Diskussion:Open Culture - Kritik
Ich möchte hier ein Mißverständnis ausräumen, was die Frage eines möglichen Wohlstandsverlust durch Open Culture betrifft. Wie ich versuchen werde zu zeigen, basiert diese Annahme auf einem falschen Verständnis gängiger Wohlstandsindikatoren.
Geld (Volkseinkommen, BIP...) ist nur ein Indikator für Wohlstand, nicht aber der Wohlstand selbst! Unter bestimmten Umständen kann er sich zum Wohlstand sogar negativ verhalten. Bsp.: Ich jage eine Brücke in die Luft. Um mich zu finden, erhält die Polizei zusätzliche Geldmittel. Nach meiner Verhaftung sperrt mich der Staat für viele Jahre ins Gefängnis. Zudem wird die Brücke wieder aufgebaut, um den vorherigen Zustand wieder herzustellen. All die genannten Ausgaben (inklusive der Kosten für das Dynamit) erhöhen laut gängiger volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung das Bruttoinlandsprodukt. Keineswegs wird dadurch aber der Wohlstand selbst erhöht! Im Gegenteil, die Bevölkerung fürchtet sich bis zu meiner Verhaftung vor weiteren Anschläge, der Fluß kann bis zur Wiedererrichtung der Brücke nicht passiert werden, Menschen müssen deshalb täglich früher aufstehen, um über den längeren Weg dennoch pünktlich zur Arbeit zu erscheinen... Mein Anschlag führte also nicht zu einem Wohlstandsgewinn (wie in der Ökonomie angenommen) sondern zu einem Wohlstandsverlust!
Tatsächlich ist der entscheidende Indikator nicht das Volkseinkommen, sondern die Produktivität. (Wieviel Input wird für ein Output benötigt?)
Umgelegt auf Open Culture heißt das folgendes: Wenn es z.B. durch Freie Software zu einem Produktivitätszuwachs kommt, so ist die entscheidende Frage folgende: "Bringt mir das was?" Die Antwort dazu lautet eindeutig ja (sonst würde ich sie ja nicht verwenden). Mein Leben wird durch Freie Software angenehmer, auch wenn damit vorher niemand Geld verdiente. Ich erspare mir die ursprünglich zu berappenden Lizenzkosten für kommerzielle Produkte und kann das Geld woanders einsetzen (z.B. für Urlaub).
Weiteres Beispiel: Wenn ich Informationen aus der Wikipedia gratis bekomme, so erspare ich mir den Kauf einer kommerziellen Enzyklopädie. Es wäre absurd anzunehmen, dass es besser wäre für etwas zu bezahlen, das ich woanders gratis bekomme, nur damit irgendein Wohlstandsindikator steigt (durch den Kauf wird steigert sich das BIP). Wenn durch mein Verhalten eine kommerzielle Firma an Gewinn einbüßt, so ist das für deren Beschäftigten zwar unangenehm, aber es senkt nicht den Wohlstand.
Es verhält sich genau umgekehrt. Durch die neue "Technologie" (Open Culture) verliert das von der Firma produzierte Gut (z.B. die Encarta) ihren realen Wert. Ein gängiger Vorgang, der tagtäglich passiert, wenn auch meist in kleinerem Maßstab. Wie dem auch sei, laut Innovationstheorie führt ein solcher Technologiesprung (trotz einzelner Verlierer) in Summe stets zu einem Wohlstandsschub.
Dies ist auch leicht zu begründen. Es gibt nun einfach eine bessere (weil kostengünstigere) Alternative zum Vorgängerprodukt. Das kommerzielle Gut weiterzuproduzieren würde dagegen bedeuten wertvolle Resourcen (Arbeitskraft...) zu vergeuden. Sinnvoller ist es, diese Resourcen in die Produktion anderer (ökonomisch betrachtet: konkurrenzfähigere) Güter zu investieren.
Hier wird aber wiederum die persönliche mit der volkswirtschaftlichen Sicht verwechselt. Wenn ich statt des kostenpflichtigen das kostenfreie Produkt... äh... erwerbe, ist das zwar für mich kostengünstiger, aber gesamtwirtschaftlich werden trotzdem Ressourcen verbraucht - um das kostenfreie Produkt zu produzieren, ist genauso Arbeitskraft nötig. Mag sein, daß der Wohlstand nicht sinkt, aber wo er steigt, sehe ich auch nicht. --H.A.L. 16:53, 26. Feb 2006 (CET)
PS: Vielleicht sollte man an dieser Stelle besser über den Artikel diskutieren als über Wohlstandsindikatoren. Wenn diese Anmerkungen noch im Lernobjekt Platz finden, hat die Zielgruppe auch was davon.
