Bewältigungsformen (JsB)
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 1.1 Biographische Sinnsuche
- 1.2 Herstellung einer relativ anspruchslosen erwerbsbiographischen Normalität
- 1.3 Wahrnehmung der Mutter- und Hausfrauenrolle
- 1.4 Wiederherstellung einer berufsbiographischen Normalität
- 1.5 Beruflicher und/oder biographischer Neuanfang
- 1.6 Strategie der Ressourcennutzung
- 1.7 Armutsökonomie
- 2 Literatur
Einführung
Sehr viele Jugendliche sind arbeitslos, sie haben keine Chance einen Beruf zu finden bzw. zu erhalten, oder sie sind zu gering qualifiziert. Die Menschen definieren sich in unserer heutigen Arbeitsgesellschaft über ihren Beruf, nur so erlangen sie Anerkennung von ihren Mitbürgern. Arbeitslose verfallen deswegen oft in Depressionen und haben große psychische Belastungen, die vor allem von der Dauer der Arbeitslosigkeit abhängen. Es werden sieben typische Muster der Bewältigungsform von Arbeitslosigkeit unterschieden:
- Biographische Sinnsuche
- Herstellung einer relativ anspruchslosen erwerbsbiographischen Normalität
- Wahrnehmung der Mutter- und Hausfrauenrolle
- Wiederherstellung einer berufsbiographischen Normalität
- Beruflicher und/oder biographischer Neuanfang
- Strategie der Ressourcennutzung
- Armutsökonomie
Biographische Sinnsuche
Diese Form findet sich am ehesten bei jungen Frauen mit mittlerer Schulbildung. Sie konnten ihre beruflichen Zielvorstellungen nicht verwirklichen und haben teilweise ihre Berufsausbildung abgebrochen. In einer „Probierphase“ wird über viele erwünschte Berufe, unter Ausblendung praktischer Ausbildungsprobleme, nachgedacht. Diese „Probierphase“ wird entweder durch Reduzierung der Ansprüche oder durch konkrete Realisierungspläne beendet. Die herkömmliche Frauenrolle wird verneint, ebenso wie die Frage der Selbstverwirklichung durch den Beruf.
Herstellung einer relativ anspruchslosen erwerbsbiographischen Normalität
Diese Form ist typisch für männliche Jugendliche mit einem niedrigen Schulbildungsniveau. Diese jungen Männer stammen aus einfachen Arbeiterfamilien, die räumlich sehr immobil sind und häufig in berufvorbereitenden Maßnahmen zeitweilig untergebracht werden. Ein Teil dieser Jugendlichen strebt nach einer Berufsausbildung, ein anderer Teil hingegen hat sich auf unqualifizierte Lohnarbeit eingestellt.
Wahrnehmung der Mutter- und Hausfrauenrolle
Man findet diese Form der Bewältigung in unterschiedlicher Ausprägung unter jungen Frauen mit unterschiedlicher Schul- und Berufsausbildung. Nur wenige betroffene Frauen sind verheiratet und die Ehemänner bzw. Partner sind meistens auch arbeitslos. Nur ein kleiner Teil der Frauen zieht die Familienrolle als Alternative zur unqualifizierten Erwerbsarbeit vor. Ein zweiter Teil der Frauen haben eher ein vorübergehendes Arrangement mit der Arbeitslosigkeit. Bei einer dritten Gruppe wird die Wahrnehmung der Familienrolle als eine biographische Phase verstanden.
Wiederherstellung einer berufsbiographischen Normalität
Vor allem junge Männer sind betroffen, die nach der Berufsausbildung (und teilweise einige Jahre danach) bei dem Versuch scheitern, eine dauerhafte berufliche Anstellung zu finden. Es wird jahrelang abgewartet, auf die richtige Chance eines beruflichen Wiederbeginns. Diese jungen Männer denken bereits an eine Familiengründung und erleben die Arbeitslosigkeit, als Vorenthalten eines vollwertigen Erwachsenenstatus. Dieser Teil der Männer ist zu beruflichem Wechsel bereit, jedoch nicht zu beruflichem Abstieg.
Beruflicher und/oder biographischer Neuanfang
Diese Gruppe besteht hauptsächlich aus jungen Arbeitslosen beiderlei Geschlechts mit überwiegend mittleren Schulabschlüssen. Diese Gruppe definiert die Zeit der Arbeitslosigkeit als Berufsfindungsphase und nützt die Zeit zu gezielten Weiterbildungsaktivitäten für eine geplante Berufskarriere. Ein Teil der betroffenen Menschen befindet sich in einem Prozess beruflicher und biographischer Umorientierung nach langjähriger Berufstätigkeit und krisenhaft erlebten Lebensverläufen.
Strategie der Ressourcennutzung
Diese Form der Bewältigung tritt vor allem unter Männern auf, die nach einer dauerhaften Anstellung in die Arbeitslosigkeit geraten. Sie verzichten auf einen vollwertigen Erwachsenenstatus und nutzen die sozialstaatliche Unterstützung optimal aus.
Armutsökonomie
Dies betrifft Frauen mit kleinen Kindern, die in einer Armutssituation leben und eine Überlebensstrategie entwickeln. Diese jungen Frauen haben eine qualifizierte Berufsausbildung geben aber, die Erwerbstätigkeit eher ungewollt, zugunsten ihrer Kinder auf. Sie leben mit instabilen Erwerbsverhältnissen, da sie teilweise geschieden sind, oder ihre Ehemänner arbeitslos oder von starken Gehaltschwankungen betroffen sind. Der Begriff „Armutsökonomie“ wird als professionelle Überlebensstrategie verstanden. (vgl. VONDERBACH 1989, S. 712ff)
Literatur
VONDERACH, G.: Arbeitslosigkeit (Berufsnot) junger Menschen. In: Markefka, M., Nave-Herz, R. (Hg.): Handbuch der Familien- und Jugendforschung. (Band 2) Neuwied und Frankfurt 1989, S. 712-714