Derridas Perspektive auf das Peirce Zeichen (Code): Unterschied zwischen den Versionen

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Die Dekonstruktion der Metaphysik fängt bei der Dekonstruktion des Zeichens an. Es ist dies schon ein merkwürdiger Ansatz, denn wenn man hier mit dem Zeichen anfängt, fängt man mit dem Sekundären an.  Welche Rolle hat das Zeichen und was ist ein Zeichen? Das Zeichen ist der Logik des Logos nach, immer Zeichen von etwas, es bezeichnet etwas, zum Beispiel eine Sache in ihrer Abwesenheit. Es hält sich zwischen zwei Gegenwarten und ist nur aus dieser Vorgängigkeit der Gegenwart her zu denken. Das Zeichen hat die Aufgabe das Bezeichnete in seiner Abwesenheit zu repräsentieren. Damit ist es wesentlich in seinen Verweisungszusammenhang eingebunden. Indem es die Sache in seiner Abwesenheit vertritt, dass heißt von seinem Bezeichneten abgelöst ist, bleibt es aber dennoch an es gebunden.  „Die Zeit des Zeichens erschöpft sich in der Zeit dieser Verweisungen: in Anwesenheit seiner Sache erlischt es.“   
 
Die Dekonstruktion der Metaphysik fängt bei der Dekonstruktion des Zeichens an. Es ist dies schon ein merkwürdiger Ansatz, denn wenn man hier mit dem Zeichen anfängt, fängt man mit dem Sekundären an.  Welche Rolle hat das Zeichen und was ist ein Zeichen? Das Zeichen ist der Logik des Logos nach, immer Zeichen von etwas, es bezeichnet etwas, zum Beispiel eine Sache in ihrer Abwesenheit. Es hält sich zwischen zwei Gegenwarten und ist nur aus dieser Vorgängigkeit der Gegenwart her zu denken. Das Zeichen hat die Aufgabe das Bezeichnete in seiner Abwesenheit zu repräsentieren. Damit ist es wesentlich in seinen Verweisungszusammenhang eingebunden. Indem es die Sache in seiner Abwesenheit vertritt, dass heißt von seinem Bezeichneten abgelöst ist, bleibt es aber dennoch an es gebunden.  „Die Zeit des Zeichens erschöpft sich in der Zeit dieser Verweisungen: in Anwesenheit seiner Sache erlischt es.“   
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Diese Auffassung stellt jedoch nur die weiteste Bedeutung des Zeichens dar, wobei die Sache oder das Bezeichnete selbst, eine Form von Zeichen darstellt. Ohne diesen Verweisungszusammenhang, würde die Sprache in dem Sinn, vor allem in ihrer mannigfaltigen Sinnhaftigkeit nicht funktionieren können. Wir hätten nur eine Liste von Eigennamen. In traditioneller Form verweist das Zeichen auf den Begriff in dem die Synthese der Welt sich einordnet. Die Kritik am Zeichen, fand in der Lektüre Derridas ursprünglich in einer Auseinandersetzung mit Husserl statt, in der Derrida anmerkt, dass Husserl die Stellvertreterfunktion und die welterschließende Kraft des Zeichens verschlossen bleibt, da er dem Zeichen nur die präsente Eigenschaft des sich im Sprechen vernehmen zugeschrieben hat. Um dies aufzulösen empfiehlt es sich nicht länger das Zeichen aus der Perspektive des sich im Sprechen Vernehmens zu betrachten, sondern die Schrift als Ausgangsposition einer solchen Analyse des Zeichens zu nehmen.  Der schriftliche Ausdruck erinnert nämlich daran, dass das Sprachzeichen „...trotz der völligen Abwesenheit eines Subjekts und über seinen Tod hinaus“  die Entzifferbarkeit eines Textes ermöglichen und seine Verständlichkeit wenn nicht garantieren, so doch in Aussicht stellen soll.  
 
