Diskussion:Bolognatsch (BD)

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Studieren?

UniLifestyle.jpg

Habe gestern eine kleine Broschüre namens "Durst. Seitenweise Studentenfutter" in die Hand gedrückt bekommen. Das dürfte eine Art Unterblatt vom Falter sein. Getriggered von der letzten Vorlesung wollte ich wissen, was dort zum Thema Bildung gesagt/gezeigt wird. Das Wort Bildung konnte ich ohne der vorhergehenden Phrase "Aus" nicht finden außer am Ende in folgendem Comic, der relativ plakativ den Konkurrenzkampf zwischen FH und Uni karikiert:

Olymp der Bildung

Olymp der Bildung.jpg

Psychotest: Fit für die FH?

Und natürlich kann ich euch dieses Schmankerl nicht entgehen lassen.

Psychotest1.jpg

Psychotest2.jpg Psychotest3.jpg

Psychotest4.jpg


Und so ähnlich zieht sich das durch die ganzen 62 Seiten durch. Natürlich unterbrochen durch Werbeeinschaltungen und einer Liste von FH's, dessen Gebäude schöne Architekturen aufweisen und sogar nach Feng-Shui eingerichtet sind... Es fällt mir schwer, darauf etwas Freundliches zu sagen außer: Von einer so jungen Redaktion, die zwischen 20 und 25 ist, hätte ich mir etwas mehr als Stereotypen erwartet.

Was jetzt?

Was ist also wichtig, wenn es um Bildung und Studieren geht? WasSchautRaus.jpg

Das ist ein sehr krasses Beispiel dafür, dass die Alltagsdiskussion rund um Bildung, in der eigentlich romantische Phrasen wie "Nach Wissen streben", "Etwas rausfinden, was der Menschheit zu Gute kommt" auftauchen müssten, stark vom Lifestyle-Aspekt mitgeprägt ist. Googolplex 00:46, 20. Mär. 2009 (UTC)

Anmerkung

Es gibt Skikurse, Kochkurse, Türkischkurse - darüber macht sich kaum jemand lustig. Ebenso: Mechanikerlehre, Gerichtspraxis, Fachärztinnenausbildung. Das sind Berufsaubildungen, darüber gibt es auch wenige Comics. Was ist also das Besondere in der Gegenüberstellung von Universitäten und Fachhochschulen?

Zunächst einmal: die Fachhochschulen positionieren sich als Konkurrenz. Sie besetzen einen den Universitäten vergleichbaren Platz. Siehe Verhaltenstherapie und Psychoanalyse, Naturfaser und Kunstfaser. Eine Orthodoxie wird in Zweifel gezogen: Nach dem Abschluss der Sekundarstufe tritt man entweder ins Berufsleben ein, oder man wählt eine akademische Ausbildung. Und worauf kommt es dabei an? Hiezu gibt es eine Menge historischer Voraussetzungen, die oft mit Überschriften charakterisiert werden: akademische Freiheit, höhere Bildung, dies academicus, Senat.

Innerhalb der klassischen Universität gab es strikt reglementierte Studiengänge, die den Charakter hochstufiger Fachausbildung hatten: Jus, Medizin, Naturwissenschaften und Mathematik, Theologie. Sie wurden in der Aussenwahrnehmung überlagert von den "Geisteswissenschaften", der Philosophischen Fakultät, deren Prestige eng mit der "humanistischen Tradition" zusammenhing. Und aus dieser Ecke kommt der Unterschied zwischen Bildung und Ausbildung. (Das Medizinstudium ist Ausbildung.)

Die Falter-Broschüre (vergleiche übrigens diesen früheren Eintrag zu "Durst": Verordnung Wissensbilanz) karikiert eine Auseinandersetzung, in welcher die Repräsentanten und Begünstigten eines überlieferten Erziehungssystems um ihre althergebrachte Position kämpfen. Es geht um wichtige Unterschiede, nur sind sie nicht so einfach verteilt, wie die Bildungsapostel behaupten. Der Titel "Bildung und Datenbanken" zielt darauf, eine simple Dichotomie durcheinanderzubringen. Zwei Anhaltspunkte für diesen Versuch:

  • Die Auseinandersetzungen über die Bologna-Reform ignorieren in der Regel den Zustand der universitären Ausbildung seit der Entwicklung zur Massenuniversität.
  • Diese Debatten operieren mit einem plakativen Bildungsbegriff. Die Aufgabe dieser Vorlesung besteht u.a. darin, seine Entstehung und Entwicklung zu verfolgen.

--anna 07:16, 20. Mär. 2009 (UTC)