Diskussion:Volkswirtschaftslehre (tphff): Unterschied zwischen den Versionen

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Da keine Vorlesung stattfindet, fühle ich mich bemüßigt hier einen Beitrag einzuschreiben:  
 
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Nicht ganz in Ordnung finde ich, dass niemand bereit ist zu kommunizieren:  
 
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Ist das hier Volkswirtschaft: Ich denke schon.
 
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„Bricht Europa auseinander“ ist eine der häufigst gestellten Fragen den letzten Wochen.
 
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Die Welt geht schlecht. Sie ist verbraucht, aber ihre Abnutzung zählt nicht mehr. Uns fehlt das Maß für das Maß, sagt Derrida. Was ist es, was diesem Zeitalter widerfährt? Es widerfährt der Welt mit uns, ja mit uns. Wohin hat sich die teleologische Ordnung hinbewegt, wohin ist sie abhanden gekommen? Ja, was ist aus unserer Ordnungswelt geworden? Das Unzeitgemäße ist zum Zeitgemäßen geworden und doch - wir leben in der Unzeit. Oder ist es nur ein theatralisches Abgleiten in semantische Spielereien, oder Spielereien von kryptologischen Endzeitmachenschaften, die ein gewisses Maß an Spannungskribbeln verursachen? Nein, es ist der kapitalistisch durchtränkte Neoliberalismus an dem weite Teile des Weltsystems zutiefst erkrankt sind. So eine Situation wird mit dem sehr allgemein und weitgehenst neutral gehaltenen Begriff der „Krise“ apostrophiert. Für Reinhard Koselleck liegt im Wesen einer Krise, dass eine Entscheidung fällig ist, aber noch nicht gefallen, und es gehört ebenso zur Krise, dass offenbleibt, welche Entscheidung fällt. Die allgemeine Unsicherheit in einer krisenhaften Situation ist also durchzogen von der einen Gewissheit, dass - unbestimmt wann, aber doch bestimmt, unsicher wie - aber doch sicher - ein Ende der kritischen Situation bevorsteht. Die mögliche Lösung bleibt ungewiss, das Ende selbst aber, ein Umschlag der bevorstehenden Verhältnisse - drohend und befürchtet oder hoffnungsvoll herbeigewünscht - ist den (Ein)wohnern der Krise gewiss.  
 
Die Welt geht schlecht. Sie ist verbraucht, aber ihre Abnutzung zählt nicht mehr. Uns fehlt das Maß für das Maß, sagt Derrida. Was ist es, was diesem Zeitalter widerfährt? Es widerfährt der Welt mit uns, ja mit uns. Wohin hat sich die teleologische Ordnung hinbewegt, wohin ist sie abhanden gekommen? Ja, was ist aus unserer Ordnungswelt geworden? Das Unzeitgemäße ist zum Zeitgemäßen geworden und doch - wir leben in der Unzeit. Oder ist es nur ein theatralisches Abgleiten in semantische Spielereien, oder Spielereien von kryptologischen Endzeitmachenschaften, die ein gewisses Maß an Spannungskribbeln verursachen? Nein, es ist der kapitalistisch durchtränkte Neoliberalismus an dem weite Teile des Weltsystems zutiefst erkrankt sind. So eine Situation wird mit dem sehr allgemein und weitgehenst neutral gehaltenen Begriff der „Krise“ apostrophiert. Für Reinhard Koselleck liegt im Wesen einer Krise, dass eine Entscheidung fällig ist, aber noch nicht gefallen, und es gehört ebenso zur Krise, dass offenbleibt, welche Entscheidung fällt. Die allgemeine Unsicherheit in einer krisenhaften Situation ist also durchzogen von der einen Gewissheit, dass - unbestimmt wann, aber doch bestimmt, unsicher wie - aber doch sicher - ein Ende der kritischen Situation bevorsteht. Die mögliche Lösung bleibt ungewiss, das Ende selbst aber, ein Umschlag der bevorstehenden Verhältnisse - drohend und befürchtet oder hoffnungsvoll herbeigewünscht - ist den (Ein)wohnern der Krise gewiss.  
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Die Krise beschwört die Frage an die geschichtliche Zukunft. Diese Ende der 50er Jahre prognostizierte Analyse ist so aktuell wie nie zuvor. Da es eben nicht nur eine Ökonomie des Geldes gibt, sondern offensichtlich schon etwas länger, auch so etwas wie eine Ökonomie des Denkens, was uns trotzdem nicht beruhigen sollte, sagt uns das doch nur, dass auslösende Reflexionen sich Verselbstständigen und so in Zusammenspiel mit Kapital, virtuell oder nicht, zu einer unberechenbaren bedrohlichen „künstlichen“ Lebenskatastrophe sich zusammenbrauen können - oder müssen? Es ist natürlich ungerecht, so sind Menschen, die Welt damit zu konfrontieren, die hat andere Sorgen, mit Lebewesen die langsam aber sicher unbequem werden, die unsensibel genug, ihre Grenzen offenbar nicht kennen und schon gar nicht erkennen. Für die Welt ist es nur eine Phase, auch eine Entwicklungsphase, aber nur eine epochale Phase eben. Die Welt will sich nicht entscheiden zwischen dem Schlechten als Leiden und dem Schlechten als Unrecht oder Verbrechen. Aber was soll sie sich denken zwischen der unerschütterlichen Leichtigkeit des Daseins, die ihre jetzt doch wieder so umtriebigen Protagonisten gedankenverloren in ihre Rinde oder Kruste versuchen so nachhaltig einzuschreiben.  
 
