Die wunderbarste geistige Maschine, die je entstand (Code)

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Exzerpte aus: Edmund Husserl: Philosophie der Arithmetik. Hrsg. von Lothar Eley. Den Haag 1970

Zur Logik der Zeichen (Semiotik). S. 349-356


Es ist hier nicht unsere Aufgabe, detailliert zu schildern, welche immense Bedeutung die uneigentlichen Vorstellungen wie die Symbole überhaupt für unser gesamtes psychisches Leben besitzen. Sie beginnen sich einzustellen auf den frühesten Stufen der psychischen Entwicklung und begleiten diese, immer mehr um sich greifend, immer umfassendere und kompliziertere Funktio­nen erfüllend, bis auf die höchsten Entwicklungsstufen. Ja, noch mehr dürfen wir behaupten: Sie begleiten nicht bloß die psy­chische Entwicklung, sondern bedingen sie wesentlich, machen sie allererst möglich. Ohne die Möglichkeit äußerlicher, dauernder Merkzeichen als Stützen unseres Gedächtnisses, ohne die Möglich­keit symbolischer Ersatzvorstellungen für abstraktere, schwer zu unterscheidende und zu handhabende eigentliche Vorstellungen oder gar für Vorstellungen, die uns als eigentliche überhaupt ver­sagt sind, gäbe es kein höheres Geistesleben, geschweige denn eine Wissenschaft. Die Symbole sind das große natürliche Hilfsmittel, durch welches die ursprünglich so engen Schranken unseres psychischen Lebens durchbrochen, durch welches diese wesentlichen Unvollkommenheiten unseres Intellekts, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, unschädlich gemacht werden.


Zur Erinnerung: J. Schnabel: Schmetterling und Taucherglocke


Auf eigentüm­lichen, höheres Denken ersparenden Umwegen befähigen sie den menschlichen Geist zu Leistungen, die er direkt, in eigentlicher Erkenntnisarbeit, niemals vollbringen könnte. Die Symbole die­nen der Ökonomie der geistigen Arbeitsleistung wie die Werkzeuge und Maschinen der Ökonomie der mechanischen Arbeits­leistung. Aus freier Hand trifft der vorzüglichste Zeichner einen Kreis nicht so gut wie der Schulknabe mit dem Zirkel. Der unerfahrenste und schwächste Mann leistet mit einer Maschine (wofern er sie nur zu handhaben weiß) unvergleichlich mehr als der erfahrenste und stärkste ohne sie. Und nicht anders verhält es sich auf geistigem Gebiete. Man nehme dem größten Genie die Symbol-Werkzeuge und es wird unfähiger als der beschränkteste Kopf. Heutzutage vermag ein Kind, das Rechnen gelernt hat, mehr als im Altertum die größten Mathematiker. Probleme, für sie kaum faßlich und ganz unlöslich, erledigt heute ein Anfänger ohne besondere Mühe und ohne besonderes Verdienst. Und wie die Werkzeuge in immer steigender Komplikation bis zu den wunderbarsten Maschinen eine Stufenreihe darstellen, welche den Fortschritt der Menschheit in der mechanischen Arbeitsleistung widerspiegeln, so verhält es sich auch mit den Symbolen in Be­ziehung auf die geistige Arbeitsleistung. Mit der bewußten Anwendung von Symbolen erhebt sich der menschliche Intellekt zu einer neuen, der wahrhaft menschlichen Stufe. Und der Fortschritt der intellektuellen Entwicklung läuft parallel mit einem Fortschritt in der Kunst der Symbole. Die großartige Entwick­lung der Naturwissenschaften und die dadurch begründete der Technik bilden vor allem den Ruhm und Stolz der letzten Jahrhunderte. Aber nicht mindere Ruhmestitel scheint doch zu ver­dienen jenes merkwürdige, immer noch nicht aufgeklärte Symbolsystem, dem jene das meiste danken, ohne welches Theorie wie Praxis völlig hilflos wären: <font color="purple"das System der allgemeinen Arithmetik, dieser wunderbarsten geistigen Maschine, die je erstand.

