Diskussion:20.11.2013 Fink, Bruce (2012): Wider den Verstehenszwang. Weshalb Verstehen nicht als wesentliches Ziel der Psychoanalyse aufgefasst werden sollte: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Philo Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
(Die Seite wurde neu angelegt: „-------------------------------------------------------------------------------------------------------- Ich habe mich noch nicht eingehender mit der Thematik…“)
 
(Die Seite wurde geleert.)
 
Zeile 1: Zeile 1:
--------------------------------------------------------------------------------------------------------
 
  
Ich habe mich noch nicht eingehender mit der Thematik befasst, mir hat der Text jedoch sehr gefallen, aufgrund seines Praxis-Bezugs und der Verbindung zur Erkenntnistheorie - schließlich sollte es doch der Aufgabe der Philosophie entsprechen kritisch und konstruktiv zu begleiten wo "verstanden" werden will (In Wissenschaft und Alltag, wie auch allen anderen "Disziplinen"). Nur einige Punkte seiner Kritik scheinen mir auf erster Sicht doch etwas unausgereift, vielleicht einfach überspitzt - aber was meint Ihr?
 
 
"''Es gibt keine Notwendigkeit für den Analysanten ,
 
etwas zu wissen, damit es ihm besser geht'' [...]" (298)
 
- Ja, aber korreliert es nicht stark?
 
 
"''Einige Kliniker mögen entgegnen, dass das, was sie mit Verstehen meinen,
 
etwas sei, das man bis in die Knochen spürt.''" (314)
 
- Man sollte doch meinen, dass mit Verstehen von Praktikern jenseits der Bewusstseinspsychologie auch nicht die hier herangezogene Wörterbuchdefinition des kognitiven "Begreifens" (als "intellektuelles Zu-Fassen-Kriegen") zutrifft! Wer behauptet denn tatsächlich, dass ein Verstehen auf bewusst-kognitiver Ebene hinreichend sei? Eher sollte es doch der sog. "Einsicht" im Prozess des Durcharbeitens entsprechen, welche immer AUCH "affektiv" ist (was i.G.z. "kognitiv", etwas dualistisch-reduktionistisch wirkt, doch wohl meist das Tiefere, Ganzheitliche (eben das Wesen bzw. die Seele bewegende) ausdrücken soll) . Es sollte doch gerade zur Frage stehen wie ein solch tiefer-gehendes Verständnis zustande kommt. Dass ein Verstehen nun praktisch nichtig ist, da nur die "Veränderung" zählt (selbstverständlich, wer sollte das bezweifeln?) ist doch ein pragmatischer Fehl- bzw. Kurzschluss ("Wer heilt hat recht"), was weder der Intention noch dem Niveau des Textes entspräche.
 
 
Natürlich können wir nie etwas Verstehen, so wenig wir etwas verifizieren können. Doch geht es hier doch um den praktischen Umgang mit dieser Erkenntnis der Demut. Wie so oft bleibt daher die Frage, inwieweit das hier vertretene, vielleicht phänomenologische Ideal des Theorie- und Wert-freien Aufnehmens bzw. "Zuhörens" in der Praxis möglich ist?
 
 
"''Um das einen Schritt weiter zu tragen, möchte ich dafür argumentieren,
 
dass jegliches Verstehen als irreführend, wenn nicht als schlichtweg falsch
 
anzusehen ist, da Verstehen immer partiell, vorläufig, vielschichtig, unvollständig
 
und projektiv (imaginär) ist.''" (315)
 
 
Im hermeneutischen Zirkel des Verstehens ist gerade das Vorläufiger der Antrieb, weshalb es nur wegführende oder voranbringende Interpretationen gibt (was sich im therapeutischen Prozess "in vivo" eher zeigt als in jeder erkenntnistheoretischen Auseinandersetzung). Dass Interpretation wie Deutung nur gemeinsam im Prozess Sinn macht sollte denke ich Konsens sein. (Fink drückt den aktiven Part des Analysanten (sic!) ja auch in der Schreibart des Wortes aus.). Wird der analytische Prozess nicht gerade durch sie geleitet? Auch wenn sich Fink dessen sicher bewusst ist geht er m.E. hier leider zu wenig darauf ein (vielleicht woanders, vielleicht unterschlägt er es auch um seinen Standpunkt klar zu machen).
 
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------
 

Aktuelle Version vom 20. November 2013, 23:36 Uhr