Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten in der Philosophie, Gruppe 2, IK Kuchler SoSe 16: Unterschied zwischen den Versionen

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== Protokolle ==
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'''Logos'''
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griech. von legein: sammeln, auflesen, zählen. Der Begriff hat ein weites Bedeutungsspektrum. Ursprünglich Wort, Rede, Sprache, Satz; Erzählung, Sage, Darlegung. Später übertragen Gedanke, Begriff, Vernunft, Sinn, Weltgesetz. Logos bezeichnet immer die Einheit von Denken, Sprache und den Gegenstand, auf den das Denken und die Sprache gerichtet sind. Der Logos ist so das Medium, das den Menschen mit seinen Mitmenschen und der natürlichen und umgebenden Welt verbindet.
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Seit Heraklit bezeichnet der Logos ein kosmisches Prinzip, von dem sowohl alles Geschehen als auch das menschliche Denken getragen und bestimmt ist. Logos bedeutet bei Heraklit das Wissen um die Sinnhaftigkeit des Lebens und der Welt, die erfahren, aber nie absolut bestimmt oder ausgesprochen werden kann.
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Bei Heraklit und den Stoikern ist der Begriff die Weltvernunft, identisch mit dem unpersönlichen, über den Göttern Gesetzmäßigkeiten des Alls und dem Schicksal.
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Insbesondere ab Aristoteles wird der Begriff immer häufiger auf den Bereich der rein theoretischen Erkenntnis und damit auch auf die eindeutige Bestimmung von Gegenständen eingeengt (logos syllogistikos). Bei Aristoteles vollzieht sich damit eine Abgrenzung des Logos vom Mythos. Dieser einseitig rationale Logos-Begriff liegt der Logik als der Lehre vom richtigen Denken und Schließen zugrunde.
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Bei Philon, den Neuplatonikern und den Gnostikern wird die griechische Logos-Idee mit der alttestamentlichen Gottesvorstellung verschmolzen und wird nunmehr zur ewig bei Gott wohnenden Vernunftkraft und zum ewigen Gedanken Gottes, der als Logos die Welt geschaffen hat, sie durchdringt und zusammenhält.
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Quellen:
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Peter Prechtl, Franz-Peter Burkard, Metzler (Hrsg.), Lexikon Philosophie - Begriffe und Definitionen, 3. erweiterte und aktualisierte Auflage, 2008, S. 347
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Philosophisches Wörterbuch - begründet von Heinrich Schmidt, neu bearbeitet von Georgi Schischkoff, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart, 19. Auflage, 1974, S. 394
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'''Kultur'''
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lat. von colere: bebauen, pflegen. Ursprünglich von lat. agricultura, die Bearbeitung und Pflege des Bodens, um diesen menschlichen Bedürfnissen anzupassen und dienstbar zu machen. Cicero überträgt dies erstmals auf die Ausbildung spezifisch humaner Fähigkeiten. Später dient der Begriff der Abgrenzung des zivilisatorischen Zustandes von einem rohen Naturzustand.
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Im umfassendsten Sinne ist Kultur die Gesamtheit der Lebensbekundungen, der Leistungen und Werke einer Gesellschaft. Sie ist der Innbegriff für jenen Prozess, dessen Einzelprodukte nur menschliche Schöpfungen sind und niemals von der Natur hervorgebracht werden. Inhaltlich verzweigt sich Kultur in die verschiedensten Gebiete: Sitte und Brauch, Sprache und Schrift, Kleidungs-, Siedlungs- und Arbeitsart, Wirtschaft, politisch-staatliche Einrichtungen, Wissenschaft, Rechtspflege, Kunst, Religion, Technik und weitere.
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Alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur. Kulturleistungen können an der formenden Umgestaltung eines gegebenen Materials am Maßstab einer leitenden Idee bestehen, so etwa in der Kunst oder der Technik, weiters in der ideellen Formung bzw. Gestaltung, so in der Religion oder den Wissenschaften. Kultur ist immer gemeinschaftsorganisierend.
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In Bezug auf das Individuum bedeutet Kultur die Fähigkeit des Menschen, formend sich und die Welt verändern zu können. Kant definiert Kultur in diesem Sinn als die Fähigkeit des Menschen, sich selbst Zwecke zu setzen und so eine unter der Idee der Moralität stehende menschliche Gemeinschaft hervorzubringen.
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In Bezug auf die Gesellschaft bedeutet Kultur auch die Gesamtheit der Gestalt gewordenen Kulturleistungen. Da Kultur eine überindividuelle Objektivität darstellt, die wie alle komplexen Systeme eine Eigendynamik entwickelt, ist der Mensch nicht nur Schöpfer von Kultur, sondern zugleich auch ihr Geschöpf. Die Dynamik der Kulturentwicklung, die mit einer zunehmenden Komplexität verbunden ist, führt dazu, dass die Lebenswelt des Menschen zunehmend von ihm selbst hervorgebracht ist.
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Für Cassirer ist Kultur das symbolische Universum des Menschen, über dessen symbolische Vermittlung (sprachliche Formen, Kunstwerke, mythische Symbole, religiöse Riten) allein er auch Zugang zur natürlichen Welt hat, sodass er nichts erfahren kann als durch Zwischenschaltung dieser künstlichen Medien.
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Quellen:
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Philosophisches Wörterbuch – begründet von Heinrich Schmidt, neu herausgegeben von Martin Gessmann, 23., vollständig neu bearbeitete Auflage, Alfred Körner Verlag Stuttgart, S. 414
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Philosophisches Wörterbuch - begründet von Heinrich Schmidt, neu bearbeitet von Georgi Schischkoff, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart, 19. Auflage, 1974, S. 406
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Peter Prechtl, Franz-Peter Burkard (Hrsg.) Metzler Lexikon Philosophie - Begriffe und Definitionen, 3. erweiterte und aktualisierte Auflage, 2008, S. 319