Die Krise beschwört die Frage an die geschichtliche Zukunft. Diese Ende der 50er Jahre prognostizierte Analyse ist so aktuell wie nie zuvor. Da es eben nicht nur eine Ökonomie des Geldes gibt, sondern offensichtlich schon etwas länger, auch so etwas wie eine Ökonomie des Denkens, was uns trotzdem nicht beruhigen sollte, sagt uns das doch nur, dass auslösende Reflexionen sich Verselbstständigen und so in Zusammenspiel mit Kapital, virtuell oder nicht, zu einer unberechenbaren bedrohlichen „künstlichen“ Lebenskatastrophe sich zusammenbrauen können - oder müssen? Es ist natürlich ungerecht, so sind Menschen, die Welt damit zu konfrontieren, die hat andere Sorgen, mit Lebewesen die langsam aber sicher unbequem werden, die unsensibel genug, ihre Grenzen offenbar nicht kennen und schon gar nicht erkennen. Für die Welt ist es nur eine Phase, auch eine Entwicklungsphase, aber nur eine epochale Phase eben. Die Welt will sich nicht entscheiden zwischen dem Schlechten als Leiden und dem Schlechten als Unrecht oder Verbrechen. Aber was soll sie sich denken zwischen der unerschütterlichen Leichtigkeit des Daseins, die ihre jetzt doch wieder so umtriebigen Protagonisten gedankenverloren in ihre Rinde oder Kruste versuchen so nachhaltig einzuschreiben.  
  
  
 
