Das Institut für Philosophie filmen (Projekt Hrachovec, SS 2011)

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Version vom 29. März 2011, 13:44 Uhr von Anna (Diskussion | Beiträge) (Diskussion zur atomaren Bedrohung (Projekt Hrachovec, SS 2011): content)
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Organisatorisches

Unilogo.gif

Es soll für den Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie welcher am 2. bis 4. Juni 2011 in Wien stattfindet eine Dokumentation über das Institut für Philosophie hergestellt werden.

Die Projektarbeit erfolgt neben dem hier vorliegenden PhiloWiki Artikel vor allem über die Groupware: Redmine

Redmine Logo.png
Anmerkungen zu Redmine
  • um mit Kollegen und Kolleginnen in Kontakt treten zu können finden Sie in Redmine unter Dokumente eine entsprechende Liste aller Projektteilnehmer
  • Protokolle werden in Redmine hochgeladen und können neben der hier unten angeführten Liste auch unter Dokumente eingesehen werden.
  • bitte vergessen Sie nicht darauf Ihr Redmine Passwort bei Zeiten umzuändern.

Terminliste

Datum/Uhrzeit Anlass Location Protokoll
10.03.2010 / 17:00 - 19:00 Erste Sitzung: "Vorstellen der Projektidee" NIG - Hörsaal 3D kein Protokoll
17.03.2010 / 17:00 - 19:00 Zweite Sitzung: "Besprechung/Einführung in Groupware" NIG - Hörsaal 3D Protokoll
24.03.2010 / 17:00 - 19:00 Dritte Sitzung: "Verteilen von Arbeitsaufgaben" NIG - Hörsaal 3D kein Protokoll

ToDo-Liste

Erste Kontaktaufnahme - 17.03.2010

Eine erste Kontaktaufnahme mit den folgenden Professoren soll vorgenommen werden; entsprechende Tickets in Redmine wurden für die zuständigen Personenen bereits erstellt; buchen Sie bitte Ihre aufgewendete Zeit in Arbeits- bzw. Hundertstelminuten

  • Univ.-Prof. Dr. Martin Kusch
  • Ass.-Prof. Mag. Dr. Anja Weiberg
  • Ao. Univ.-Prof. Dr. Richard Heinrich
  • Univ.-Prof. Dr. Violetta Waibel
  • Univ.-Prof. Dr. Georg Stenger

Desweiteren sollen von allen Teilnehmern gemäß den unten angeführten Arbeitsgruppen mögliche den Professoren zu stellende Fragen auf der Diskussionseite dieses Artikels eingebracht werden.

Formierung von Arbeitsgruppen - 24.03.2010

Arbeitsgruppen

Für die Ausarbeitung der Fragen wurden einzelne Arbeitsgruppen eingerichtet; unsere Kernthematik bildet einerseits Kernenergie sowie die gegenwärtigen Vorfälle in Japan; die einzelnen Mitglieder sollen nun miteinander in Kontakt treten und sich so zu einer Gruppe formieren; die Mitglieder einer Arbeitsgruppe können der Kontaktdatenliste entnommen werden; an dieser Stelle sind lediglich sofern vorhanden die PhiloWiki Accounts angeführt.

# Arbeitsgruppe Gruppenmitglieder
AP Analytische Philosophie Clemenx, Zagreus, philippz
EP Europäische Philosophie Jumo
IP Interkulturelle Philosophie Nath, Roberta
PP Praktische Philosophie Dariako, Seepferdchen
WT Wissenschaftstheorie AnAd

Neben der Kontaktaufnahme sowie einer Ausarbeitung von zu den einzelnen Fachbereichen passenden Fragen, können und sollen auch, bereits allgemeine Überlegungen bezüglich des Inhalts, Aufbaus sowie Ablaufes der im Anschluss zu führenden Interviews angestellt werden.


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Diskussion zur atomaren Bedrohung (Projekt Hrachovec, SS 2011)

Frank Schirrmacher hat in der FAZ vom 28.3.2011 eine scharfe Kritik von neune "Gemeinplätzen des Atomfreunds" geübt. Sie könnten zur AUseinandersetzung mit unserem Thema nützlich sein.


1. Deutsche Atomkraftwerke sind die sichersten der Welt

Scheint eine technische Aussage zu sein, ist aber in Wahrheit nur ein moralischer Vergleich. Sie sagt nur: Im Vergleich zu dem, was andere Menschen tun, tun wir das Beste. Er vergleicht nichts Technisches. Denn dann müsste die Botschaft lauten: Auch im schlimmsten Fall strahlt unser Uran nur wenige Stunden und nicht Hunderte Jahre. Das ist natürlich absurd. Der Vergleich ist Augenwischerei: er hat nichts mit dem zu tun, was nach dem Eintritt des schlimmsten Falles passieren kann, sondern nur damit, wie Menschen im besten Fall vorsorgen können.

