Diskussion:Podcasts Palette (PPW)
(Ich bin nicht sicher, ob dieser Eintrag hier gut platziert ist und bitte um Verschiebung an einen passenderen Ort, falls nicht.)
Der PEL-Podcast, Bandcamp und "Community" statt "Kunden"
Es geht um eine Sache der Assoziation, also die Art, wie bestimmte Gruppen versammelt werden. Ich möchte die Bezahlusancen des Blogs Partially Examined Life (PEL) und die der Download-Plattform für Musik Bandcamp vergleichen und am Ende zur Diskussion stellen, ob sich durch Innovationen (“Community” statt “Kunden”) Zugänge geändert haben oder sich in Zukunft ändern könnten.
PEL: Vor ein paar Jahren war das komplette Angebot gratis zu beziehen. Seitdem haben die PEL-Macher aber Leute für bestimmte Tätigkeiten (wie Schnitt) einstellen müssen, die Seite zu betreuen koste etwas und es werde versucht, mehr Live-Shows zu produzieren, was ebenfalls Kosten verursache. Aus diesem Grund wurde der Zugang zum Angebot begrenzt (z. B. 30-minütige Snippets der oft mehrstündigen Unterhaltungen) und es gibt jetzt zusätzlich zum Spendenservice, den es, soweit ich mich erinnere, schon früher gegeben hat, Werbeschaltungen und eine Mitgliedschaft, die vorausgesetzt wird, um das gesamte Angebot nutzen zu können. Nun kann man ein “PEL Citizen” werden. Als solcher hat man Zugang zu allen regulären Inhalten in vollem Umfang und zudem zu Bonusmaterial. Fällig ist dann ein regelmäßiger Mitgliedsbeitrag von 5USD pro Monat oder 50USD im Jahr. Es scheint keine Erklärung auffindbar zu sein, weshalb die Macherinnen diesen Weg gewählt haben, aber es ist naheliegend, dass es damit zu tun hat, dass sich das neue System eher rentiert als das alte.
Bandcamp: Bandcamp basiert auf dem “direct-to-fan”-Prinzip, ist also eine Plattform, auf der Musikerinnen, Labels und Vertriebe einzelne Musikstücke, Alben, EPs, usw. nicht nur auf physischen, sondern, was den Großteil dessen ausmacht, was feilgeboten wird, ausmacht, auch als digitale Medien anbieten können. Es gibt die Möglichkeit, Festpreise zu verlangen und zusätzlich - das ist der Punkt auf den ich mich konzentrieren möchte - kann so viel bezahlt werden, wie man möchte (“name your price”), sofern diese Option von der Musikerin, dem Label, dem Vertrieb usw. aktiviert wird. Früher gab es ein Minimum von 0,50USD für Musikstücke, Album, Eps usw. und zudem die Möglichkeit von Gratis-downloads in verminderter Tonqulität/größerer Komprimierung. Dieses Mindestpreis-Modell wurde aber zugunsten des “name your price”-Modells aufgegeben.
Über Gründe der Betreiber der Webseite ist folgendes bekannt: “[T]he most promisiing insight from Bandcamp is proof that more and more fans are paying for music that they probably set out to get for free.” Vier Beispiele dafür werden genannt: “This morning someone paid $10 for an album after Googling `lelia broussard torrent`”, “a $15 sale came in from the search `maimouna yousesef the blooming hulkshare.`”, “someone spent $10 after following a link on The PirateBay, next to the plea: They sell their album as a download on their website. You can even choose your format (mp3, ogg, flac, etc.). C`mon, support this awesome band!”. Torrents, Hulkshare und ThePirateBay sind einschlägig bekannt bei Leuten, die illegale Gratis-downloads suchen. Dass gerade über diese Kanäle im Endeffekt eine Kauftransaktion motiviert wurde, ist ziemlich bemerkenswert.
Zudem: “Some more impressive Bandcamp stats: 22% of those sales happened because of Bandcamp, driven by things like tags, the home page, recommendations, and search. 40% of the time, fans pay more than the asking price for name-your-price albums. 53% of all purchases are made by fans located out side the U.S.” Es ist klar ersichtlich, dass es für Anbieter von Musik vorteilhaft ist, wenn sie (auch international) bekannt werden, wenn sie weiterempfohlen werden und sich so eine Community aufbauen und wenn technische Möglichkeiten zuhanden sind, die diese Bekanntwerdung unterstützen. (Vgl. http://www.hypebot.com/hypebot/2012/01/bandcamp-rings-up-1-million-in-december-sales-new-stats-show-direct-to-fans-potential-.html) Den Unterschied zwischen “Community” und “Kunden”, so möchte ich behaupten, macht aus, dass die Mitglieder derselben oft mehr zahlen als sie müssten (freiwillig, obwohl ihnen durchschnittliche Preise von Musikstücken bekannt sind), es ihnen also, so könnte man behautpen, darum geht, die Anbieter der Musikstücke, Alben, EPs, usw. zu unterstützen und weniger darum, ein Produkt zu erstehen.