Was sollen wir heute denken, um weiter mit Derrida zu sprechen, von dieser unerschütterlichen Leichtigkeit, die darin besteht, den Triumphgesang des ökonomischen neoliberalen Kapitalismus zu singen. Die Universalisierung der abendländischen Demokratie als Endpunkt menschlicher Herrschaft zu feiern, als „Ende des Problems der sozialen Klassen“? Welcher Zynismus des guten Gewissens, welche manische Verleugnung bringt jemanden dazu, zu schreiben - wenn nicht gar zu glauben -, dass alles, was der wechselseitigen Anerkennung der Würde der Menschen immer und überall im Wege stand, von der Geschichte widerlegt und beerdigt wurde. Seit ihren frühesten Anfängen wird die Wirtschaft des Marktes regelmäßig von Krisen heimgesucht. Aus heutiger Perspektive ist eine verwegene Neuheit, dass in bedrohlicher Regelmäßigkeit diese Krisen in noch nie dagewesener Häufung und Schwere auftreten und dabei jedesmal eine gigantische Vermögensvernichtung nach sich ziehen. Sollten wir auf diesem Kurs weitermachen, und nichts deutet auf Gegenteiliges hin, dann vertrauen wir einem System unsere Zukunft an, welches uns lediglich  im Rhythmus von fünf bis zehn Jahren an den Rand der Selbstzerstörung bringt und nur mit unbeschreiblich hohen finanziellen Ressourcen, wie einen Koma-Patient am Leben erhalten lässt. Interessant ist in diesem Kontext, dass Experten wie Antony Giddens und Dirk Baecker, aber auch Werner Sombart die Ursachen des Kapitalismus mit der Einführung der doppelten Buchhaltung verschränken. Die von dem Franziskanermönch Luca Pacioli, erstmals im Jahr 1494 veröffentlicht wurde. Wie Sombart ausführt, wurde diese „Leistung“ bis heute nicht zureichend als eine große Kulturleistung der Menschheit gewürdigt. Ja, warum eigentlich. Vielleicht weil die meisten mit Schaudern an die Buchhaltung in der Schule zurückdenken und damit Buchhalter kein gestecktes Karriereziel beinhaltete. Frei nach Foucault aus der Neuzeit des geregelten Wahnsinns, direkt in die Post-Modere in den ungeregelten Wahnsinn ins selbstbezeichneten Zeitalter der Vernunft. Auf der Ebene des Konkreten übersetzt sich jede Autologie in eine Auflösung der verfestigten Formen von Externalisierung in ein wachsendes Bewusstsein von Zirkularität. Immer mehr Wahlmöglichkeiten erscheinen als Gegenstand von Entscheidungen, gleichzeitig fühlt man und ist sich offensichtlich nicht darüber im Klaren, dass Entscheidungen die Determination der in Frage stehenden Faktoren nicht nur nicht ermöglicht, sondern beiträgt, die bestehende Komplexität zusätzlich zu steigern. Von Luhmann stammt: „Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern“. Außer vielleicht im alltäglichen Wahnsinn?
 
Was sollen wir heute denken, um weiter mit Derrida zu sprechen, von dieser unerschütterlichen Leichtigkeit, die darin besteht, den Triumphgesang des ökonomischen neoliberalen Kapitalismus zu singen. Die Universalisierung der abendländischen Demokratie als Endpunkt menschlicher Herrschaft zu feiern, als „Ende des Problems der sozialen Klassen“? Welcher Zynismus des guten Gewissens, welche manische Verleugnung bringt jemanden dazu, zu schreiben - wenn nicht gar zu glauben -, dass alles, was der wechselseitigen Anerkennung der Würde der Menschen immer und überall im Wege stand, von der Geschichte widerlegt und beerdigt wurde. Seit ihren frühesten Anfängen wird die Wirtschaft des Marktes regelmäßig von Krisen heimgesucht. Aus heutiger Perspektive ist eine verwegene Neuheit, dass in bedrohlicher Regelmäßigkeit diese Krisen in noch nie dagewesener Häufung und Schwere auftreten und dabei jedesmal eine gigantische Vermögensvernichtung nach sich ziehen. Sollten wir auf diesem Kurs weitermachen, und nichts deutet auf Gegenteiliges hin, dann vertrauen wir einem System unsere Zukunft an, welches uns lediglich  im Rhythmus von fünf bis zehn Jahren an den Rand der Selbstzerstörung bringt und nur mit unbeschreiblich hohen finanziellen Ressourcen, wie einen Koma-Patient am Leben erhalten lässt. Interessant ist in diesem Kontext, dass Experten wie Antony Giddens und Dirk Baecker, aber auch Werner Sombart die Ursachen des Kapitalismus mit der Einführung der doppelten Buchhaltung verschränken. Die von dem Franziskanermönch Luca Pacioli, erstmals im Jahr 1494 veröffentlicht wurde. Wie Sombart ausführt, wurde diese „Leistung“ bis heute nicht zureichend als eine große Kulturleistung der Menschheit gewürdigt. Ja, warum eigentlich. Vielleicht weil die meisten mit Schaudern an die Buchhaltung in der Schule zurückdenken und damit Buchhalter kein gestecktes Karriereziel beinhaltete. Frei nach Foucault aus der Neuzeit des geregelten Wahnsinns, direkt in die Post-Modere in den ungeregelten Wahnsinn ins selbstbezeichneten Zeitalter der Vernunft. Auf der Ebene des Konkreten übersetzt sich jede Autologie in eine Auflösung der verfestigten Formen von Externalisierung in ein wachsendes Bewusstsein von Zirkularität. Immer mehr Wahlmöglichkeiten erscheinen als Gegenstand von Entscheidungen, gleichzeitig fühlt man und ist sich offensichtlich nicht darüber im Klaren, dass Entscheidungen die Determination der in Frage stehenden Faktoren nicht nur nicht ermöglicht, sondern beiträgt, die bestehende Komplexität zusätzlich zu steigern. Von Luhmann stammt: „Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern“. Außer vielleicht im alltäglichen Wahnsinn?
--[[Benutzer:Felber Franz|Felber Franz]] 22:50, 2. Dez. 2011 (CET)Felber 2.12. 22 Uhr 47
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--[[Benutzer:Felber Franz|Felber Franz]] 22:50, 2. Dez. 2011 (CET)