Diese Auffassung stellt jedoch nur die weiteste Bedeutung des Zeichens dar, wobei die Sache oder das Bezeichnete selbst, eine Form von Zeichen darstellt. Ohne diesen Verweisungszusammenhang, würde die Sprache in dem Sinn, vor allem in ihrer mannigfaltigen Sinnhaftigkeit nicht funktionieren können. Wir hätten nur eine Liste von Eigennamen. In traditioneller Form verweist das Zeichen auf den Begriff in dem die Synthese der Welt sich einordnet. Die Kritik am Zeichen, fand in der Lektüre Derridas ursprünglich in einer Auseinandersetzung mit Husserl statt, in der Derrida anmerkt, dass Husserl die Stellvertreterfunktion und die welterschließende Kraft des Zeichens verschlossen bleibt, da er dem Zeichen nur die präsente Eigenschaft des sich im Sprechen vernehmen zugeschrieben hat. Um dies aufzulösen empfiehlt es sich nicht länger das Zeichen aus der Perspektive des sich im Sprechen Vernehmens zu betrachten, sondern die Schrift als Ausgangsposition einer solchen Analyse des Zeichens zu nehmen.  Der schriftliche Ausdruck erinnert nämlich daran, dass das Sprachzeichen „...trotz der völligen Abwesenheit eines Subjekts und über seinen Tod hinaus“  die Entzifferbarkeit eines Textes ermöglichen und seine Verständlichkeit wenn nicht garantieren, so doch in Aussicht stellen soll.  
 
Bei Saussure wird das Zeichen, wie vorhin ausgeführt, als Einheit von Signifikat und Signifikant gedacht. Zwei Bereiche, die im Zeichen zusammen fallen, es sind dies die Bereiche von sinnlicher und intelligibler Sphäre. Derrida kritisiert den Saussurschen Zeichen Begriff, als einen Dual gefassten, oder wie er auch sagt, als binäres Modell, der das Gegensatzpaar von Sinnlichem und Intelligiblen beibehält, mithin die Opposition von Natur und Künstlichem.  
 
Bei Saussure wird das Zeichen, wie vorhin ausgeführt, als Einheit von Signifikat und Signifikant gedacht. Zwei Bereiche, die im Zeichen zusammen fallen, es sind dies die Bereiche von sinnlicher und intelligibler Sphäre. Derrida kritisiert den Saussurschen Zeichen Begriff, als einen Dual gefassten, oder wie er auch sagt, als binäres Modell, der das Gegensatzpaar von Sinnlichem und Intelligiblen beibehält, mithin die Opposition von Natur und Künstlichem.  
Die Dekonstruktion dieses binären Modells des Zeichens wird Derrida über den Weg der Arbitrarität, hin zur Schrift führen. „Die These von der Arbitrarität des Zeichens stellt somit indirekt, aber nicht ausdrücklich, das erklärte Vorhaben Saussures in Frage, die Schrift in die Finsternis, jenseits der Sprache zu stoßen.“  Die Arbitraritat des Zeichens ist für Saussure ein zentraler Begriff, sie regelt das Verhältnis von Sinn und Lautbild und basiert auf eine Theorie der Konvention, dass heißt auf eine Vereinbarung.
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Die Dekonstruktion dieses binären Modells des Zeichens wird Derrida über den Weg der Arbitrarität, hin zur Schrift führen. „Die These von der Arbitrarität des Zeichens stellt somit indirekt, aber nicht ausdrücklich, das erklärte Vorhaben Saussures in Frage, die Schrift in die Finsternis, jenseits der Sprache zu stoßen.“  Die Arbitrarität des Zeichens ist für Saussure ein zentraler Begriff, sie regelt das Verhältnis von Sinn und Lautbild und basiert auf eine Theorie der Konvention, dass heißt auf eine Vereinbarung.
„Innerhalb eines vorgeblichen natürlichen Verhältnisses zwischen der Stimme und dem Sinn im allgemeinen, zwischen der Ordnung der lautlichen Signifikanten und dem Inhalt der Signifikate (´das natürlichen und allein wirkliche Band, dasjenige des Lautes´) beschäftigt sich diese These ausschließlich mit den notwendigen Verhältnissen zwischen determinierten Signifikanten und Siginifikaten. Und allein diese Verhältnisse sollen von der Arbitrarität geregelt werden. Innerhalb des ´natürlichen´ Verhältnisses zwischen den lautlichen Signifikanten und ihren Signifikaten ganz allgemein ist dann das Verhältnis zwischen jedem determinierten Signifikanten und jedem determinierten Signifikaten ´arbiträr´.“ 
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Innerhalb eines vorgeblichen natürlichen Verhältnisses zwischen der Stimme und dem Sinn im allgemeinen, zwischen der Ordnung der lautlichen Signifikanten und dem Inhalt der Signifikate (´das natürlichen und allein wirkliche Band, dasjenige des Lautes´) beschäftigt sich diese These ausschließlich mit den notwendigen Verhältnissen zwischen determinierten Signifikanten und Siginifikaten. Und allein diese Verhältnisse sollen von der Arbitrarität geregelt werden. Innerhalb des ´natürlichen´ Verhältnisses zwischen den lautlichen Signifikanten und ihren Signifikaten ganz allgemein ist dann das Verhältnis zwischen jedem determinierten Signifikanten und jedem determinierten Signifikaten ´arbiträr´.
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Die These der Vereinbarung, mithin Konvention, stellt die These des Natürlichen in  Frage, wo bis jetzt die Schrift als ein künstliches und gefährliches Supplement gesehen wurde, die das natürliche, reine Innere bedroht, stellt die These der Natur in ihrer eigenen Ausführung, ihre Theorie in Frage. Die Konvention des Zeichens wiederspricht demnach dem natürlichen Fundament, wie es von Saussure und Rousseau postuliert wird. Denn in dem Moment wo die determinierten Zeichen als unmotivierte Vereinbarung betrachtet werden, schließt dies die Ordnung einer natürlichen Hierarchie von Signifikanten aus, da ein arbiträres Zeichen unmotiviert und ein natürliches motiviert ist.
 