Unter den Zeichen spielen die „uneigentlichen” V o r s t e l lu n g e n eine besonders wichtige Rolle. Unserer Definition gemäß ist jeder Inhalt, der uns nicht als das, was er ist, sondern nur indirekt, vermittels irgendwelcher Zeichen gegeben ist, ein uneigentlich vorgestellter. Danach ist es klar, daß die Begriffe Zeichen und uneigentliche Vorstellung nicht etwa zusammenfallen. Jede uneigentliche Vorstellung ist wohl ein Zeichen, aber es ist nicht umgekehrt jedes Zeichen eine uneigentliche Vorstellung. Ist uns eine Sache nicht direkt, sondern nur unter Vermittlung von Zeichen gegeben, dann vertritt der Komplex dieser Zei­chen bzw. das aus ihnen zusammengesetzte Zeichen die Sache. Aber nicht jedes Zeichen hat diese stellvertretende Funktion, und es hat auch nicht jedes die Eignung dazu. Denn nur dann, wenn das Zeichen eindeutig, wenn es für sich allein hinreichend ist, um die Sache, sei es äußerlich, sei es begrifflich zu kennzeichnen, ist die Sache durch das Zeichen indirekt gegeben; nur dann kann das Zeichen als Stellvertreter der Sache dienen.

Im übrigen muß man hier nicht den Begriff des eindeutigen Zeichens und den der Stellvertretung in einem strengen, logischen Sinn urgieren. Für die psychologische Möglichkeit der Stellver­tretung ist bloß erfordert die Eindeutigkeit des Zeichens in psy­chologischem Sinne. An und für sich und logisch betrachtet mag das Zeichen mehrdeutig sein, aber unter den hic et nunc wirklichen Umständen, bei dieser herrschenden Richtung des Interesses, ist es eindeutig und daher zur Stellvertretung geeignet. Nur wo wir zu Erkenntniszwecken uneigentliche Vorstellungen (eventuell mit dem besonderen Bewußtsein ihrer Funktion) verwenden wollen, da müssen wir uns notwendig von allen zufälligen und wechselnden „Umständen” befreien und demgemäß den Zeichen eine wohldefinierte logische Bedeutung erteilen, die ihnen strenge Ein­deutigkeit verleiht. Um den erläuterten Unterschied zwischen uneigentlicher Vorstellung und Zeichen prägnanter hervortreten zu lassen, wollen wir die Definition des ersteren Begriffes folgendermaßen fassen: Jedes (einfache oder zusammengesetzte, äußer­liche oder begriffliche usw.) Zeichen, welches als Stellvertreter der bezeichnenden Sache fungiert, ist eine uneigentliche Vor­stellung.

Diese Stellvertretung kann nun entweder eine vorübergehende oder eine (mehr oder minder) dauernde sein. Die uneigentlichen Vorstellungen können nämlich:

1) als bloße Vermittler zur Erzeugung der ihnen korrespondie­renden eigentlichen Vorstellungen dienen. In dieser Art funktio­nieren z. B. konventionelle Abzeichen, mnemotechnische Wortfolgen, mechanisch eingelernte Verse und dgl.

2) Die uneigentlichen Vorstellungen können aber auch als Sur­rogatvorstellungen die eigentlichen ersetzen. Hierbei sind wieder zwei Fälle zu unterscheiden:

