Diskussion:Bildung als Ware (tphff)

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Ich bin mir jetzt nicht ganz im Klaren, ob ich diesen Beitrag als einen besonders „praktischen“ ansehen soll. Es ist glaube ich ein Teilproblem, welches einer ganzheitlichen Betrachtungsweise doch zukommt.

Zu einer umfassenden Bildungsdebatte gehört ja nicht nur, dass immer mehr Menschen die Matura machen und anschließend einen Universitätsabschluss anstreben und auch abschließen. Dies ist sicher ein bedeutsamer Index für einen Staat, für eine Gesellschaft. Zusätzlich zu diesen sehr erstrebenswerten Faktoren sollte es ein unbestrittenes Ziel eines Wirtschaftsraumes oder Staates sein, dass alle seine ins Berufsleben tretenden jungen Bürger einen Berufsabschluss nachweisen können. Dies sollte für einen Teil nach wie vor das Erlernen eines Handwerks bedeuten. Ganz eindeutig befinden wir uns in einer epochalen Zeitenwende, möglicherweise in einem Paradigmenwechsel, das wird man, wie immer, erst im Rückblick analysieren und ausdeuten können. Daher stellt sich natürlich die Frage, hat Handwerk in einer zukünftigen hoch technologisierten Dienstleistungsgesellschaft noch Chancen sich zu etablieren und zu überleben? Diese Frage ist sicher sehr schwer zu beantworten und in groß angelegten Zahlen von Berufsabgängern mit großer Wahrscheinlichkeit eher zu verneinen. Aber was mit großer und bestimmter Sicherheit ausgesagt werden kann, dass der Handwerker der Zukunft der „seinen Job versteht“ einen Bedarf weckt und gleichzeitig deckt, der unglaubliche Möglichkeiten auszuschöpfen in der Lage (leider im Konjunktiv) sein könnte. Tatsache ist auch, dass die meisten Handgewerke einem der Zeit und dem Zeitgeist entsprechendem Austrocknungsprozess ausgesetzt sind. Keine Frage: der Mainstream geht in die entgegengesetzte Richtung, das Phänomen des abbröckelnden Mittelstand wird sich fortsetzen, was soviel heißt, die große Masse wird beim Lebensmittel-Discounter und beim Textilkonzern am Wühltisch nach Preisschnäppchen (aus China) jagen. Aber dreissig Prozent der Bevölkerung werden sich anders orientieren (wollen), und zehn Prozent davon werden sich im Besonderen etablieren. Dies „ist“ eine große Chance des Handwerks, wenn es bis dato dann nicht zu spät ist. Die Nachfrage ist gewiss, ob das Angebot noch befriedigt werden kann, ungewiss. Die Frage lautet: Wer wird dieser Klientel in naher Zukunft die Anzüge, die Schuhe, die Hemden anmessen und in dementsprechend exklusiver Qualität ausfertigen? Das sind nicht die Joop, Versace oder sonstigen Kunden, die bedient die nächste Ebene. Wer wird bei ihrem Oldtimer den Vergaser einstellen, ja, überhaupt den Motor reparieren? Beim täglichen Essen (ausgenommen der bemerkenswerten Spitzengastronomie), geht es ja schon den sprichwörtlichen Bach hinunter. Über Jahrzehnte, wird durch eine Verengung im Angebot (das darf nicht mit Vielfalt im Angebot verwechselt werden) der Geschmack, da vor allem der nachkommenden Generation, nach unten nivelliert. Wo gibt es noch abseits der Industrieproduktion so etwas wie „hausgemachte Produkte“? Was versteht man heute unter einem „ehrlichen Produkt?“ Dieses Wissen ist wirklich einem kleinen Kreis von in der Tiefe der Problematik „beheimateten“ Experten vorbehalten. Auch bei den vielen Bäuerlichen Angeboten ist durchaus zu differenzieren und Vorsicht angebracht. All diese Betrachtungsweisen haben ein Für und ein Wider, eines ist unbestritten: Gerade in sensiblen handwerklichen Bereichen, geht von Generation zu Generation jede Menge Wissen verloren. Und das könnte ein beunruhigendes Faktum sein! Hier möchte ich ausklammern so hochstehend künstlerische Tätigkeiten, wie Geigenbauer oder Klavierbauer, aber auch die haben große Probleme dem hohen Standard entsprechenden Nachwuchs auszubilden. Nur ein banales Beispiel aus meiner eigenen Branche. Es ist durchaus nicht so banal echtes gutes Sauerteigbrot herzustellen. Ich habe das von meinem Vater über jahrelange Praxis gelernt. Und hier geht es nicht darum von einer Tabelle die genauen Mengen und Verhältnisse abzulesen, abzuwiegen und dann für die Verarbeitung bereitzustellen. Es geht um ein Gefühl, welches man auf die richtige Weise vermittelt bekommt, Erfahrungen die sich in vielen Erzeugungsvorgängen herauskristallisierten, darauf richtig zu reagieren und diese im Sinne des Geschmacks weiterzuentwickeln. Dies entsteht im Vieraugengespräch, daraus wird ein (und im Endeffekt viele) Versuch abgeleitet und das daraus entstehende Produkt wird auf die dadurch sich bildende Qualität des Geschmackes auf den Verfahrensprozess rückgeführt. So entsteht (vereinfacht) durch viele Erzeugungsvorgänge, die aktiv begleitet werden, ein wichtiger Erfahrungsschatz, der ebenfalls wieder nur im aktiven Arbeitsprozess weitergegeben werden kann. Nun ist es nicht meine Art mich besonders wichtig zu nehmen, es gibt im deutschen Sprachraum sicherlich noch genug „Experten“ für gutes Brot, aber mit großer Wahrscheinlichkeit werden es von Tag zu Tag weniger. --Felber Franz 22:55, 6. Dez. 2011 (CET)

Hier sehe ich eindeutig Analogien zur Philosophie. So wie die grundsätzliche Philosophie Platons und Aristoteles auch heute noch volle Gültigkeit aufweist, ist es mit den Grundlagen-Nahrungsmitteln bestellt, die sind in ihrer ursprünglichen Natürlichkeit seit Jahrhunderten ausgereizt, alles was dann dazukommt, kommt einer Veränderung oder gar Verfälschung gleich.