Der Super-GAU ist nämlich per definitionem dadurch gekennzeichnet, dass er nur mit sich selbst verglichen werden kann. Da man das Restrisiko nicht ausschließen kann, heißt die einfache Formel für ein Moratorium: Selbst die sichersten Atomkraftwerke der Welt sind nicht sicher; oder: auch die sichersten Atomkraftwerke sind nur so lange sicher, wie sie sicher sind.

2. Absolute Sicherheit gibt es nicht

Eine klassische Inversion, eine Irreführung. Denn der Punkt ist ja, dass es diese absolute Sicherheit durchaus gibt: Wir wissen nämlich genau, was geschieht, wenn es zur Kernschmelze kommt, wie lange Radioaktivität strahlt, was Cäsium und Jod mit dem Menschen und der Umwelt tun und wie viele Generationen im schlimmsten Fall zu leiden haben. Es ist diese absolute Sicherheit eines naturwissenschaftlichen Vorgangs, die sich zu der selbst von den Betreibern eingestandenen, relativen Unsicherheit der Kraftwerke verhält.

3. Risiko gehört zum Leben

Der Satz ist eine Tautologie. Das Leben ist immer ein Risiko. Gerade weil Risiken zum Leben gehören, besteht das Leben aus Risikoabwägungen. Die Perfidie des Satzes liegt in seiner Unterstellung, die Menschen müssten daran erinnert werden, dass es Risiken gibt. In Wahrheit ist mittlerweile das ganze Leben ein einziges Managen von Risiken, das beginnt, wenn man am Morgen die Haustür öffnet, und nicht endet, wenn man am Abend die Nachrichten schaut. Die Menschen des 21. Jahrhunderts leben in permanenter Risikoabwägung, nicht weil sie Sicherheitsfanatiker sind, sondern weil Risiken normativ geworden sind. Deshalb geht beispielsweise kaum noch jemand, ohne nach rechts und links zu sehen, über eine befahrene Straße. Dennoch gehen die Menschen über Straßen, wenn auch in der Regel nicht über Autobahnen. Ein Risiko eingehen heißt eben immer, sich Chancen auszurechnen. Die Heuristik, die Menschen anwenden, um derartige Risiken zu bewerten, hat Gerd Gigerenzer in anderem Zusammenhang definiert: „Vermeide Situationen, in denen viele Menschen zu einem Zeitpunkt ums Leben kommen.“ Der Satz „Risiko gehört zum Leben“ meint aber im Fall des Super-GAU: Du musst damit rechnen, dass du, deine Familie und womöglich deine Nachkommen eines Tages alle auf einmal überfahren werden. Das hat nichts mehr mit Risiken zu tun, sondern mit Schicksal, dem man sich nur noch ergeben kann. Die Chance der Atomkraft besteht so besehen nicht in billiger Energie, sondern in der Chance, dass der Super-GAU vorläufig nicht eintritt. Das ist sehr wenig Chance für das Risiko. Der leider heute vergessene Hartmut Gründler hat bereits vor Jahrzehnten im Literaturmagazin des Rowohlt Verlags „Die Sprache des großen Bruders“ auf die Manipulation durch Sprache im atomaren Zeitalter hingewiesen. Er schlug schon damals vor, die euphemistische Wendung „Chancen und Risiken der Kernergie“ durch die zutreffende Wendung zu ersetzen: „Chancen und Schaden durch die Kernenergie“.

4. Ein Fall wie Fukushima könnte in Deutschland nicht passieren

Der Trick besteht hierbei darin, Dinge zu vergleichen, die niemand miteinander vergleicht, und die Dinge, die vergleichbar sind, außen vor zu lassen. Natürlich könnte der gleiche Fall wie in Fukushima in Deutschland nicht passieren. Aber das gilt nur für die Auslöser. Es gehört zum Wesen des Super-GAU, dass er unwahrscheinlich ist. Er kann nur mit sich selbst verglichen werden. In anderen Ländern addieren sich andere Risikopotentiale, weshalb ja auch niemand für Tsunami-Dämme plädiert. Aber darum geht es gar nicht. Denn natürlich könnte ein Fall wie Fukushima passieren, wie jeder spürt. Man muss unterscheiden zwischen dem Eintritt des GAU, der überall anders sein kann, und zwischen der Fähigkeit der Menschen, ihn danach in den Griff zu bekommen. Das eine ist die Ausnahme, das andere aber – wie wir jetzt zum dritten Mal sehen – die Regel. Fukushima zeigt, dass Menschen im GAU atomare Prozesse, die sie eingeschaltet haben, nicht abschalten können. Das aber ist eine Erkenntnis von normativer Qualität: Was wir in Fukushima sehen, kann überall auf der Welt passieren.