Die These der Vereinbarung, mithin Konvention, stellt die These des Natürlichen in  Frage, wo bis jetzt die Schrift als ein künstliches und gefährliches Supplement gesehen wurde, die das natürliche, reine Innere bedroht, stellt die These der Natur in ihrer eigenen Ausführung, ihre Theorie in Frage. Die Konvention des Zeichens wiederspricht demnach dem natürlichen Fundament, wie es von Saussure und Rousseau postuliert wird. Denn in dem Moment wo die determinierten Zeichen als unmotivierte Vereinbarung betrachtet werden, schließt dies die Ordnung einer natürlichen Hierarchie von Signifikanten aus, da ein arbiträres Zeichen unmotiviert und ein natürliches motiviert ist.
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Dieser Wiederspruch gibt Derrida den Raum, die Schrift, als vereinbarte Konvention,  als das zu interpretieren, was der Theorie der Arbitrarität gerechter wird als die gesprochene Sprache. „Wenn Schrift Inschrift und vor allem dauerhafte Vereinbarung von Zeichen bedeutet (was den alleinigen, irreduziblen Kern des Schriftbegriffs ausmacht), dann deckt die Schrift im Allgemeinen den gesamten Bereich der sprachlichen Zeichen. In diesem Bereich kann daraufhin eine bestimmte Art der vereinbarten, in der engen und abgeleiteten Bedeutung dieses Wortes ´graphischer´ Signifikanten geregelt werden, selbst wenn diese lautlicher Natur sind.“  Es ist nun in der bisherigen Bewegung ein Argument gefunden, dass der Schrift in einem Sinne zu Gute kommt, jedoch den Vorwurf des Abbild, der im vorigen Kapitel erhoben worden ist, noch nicht widerlegt. Dem steht folgende These gegenüber; „Es ist die Eigentümlichkeit des Zeichens nicht Abbild zu sein“.  Um diese These zu fundieren bezieht sich Derrida in seiner Grammatologie auf Peirce, der in seiner Semiotik den Versuch unternahm, die Interpretation zu depersonalisieren und so den Abbildrealismus zu unterlaufen. Peirce beschreibt darin das Werdens der Symbole, wobei anzumerken ist das der Symbolbegriff den Peirce verwendet sich mit dem Zeichenbegriff Saussures deckt.
 