Fazit: Durch das Aufkommen "freier Güter" sinkt der Wohlstand nicht, sondern er steigt. Lediglich der (schlechte) Wohlstandsindikator BIP geht zurück, was für den tatsächlichen Wohlstand jedoch belanglos ist.
Spitzl 17:57, 21. Feb 2006 (CET)
Ich habe die obige Diskussion in den Artikel als Frage aufgenommen. Sicher lässt sich Wohlstand - und schon gar nicht Glück - nicht ausschließlich an Indikatoren messen. Produktivität scheint mir aber noch ungeeigneter als das BIP. Jedenfalls dann, wenn man Produktivität - wie ich obige Definition von Roland Spitzlinger verstehe - als Menge der von einer Gemeinschaft produzierten Waren und Dienstleistungen interpretiere, unabhängig von den Bedürfnissen, die sich in der Bereitschaft äußern, eine Gegenleistung zu erbringen. Eine Volkswirtschaft, in der Produkte und Dienstleistungen frei und reichlich zur Verfügung stehen, gibt es lediglich im Schlaraffenland. Und Kulturen, die es ausschließlich mit Gabe oder Tausch, also ohne Geldwirtschaft, versucht haben, haben keinen Wohlstand erreicht.--Hofbauerr 12:37, 3. Mär 2006 (CET)
Ja, aber so paßt's auch wieder nicht :-) Denn der Wechsel von der Kritik am Rückgang der Wirtschaftsleistung zur Kritik an den traditionellen Indikatoren kommt so unvermittelt, daß man ihn leicht überliest. Vielleicht sollte man ihn stärker herausarbeiten, etwa: "Allerdings gehen diese Modelle von traditionellen Indikatoren..." - Edit: Habe den entspr Satz im Text geändert. --H.A.L. 10:15, 15. Mär 2006 (CET)
vorletzter Absatz im Begriffsdefinition-Teil: "derartiges" durch "entsprechendes" ersetzt. "Derartiges" würde auf ein Gesellschaftsmodell verweisen, das vorher genauer beschreiben werden müßte, als das der Fall ist. --H.A.L. 10:26, 15. Mär 2006 (CET)
"Rechtliche Frage", erster Absatz: die Formulierung "Publikation samt Quellenangaben" habe ich erst beim zweiten Mal verstanden, und das auch nur, weil ich weiß, wie wissenschaftliches Schreiben funktioniert. Habe den Text entsprechend verändert. Beim Übergang zur Software habe ich das Beispiel wissenschaftliches Schreiben noch einmal aufgegriffen, ich denke, dadurch kann man besser an das vorher Gesagte anknüpfen. --H.A.L. 10:39, 15. Mär 2006 (CET)
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Genehmigung für die Karikatur zu "Copyright":
From: Roger [1] Sent: Freitag, 17. März 2006 20:04 To: 'Raimund Hofbauer' Subject: AW: Karikatur "Copyright"
Hallo Herr Hofbauer, das geht in Ordnung. Viele Grüße Roger Schmidt Birkenallee 10 25712 Buchholz Tel.: (04825)1716 Mobil: 0170 4145560 Roger.Schmidt@ohmpage.de http://www.karikatur-cartoon.de
- ----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Raimund Hofbauer Gesendet: Freitag, 17. März 2006 18:04 An: roger.schmidt@ohmpage.de Betreff: Karikatur "Copyright"
Sehr geehrter Herr Schmidt!
Gemäß Ihren Nutzungsvorgaben möchte ich Ihre im Betreff genannte Karikatur in ein nichtkommerzielles Studienprojekt einbinden, das derzeit als Übungsarbeit einer Seminargruppe des Instituts für Philosophie an der Universität Wien entsteht. Es handelt sich um ein Lernmodul für Oberstufen von Gymnasien zum Thema Open Culture. Der Entwurf des Lernobjektes befindet sich im WIKI Web des genannten Institutes, Ihr Bild im Abschnitt Kritik. Der Link auf Ihre Homepage erfolgt bei Anklicken des Bildes bzw. aus dem Quellenverzeichnis
Mit freundlichen Grüßen
Raimund Hofbauer
Dipl. Ing. Raimund Hofbauer Edelhof, Hauptstraße 93 3420 Kritzendorf, AUSTRIA phone: +43 676 4912513 FAX: +43 2243 24797 26 raimund.hofbauer#gmx.at (# durch @ ersetzen!) http://raimund-hofbauer.at.tc
--Hofbauerr 20:18, 17. Mär 2006 (CET)