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Wissensgesellschaft

Ende der 1990er-Jahre geprägter Begriff, der inhaltlich auf dem Begriff der Informationsgesellschaft aufsetzt und diesen hinsichtlich der mit der exponentiell wachsenden Produktion von Information (»Wissensproduktion«) verbundenen grundsätzlichen Fragen entfaltet. Dabei wird das Wissen als grundlegendes Kapital der postindustriellen Gesellschaft hervorgehoben und in dieser Bedeutung in den Zusammenhang künftiger gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse gestellt. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Entwicklungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien, in deren Gefolge die Menge, Geschwindigkeit und Effizienz bei der Informationsbeschaffung und -verarbeitung höchste gesellschaftliche Priorität gewinnen und immer mehr Menschen rascher und leichter Zugang zu immer mehr Informationen haben, betonen Vertreter des Konzepts der Wissensgesellschaft allerdings, dass diese nicht durch die Informationsfülle und deren allgemeine Verfügbarkeit per se begründet werde, sondern die kognitive und emotionale Verarbeitung der Informationsinhalte durch die Menschen voraussetze, wodurch Information erst zu Wissen werde, das dem Einzelnen zur aktiven Verfügung stehe. Als gesellschaftliches Ziel wird eine Wissensgesellschaft beschrieben, die ihre Grundlagen aus dieser Auseinandersetzung (dem reflektierten und bewerteten Wissen) gewinnt und von den kommunikationstechnologischen Errungenschaften einen bewussten und lebenserleichternden Gebrauch macht; gesellschaftliche Aufgabe ist es in diesem Zusammenhang, Voraussetzungen zu schaffen, die prinzipiell jedes Gesellschaftsmitglied in die Lage versetzen, sich kritisch und selbstbewusst mit Informationsangeboten auseinander zu setzen. Dies erfordert zukünftig v.a. große Anstrengungen im Bildungsbereich. Bildung ist als ein Schlüsselbegriff des beginnenden 21.Jahrhunderts anzusehen, kann es doch vorrangig mittels Bildung gelingen, innovative Konzepte für die Gestaltung der Wissensgesellschaft zu entwickeln und umzusetzen.

(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2004


Informationsgesellschaft

Bezeichnung für eine Wirtschafts- und Gesellschaftsform, in der die Gewinnung, Speicherung, Verarbeitung, Vermittlung und Nutzung von Information und Wissen zentrale Bedeutung erlangt haben, wirtschaftlich einen wesentlichen und stetig wachsenden Anteil des Inlandsprodukts bilden und in ihren soziokulturellen Auswirkungen die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig verändern; von den Sozialwissenschaften als eine im Ergebnis umfassenden Wandels der Industriegesellschaft entstandene Gesellschaftsform beschrieben, die einen Hauptaspekt des gegenwärtigen Übergangs zur postindustriellen Gesellschaft verkörpert und potenziell deren Entwicklung zur Wissensgesellschaft ermöglicht. Der Begriff Informationsgesellschaft wurde bereits 1971 in Japan geprägt und v.a. durch Arbeiten des Soziologen D.Bell bekannt.

Zur heutigen Verbreitung und Akzeptanz haben v.a. folgende Entwicklungen beigetragen: Vor dem Hintergrund zunehmender Verbreitung moderner Informations- und Kommunikationstechniken Computer, Rechnernetze und interaktive Kommunikation (Internet) spielen Informationsgewinnung und -verarbeitung in der Wirtschaft eine immer größere Rolle. In den Wirtschaftswissenschaften wird »Information« zunehmend als weiterer Produktionsfaktor neben Kapital, Arbeit und Boden sowie als Rohstoff betrachtet. Die Informationswirtschaft wird mitunter als neuer »vierter Sektor« neben den drei klassischen Wirtschaftssektoren (Landwirtschaft, Produktion, Dienstleistung) angesehen. Bislang getrennte Medienformen erhalten durch die Digitalisierung dieselbe technische Grundlage, sodass Text-, Ton- und Bildinformationen einheitlich be- und weiterverarbeitet werden können (Multimedia). Datenübertragungstechniken und -netze im Bereich Telekommunikation, wie ISDN, Mobilfunk, Satellitenübertragung, Breitbandkommunikation, werden gezielt ausgebaut und schaffen die Basis für das Zusammenwachsen bisher eigenständiger Wirtschaftszweige (Medien- und Unterhaltungsindustrie, elektronische und Computerindustrie) und technischer Geräte (z.B. Fernseher und PC) und ermöglichen Interaktivität.

Die gesellschaftlichen Chancen und Risiken der Informationsgesellschaft werden in Wissenschaft und Politik kontrovers diskutiert. Kritisch vermerkt wird zumeist, dass die Befürworter des Konzepts der Informationsgesellschaft lediglich mit technologischen und wirtschaftlichen Begründungen operieren. Übereinstimmung besteht jedoch sowohl bei den Befürwortern wie den Kritikern darüber, dass der Wandel von der Industrie- zur Informationsgesellschaft die Gesellschaft insgesamt verändern und für den größten Teil der Menschen nachhaltige Auswirkungen auf ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen haben wird, aber auch ihr kulturelles Anspruchs- und Rezeptionsverhalten verändern wird. Übereinstimmung besteht weiterhin, dass diese Prozesse spätestens Anfang der 1990er-Jahre in den (noch) stark industriegesellschaftlich geprägten Staaten Nordamerikas und Westeuropas sowie in Japan begonnen haben und deren weitere Entwicklung zunehmend und unumkehrbar bestimmen werden. Im Zentrum der Diskussion um die globalen Perspektiven der Informationsgesellschaft steht die Frage, ob die durch die modernen Informations- und Kommunikationstechniken möglich gewordene Entwicklung in ihrem Ergebnis zu einem »globalen Dorf« führt, in dem alle Bewohner Zugang zu den weltweit verfügbaren Informationsangeboten haben, oder ob vielmehr einem (großen) Teil der Weltbevölkerung die Informationswelt sowohl finanziell als auch technologisch verschlossen bleiben wird.

(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2004


post|industrielle Gesellschaft

(nachindustrielle Gesellschaft), gesellschaftstheoretische Bezeichnung für den Übergang der Industriegesellschaft in andere Gesellschaftsformen, die z.B. gekennzeichnet sind durch die Verschiebung der Produktions- und Erwerbsstruktur hin zu Dienstleistungen (Dienstleistungsgesellschaft) und/oder die zunehmende Bedeutung von Information und Kommunikation (Informationsgesellschaft; Wissensgesellschaft). Der in den 1970er-Jahren geprägte Begriff wird heute zum einen unter dem Gesichtspunkt der in den gesellschaftlichen Wandlungsprozessen eröffneten Chancen diskutiert (z.B. neue Berufsbilder, erweiterte Bildungsmöglichkeiten, wachsende Möglichkeiten gesellschaftlichenPartizipation), zum anderen jedoch auch in Korrelation zum Begriff der Risikogesellschaft gestellt und den Prozess der wachsenden Individualisierung reflektierend in den Blick genommen.

(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2004





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