Dieser Wiederspruch gibt Derrida den Raum, die Schrift, als vereinbarte Konvention,  als das zu interpretieren, was der Theorie der Arbitrarität gerechter wird als die gesprochene Sprache. „Wenn Schrift Inschrift und vor allem dauerhafte Vereinbarung von Zeichen bedeutet (was den alleinigen, irreduziblen Kern des Schriftbegriffs ausmacht), dann deckt die Schrift im Allgemeinen den gesamten Bereich der sprachlichen Zeichen. In diesem Bereich kann daraufhin eine bestimmte Art der vereinbarten, in der engen und abgeleiteten Bedeutung dieses Wortes ´graphischer´ Signifikanten geregelt werden, selbst wenn diese lautlicher Natur sind.“  Es ist nun in der bisherigen Bewegung ein Argument gefunden, dass der Schrift in einem Sinne zu Gute kommt, jedoch den Vorwurf des Abbild, der im vorigen Kapitel erhoben worden ist, noch nicht widerlegt. Dem steht folgende These gegenüber; „Es ist die Eigentümlichkeit des Zeichens nicht Abbild zu sein“.  Um diese These zu fundieren bezieht sich Derrida in seiner Grammatologie auf Peirce, der in seiner Semiotik den Versuch unternahm, die Interpretation zu depersonalisieren und so den Abbildrealismus zu unterlaufen. Peirce beschreibt darin das Werdens der Symbole, wobei anzumerken ist das der Symbolbegriff den Peirce verwendet sich mit dem Zeichenbegriff Saussures deckt.
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„Omne Symbole de Symbolum“  Ein Symbol kann nur aus einem anderen Symbol hervorkommen, diese originäre Verweisungsstruktur soll zeigen das es sich um ein System von Zeichen handelt. „Es gilt, die symbolische Verwurzelung des Symbolischen – die Arbitrarität des Zeichens – im Nicht–Symbolischen, in einer vorgängigen und zusammenhängenden Bedeutungsordnung zu erkennen: ´Symbols grow. They come into being by development out of other signs …´ Aber diese Verwurzelung darf nicht die strukturelle Originalität des symbolischen Bereichs, die Autonomie einer Domäne, einer Produktion und eines Spiels gefährden: ´So it is only out of Symbols that an new Symbol can grow. Omne symbolum de symbolo´ “.  Diese infinite Struktur der Verweisung stellt sich einem metaphysischen Wunsch eines tranzendentalen Signifikats, welcher einen absoluten Bedeutungsursprung bezeichnen soll, entgegen. Das transzendentale Signifikat wäre eine Unterbrechung in der Verweisungskette und somit mit einem ideellen Sinn zu vergleichen. Diese Bewegung des Zeichens in seiner unendlichen Verweisungsstruktur ist auch jenes Moment, das die Geschlossenheit des metaphysischen Systems auflöst. Und somit jegliche Totalität. Durch die Unbegrenztheit der Verweisungen ist der Bedeutungskontext nie definitiv abgeschlossen. Die These der infinitiven Verweisung fordert uns auf ein System immer als Offenes zu denken. Mithin würde dies nun die Methode der Wissenschaft und den damit allgemein verbundenen Denkens gesondert in Frage stellen. Das Zeichen System das Peirce beschreibt, stellt ein Werden des Zeichens dar, man kann dieses werden in die Richtung interpretieren, dass damit eine ursprüngliche Bewegung beschrieben ist, und  so  ein  ist durch ein wird (bzw. werden) ersetzt wird. Diese Wendung bringt eine Verkehrung der traditionellen Oppositionen von Sein und Werden und somit auch das Verhältnis von Ding und Zeichen mit sich. Derrida zieht auf diese Gedanken aufbauend folgenden Schluss; „Der Anbruch der Bezeichnungsbewegung macht zu gleich deren Unterbrechung unmöglich. Das Ding selbst ist ein Zeichen.“  Die unmögliche Unterbrechung stellt das Zusammenfallen des Bezeichneten mit dem Bezeichnenden dar. Daraus folgt, dass es keine Reduktion des Zeichens gibt, dass heißt keine Reduktion die das Ding sowie eben das Bezeichnete in seiner Präsenz darstellen und zeigen würde.  
 