Version vom 11. April 2016, 23:48 Uhr

Termine und Kontakt

Termin: Dienstags, wtl. von 8. 3.2016 bis 28.06.2016, 13:15 bis 14.45 Uhr, Ort: Hörsaal 3F (NIG 3.Stock)

Sprechstunde: Dienstag 12:00 bis 13:00 Uhr und nach Vereinbarung.
Im Lektor/innenzimmer des Instituts für Philosophie (NIG, 3. Stock, Zimmer D 0309).


Kontakt: karin.kuchler(at)univie.ac.at

Unterlagen: Die erste Unterlage steht jetzt im Moodle zur Verfügung, Freischaltung und Weiteres sind in Arbeit. Schöne Ferien.


8. 3. 2015

Einführung

Überblick

Referatsleitfaden

15. 3. 2015

Präsentieren und Aufgaben im Wiki

Weiterführende Hinweise:

Metapowerpoint

Gratis MS-Office Paket für Studierende an der Universität Wien

Oder: Libre Office, gratis _und_ open source



Protokolle

Logos

griech. von legein: sammeln, auflesen, zählen. Der Begriff hat ein weites Bedeutungsspektrum. Ursprünglich Wort, Rede, Sprache, Satz; Erzählung, Sage, Darlegung. Später übertragen Gedanke, Begriff, Vernunft, Sinn, Weltgesetz. Logos bezeichnet immer die Einheit von Denken, Sprache und den Gegenstand, auf den das Denken und die Sprache gerichtet sind. Der Logos ist so das Medium, das den Menschen mit seinen Mitmenschen und der natürlichen und umgebenden Welt verbindet.

Seit Heraklit bezeichnet der Logos ein kosmisches Prinzip, von dem sowohl alles Geschehen als auch das menschliche Denken getragen und bestimmt ist. Logos bedeutet bei Heraklit das Wissen um die Sinnhaftigkeit des Lebens und der Welt, die erfahren, aber nie absolut bestimmt oder ausgesprochen werden kann.

Bei Heraklit und den Stoikern ist der Begriff die Weltvernunft, identisch mit dem unpersönlichen, über den Göttern Gesetzmäßigkeiten des Alls und dem Schicksal.

Insbesondere ab Aristoteles wird der Begriff immer häufiger auf den Bereich der rein theoretischen Erkenntnis und damit auch auf die eindeutige Bestimmung von Gegenständen eingeengt (logos syllogistikos). Bei Aristoteles vollzieht sich damit eine Abgrenzung des Logos vom Mythos. Dieser einseitig rationale Logos-Begriff liegt der Logik als der Lehre vom richtigen Denken und Schließen zugrunde.