Zeichen als Entlastung

(A) Die uneigentlichen Vorstellungen dienen als bloßer Bequemlichkeitsersatz für die eigentlichen, zur Entlastung einer höheren psychischen Tätigkeit. Als höhere psychische Betäti­gungen gelten in dieser Hinsicht: das Vorstellen in der Phantasie gegenüber dem Empfinden; das Vorstellen mehr abstrakter Inhalte gegenüber dem mehr konkreter; das Vorstellen von Re­lationen gegenüber dem absoluter Inhalte; das Vorstellen in Akten höherer Stufe gegenüber dem in Akten tieferer Stufe und demgemäß auch das Vorstellen einer Mehrheit gegenüber dem eines einzelnen Inhaltes; das Vorstellen psychischer Akte gegenüber dem primärer Inhalte und demgemäß auch das Vorstellen einer psychischen Relation gegenüber dem einer primären Inhaltsrelation. Wo es nun immer angeht, fungieren die eine niedrige psy­chische Tätigkeit erfordernden Inhalte, vor allem aber primäre Inhalte und primäre Relationen, als Surrogate für die, kurz gesagt, höheren. Im Verlaufe jedes rascheren Denkens prävalieren die uneigentlichen Vorstellungen der hier betrachteten Art in einem außerordentlichen Maße. Worte oder Schriftzeichen, begleitet von schattenhaft-unklaren Phantasmen, an und mit diesen einzelne abrupte Merkmale, rudimentäre Ansätze zu höheren psychischen Betätigungen usw., all das ohne festen Gehalt und Bestand, bald zur bloßen Wortvorstellung einschrumpfend, bald in dieser oder jener Hinsicht der Klarheit der wirklichen Vorstellung sich annähernd — das sind genau besehen unsere Ge­danken. Und so vollkommen und sicher surrogieren sie für die wirklich intendierten Begriffe, daß wir in der Mehrheit von Fällen den Unterschied beider trotz ihres ungeheuren Abstandes gar nicht gewahr werden. Die Zeichen und Rudimente vertreten die wirklichen Begriffe, aber daß sie sie vertreten, merken wir nicht. Wie ist es nun möglich, daß derartige höchst dürftige und zum Teil dem wahren Begriff der Sachen innerlich fremde Surrogate diese selbst doch ersetzen und die Fundamente auf sie abzielender Urteile, Willensakte usw. abgeben können? Die Antwort lautet : dadurch, daß die (in Beziehung auf dieselbe Sache von Moment zu Moment wechselnden) stellvertretenden Zeichen entweder die Merkmale, auf welche das momentane Interesse eben geht, als Teilinhalte in sich fassen oder wenigstens die Eignung besitzen, als die Ausgangs- und Anknüpfungspunkte psychischer Prozesse oder Betätigungen zu dienen, welche zu diesen Merkmalen oder gar den vollen Begriffen führen würden und die wir, wo immer es erfordert ist, auslösen und erzeugen können.

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Handelt es sich z.B. um den Begriff einer Kugel, dann taucht mit dem Worte blitzschnell die Vorstellung eines Balles auf, an welchem bloß die Form besonders beachtet wird. Diese Begleitvorstellung, deren Merkmal eine grobe Annäherung an den intendierten Begriff darstellt und ihn dadurch symbolisiert, mag dann wieder verschwinden, das bloße Wort übriglassend; aber ihr Auftauchen reichte doch hin, um uns der Vertrautheit mit der Sache zu ver­sichern. Oft mag sogar das Wort allein mit dem blitzartig reproduzierten Wiedererkennungsurteil genügen. Im Verlaufe des wei­teren Gedankenflusses tritt dann aus dem Schatze des Gedächt­nisses dieses oder jenes Moment hervor, dessen wir eben bedürfen; z.B. die geometrische Definition — sei es als bloßer Satz mit dem wiedererkannten Lautkomplex, sei es in dürftiger „Versinnlichung” (etwa drei oder vier gleichlange, von einem Punkt aus-laufende Strecken als grob ungenaue Phantasmen) — oder die Erzeugungsweise durch Rotation eines Kreises oder irgendein Lehrsatz usw. All das wird reproduziert mit jenem Grade der An­näherung an die bezüglichen wirklichen Begriffe, dessen wir gerade bedürfen, entweder sofort und unmittelbar oder in sukzes­siven Schritten. Vorausgesetzt ist hierbei, daß die erforderlichen Reproduktionsprozesse mit unbedingter Zuverlässigkeit sich abspielen. Sowie sie dies nicht tun, sowie uns das Gedächtnis im Stich läßt, hört auch alsbald das Verständnis auf, die Symbole erfüllen ihren Zweck nicht, der Fluß der Gedanken stockt, und wir merken nun selbst, daß uns die wahren Begriffe fehlen.

