Die Fußnote im Film: Unterschied zwischen den Versionen

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== Montagetheorie: Sergej Eisenstein ==
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Für Eisenstein besteht die ästhetische Aufgabe des Films in der Einwirkung auf den Zuschauer/die Zuschauerin im Sinne einer psychischen Formung, und nicht in der technischen Durchführung der Montage, d. h. nicht in der bloß handwerklichen Bearbeitung des Filmstreifens (Schneiden und Kleben). Material sind Zuschauerin und Zuschauer, die durch Attraktionen tendenziös geformt werden sollen. Eine Attraktion ist nach Eisenstein nichts anderes als ein „selbständiges und primäres Konstruktionselement für eine Aufführung – als die molekulare (d. h. konstruktive) Einheit der Wirksamkeit“ (EISENSTEIN, S. M., Montage der Attraktionen, in: ALBERSMEIER, F.-J. (Hg.), Texte zur Theorie des Films, durchgesehene und erweiterte Auflage, Stuttgart: Reclam 2003, 60). Zu diesem Zweck sind die Mittel der Montage frei wählbar und können auch aus Bereichen stammen, die nicht mit dem Sujet in Verbindung stehen. „Alle Mittel sind erlaubt, und alle Elemente lassen sich an der je richtigen Stelle in Attraktionen verwandeln.“ (LENZ, F., Sergej Eisenstein. Montagezeit. Rhythmus, Formdramaturgie, Pathos, München 2008, 49f) Es gibt für Eisenstein lediglich eine Vorgabe, die die Wahl der Mittel einschränkt:
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<small>„alle Elemente [sollen] etwas Gemeinsames entfalten [...], nämlich die ihre Anwesenheit legitimierende Einheit, die ihren Verbund erst zur Attraktion macht. Das Ziel der Montage ist insofern zweifach bestimmt, einmal als Aussage, also als definiertes komplexes Bild und zum anderen als Attraktion, also als sich quer durch die Mittel kumulierender sinnlicher Reiz.“ (ebd., 49)</small>
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Erst durch die Montage beginnen die einzelnen „Mittel“ zusammenzuwirken, wodurch die Aussage erst generiert wird. Ohne Montage sind die einzelnen Elemente ohne Aussage, sie sind lediglich bekannte Reizschemata, und entfalten nicht die beabsichtigte Wirkung. So besteht die Arbeit des Regisseurs nach Eisenstein im „Übertragen des Themas in einer Attraktionskette mit vorher festgelegtem Endeffekt“ (ebd., 51).
  
 
= Warum kommt die Stimme von H.H. nicht vor? =
 
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Version vom 13. November 2012, 21:34 Uhr

Experimente

Experimente

Das Zitat in der Filmmontage

Warum zitiert man?

  • doppelte Bedeutung
  • Warum macht man fremden Text kenntlich?


Zitieren im Verständnis von Handbüchern zum wissenschaftlichen Arbeiten

Eco, Umberto: Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt. 13., unveränderte Auflage der deutschen Ausgabe. Wien: Facultas 2010.

Flatscher, Matthias/Posselt, Gerald/Weiberg, Anja: Wissenschaftliches Arbeiten im Philosophiestudium. Wien: Facultas 2011.

Zitate - Material und Legitimation (vgl. Eco 2010, 196) Zitation ist ein wesentlicher Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens und von wissenschaftlichen Arbeiten. Grundsätzlich gibt es zwei verschieden Zitationsarten: behandelnde und belegende. Verhandelt man einen Text als Primärquelle, tut man dies um an und mit diesem Text zu arbeiten, diesen zu Analysieren und zu Interpretieren. Zieht man einen Text als Sekundärquelle heran, geschieht dies um willen einer Kritik und einer Legitimation der eigenen Argumentation.

Zitieren hat zwei Bedeutungen (vgl. Flatscher u.a. 2011, 80f)

  • Quellenwiedergabe: wörtliche oder indirekte Wiedergabe einer Quelle
  • Quellennachweis: exakter Nachweis der Quelle in Form von bibliographischen Angaben direkt beim Zitat und im Literaturverzeichnis

10 Regeln des Zitierens (vgl. Eco 2010, 196ff)

  1. Die besprochenen Primärtextpassagen sollten in angemessenem Maß zitiert werden.
  2. Sekundärquellen sollten nur zitiert werden, wenn sie die Argumentation stützen.
  3. Mit dem Aufnehmen einer fremden Textstelle in den eigenen Text, affirmiert man, sofern sie nichts anderes einbringt, die darin vertretene Ansicht.
  4. Autor und Quelle müssen klar ausgewiesen werden.
  5. Wenn möglich sollte nach der kritischen oder der Gesamtausgabe zitiert werden.
  6. Es empfielt sich, in Originalsprache zu zitieren.
  7. Jedes Zitat muss ausgewiesen werden.
  8. Längere Zitate sollten auch durch die Formatierung (eigener Absatz, andere Schriftgröße, Einrückung) gekennzeichnet werden. Dies dient der deutlichen Erkennbarkeit längerer Zitate.
  9. Es darf nur wortgetreu zitiert werden. Auslassungen müssen gekennzeichnet werden (eckige Klammern mit drei Punkten). Es darf nichts unausgewiesen und ungekennzeichnet (und in eckigen Klammern) hinzugefügt werden. Auf stilistische und sachliche Fehler des Autors ist hinzuweisen ([sic]).
  10. Zitation bedeutet immer Legitimation, Zeugnis geben, Glaubwürdigkeit nachweisen.

Zitieren

Wird zitiert, wird ein Bezug zu Aussagen, Gedanken, Handlungen etc. hergestellt.

Ist Video drehen/montieren und Text schreiben (nicht) dasselbe?