Version vom 2. Dezember 2011, 23:51 Uhr

Da keine Vorlesung stattfindet, fühle ich mich bemüßigt hier einen Beitrag einzuschreiben: Nicht ganz in Ordnung finde ich, dass niemand bereit ist zu kommunizieren:

Ist das hier Volkswirtschaft: Ich denke schon. „Bricht Europa auseinander“ ist eine der häufigst gestellten Fragen den letzten Wochen.

Die Welt geht schlecht. Sie ist verbraucht, aber ihre Abnutzung zählt nicht mehr. Uns fehlt das Maß für das Maß, sagt Derrida. Was ist es, was diesem Zeitalter widerfährt? Es widerfährt der Welt mit uns, ja mit uns. Wohin hat sich die teleologische Ordnung hinbewegt, wohin ist sie abhanden gekommen? Ja, was ist aus unserer Ordnungswelt geworden? Das Unzeitgemäße ist zum Zeitgemäßen geworden und doch - wir leben in der Unzeit. Oder ist es nur ein theatralisches Abgleiten in semantische Spielereien, oder Spielereien von kryptologischen Endzeitmachenschaften, die ein gewisses Maß an Spannungskribbeln verursachen? Nein, es ist der kapitalistisch durchtränkte Neoliberalismus an dem weite Teile des Weltsystems zutiefst erkrankt sind. So eine Situation wird mit dem sehr allgemein und weitgehenst neutral gehaltenen Begriff der „Krise“ apostrophiert. Für Reinhard Koselleck liegt im Wesen einer Krise, dass eine Entscheidung fällig ist, aber noch nicht gefallen, und es gehört ebenso zur Krise, dass offenbleibt, welche Entscheidung fällt. Die allgemeine Unsicherheit in einer krisenhaften Situation ist also durchzogen von der einen Gewissheit, dass - unbestimmt wann, aber doch bestimmt, unsicher wie - aber doch sicher - ein Ende der kritischen Situation bevorsteht. Die mögliche Lösung bleibt ungewiss, das Ende selbst aber, ein Umschlag der bevorstehenden Verhältnisse - drohend und befürchtet oder hoffnungsvoll herbeigewünscht - ist den (Ein)wohnern der Krise gewiss.

