Diskussion:Erzählen (ZuK)

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Ich möchte wissen, wie Erzählen, Zeit und Sinn zusammenhängen.

Zuerst Gedanken zum Erzählen mit Bildern. Die einfachste Weise eine Geschichte mit Bildern zu erzählen ist sie fortlaufend anzuordnen. Den Beginn macht das dem Inhalt der Geschichte nach früheste Bild, dann folgt in der räumlichen Anordnung das zeitlich nächste. Ich werde kein Problem damit haben, die Geschichte zu verstehen, soferne ich das Dargestellte gut genug kenne. Aber selbst wenn ich zB in Comic-Form etwas betrachte, dessen Handlungen ich nicht verstehe, kann ich sagen: Zwar verstehe ich die Geschichte nicht, weil hier Handlungen vollzogen werden, die mir nichts sagen; aber gewiß ist, daß es hier etwas zu verstehen gibt, weil es von Bild zu Bild eine zeitliche Progression gibt und weil es auch auf der Hand liegt, daß die Bilder in ihren Szenen zusammenhängen, eine Geschichte ausmachen. Ich muß nur die Voraussetzung mitbringen, daß ich weiß, wie die zeitliche Abfolge räumlich geordnet ist.

Wie erzählt eine Serie von Hochzeitsfotos? Die Abfolge von Schaufenstern entlang einer Einkaufsstraße? Blicke aus dem Zugfenster? Erzählung enthält noch mehr als Bilder in temporaler Folge. --anna 14:49, 27. Jul 2005 (CEST)

Wenn ich die 14 Stationen des Kreuzweges von C in einer waagrechten Reihe vor mir habe, dann muß ich nur wissen, wo ich anfangen muß, und nach welchem Prinzip ich das nächste Bild ausmachen kann. Wenn wie üblich von li nach re fortlaufend geordnet, wird jemand, der von re nach li liest wohl den Umstand registrieren, daß die Geschichte zeitlich rückwärts erzählt ist, nichtsdestotrotz wird er sie als sinnvoll anerkennen und eventuell über das besondere Raffinement der zeitlichen Umkehrung eine gesonderte Reflexion anstellen. Typische Beispiele sind hierfür das Comic, ein Filmstreifen, ein Daumenkino, der Kreuzweg C; alle vorerst in der einfachen linear fortlaufend zeitlichen Ordnung. Sie haben gemeinsam, daß mit klar voneinander geschiedenen Bildern erzählt wird, die von uns zu einer kontinuierlichen Geschichte synthetisiert werden. Comic und Kreuzweg im Kopf; Daumenkino manuell, der Filmstreifen mit einer Apparatur oder aber beide auch im Kopf, so wir möchten.

Erzählungen haben, denke ich, von Vornherein eine kompliziertere temporale Struktur. Man muss in sie schon vom Ende her einsteigen, anders gesagt: der mögliche Schritt von 1 nach 2 liegt in der Logik der Erzählung "vor" dem faktischen Übergang. Weniger kryptisch: Erzählungen unterscheiden sich von aneinandergereihten Zustandsmengen. --anna 14:59, 27. Jul 2005 (CEST)

In der römischen Reliefplastik am Beispiel der Trajanssäule auf dem Trajansforum findet der Versuch statt ohne Abgrenzungen der Szenen voneinander einen Erzählstrom zu bilden. Wenn ich mich in Bewegung setzen könnte, so daß ich vom Säulensockel weg die spiralförmigen Wicklungen des Reliefbandes bis nach oben mitmachen könnte, dann hätte ich das Leben des T in einer durchgängigen Erzählung wiedergegeben.

Welche Auswirkungen auf die Zeit und den Sinn haben komplexere Erzählweisen, wie Vor- und Rückblenden, den Zeitvektor verkehren, zirkulare Strukturen, und ähnliche Techniken? Wie stark kann eine Erzählung zeitlich verkompliziert werden, so, daß ein Verstehen der Geschichte noch möglich ist? Und wie jenseits dieser Grenze, im "sinnfreien Raum", wenn überhaupt, erzählen?

--Mneubauer 00:46, 15. Jun 2005 (CEST)


Ein Ausschnitt aus der Trajansäule: übergroß

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Datei mit Abmessungen größer als 12,5 MP


Derselber Ausschnitt: übersichtlich

Trajan3.jpg

trajan's column some pics