„Omne Symbole de Symbolum“  Ein Symbol kann nur aus einem anderen Symbol hervorkommen, diese originäre Verweisungsstruktur soll zeigen das es sich um ein System von Zeichen handelt. „Es gilt, die symbolische Verwurzelung des Symbolischen – die Arbitrarität des Zeichens – im Nicht–Symbolischen, in einer vorgängigen und zusammenhängenden Bedeutungsordnung zu erkennen: ´Symbols grow. They come into being by development out of other signs …´ Aber diese Verwurzelung darf nicht die strukturelle Originalität des symbolischen Bereichs, die Autonomie einer Domäne, einer Produktion und eines Spiels gefährden: ´So it is only out of Symbols that an new Symbol can grow. Omne symbolum de symbolo´ “.  Diese infinite Struktur der Verweisung stellt sich einem metaphysischen Wunsch eines tranzendentalen Signifikats, welcher einen absoluten Bedeutungsursprung bezeichnen soll, entgegen. Das transzendentale Signifikat wäre eine Unterbrechung in der Verweisungskette und somit mit einem ideellen Sinn zu vergleichen. Diese Bewegung des Zeichens in seiner unendlichen Verweisungsstruktur ist auch jenes Moment, das die Geschlossenheit des metaphysischen Systems auflöst. Und somit jegliche Totalität. Durch die Unbegrenztheit der Verweisungen ist der Bedeutungskontext nie definitiv abgeschlossen. Die These der infinitiven Verweisung fordert uns auf ein System immer als Offenes zu denken. Mithin würde dies nun die Methode der Wissenschaft und den damit allgemein verbundenen Denkens gesondert in Frage stellen. Das Zeichen System das Peirce beschreibt, stellt ein Werden des Zeichens dar, man kann dieses werden in die Richtung interpretieren, dass damit eine ursprüngliche Bewegung beschrieben ist, und  so  ein  ist durch ein wird (bzw. werden) ersetzt wird. Diese Wendung bringt eine Verkehrung der traditionellen Oppositionen von Sein und Werden und somit auch das Verhältnis von Ding und Zeichen mit sich. Derrida zieht auf diese Gedanken aufbauend folgenden Schluss; „Der Anbruch der Bezeichnungsbewegung macht zu gleich deren Unterbrechung unmöglich. Das Ding selbst ist ein Zeichen.“  Die unmögliche Unterbrechung stellt das Zusammenfallen des Bezeichneten mit dem Bezeichnenden dar. Daraus folgt, dass es keine Reduktion des Zeichens gibt, dass heißt keine Reduktion die das Ding sowie eben das Bezeichnete in seiner Präsenz darstellen und zeigen würde.  
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Durch die Suspension des transzendentalen Signifikats wird der Bedeutungsgehalt des Zeichens, im Zusammenhang mit Peirce wie folgt interpretiert. Die Peircschen  Idee des Zeichens bezieht sich weder radikal auf einen Sprecher oder Schreiber, so nicht auf Wort oder Schrift, sondern die Idee des representamen funktioniert nur, wenn dieser einen Interpretanten hervorbringt, welcher jedoch in Folge zu einem Zeichen wird. Diese Entwicklung ist die Verschiebung der Identität des Signifikats, es wird seinerseits selbst zu einem Zeichen. „We think only in signs“(…) „Es gibt also nur Zeichen, sofern es Sinn gibt” Dieses Moment des Zeichens lässt die aufgestellte Trennung, von Innen und Aussen zusammenfallen und ermöglicht eine Abänderung, die Derrida schon von Anfang an geplant hat und die in der Überschrift des zweiten Teils schon sichtbar wird „Das Draußen ist das Drinnen“ .
 