In dieser Weise gehört also zu jeder wirklichen Vorstellung ein mehr oder minder umfangreicher Komplex von Erinnerungen: Worten, Sätzen, Phantasmen mit gewohnheitsmäßig betrachteten absoluten oder relativen Merkmalen, welche durch Assozia­tion innig verknüpft sind und aus denen je nach der Richtung des Interesses bald diese, bald jene reproduziert werden. Dies ist nicht so gemeint, als ob das Interesse auf ein Unbewußtes (nämlich die „unbewußten” in der Schachtel des Gedächtnisses aufbewahrten Inhalte) sich richten sollte oder könnte. Das Interesse geht natür­lich nur auf den wirklich gegenwärtigen Inhalt: dieser psychische Akt aber bildet die psychologische Ursache für die Reproduktion eines mit dem gegenwärtigen assoziativ verknüpften Inhalts, der, früher mit jenem vereinigt, einem gleichartigen Interesse zugrun­de lag.

Im Verlaufe des rascheren Gedankenflusses surrogieren die Zeichen (wie bereits erwähnt), ohne daß wir darum wissen. Wir meinen mit den wirklichen Begriffen zu operieren. Aber selbst wenn wir, zur Reflexion gezwungen, die wahre Sachlage merken, wie wenn wir, plötzlich unsicher geworden, über die Bedeutung eines Wortes nachsinnen, begnügen wir uns doch in der Regel mit bloßen Surrogaten. Irgendwelche reproduzierten Reste und ein damit verbundenes lebhaftes Wiedererkennungsurteil genügen uns. Sie versichern uns der Möglichkeit, daß wir in jedem Augenblick fähig wären, uns den vollen Inhalt der Wortbedeutung zu explizie­ren. Wir fühlen uns mit der Sache vertraut und gehen weiter, in der Erwartung, daß der Mechanismus der Reproduktion gut funktionieren werde.

