C. Unvermeidlichkeit des von früheren Ursachen Bewirkten? (FiK)

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Version vom 15. März 2007, 16:01 Uhr von Anna (Diskussion | Beiträge) (first)
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Kann man das, was unabänderlich geschieht, wie es geschieht, nun zwar vielleicht nicht an sich notwendig nennen, so ist es doch - da die bestimmenden Ursachen früher sind als die unabänderlich ein-tretenden Wirkungen - wie es scheint, auch nicht mehr zu ändern für jemanden, der selbst innerhalb der Kette der Ursachen steht und in dieser Kette (wie wir Handelnde) nicht an erster, sondern an späterer Stelle als Verursacher von bestimmten weiteren Effekten tätig ist. Erbt nicht jede spätere Ursache innerhalb dieser Kette nur das, wozu sie aus früheren Ursachen nach Lage der Dinge bestimmt wird, und ist nicht diese Bestimmung wiederum für den jetzt Han­delnden notwendig die, die sie ist, nachdem sie unverfügbar für ihn in der Vergangenheit liegt?

Kein Zweifel kann sein, daß wir heute nichts mehr an dem, was früher geschehen ist, verändern können. Es ist unumstößlich der Fall. Aber die Ausläufer seiner Wirkungen, die uns heute erreichen, sind nicht die einzigen Ursachen dessen, was heute geschieht. Vielmehr steuert in einer Kette von Ursachen jedes weitere Glied etwas bei zu dem, was weiterhin geschieht - sonst wäre es kein weiteres Glied, sondern die frühere Ursache bereits hinreichend gewesen. So wie ein Mensch vom Trampolin in die Höhe geschleudert, während er in der Luft schwebt, neue Körperbewegungen ausführt, die insge­samt seinen Flug anders ausfallen lassen, als wenn er aus Stein wäre, so werden an den Dingen durch jeweils frühere Ursachen zwar ge­wisse Effekte bewirkt, jedoch die weiterhin eintretenden Begeben­heiten auch durch ihre eigene Art und Weise mitgestaltet. Ein Me­teorit tritt in die Atmosphäre ein und erzeugt in der Luft einen feu­rigen Schweif; er fällt mit Gezisch und Gebrodel ins Meer und gibt seine Wärme wieder ab. Wären Luft und Meer anders, als sie sind, so würde ganz anderes geschehen - z. B. ein Krater entstehen etc.

Daß das, was dabei insgesamt geschieht, nicht notwendig ge­schieht, sondern vielmehr unabänderlich, je nachdem, wie die be­teiligten Dinge beschaffen sind, haben wir bereits festgestellt. Und daß die Unabänderlichkeit des Naturgeschehens nicht per se Frei­heit schon ausschließen muß (weil nur Notwendigkeit die Unmög­lichkeit von Alternativen des Handelns implizieren würde), ist da-mit ebenfalls klar geworden. Noch völlig unbeantwortet ist so weit freilich die andere Frage geblieben, welche Art von ursächlicher Beisteuerung zu bereits manifest gewordenen Wirkungen es ist, die überhaupt die Chance hat, das Prädikat der Freiheit zu erhalten. Man kann mit einiger Plausibilität drei Stufen der kausalen Bei­steuerung jeweils späterer Ursachen zu früheren in einer Kette von Ursachen unterscheiden: �1)Akkumulation - wie das Hinzukommen weiteren Schnees zu einer Lawine. �2)Transformation - wie es z. B. durch Zuführung von Energie zu einer chemischen Verbindung von Stoffen kommt. �3)Metamorphose - wie z. B. der Beschuß mit Photonen die Photo­synthese in den grünen Blättern einer Pflanze in Gang setzt. Die akkumulative Beisteuerung zum weiteren Geschehen verlän­gert oder verstärkt mehr oder weniger linear bereits im Gange be­findliche Wirkungsweisen. Es geschieht, wie wir sagen, nichts Neues dabei, sondern es geht weiter mit dem, was ohnehin schon passiert. So der Umlauf der Planeten um ein Zentralgestirn; so Ebbe und Flut usw. Bei der Transformation werden durch geeignete Kon­stellationen neue Dinge oder Geschehenstypen geschaffen. Chemi­sche Verbindungen, die Galaxienbildung etc. sind Beispiele dafür. In der Metamorphose werden kausale Einflüsse in Begebenheiten ganz anderer Ordnungen eingebaut. Zum Beispiel in der Informa­tionsübertragung oder beim Einbau von verdauter Nahrung in den



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Freiheit im Kopf (Seminar Hrachovec, 2006/07)

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