Die Sprache ist ein Ganzes (LWBT): Unterschied zwischen den Versionen

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Aber diese Formulierungen bringen uns nicht an einen Punkt, von dem aus wir in das Verstehen eines Satzes ''eintreten könnten''. Es ist nicht möglich, aus einer un-verständigen Position zu einer verständigen ''überzugehen''. Es ist ein Wechsel im System.
 
Aber diese Formulierungen bringen uns nicht an einen Punkt, von dem aus wir in das Verstehen eines Satzes ''eintreten könnten''. Es ist nicht möglich, aus einer un-verständigen Position zu einer verständigen ''überzugehen''. Es ist ein Wechsel im System.
  
''In'' diesem System kann man sich dann bewegen. Es gibt geordnete Verhältnisse zwischen "rot und grün" bzw. "rot und rund". Oder zwischen Kältewelle, Grippewelle und Dauerwelle. Die Position im System bestimmt die Grammatik. Weder kommt man "von ausserhalb der Sprache" in die Sprache hinein, noch "von innerhalb" nach aussen. Hier [http://phaidon.philo.at/qu/?p=1041 der Ansatz einer philosophischen Grammatik] einer Behauptung.   
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''In'' diesem System kann man sich dann bewegen. Es gibt geordnete Verhältnisse zwischen "rot und grün" bzw. "rot und rund". Oder zwischen Kältewelle, Grippewelle und Dauerwelle. Die Position im System bestimmt die Grammatik. Weder kommt man "von ausserhalb der Sprache" in die Sprache hinein, noch "von innerhalb" nach aussen.   
  
 
:"Was hat die Vorstellung meines Spaziergangs mit diesem gemein? Eben das, was dadurch ausgedrückt ist, daß ich das eine 'meinen Spaziergang' das andere 'die Vorstellung von ihm nenne."
 
:"Was hat die Vorstellung meines Spaziergangs mit diesem gemein? Eben das, was dadurch ausgedrückt ist, daß ich das eine 'meinen Spaziergang' das andere 'die Vorstellung von ihm nenne."

Aktuelle Version vom 25. Mai 2012, 09:40 Uhr

Die Sprache ist ein Ganzes (LWBT)

Die gesamte Sprache kann nicht mißverstanden werden. Denn sonst gäbe es zu diesem Mißverständnis wesentlich keine Aufklärung .
Das heißt eben, die ganze Sprache muß für sich selbst sprechen.

Man kann es auch so sagen: wenn man sich immer in einem Sprachsystem ausdrückt und also, was ein Satz meint, nur durch Sätze dieses 
Systems erklärt, so fällt am Schluß die Meinung ganz aus der Sprache, also aus der Betrachtung, heraus und es bleibt die Sprache, 
das Einzige, was wir betrachten können. 

Gesprochenes kann man nur durch die Sprache erklären, darum kann man die Sprache (in diesem Sinne) nicht erklären.

Ich will doch sagen: Die ganze Sprache kann man nicht interpretieren.
Eine Interpretation ist immer nur eine im Gegensatz zu einer andern. Sie hängt sich an das Zeichen und reiht es in ein weiteres System ein.

Alles was ich in der Sprache tun kann, ist etwas sagen: das eine sagen. (Das eine sagen im Raume der Möglichkeiten dessen, was ich hätte sagen können.)
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Nicht nur ein Satz ist ein Ganzes, auch die Sprache selbst. So wie wir es gleichzeitig Verstehen und einen Satz nennen, so müssen wir den Kontext des Satzes als Sprache betrachten. Der Ausdruck ist nur im Rahmen der Sprache ein Satz. Das brauchen wir als Hintergrundannahme. Dieses "Verstehen" ist nicht von der Art des Ausprobierens. Wir müssen Sprache so auffassen - und darüber kann man nicht mehr reden. Das Verstehen fällt aus der Betrachtung heraus, weil es in der Betrachtung notwendig immer schon drinnen ist. Die Frage: Wieso kann man nicht darüber sprechen, wenn es in allem Sprechen vorausgesetzt ist? Warum soll man sich nicht sprachlich über die Bedingungen von Sprache Gedanken machen?

Wir können iterative Konstruktionen bilden:

  • "Paula sprach."
  • "Paula sprach von ihrem Vortrag."
  • "Im Vortrag war die Rede davon, dass Paula vom Vortrag sprach."

Aber diese Formulierungen bringen uns nicht an einen Punkt, von dem aus wir in das Verstehen eines Satzes eintreten könnten. Es ist nicht möglich, aus einer un-verständigen Position zu einer verständigen überzugehen. Es ist ein Wechsel im System.

In diesem System kann man sich dann bewegen. Es gibt geordnete Verhältnisse zwischen "rot und grün" bzw. "rot und rund". Oder zwischen Kältewelle, Grippewelle und Dauerwelle. Die Position im System bestimmt die Grammatik. Weder kommt man "von ausserhalb der Sprache" in die Sprache hinein, noch "von innerhalb" nach aussen.

"Was hat die Vorstellung meines Spaziergangs mit diesem gemein? Eben das, was dadurch ausgedrückt ist, daß ich das eine 'meinen Spaziergang' das andere 'die Vorstellung von ihm nenne."

Diese Überlegung streift den Bereich der Bewußtsseinsphilosophie. An sie wird eine Bemerkung über Intentionalität angeschlossen.

Wittgenstein erläutert im Rahmen des Holismus der Sprache Intentionalität durch Sprachverhalten. Ein Bild(ausdruck) bezieht sich auf etwas Abgebildetes durch die Erläuterungen, die man gibt, wenn man danach gefragt wird. Meinen, Erwarten finden in der Sprache statt. Aber das sind doch Bewußtseinsakte und keine sprachlichen Verlautbarungen! "Denken nenne ich das, was sich durch Sprache ausdrücken läßt."