Zeichen unersetzlich

(B) Die Klasse von Surrogatvorstellungen, welche wir bisher behandelt haben, ist dadurch charakterisiert, daß die eigentlichen Vorstellungen, für welche die Surrogate eintreten, in jedem Mo­mente zu unserer Disposition stehen. Wo das Interesse nur durch sie selbst befriedigt werden kann, tauchen sie aus dem Gedächt­nisse wieder auf. Es ist auch klar, daß die vorgängige Existenz der eigentlichen Vorstellungen die Voraussetzung bildet für jene Er­satz leistenden uneigentlichen. Ganz anders verhält es sich in allen diesen Beziehungen mit den symbolischen Vorstellungen der zweiten Klasse. Dieselben dienen nicht einer bloßen Bequemlich­keit des Denkens, sind nicht Zeichen oder Abbreviaturen für die ursprünglichen und in jedem Momente leicht zu reproduzierenden eigentlichen Vorstellungen. Die Symbole beziehen sich ganz im Gegenteil auf Sachen, deren eigentliche Vorstellung uns versagt ist, sei es zeitweilig, sei es dauernd. In vielen Fällen kommt we­nigstens den eigentlichen Vorstellungen eine psychologische Pri­orität zu vor den symbolischen. So ist es bei vielen Phantasie- und allen Erinnerungsvorstellungen. Bei den ersteren ist es noch möglich, daß die zugehörigen Gegenstände nachträglich wieder zu eigentlicher Vorstellung kommen, wie wenn ich an ein Bild im Nebenzimmer denke und da hingehe und es ansehe; dagegen blei­ben die Gegenstände der letzteren einer vermeinten Vereigent­lichung für immer unzugänglich. Ein vergangenes Ereignis, dessen ich mich erinnere, ruft keine Macht der Welt zur Wirklichkeit zurück. Es ist klar, daß diese Unterscheidung a11gemein gilt. Auf der anderen Seite gibt es eine Unzahl von Fällen, wo der symbolischen Vorstellung die Priorität zukommt vor der eigent­lichen. Und auch hier wiederum scheiden sich die Fälle in zwei Gruppen, je nachdem die intendierte eigentliche Vorstellung nachträglich zur Verwirklichung kommen kann oder uns für im­mer versagt bleibt. Beispiele, die sich leicht darbieten, mögen dies erläutern. Wir lesen mit Verständnis einen geographischen Reise­bericht, ohne doch jemals Landschaften, Menschen, Tiere usw. der beschriebenen Art, geschweige denn jene selbst gesehen zu haben. Aber es mag ja sein, daß wir einmal hinreisen und sie nachträglich kennenlernen. Am leichtesten haben wir es in Fällen, wo die beschriebenen Gegenstände einer uns sonst wohl bekann­ten Art angehören. Die einzelnen Merkmale sind gegeben, deren Gruppierung und Zusammenhang wird nach bekannten Vorbil­dern in der Phantasie leicht bewerkstelligt und die Vorstellung eines Etwas, das dem gebildeten Phantasma gleicht, dient als ge­nügender Ersatz für die Sache, die nun auch, falls sie einmal selbst auftritt, erkannt werden kann. Sind wir mit so entstandenen inhaltsreichen Symbolvorstellungen hinreichend vertraut, dann erfolgt alsbald deren Surrogierung durch bequemere, inhaltsärmere oder gar äußerliche Ersatzvorstellungen (also durch eine Symbo­lisierung zweiter Stufe), entsprechend dem wiederholt erwähnten ökonomischen Zuge unseres Geistes. Betrachten wir nun Beispiele der anderen Gruppe. Schon Begriffe der Art wie Afrika, die Erde u.dgl., obschon mit den obigen Beispielen nahe verwandt, gehören hierher; ferner der Begriff des Menschen im Sinne der Phy­siologie und Psychologie und in analogem <Sinn> der Begriff eines Tieres und einer Pflanze, die Begriffe von Wissenschaften usw. Ein überaus großer Komplex von uneigentlichen Vorstellungen, durch vielerlei Urteile zusammengeordnet, mit der Möglichkeit zu einer unbegrenzten, aber durch charakteristische Merkmale umrahmten Erweiterung, bildet die Summe dessen, was der beste Ken­ner solch eines Begriffes sich vergegenwärtigen oder als zu ihm gehörig indirekt bezeichnen kann. Natürlich operieren wir auch hier nicht mit Komplexen selbst, nicht einmal in dem uns zu Gebote stehenden Umfang, sondern mit knappen Surrogaten, also mit indirekten Symbolen, welche unter Vermittlung besonders charak­teristischer Merkmale (die den Kern bilden, um den sich alle übrigen kristallisieren) und äußerlicher Zeichen die intendierten Begriffe bezeichnen und ersetzen.

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Den weitesten Abstand von den wirklichen Vorstellungen erreicht die symbolische Vorstellungs­bildung in Begriffen wie Gott, Außending, wirklicher Raum, wirkliche Zeit, Seele eines anderen usw., ferner in der Bildung widersprechender Begriffe wie hölzernes Eisen, rundes Viereck und dgl. Während es bei den vorigen Beispielen immerhin denkbar ist, daß eine gewissermaßen quantitative Erweiterung der intellektuellen Fähigkeiten eine wirkliche Vorstellung (z.B. von Afrika) ermögliche, ist es bei den jetzt vorgeführten klar, daß keine wie immer geartete Erhöhung jener Fähigkeiten zu den intendierten Begriffen führen könnte; bei einigen nicht, weil ein evidentes Urteil uns die Unvereinbarkeit der Merkmale garantiert ; bei anderen nicht, weil das Intendierte durch negative, zum Begriffsinhalt gehörige Bestimmungen ausdrücklich als außerpsychisch und darum unvorstellbar gedacht ist ; einige enthalten überdies als Merkmale die Begriffe von unendlichen Steigerungen, und zwar nicht bloß in dem Sinne von unlimitierten, sondern von aktual unendlichen (wie z.B. der Begriff Gottes, die unendlichen Vollkommenheiten), Begriffe, deren Vereigentlichung eine aktual unendliche, uns überhaupt nicht faßbare psychische Fähigkeit voraussetzen würde.


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