Diskussion:Physikalischer Determinismus und Kausalität - ein Diskussionsbetrag zum Thema "Freiheit im Kopf". Von: HBl

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Der gegenständliche Artikel schließt mit dem Satz "Es kann nicht jene spezifische Art von Determination und Kausalität gemeint sein, wie sie die exakte Naturwissenschaft versteht."

Selbst die "exakte" Naturwissenschaft geht nicht davon aus, dass determinierte Ereignisse prädizierbar sein müssen. Determiniertheit besagt lediglich, dass es ein mathematisch formuliertes Naturgesetz gibt (geben kann), das bei Kenntnis aller Randbedingungen eine (exakte oder statistische) Prognose ermöglicht. Mit zunehmender Komplexität steigt die Anzahl der Randbedinungen und Rückwirkungen, sodass Prognosen immer unsicherer und ab einer (un)gewissen Komplexität sogar prinzipiell unmöglich werden. Laplace hat dazu einen Dämon benötigt, heute verwendet man die Chaostheorie. Bei der Wetterprognose akzeptieren wir das, warum nicht bei der Gedankenprognose?

Wenn es heute bereits möglich ist, Gedanken (bzw. willentliche Handlungen) mit einer gewissen Wahscheinlichkeit zu prognostizieren, so wird es eines Tages wohl auch möglich sein, die Neigung zu bestimmten Handlungen (Verhaltensmustern) zu bestimmen, Sicherheitsverwahrung inklusive. Wie die Gesellschaft damit umgehen wird, hängt vom Ethos ab, das sich die Gesellschaft (bzw. die Bioethikkommission) gibt.

Selbst wenn Willensfreiheit Illusion ist, benötigen wir sie im täglichen Leben als Arbeitshypothese. Wie bereits in meiner Arbeit "Ist Willensfreiheit Glaubenssache?" ausgeführt, scheint mir ein derartiger Glaube an Willensfreiheit (Autonomie) sogar unverzichtbarer als ein Glaube an Transzendenz (Gott).

--Hofbauerr 15:04, 25. Jan 2007 (CET)