Bindfaden-Überlegungen

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Tugendhat geht in seinen Ausführungen zum Kompatibilismus von einem Kausalfluss der Motive aus. Ein aus dem Nichts auftauchendes Motiv widerspricht demnach dem Phänomen. Weiters bin Ich es , der Wünsche unterdrückt, der handelt oder unterlässt. Meine Handlung erscheint somit als Eingriff in ein Geschehen. Zur Illustration des Kausalflusses benützt Tugenthat das Bindfadenbeispiel. Für uns erscheinen die Handlungen in einem Fluss und in diesem kausal zusammenhängengend durch Ursache und Wirkung. er fragt nun nach einer Erklärung für das subjektive Gefühl, dass ich es bin der handelt und dem Bewusstsein eines Kausal-Zusammenhangs. Zur Illustration soll das Beispiel eines Bindfadens dienen. Dieser stellt, mit seiner aus von einer Masche in die andere übergehenden Struktur, den Kausalfluss dar. Innerhalb des Bindfadens sind sämtliche Randbedingungen gegeben und dieser ist dadurch determiniert.

Was passiert nun durch eine Handlung? Durch eine Handlung entsteht im übertragenen Sinn ein Knoten im Bindfaden. Wir können nicht erkennen was sich innerhalb des Knotens abspielt. Doch vor und nach dem Knoten und im Bindfaden im Knoten selbst herrschen determinierte Verhältnisse. Wenn man den Knoten schliesslich wieder öffnet ist der alte Faden wieder hergestellt.

Dadurch wird jedoch der Einfluss der Handlung auf die Welt als zu gering erachtet! Eine Handlung ist gerade kein reversibler Knoten im Bindfaden, sondern verändert das Nachfolgende unbestimmt. Wenn dem nicht so wäre würde die Handlung entweder keinen Knoten im Bindfaden verursachen und hätten eine Art von Verschlingung die jedoch prinzipiell erklärbar und widerum determiniert. Ähnlich könnte man auch annehmen, dass wir zwar einen Knoten haben, dieser ist jedoch zu klein zu dicht für unsere Auflösung und mit einer hinreichend grossen Vergrösserung wäre der Knoten nicht mehr eine Black-box, sondern auch hier die Determination sichtbar. Damit wären die Frage des Determinus eine Frage der Auflösung oder, anders ausgedrückt, eine der technischen Möglichkeiten.

Als erweitertes Beispiel würde ich statt dem Bindfaden einen Nylonfaden einführen. Nylonfäden besitzen auf Grund ihrer molekularen Struktur die Eigenschaft, Knoten "ernster zu nehmen" als gewöhnliche Bindfäden. Wer einen Nylonfaden knotet, oder auch nur knickt, wird diese Veränderung dauerhaft bemerken. Selbst nach Auflösung des Knotens bleibt eine sichtbare Veränderung zurück. Doch nicht nur die Optik hat sich geändert. Der Faden wird z.B. eine andere, nicht mehr exakt berechbare, Tragfähigkeit aufweisen. Diese kann man zwar schätzen und man kann einen gewissen Spielraum angeben, in dem sie sich messen lassen wird, eine exakte Angab ist jedoch nicht möglich.

Und genau das passiert durch Handlungen, der Kausalfluss ist unterbrochen, es entsteht eine Unstetigkeit und die Zukunft ist damit zwar abschätzbar, jedoch nicht exakt vorhersehbar. Und das entspricht unserer Vorstellung von Handlung am ehesten. Durch Erfahrung können wir die Folgen einer Handlung abschätzen, jedoch nicht exakt vorherbestimmen.