Durch die Suspension des transzendentalen Signifikats wird der Bedeutungsgehalt des Zeichens, im Zusammenhang mit Peirce wie folgt interpretiert. Die Peircschen  Idee des Zeichens bezieht sich weder radikal auf einen Sprecher oder Schreiber, so nicht auf Wort oder Schrift, sondern die Idee des representamen funktioniert nur, wenn dieser einen Interpretanten hervorbringt, welcher jedoch in Folge zu einem Zeichen wird. Diese Entwicklung ist die Verschiebung der Identität des Signifikats, es wird seinerseits selbst zu einem Zeichen. „We think only in signs“(…) „Es gibt also nur Zeichen, sofern es Sinn gibt” Dieses Moment des Zeichens lässt die aufgestellte Trennung, von Innen und Aussen zusammenfallen und ermöglicht eine Abänderung, die Derrida schon von Anfang an geplant hat und die in der Überschrift des zweiten Teils schon sichtbar wird „Das Draußen ist das Drinnen“ .
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Kontext: [[Code: Kommunikation und Kontrolle (Vorlesung Hrachovec, 2007/08)]]
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[[Kategorie: Code: Kommunikation und Kontrolle]]

Aktuelle Version vom 16. Mai 2008, 09:36 Uhr

Die Dekonstruktion der Metaphysik fängt bei der Dekonstruktion des Zeichens an. Es ist dies schon ein merkwürdiger Ansatz, denn wenn man hier mit dem Zeichen anfängt, fängt man mit dem Sekundären an. Welche Rolle hat das Zeichen und was ist ein Zeichen? Das Zeichen ist der Logik des Logos nach, immer Zeichen von etwas, es bezeichnet etwas, zum Beispiel eine Sache in ihrer Abwesenheit. Es hält sich zwischen zwei Gegenwarten und ist nur aus dieser Vorgängigkeit der Gegenwart her zu denken. Das Zeichen hat die Aufgabe das Bezeichnete in seiner Abwesenheit zu repräsentieren. Damit ist es wesentlich in seinen Verweisungszusammenhang eingebunden. Indem es die Sache in seiner Abwesenheit vertritt, dass heißt von seinem Bezeichneten abgelöst ist, bleibt es aber dennoch an es gebunden. „Die Zeit des Zeichens erschöpft sich in der Zeit dieser Verweisungen: in Anwesenheit seiner Sache erlischt es.“

Diese Auffassung stellt jedoch nur die weiteste Bedeutung des Zeichens dar, wobei die Sache oder das Bezeichnete selbst, eine Form von Zeichen darstellt. Ohne diesen Verweisungszusammenhang, würde die Sprache in dem Sinn, vor allem in ihrer mannigfaltigen Sinnhaftigkeit nicht funktionieren können. Wir hätten nur eine Liste von Eigennamen. In traditioneller Form verweist das Zeichen auf den Begriff in dem die Synthese der Welt sich einordnet. Die Kritik am Zeichen, fand in der Lektüre Derridas ursprünglich in einer Auseinandersetzung mit Husserl statt, in der Derrida anmerkt, dass Husserl die Stellvertreterfunktion und die welterschließende Kraft des Zeichens verschlossen bleibt, da er dem Zeichen nur die präsente Eigenschaft des sich im Sprechen vernehmen zugeschrieben hat. Um dies aufzulösen empfiehlt es sich nicht länger das Zeichen aus der Perspektive des sich im Sprechen Vernehmens zu betrachten, sondern die Schrift als Ausgangsposition einer solchen Analyse des Zeichens zu nehmen. Der schriftliche Ausdruck erinnert nämlich daran, dass das Sprachzeichen „...trotz der völligen Abwesenheit eines Subjekts und über seinen Tod hinaus“ die Entzifferbarkeit eines Textes ermöglichen und seine Verständlichkeit wenn nicht garantieren, so doch in Aussicht stellen soll. Bei Saussure wird das Zeichen, wie vorhin ausgeführt, als Einheit von Signifikat und Signifikant gedacht. Zwei Bereiche, die im Zeichen zusammen fallen, es sind dies die Bereiche von sinnlicher und intelligibler Sphäre. Derrida kritisiert den Saussurschen Zeichen Begriff, als einen Dual gefassten, oder wie er auch sagt, als binäres Modell, der das Gegensatzpaar von Sinnlichem und Intelligiblen beibehält, mithin die Opposition von Natur und Künstlichem.

