DALIK, Margarete (Arbeit1)

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DISKUSSION (1.Arbeit DALIK, Margarete)

Schriftliche Arbeit zur Ringvorlesung, gehalten von Prof. Gerhard Gotz am 16. Oktober 2008

  • verfasst von Margarete Dalik; Matr.Nr. 7200559


Die „Einführung in die Philosophie“ soll als ein richtungsweisendes Heranführen verstanden werden, eher vergleichbar einem Blick auf eine entfernt gelegene, gut befestigte und weitläufige Burg als einer Führung durch ein leicht zugängliches Haus mit Einblick vom Keller bis zum Dachboden. In dieser ersten Annäherung werden die Bedingungen und Voraussetzungen philosophischen Denkens, die spezielle Art der Fragestellung, das Verhältnis zur Einzelwissenschaft und der lebensweltliche Bezug besprochen. Unter anderem wurden zu folgenden Themen Überlegungen angestellt:


1. Philosophie in der öffentlichen Vormeinung 2. Philosophie und Wissenschaft 3. Menschliches, weltoffenes Erleben und Denken im Vergleich zum umweltgebundenen, unmittelbaren Erleben bei Tieren 4. Vorverständnis von Wissen 5. Wissen und Inhalt 6. Reflexives Wissen = Denken 7. Ichbewusstsein 8. Kommunikation/ Sprache 9. Sinnfindung von Existenz 10. Methodische Erkenntnis


ad.1. Heutzutage findet man häufig die umgangssprachliche Verwendung der Aussage „Das ist eine philosophische Frage!“ Ob dabei die Sinnhaftigkeit einer Impfung gegen FSME, die Marketingstrategie eines Unternehmens oder die Verbreitung eines Kosmetikprodukts gemeint ist, das Wort Philosophie steht hier oft für strategische Überlegungen zum Erreichen eines meist wirtschaftlich ausgerichteten Zieles. Ebenso wird Philosophie im Hinblick auf ihre Brauchbarkeit und ihre Wissenschaftlichkeit in Frage gestellt, sie wird auch mit subjektiver Beliebigkeit und Willkürlichkeit assoziiert. Auf der einen Seite herrscht die Meinung, dass Philosophie prinzipiell für jeden denkenden Menschen offen steht und auf der anderen Seite steht sie unter dem Druck, sich in Bezug auf ihre Nützlichkeit zu legitimieren.


ad.2. Wissenschaft wird dagegen als realistisches Ergebnis von Empirie und Forschung und Bedingung für die weitere Entwicklung des Menschen dargestellt. Gemeinsam ist für Philosophie und Wissenschaft die Grundlage der lebensweltlichen Erfahrung, der Mensch als empirisches Wesen ist auch Thema der Erfahrungswissenschaft. Der Unterschied liegt nicht in erster Linie im Gegenstand, sondern in der Art der Fragestellung. Die Einzelwissenschaften geben sich „ keine Rechenschaft mehr über die eigenen Voraussetzungen, denen sie ihren Erfolg verdanken.“. Was ist überhaupt die Ursache für den Menschen, fragend aus der Realität auszubrechen?


ad.3. Im Unterschied zu anderen Lebewesen, wie Tieren, weiß jede wache, menschliche Person, dass sie lebt und einen Körper hat. Tiere erleben Sinnlichkeit wie Hunger, Durst, Sexualtrieb und reagieren darauf unmittelbar, instinkt- und triebgesteuert. Tiere sind an ihre Umwelt gebunden, von der sie sich nicht distanzieren können. Menschliches Wissen geht über diese Sinnlichkeit hinaus, der Mensch ist sich seines Wissens bewusst und kann zu diesem Wissen Stellung beziehen. So sind die Begriffe Hören und Sehen vom Inhalt des Hörens und Sehens verschieden. Unser Wissen darüber steht in Distanz zu unserer Körperlichkeit. Leibliche Unmittelbarkeit kann aus dieser Distanz heraus zum Gegenstand des Denkens gemacht werden. Wir wurzeln in unserer Leiblichkeit, sind in ihr, aber denken gleichzeitig über sie hinaus. Die leibliche Unmittelbarkeit kann somit auch zum Gegenstand unseres Denkens gemacht werden und verdeutlicht uns die Differenz von Wissen und Inhalt.


ad.4. Unabhängig von unserer sinnlichen Erfahrung wissen wir unser Wissen. Wir müssen schon ein Wissen von Vorstellungen haben, um Vorstellungen erfassen zu können. Dieses Vorverständnis von Wissen steht in einer Metaebene über der Objektebene, ist unabhängig von empirischen Gegenständen und selbst weder Inhalt noch Gegenstand.


