Diskussion:Aristoteles (tphff)

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In diesem Statement möchte ich die Bildungssituation wie sie aus meiner Sicht sich in Österreich immer noch darstellt, kurz thematisieren. Die These lautet, dass Bildung in Österreich der letzte verbliebene Klassenkampf in der Gesellschaft ist, der noch spezifisch ausgetragen wird: Und zwar ist es der Kampf um die in der Relation zuwenig bestehenden guten Schulplätze. Die Nachkriegsordnung hat in Österreich zwei Parteien hervorgebracht, die sich die Staatsmacht untereinander aufteilen. Die so genannten „Schwarzen“ aus deren Klientel die meisten Akademiker hervorgehen, und die „Roten“ oder Sozialisten, ehemals mehrheitlich Arbeiter, mittlerweile Arbeiter und Angestellte aber mehrheitlich Nichtakademiker. Hier besteht eine imaginäre Kluft, die nur in eher seltenen Fällen durchbrochen wird. Schon im praktischen Alltag hat das Kind von Akademikern seit frühester Jugend praktische Vorteile gegenüber Kindern von Arbeitern. Man müsste hier vielleicht Piaget bemühen, aber auch so kann mit ziemlicher Sicherheit gesagt werden, dass schon Kleinkindern beim Sprechenlernen der wesentlich größere Wortschatz von Akademikern zugute kommt. Des Weiteren sind Akademiker schon sehr gezielt beim Aussuchen der Grundschule, was praktisch bedeutet, dass üblicherweise eine Privatschule bevorzugt wird. Die Ehefrau, wenn nicht selbst Akademikerin, dann zumindest mit Maturaabschluss, hat selbst bei eigenem Job, das Rüstzeug sich dem Kind dementsprechend zu widmen. Bei der überwiegenden Mehrheit der Kinder, wenn man von hochtalentierten absieht, ist eine mitführende Betreuung parallel mit der Schule nicht nur wichtig, sondern geradezu entscheidend, ob das Kind eben in dieser kurzen Zeitspanne von vier Jahren (wie das in Österreich trotz aller Diskussionen immer noch vorherrschend ist), anschließend die nötige Reife besitzt, um in ein Gymnasium aufgenommen zu werden. Akademikereltern wissen hier ganz genau, wie der dafür vorgesehene Weg am effizientesten einzuschlagen ist. Zu allererst aus eigener Erfahrung dazu kommt auch, dass sie Netzwerke pflegen und sich untereinander austauschen. Der Arbeiter, aber auch der Angestellte ist meist schon finanziell benachteiligt, außerdem meist in fixen Arbeitsprozessen mit starren Arbeitszeiten mit wenig Spielraum eingebunden. Ebenso geht es der arbeitenden Ehefrau. Oft mit einer Teilzeitbeschäftigung um eben nachmittags, wenn das Kind von der Schule kommt, ebenfalls zu Hause zu sein. Der Bildungsstand der Eltern spielt hier eine tragende Rolle. Das Kind geht in die nächstgelegene Schule, oft mit hohem Emigrantenanteil, mit Sprachgewirr und damit erschwerten Lernbedingungen. Die Mutter, konfrontiert mit Doppelbelastung, dadurch oft überbeansprucht, hat wenig Lust sich in der notwendigen Weise mit dem Kind schulisch auseinanderzusetzen. Es bleibt meist bei Imperativen (lern endlich!), aber bei wenigen konstitutiven, dem Kind förderlichen Maßnahmen. Die Familien (vor allem die Mütter) von Akademikern kommunizieren untereinander und wissen meist schon zu Beginn der Volksschule den weiteren Bildungsweg ihres Sprösslings. Nicht selten wird die Schule die z. B. der Vater erfolgreich besuchte auch für das Kind wiedergewählt. So setzt sich dieser Zwei-Wege-Weg der Bildung von Generation zu Generation weiter fort, und wird leider in viel zu geringen Fällen durchbrochen. Die oben angesprochenen Parteien (hier in erster Linie die ÖVP hat wenig Interesse am Status quo etwas zu ändern), haben sich ziemlich in ihren traditionellen Positionen einzementiert. Die Sozialisten wollen zwar mit einer Gesamtschule bis zum 14. Lebensjahr die so entscheidende Reifefrage der Schüler und Wahlfrage des Schulsystems reformieren, scheitern aber immer wieder, wohl auch an der eigenen Unzulänglichkeit. Franz Felber