Die Dekonstruktion dieses binären Modells des Zeichens wird Derrida über den Weg der Arbitrarität, hin zur Schrift führen. „Die These von der Arbitrarität des Zeichens stellt somit indirekt, aber nicht ausdrücklich, das erklärte Vorhaben Saussures in Frage, die Schrift in die Finsternis, jenseits der Sprache zu stoßen.“ Die Arbitrarität des Zeichens ist für Saussure ein zentraler Begriff, sie regelt das Verhältnis von Sinn und Lautbild und basiert auf eine Theorie der Konvention, dass heißt auf eine Vereinbarung.

Innerhalb eines vorgeblichen natürlichen Verhältnisses zwischen der Stimme und dem Sinn im allgemeinen, zwischen der Ordnung der lautlichen Signifikanten und dem Inhalt der Signifikate (´das natürlichen und allein wirkliche Band, dasjenige des Lautes´) beschäftigt sich diese These ausschließlich mit den notwendigen Verhältnissen zwischen determinierten Signifikanten und Siginifikaten. Und allein diese Verhältnisse sollen von der Arbitrarität geregelt werden. Innerhalb des ´natürlichen´ Verhältnisses zwischen den lautlichen Signifikanten und ihren Signifikaten ganz allgemein ist dann das Verhältnis zwischen jedem determinierten Signifikanten und jedem determinierten Signifikaten ´arbiträr´.


Die These der Vereinbarung, mithin Konvention, stellt die These des Natürlichen in Frage, wo bis jetzt die Schrift als ein künstliches und gefährliches Supplement gesehen wurde, die das natürliche, reine Innere bedroht, stellt die These der Natur in ihrer eigenen Ausführung, ihre Theorie in Frage. Die Konvention des Zeichens wiederspricht demnach dem natürlichen Fundament, wie es von Saussure und Rousseau postuliert wird. Denn in dem Moment wo die determinierten Zeichen als unmotivierte Vereinbarung betrachtet werden, schließt dies die Ordnung einer natürlichen Hierarchie von Signifikanten aus, da ein arbiträres Zeichen unmotiviert und ein natürliches motiviert ist.

Dieser Wiederspruch gibt Derrida den Raum, die Schrift, als vereinbarte Konvention, als das zu interpretieren, was der Theorie der Arbitrarität gerechter wird als die gesprochene Sprache. „Wenn Schrift Inschrift und vor allem dauerhafte Vereinbarung von Zeichen bedeutet (was den alleinigen, irreduziblen Kern des Schriftbegriffs ausmacht), dann deckt die Schrift im Allgemeinen den gesamten Bereich der sprachlichen Zeichen. In diesem Bereich kann daraufhin eine bestimmte Art der vereinbarten, in der engen und abgeleiteten Bedeutung dieses Wortes ´graphischer´ Signifikanten geregelt werden, selbst wenn diese lautlicher Natur sind.“ Es ist nun in der bisherigen Bewegung ein Argument gefunden, dass der Schrift in einem Sinne zu Gute kommt, jedoch den Vorwurf des Abbild, der im vorigen Kapitel erhoben worden ist, noch nicht widerlegt. Dem steht folgende These gegenüber; „Es ist die Eigentümlichkeit des Zeichens nicht Abbild zu sein“. Um diese These zu fundieren bezieht sich Derrida in seiner Grammatologie auf Peirce, der in seiner Semiotik den Versuch unternahm, die Interpretation zu depersonalisieren und so den Abbildrealismus zu unterlaufen. Peirce beschreibt darin das Werdens der Symbole, wobei anzumerken ist das der Symbolbegriff den Peirce verwendet sich mit dem Zeichenbegriff Saussures deckt.