ad.5. Wissen kann nicht identisch mit gewusstem Inhalt sein, Wissen braucht die Differenz zum Inhalt. Es ist aber nicht losgelöst von der empirischen Welt, sonst wäre kein Zugang zu Inhalten möglich. Völlige Abgetrenntheit und Unbestimmtheit würde Wissen an sich zerstören. Wissen ist trotz der Metaebene nicht vom Körper abgetrennt, es weiß den Körper und es weiß, dass es den Körper weiß.


ad.6. Das Wissen des Wissens ist ein reflexives Wissen, ist Denken! Dieses kann sowohl zum Inhalt des Denkens, zum Körper und zu sich selbst auf Distanz gehen. Die Reflexion setzt eine Grenze zwischen uns und der Außenwelt. Wir wissen von uns selbst, zugleich geht unser Wissen über uns selbst hinaus. Sowohl räumlich als auch zeitlich übersteigt unser reflexives Wissen uns als Einzelperson und kann einen allgemeinen Zusammenhang an gewussten Inhalten herstellen. Dies führt zu einer Allgemeinheit des Wissens und einer unendlichen Möglichkeit weiter zu reflektieren.


ad.7. Der Mensch weiß nicht nur um sein Wissen, sondern weiß auch, dass er es ist, als sich selbst gegenwärtige Person, der dies weiß. Reflexives Denken, das was wir an uns selbst wahrnehmen, weist auf unser ICH. Daraus resultiert unser Ichbewusstsein. Das Ich-Bewusstsein steht in radikaler Differenz zur unmittelbaren Qualität der Sinnlichkeit und deren Reflexion.


ad.8. Der Mensch weiß über den gewussten Inhalt des Wissens auch sich selbst als Person. Das Wissen weiß als Inhalt auch sich selbst und taucht damit in die Allgemeinheit des Wissens ein. Aus der Bedeutung eines Inhaltes wird ein sprachlicher Begriff. Sprache ist die Basis der menschlichen Kommunikation und in ihrer Komplexität wieder Gegenstand des Wissens und der Reflexion. Das Mit-sein der anderen Menschen gehört wesenskonstitutiv zu unserem Dasein. Jedes Ich findet sich erst in der anderen Person wieder. „Ich werdend spreche ich Du. Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“


ad.9. Reflexion macht dem Menschen auch seine Begrenztheit bewusst. Diese Begrenztheit bezieht sich sowohl auf die eigene Wahrnehmung als auch auf die eigene Existenz. Bei ersterem denke man nur an die von Werner Heisenberg aus der Quantenmechanik abgeleitete „Unschärferelation“, die zeigt, dass durch die Beobachtung eines Teilchens dessen Position verändert wird und somit eine genaue Bestimmung unmöglich ist. Wir wissen unsere Grenzen, denken darüber hinaus und suchen eine künstliche, subjektive Ordnung, wir versuchen, ein Ganzes zu finden Das Wissen um die Beschränktheit der Subjektivität verursacht Verunsicherung, der die prinzipielle Gemeinsamkeit der Menschen gegenübersteht. Diese Unsicherheit veranlasst den Menschen, Meinungen auszutauschen, Gruppen zu bilden, die oft im gesellschaftlichen Gemeinbild einer Ideologie münden. Aus der jeweils subjektiven Sichtweise einer Einzelperson wird versucht, ein Allgemeines zu schließen. Selbstreflexion als allgemeines Prinzip der Vereinzelung bedeutet zugleich etwas Gemeinsames, wenn wir uns selbst wissen, gehen wir über uns hinaus.Wir wissen gleichzeitig von der Allgemeinheit des Wissens über die Selbstreflexion. Sowohl empirisches als auch nichtempirisches oder überempirisches Denken konstituiert die Begründung und Sinnfindung von Existenz.


ad.10. Wissen weiß sich stufenweise immer wieder selbst. Das „Wahr“-genommene wird zum reflektierten Baustein meines Wissens, zum neuen Ausgangspunkt. Die notwendige Form des reflektiven Wissens führt zum faktischen Inhalt einer überempirischen Welt. Zusammenhänge die reflexiv erkannt werden, scheinen empirisch oft gar nicht auf, sind nur aus der Metaebene heraus erkennbar. Denken ohne Gegenstände gerät ins Phantastische, es muss sich mit Wahrnehmung verbinden. Methodische Erkenntnis- (methodos - nachgehen) ist der systematische Weg, der allgemein gültig, empirisch überprüft, immer zum gleichen Ergebnis führt. Das Ziel ist objektive Erkenntnis in allgemeingültiger Weise, und somit Wissenschaft.


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