Es spricht nichts dagegen, dass eine Musikerin/eine Band, die anfangs weniger in Musikproduktionen investieren muss (kein Mixing, kein Mastering, keine Angestellten, kein high-end Equipment,usw.) proportional anfangs weniger verdient, sich dafür aber eine Community aufbaut und später, wenn sich gewisse Erfolge einstellen (etwa: Live-Auftritte, größerer Bekanntheitsgrad) und Notwendigkeiten ergeben (besseres Mastering, besseres Equipment, usw.), zusätzlich dazu, dass reguläre Preise für Produktionen verlangt werden, weiterhin “name your price”-Angebote für z. B. Demos oder Instrumentalversionen ihrer Songs anbieten und damit Strategien nutzen, die ihrerseits dazu beitragen, dass sich die Community vergrößert (“Mulitplikatorinnen”, wie Musikjournale, die einen Track günstig anbieten können, Mitglieder der Community, die einen Song schon haben wollen, bevor das dazugehörige Album veröffentlicht wird, usw.). Oder zum Beispiel: “If you`ve built an audience through touring and physical releases, most people that will download free non-album tracks have probably supported your music financially already.” Und selbst wenn die Produktionen im “name your price”-Verrfahren im Endeffekt gratis heruntergeladen werden, werde das nicht nur bei bereits bekannten Bands ausgeglichen, “by the chance that tracks downloaded for free will create new fans”. (http://www.hypebot.com/hypebot/2015/03/the-bandcamp-dilemma-name-your-price-or-pay-mine.html)
Es ist offensichtlich, dass es Parallelen zwischen den Überlegungen der PEL-Macherinnen und den Bandcamp-Betreiberinnen gibt. Allerdings haben die Überlegungen in gewisser Weise entgegengestzte “Fahrtrichtungen”: PEL geht vom Gratisanbieter mit Spendenmöglichkeit über zur Mitgleidschaft; Bandcamp geht von einem Mindestpreis (und der Möglichkeit des downloads derselben Inhalte in geringerer Qualität) über zu wertigen (nicht-kompressierten) Gratis-downloads mit der Möglichkeit, mehr zu bezahlen, wenn das gewollt wird.
Nun bin ich weder in der Lage noch daran interessiert, Berechnungsmodelle zu entwerfen und nachzuprüfen, welches der beiden Modelle sich ökonomisch mehr auszahlt. Vielmehr geht es mir um Aspekte, die nur schwer (Kundenentscheidung), oder gar nicht (Community-Entscheidung) kalkulierbar zu machen sind. Zudem weiß ich nichts über die Beweggründe der PEL-Macherinnen und kenne auch keine Zahlen, inwiefern sich die Umstellung ausgewirkt hat. Die Überlegung, die ich nichtsdestotrotz zur Diskussion stellen möchte ist, dass die PEL-Macherinnen sich zugunsten einer (eher) sicheren, regelmäßigen Einnahmequelle und damit gegen die Erweiterung ihrer Community entschieden haben, wohingegen Bandcamp von dieser Herangehensweise zu der gegenteiligen übergegangen ist und die Reichweite der sicheren Bezahlung (die auch dem Betreiber der Seite Bandcamp zugute kommt, da dieser von jeder erfolgten Transaktion einen Prozentsatz verrechnet) vorgezogen hat.
Nun kann man sagen, dass die schiere Menge an Musik-downloads dafür sorgt, dass Bandcamp trotzdem etwas verdienen wird, was für die PEL-Seite (die wesentlich wengier frequentiert wird - auch auf iTunes) nicht zutrifft. Aber ich möchte die Aufmerksamkeit auf etwas anderes richten: Es ist diese “Grundsatzfrage”, abseits ökonomischer Kalkulationen, die ich ansprechen möchte: Sicherheit (durch “Kunden”) oder Treue (von “Communitymitgliedern”)? Regelmäßges und planbares Einkommen oder Unterstützung auf freiwilliger Basis und mit Überzeugung (mit Option auf Ausbau der Reichweite)?
Wenn hier der, durch neue Technologien mit bedingte, kleine Unterschied zwischen “Kundentreue”, die eine Strategie der Verlockung, etwa durch Preisnachlässe, Draufgaben, o. ä. darstellt und den Aufbau von Vertrauen beim Kunden begünstigen soll, während bei der “Community-Treue” demgegenüber Vertrauen gegenüber dem “Kundigen” (der althochdeutschen Bedeutung des Wortes “Kunde”), im MIttelpunkt steht, betrachtet wird, ergibt sich eine etwas ungewohnte Sichtweise.
Dadurch dass dieses Phänomen durch die notwendige Technologie ermöglicht wurde, haben sich Herangehensweisen ergeben, die mitunter noch kontraintuitiv wirken (vorausgesetzt der Unterschied zwischen "Kundentreue" und "Communit-Treue" wird anerkannt). Interessant wäre es nun - vorausgesetzt die “Community” birgt, wie ich am Beispiel: Bandcamp zu zeigen versuct habe, wirklich die Möglichkeit, Grundlage für erst durch das Internet aufgekommene, also relative neue, Überlegungen zu sein -, zu schauen, ob sich noch andere Beispiele finden lassen, wo sich die Hinwendung zur “Community” bewährt; ob also diese besondere Form(?) der Assoziation Relevanz hat/immer mehr erlangt, oder nicht.
Euphon (Diskussion) 19:19, 15. Nov. 2016 (CET)