Diskussion:348b-350c (PSI)

Aus Philo Wiki
Version vom 6. November 2008, 12:23 Uhr von Bai ganyo (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: == Zur Problematik der Durchführung thrasymachischer Argumentationsweise und deren, ihr als gewollt unterstellbaren, rhetorischen Implikationen == An diesem Ausschnit...)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu:Navigation, Suche

Zur Problematik der Durchführung thrasymachischer Argumentationsweise und deren, ihr als gewollt unterstellbaren, rhetorischen Implikationen

An diesem Ausschnitt springen mir zwei mich irritierende Punkte ins Auge.

Davon ist ersterer die Wortwahl Thrasymachos. Wieso nennt er die von ihm gebilligte Verhaltensweise plötzlich ungerecht? Es ist doch nur eine Definitionswahl, wie ich einen Regenten, dem auch die verwerflichsten Handlungen durchgehen nennen will. Die einzige, sich mir eröffnende, Leseart ist, dass hier T. an den Regierenden Kritik zu üben versucht, womit ich jedoch keinswegs zufrieden bin. Wenn er sie ungerecht nennt, so geht er wohl von seinem eignen Sprachverständnis aus und muss feststellen, dass es die Menschen wohl am weitesten bringen, die recht ungerecht sind, und, aufgrund ihrer klugen Verfahrensweise, dennoch zu Staatsoberhäuptern erkoren werden, dass er diese darob weise heißt ist nicht verwunderlich. Hingegen leben Gerechte, wie Sokrates, eben aufgrund ihrer Gerechtigkeit eher schlecht als recht.

Die Ironie und die Polemik, die man gedrungenermaßen daraus herausliest toppen in meinen Augen sogar die vielgerühmte sokratische Ironie, die sich, sich an Worten festkrallend und den schönen Doppelsinn der Worte (, der, meinem Verständnis nach, an den Begriff der Ironie gekettet ist) verkennend, uns als plump und lehrmeisterhaft darstellt.

Die eigentliche Irritation dieses ersten Punktes verschmiltzt mit der Irritation des zweiten, welcher da wäre, warum Sokrates annimmt, dass ein Verständiger nicht vor anderen Verständigen hervortreten wolle. Ausgenommen der Fall, im alten Griechenland hätte es nicht einen Funken des Ehrgeitzes gegeben, ist dieses Argument schlichtweg falsch.

Nun wieder zurückkehrend zu Thrasymachos, frage ich mich, (abgesehen von der, sich mit der zynischen Leseweise ebenfalls nicht deckenden, Tatsache, dass Thrasymachos die Unterstellung annimmt, er würde Ungerechtigkeit für schlecht und vice versa halten) wenn schon Sokrates über ca. eine halbe Seite fragt, ob der Tonkundige/Heilkundige verständlich oder unverständlich, gut oder schlecht ist, ob denn Thrasymachos tatsächlich so dämlich ist, nicht draufzukommen, worauf Sokrates hinauswill und sich, angesichts seiner doch sehr gewitzten Argumente davor im Text, nicht in der Zwischenzeit eine passende Antwort einfallen zu lassen? --Iossif T. 11:23, 6. Nov. 2008 (CET)