Montage und Literatur

Pudowkin, Wsewolod I.: Filmregie und Filmmanuskript, in: ALBERSMEIER, F.-J. (Hg.), Texte zur Theorie des Films, durchgesehene und erweiterte Auflage, Stuttgart: Reclam 2003, 70-73.

Die Montage ist die Grundlage der Filmkunst. Rythmus (d. h. Wirkung) erschöpft die Möglichkeiten der Montage nicht. Pudowkin will das Wesen und die Möglichkeiten der Montage anhand des Vergleichs von Film und Literatur darstellen.

"Das Rohmaterial in den Händen der Dichter und der Schriftsteller ist das Wort. Dieses kann jedoch, je nach seiner Stellung im Satzgefüge, die verschiedensten Bedeutungen annehmen. Indem es von der Deutung des Satzgefüges abhängig ist, bleibt es in seiner eigenen Deutung wandelbar, bis ihm die künstlerische Formulierung des Satzes seinen bestimmten Gehalt gibt. Dem Filmregisseur dient jede Szene des gedrehten Films in der gleichen Weise wie dem Dichter das Wort. Er steht vor den einzelnen Aufnahmen, prüft, wählt, weist zurück und nimmt wieder auf, und durch die bewußte künstlerische Gestaltung dieses Rohmaterials entstehen die 'Montagesätze', die einzelnen Szenen und Episoden, und endlich, Schritt für Schritt, das vollendete Werk, der Film." (ebd., 70)

Der Film wird nicht gedreht sondern aus dem Rohmaterial (den Einstellungen) gebaut. Analog dazu ist das Wort in der Literatur zu verstehen: isoliert betrachtet ist das Wort ein Begriff ohne Bedeutung. Nur im Kontext wird das Wort "lebendig und wirklich" (ebd., 71), es ist nun nicht mehr bloße "Tatsache", sondern "Teil einer bestimmten literarischen Idee" (ebd., 71). Analog hierzu verhält sich die Filmmontage. Jeder Gegenstand, aufgenommen nach gewissen Aspekten, d. i. das Rohmaterial, ist noch "tot". Erst durch die Montage des Rohmaterials wird der Film lebendig, bekommt er seine wesentliche Bewegung. "Jeder aufgenommene Gegenstand muß durch die Montage nicht fotografische, sondern kinematographische Wirklichkeit erlangen." (ebd., 71) Die Montage ist die Schöpferin filmischer Wirklichkeit.

Was motiviert den Schnitt? Warum schneidet man überhaupt?

  • Gibt es so etwas wie den "korrekten" Schnitt?


Montagetheorie: Sergej Eisenstein

Für Eisenstein besteht die ästhetische Aufgabe des Films in der Einwirkung auf den Zuschauer/die Zuschauerin im Sinne einer psychischen Formung, und nicht in der technischen Durchführung der Montage, d. h. nicht in der bloß handwerklichen Bearbeitung des Filmstreifens (Schneiden und Kleben). Material sind Zuschauerin und Zuschauer, die durch Attraktionen tendenziös geformt werden sollen. Eine Attraktion ist nach Eisenstein nichts anderes als ein „selbständiges und primäres Konstruktionselement für eine Aufführung – als die molekulare (d. h. konstruktive) Einheit der Wirksamkeit“ (EISENSTEIN, S. M., Montage der Attraktionen, in: ALBERSMEIER, F.-J. (Hg.), Texte zur Theorie des Films, durchgesehene und erweiterte Auflage, Stuttgart: Reclam 2003, 60). Zu diesem Zweck sind die Mittel der Montage frei wählbar und können auch aus Bereichen stammen, die nicht mit dem Sujet in Verbindung stehen. „Alle Mittel sind erlaubt, und alle Elemente lassen sich an der je richtigen Stelle in Attraktionen verwandeln.“ (LENZ, F., Sergej Eisenstein. Montagezeit. Rhythmus, Formdramaturgie, Pathos, München 2008, 49f) Es gibt für Eisenstein lediglich eine Vorgabe, die die Wahl der Mittel einschränkt:

„alle Elemente [sollen] etwas Gemeinsames entfalten [...], nämlich die ihre Anwesenheit legitimierende Einheit, die ihren Verbund erst zur Attraktion macht. Das Ziel der Montage ist insofern zweifach bestimmt, einmal als Aussage, also als definiertes komplexes Bild und zum anderen als Attraktion, also als sich quer durch die Mittel kumulierender sinnlicher Reiz.“ (ebd., 49)

Erst durch die Montage beginnen die einzelnen „Mittel“ zusammenzuwirken, wodurch die Aussage erst generiert wird. Ohne Montage sind die einzelnen Elemente ohne Aussage, sie sind lediglich bekannte Reizschemata, und entfalten nicht die beabsichtigte Wirkung. So besteht die Arbeit des Regisseurs nach Eisenstein im „Übertragen des Themas in einer Attraktionskette mit vorher festgelegtem Endeffekt“ (ebd., 51).

Warum kommt die Stimme von H.H. nicht vor?

  • Problem: "der stumme Philosoph vor dem AKW": keine Ideologie, das hat materielle Gründe. Die Philosophie ist nicht stumm. H.H. spricht aufgrund des Inhalts und der Soundqualität nicht.

To Do

  • Transkription Böhler
  • Was ist Zitieren? (Literaturrecherche)

Literatur

Pool

  • Experiment
  • Fußnote (Hinweis, Markierung)
  • Materialität und Medium: Textmaterial - Bildmaterial - Tonmaterial
  • Unterschied Stimme - Sound - Musik
  • Schnitt/Montage
  • Unauffälligkeit des Schnitts
  • Glätten, Passen
  • Manipulation