„Omne Symbole de Symbolum“ Ein Symbol kann nur aus einem anderen Symbol hervorkommen, diese originäre Verweisungsstruktur soll zeigen das es sich um ein System von Zeichen handelt. „Es gilt, die symbolische Verwurzelung des Symbolischen – die Arbitrarität des Zeichens – im Nicht–Symbolischen, in einer vorgängigen und zusammenhängenden Bedeutungsordnung zu erkennen: ´Symbols grow. They come into being by development out of other signs …´ Aber diese Verwurzelung darf nicht die strukturelle Originalität des symbolischen Bereichs, die Autonomie einer Domäne, einer Produktion und eines Spiels gefährden: ´So it is only out of Symbols that an new Symbol can grow. Omne symbolum de symbolo´ “. Diese infinite Struktur der Verweisung stellt sich einem metaphysischen Wunsch eines tranzendentalen Signifikats, welcher einen absoluten Bedeutungsursprung bezeichnen soll, entgegen. Das transzendentale Signifikat wäre eine Unterbrechung in der Verweisungskette und somit mit einem ideellen Sinn zu vergleichen. Diese Bewegung des Zeichens in seiner unendlichen Verweisungsstruktur ist auch jenes Moment, das die Geschlossenheit des metaphysischen Systems auflöst. Und somit jegliche Totalität. Durch die Unbegrenztheit der Verweisungen ist der Bedeutungskontext nie definitiv abgeschlossen. Die These der infinitiven Verweisung fordert uns auf ein System immer als Offenes zu denken. Mithin würde dies nun die Methode der Wissenschaft und den damit allgemein verbundenen Denkens gesondert in Frage stellen. Das Zeichen System das Peirce beschreibt, stellt ein Werden des Zeichens dar, man kann dieses werden in die Richtung interpretieren, dass damit eine ursprüngliche Bewegung beschrieben ist, und so ein ist durch ein wird (bzw. werden) ersetzt wird. Diese Wendung bringt eine Verkehrung der traditionellen Oppositionen von Sein und Werden und somit auch das Verhältnis von Ding und Zeichen mit sich. Derrida zieht auf diese Gedanken aufbauend folgenden Schluss; „Der Anbruch der Bezeichnungsbewegung macht zu gleich deren Unterbrechung unmöglich. Das Ding selbst ist ein Zeichen.“ Die unmögliche Unterbrechung stellt das Zusammenfallen des Bezeichneten mit dem Bezeichnenden dar. Daraus folgt, dass es keine Reduktion des Zeichens gibt, dass heißt keine Reduktion die das Ding sowie eben das Bezeichnete in seiner Präsenz darstellen und zeigen würde.

Durch die Suspension des transzendentalen Signifikats wird der Bedeutungsgehalt des Zeichens, im Zusammenhang mit Peirce wie folgt interpretiert. Die Peircschen Idee des Zeichens bezieht sich weder radikal auf einen Sprecher oder Schreiber, so nicht auf Wort oder Schrift, sondern die Idee des representamen funktioniert nur, wenn dieser einen Interpretanten hervorbringt, welcher jedoch in Folge zu einem Zeichen wird. Diese Entwicklung ist die Verschiebung der Identität des Signifikats, es wird seinerseits selbst zu einem Zeichen. „We think only in signs“(…) „Es gibt also nur Zeichen, sofern es Sinn gibt” Dieses Moment des Zeichens lässt die aufgestellte Trennung, von Innen und Aussen zusammenfallen und ermöglicht eine Abänderung, die Derrida schon von Anfang an geplant hat und die in der Überschrift des zweiten Teils schon sichtbar wird „Das Draußen ist das Drinnen“ .


Kontext: Code: Kommunikation und Kontrolle (Vorlesung Hrachovec, 2007/08)