Der Spiegel im Bild oder das Bild als Spiegelbild? (SH)
Foucault beschreibt den Spiegel bei Velasquez als einen Gegenstand der den Zauber des Bildes freigibt. Der Spiegel übernimmt eine reduplizierende Rolle. Generell wiederholt er zwar was im Bild gegeben ist, aber in einem irrealen, verzerrten, gekrümmten und modifizierten Raum. Die Dinge die im Raum gegeben sind werden auf eine andere Art wiedergegeben. Nun bei Velasquez Bild der Las Meninas verzerrt der Spiegel nichts was im Raum sichtbar ist, sondern wenn etwas was dahinter liegt. Er zeigt das Königspaar in der Halbtotale. Somit übernimmt der Spiegel hier nicht seine Funktionen, wie sie Foucault beschreibt, sondern zeigt etwas Neues. Dadurch entsteht ein permanenter Austausch zwischen dem Betrachter und den Betrachteten, wenn wir der Annahme glauben schenken, dass es sich hierbei um einen Spiegel handelt. Nun gibt es viele die meinen, dass es sich hierbei schlichtweg um ein Portrait des Königspaares handelt und das gesamte Kunstwerk als Spiegelbild betrachten. Ausschlaggebend für diese These sind die vorliegenden proportionalen Verhältnisse. Denn würde es sich um einen Spiegel handeln, der das Paar in der Halbtotale zeigt, so müsste diese sehr nah davor stehen und wären somit Bild Velasquez sichtbar. Aber auch wenn man der These glauben möchte, dass es sich hier um eine Spiegelung der im Bild sichtbaren Großleinwand handle, entstehen Widersprüche. Auch hier stellt sich das Problem des proportionalen Sachverhalts. Abgesehen davon existieren generell keine Bilder von Phillip IV in der Halbtotale und man konnte auch bisher keinen Beleg für die Existenz des ausschnittsweise abgebildeten Gemäldes im Spiegel aufbringen. Was mich zu einen weiteren Argument bringt. Denn alle Gegenstände im Bild der Meninas können belegt werden, außer das Königsportrait und der Spiegel. Die Annahme, es könne sich hier um ein Spiegelbild der gesamten Szene handeln erweckt niemand anderer als er Maler selbst. Denn er portraitiert sich hier nicht als Maler selbst, sondern nimmt die Rolle eines Betrachters ein. Mit Pinsel und Farbpalette steht er nicht nur erkennbar weit von seiner Leinwand weg, sondern auch hinter der Infantin Margarita. Ein weiter Punkt dieser Argumentation ist die Infantin selbst. Denn wie man unschwer erkennen kann trägt sie ihre Schleife auf der linken Seite. Nun das selbst scheint auf den ersten Blick nichts Besonderes zu sein, doch sieht man sich andere Portraits der Infantin an, erkennt man, dass ihre Schleife stets auf die rechten Seite gemalt wurde. Auch die Blicke der abgebildeten Personen lassen darauf schließen, dass sie wenn nicht sich selbst dann zumindest etwas betrachten. Im Zuge dieser Diskussionen hat man sich immer wieder gerne auf einen Kompromiss eingelassen. Somit einigte man sich zwar auf einen Spiegel, welcher aber nicht die Funktion eines Spiegels übernimmt. Stellt sich nun die Frage warum wir dann eigentlich noch von einem Spiegel sprechen? Nun nichts desto trotz schafft es Velasquez sich in diesem Portrait auf gleiche Höhe mit dem Königspaar zu stellen. Denn wenn man die Meninas genauer betrachtet, so erkennt man, dass der Maler nicht nur auf gleicher Höhe mit dem Rahmen des Spiegels abgebildet ist, sondern auch noch dazu etwas höhere als Das Königspaar selbst steht. Mit dem damit sehr geschickt eingesetzten Spiegelbild umgeht er somit seine Richtlinien und ist trotzdem der Höhergestellte in dieser Szene.
kurze Zusammenfassung
Die proportionalen Verhältnisse von Spiegel und Königspaar stimmen nicht. Denn würden sie stimmen, müssten wir das Paar im Bild sehen.
Auch bei der Annahme, es handle sich hier um einen Spiegelbild der Großleinwand, sprechen die proportionalen Verhältnisse dagegen.
Außerdem ist die Existenz eines derart großen Portraits des Königspaares, wie es ist nicht bewiesen.
Die Abbildung des Künstlers selbst lässt auf ein Spiegelbild der gesamten Szene vermuten, denn er nimmt hier die Rolle des Beobachters nicht aber die des Malers ein.
Die Infantin scheint diese These insofern zu bestätigen, da ihre Schleife im Haar hier links abgebildet wird, wo sie doch sonst immer auf der rechten Seite sitzt.