5. Auch wenn wir aussteigen, sind wir von Atomkraftwerken umgeben

Das ist vielleicht das erbärmlichste aller Argumente, denn es bezeichnet die Selbstaufgabe von Politik. Man kann die Argumentation versuchsweise auf die Atomwaffenproliferation oder den Atomwaffensperrvertrag übertragen. Selbst wenn wir keine Atomwaffen haben, werden die anderen welche haben. Das war in der Vergangenheit kein Grund, sich selbst welche zuzulegen, sondern andere davon abzuhalten, sie zu bauen.


6. Der Strom kommt nicht aus der Steckdose

Gehört wie 2.) zu den Infantilitätsargumenten, mit denen Kritiker als naiv, weltfremd oder wohlstandsverwöhnt dargestellt werden. Abwandlung des Satzes „Das Gemüse wächst nicht im Aldi, sondern auf dem Acker“. Die Gegner der Atomenergie reden von der Aussaat, Düngung und den Entstehungsbedingungen des Gemüses. Sie wollen über den Anbau entscheiden.


7. Die Chance/das Risiko, dass es zu einem Super-Gau kommt, ist extrem unwahrscheinlich

Die Chance, im Lotto einen Sechser mit Superzahl zu bekommen, steht bei 1:139 Millionen. Trotzdem wird er in regelmäßigen Abständen gewonnen. Das hat natürlich mit der Vielzahl der Spieler zu tun. Genauso wird die Chance eines Super-Gaus immer wahrscheinlicher, je mehr Atomkraftwerke entstehen. Die Chance, dass man sich beim Lotto den Jackpot noch mit anderen teilen muss, ist trotz der mikroskopischen Wahrscheinlichkeit immer noch gegeben. Die Chance, dass der Super-Gau von allen und ihren Nachkommen getragen werden muss, ist absolut sicher. Wir wetten nicht darüber, dass es nicht passiert, sondern nur, dass es nicht jetzt passiert. Bei einer genügend hohen Anzahl an Mitspielern wird es passieren.


8. Fukushima hat für uns überhaupt nichts verändert

Eine ganze technische Zivilisation weiß Wochen nach dem Ereignis weder, was wirklich geschehen ist, noch was sie tun kann. Das ist eine Veränderung für die Geschichtsbücher. Dass uns körperlich nichts widerfahren ist, ändert nichts an der Übertragung auf die gesamte technisch-wissenschaftliche Kultur. Jochen Hörisch hat das vor Jahren am Beispiel Tschernobyl erläutert: die Explosion verwundert den Experten, aber nicht den Studenten, der vor der Mensa Flugblätter verteilt. Er hat damit gerechnet. Fukushima hat für uns etwas verändert, weil eingetreten ist, womit kein Experte kalkuliert, aber jeder Mensch gerechnet hat.

9. Apokalyptiker! Die Menschheit hat ganz andere Sachen überlebt, sie wird auch das überleben

Die amerikanische Regierung hat vor Jahren eine Kommission einberufen, die sich überlegen sollte, wie man atomare Endlagerstätten mit Warnungen versehen können. Das Problem war, dass die tödliche Gefahr Millionen Jahre anhält. Können die Menschen dann überhaupt noch lesen? Verstehen sie unsere Zeichen? Was bedeutet dann ein Totenkopf? Soll man Pyramiden bauen? Die Kommission, bestehend aus Anthropologen, Ethnologen und Schriftstellern, scheiterte faktisch. Daraus folgt: dass wir es überleben, heißt nicht, dass es unsere Kinder überleben. Es gibt keine andere Technologie, außer der atomaren, mit der wir so weit in Zukunft zielen können. Die Endlagerstätten aus der Zeit um Christi Geburt, wenn es sie schon gegeben hätte, hätten heute einen Bruchteil ihrer Gefährlichkeit erst eingebüßt. Vielleicht hätte es das neunzehnte Jahrhundert getroffen, das das Erdreich aufwühlte wie kein anderes. Der Bergwergsdirektor Goethe war emsig dabei. Wir müssten uns dann die Frage des Überlebens nicht mehr stellen, weil es uns, zumindest undeformiert, gar nicht gäbe.