzone solcher, aus den Fugen geratenen Techniken, kommen? Und dann weiß ich eben, dass die Effekte, die solche... die Gefahrenpotenziale, die solche Wirklichkeiten dann für die, sie bewohnenden, oder um sie herum wohnenden Körper – denn die sind es, die zerstört werden – auswirken. Das müsste mit hineinbezogen werden schon in einen Wissenschaftsbegriff und auch in eine Technikphilosophie, die gerade versucht abzuarbeiten, sich selbst an der gesamten Triade zwischen pathos, physis – Natur, Leidenschaft – und Technik, denn diese drei Komplexe haben ursprünglich zusammengehört und es gilt für mich dieses Zusammenspiel dieser drei Bewegungsformen wieder neu zu denken, und damit auch die Übermächtigkeit des einen Sektors, nämlich des rein technischen Sektors, zumindest wieder kritisch in seine Schranken zu weisen. (...)