Bei Philon, den Neuplatonikern und den Gnostikern wird die griechische Logos-Idee mit der alttestamentlichen Gottesvorstellung verschmolzen und wird nunmehr zur ewig bei Gott wohnenden Vernunftkraft und zum ewigen Gedanken Gottes, der als Logos die Welt geschaffen hat, sie durchdringt und zusammenhält.


Quellen:

Peter Prechtl, Franz-Peter Burkard, Metzler (Hrsg.), Lexikon Philosophie - Begriffe und Definitionen, 3. erweiterte und aktualisierte Auflage, 2008, S. 347

Philosophisches Wörterbuch - begründet von Heinrich Schmidt, neu bearbeitet von Georgi Schischkoff, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart, 19. Auflage, 1974, S. 394




Kultur

lat. von colere: bebauen, pflegen. Ursprünglich von lat. agricultura, die Bearbeitung und Pflege des Bodens, um diesen menschlichen Bedürfnissen anzupassen und dienstbar zu machen. Cicero überträgt dies erstmals auf die Ausbildung spezifisch humaner Fähigkeiten. Später dient der Begriff der Abgrenzung des zivilisatorischen Zustandes von einem rohen Naturzustand.

Im umfassendsten Sinne ist Kultur die Gesamtheit der Lebensbekundungen, der Leistungen und Werke einer Gesellschaft. Sie ist der Innbegriff für jenen Prozess, dessen Einzelprodukte nur menschliche Schöpfungen sind und niemals von der Natur hervorgebracht werden. Inhaltlich verzweigt sich Kultur in die verschiedensten Gebiete: Sitte und Brauch, Sprache und Schrift, Kleidungs-, Siedlungs- und Arbeitsart, Wirtschaft, politisch-staatliche Einrichtungen, Wissenschaft, Rechtspflege, Kunst, Religion, Technik und weitere.

Alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur. Kulturleistungen können an der formenden Umgestaltung eines gegebenen Materials am Maßstab einer leitenden Idee bestehen, so etwa in der Kunst oder der Technik, weiters in der ideellen Formung bzw. Gestaltung, so in der Religion oder den Wissenschaften. Kultur ist immer gemeinschaftsorganisierend.

In Bezug auf das Individuum bedeutet Kultur die Fähigkeit des Menschen, formend sich und die Welt verändern zu können. Kant definiert Kultur in diesem Sinn als die Fähigkeit des Menschen, sich selbst Zwecke zu setzen und so eine unter der Idee der Moralität stehende menschliche Gemeinschaft hervorzubringen.

In Bezug auf die Gesellschaft bedeutet Kultur auch die Gesamtheit der Gestalt gewordenen Kulturleistungen. Da Kultur eine überindividuelle Objektivität darstellt, die wie alle komplexen Systeme eine Eigendynamik entwickelt, ist der Mensch nicht nur Schöpfer von Kultur, sondern zugleich auch ihr Geschöpf. Die Dynamik der Kulturentwicklung, die mit einer zunehmenden Komplexität verbunden ist, führt dazu, dass die Lebenswelt des Menschen zunehmend von ihm selbst hervorgebracht ist.

Für Cassirer ist Kultur das symbolische Universum des Menschen, über dessen symbolische Vermittlung (sprachliche Formen, Kunstwerke, mythische Symbole, religiöse Riten) allein er auch Zugang zur natürlichen Welt hat, sodass er nichts erfahren kann als durch Zwischenschaltung dieser künstlichen Medien.


Quellen:

Philosophisches Wörterbuch – begründet von Heinrich Schmidt, neu herausgegeben von Martin Gessmann, 23., vollständig neu bearbeitete Auflage, Alfred Körner Verlag Stuttgart, S. 414

Philosophisches Wörterbuch - begründet von Heinrich Schmidt, neu bearbeitet von Georgi Schischkoff, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart, 19. Auflage, 1974, S. 406

Peter Prechtl, Franz-Peter Burkard (Hrsg.) Metzler Lexikon Philosophie - Begriffe und Definitionen, 3. erweiterte und aktualisierte Auflage, 2008, S. 319