Die Krise beschwört die Frage an die geschichtliche Zukunft. Diese Ende der 50er Jahre prognostizierte Analyse ist so aktuell wie nie zuvor. Da es eben nicht nur eine Ökonomie des Geldes gibt, sondern offensichtlich schon etwas länger, auch so etwas wie eine Ökonomie des Denkens, was uns trotzdem nicht beruhigen sollte, sagt uns das doch nur, dass auslösende Reflexionen sich Verselbstständigen und so in Zusammenspiel mit Kapital, virtuell oder nicht, zu einer unberechenbaren bedrohlichen „künstlichen“ Lebenskatastrophe sich zusammenbrauen können - oder müssen? Es ist natürlich ungerecht, so sind Menschen, die Welt damit zu konfrontieren, die hat andere Sorgen, mit Lebewesen die langsam aber sicher unbequem werden, die unsensibel genug, ihre Grenzen offenbar nicht kennen und schon gar nicht erkennen. Für die Welt ist es nur eine Phase, auch eine Entwicklungsphase, aber nur eine epochale Phase eben. Die Welt will sich nicht entscheiden zwischen dem Schlechten als Leiden und dem Schlechten als Unrecht oder Verbrechen. Aber was soll sie sich denken zwischen der unerschütterlichen Leichtigkeit des Daseins, die ihre jetzt doch wieder so umtriebigen Protagonisten gedankenverloren in ihre Rinde oder Kruste versuchen so nachhaltig einzuschreiben.


Was sollen wir heute denken, um weiter mit Derrida zu sprechen, von dieser unerschütterlichen Leichtigkeit, die darin besteht, den Triumphgesang des ökonomischen neoliberalen Kapitalismus zu singen. Die Universalisierung der abendländischen Demokratie als Endpunkt menschlicher Herrschaft zu feiern, als „Ende des Problems der sozialen Klassen“? Welcher Zynismus des guten Gewissens, welche manische Verleugnung bringt jemanden dazu, zu schreiben - wenn nicht gar zu glauben -, dass alles, was der wechselseitigen Anerkennung der Würde der Menschen immer und überall im Wege stand, von der Geschichte widerlegt und beerdigt wurde. Seit ihren frühesten Anfängen wird die Wirtschaft des Marktes regelmäßig von Krisen heimgesucht. Aus heutiger Perspektive ist eine verwegene Neuheit, dass in bedrohlicher Regelmäßigkeit diese Krisen in noch nie dagewesener Häufung und Schwere auftreten und dabei jedesmal eine gigantische Vermögensvernichtung nach sich ziehen. Sollten wir auf diesem Kurs weitermachen, und nichts deutet auf Gegenteiliges hin, dann vertrauen wir einem System unsere Zukunft an, welches uns lediglich im Rhythmus von fünf bis zehn Jahren an den Rand der Selbstzerstörung bringt und nur mit unbeschreiblich hohen finanziellen Ressourcen, wie einen Koma-Patient am Leben erhalten lässt. Interessant ist in diesem Kontext, dass Experten wie Antony Giddens und Dirk Baecker, aber auch Werner Sombart die Ursachen des Kapitalismus mit der Einführung der doppelten Buchhaltung verschränken. Die von dem Franziskanermönch Luca Pacioli, erstmals im Jahr 1494 veröffentlicht wurde. Wie Sombart ausführt, wurde diese „Leistung“ bis heute nicht zureichend als eine große Kulturleistung der Menschheit gewürdigt. Ja, warum eigentlich. Vielleicht weil die meisten mit Schaudern an die Buchhaltung in der Schule zurückdenken und damit Buchhalter kein gestecktes Karriereziel beinhaltete. Frei nach Foucault aus der Neuzeit des geregelten Wahnsinns, direkt in die Post-Modere in den ungeregelten Wahnsinn ins selbstbezeichneten Zeitalter der Vernunft. Auf der Ebene des Konkreten übersetzt sich jede Autologie in eine Auflösung der verfestigten Formen von Externalisierung in ein wachsendes Bewusstsein von Zirkularität. Immer mehr Wahlmöglichkeiten erscheinen als Gegenstand von Entscheidungen, gleichzeitig fühlt man und ist sich offensichtlich nicht darüber im Klaren, dass Entscheidungen die Determination der in Frage stehenden Faktoren nicht nur nicht ermöglicht, sondern beiträgt, die bestehende Komplexität zusätzlich zu steigern. Von Luhmann stammt: „Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern“. Außer vielleicht im alltäglichen Wahnsinn? --Felber Franz 22:50, 2. Dez. 2011 (CET)