Bessoth, Richard: Pädagogische Führung: Voraussetzungen für Schulqualität. In: Pädagogische Führung, 1, 1990, 1, S. 6-11: Unterschied zwischen den Versionen

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In diesem Artikel setzt sich Bessoth mit dem Begriff der Pädagogischen Führung auseinander und klärt zunächst, warum ein ansonsten weltweit gebrauchter Grundgedanke bei uns, insbesondere Deutschland, auf Unverständnis stößt. Zum einen verweist er auf den Sprachgebrauch im anglosächsischen Schulbereich, zum anderen erklärt er die negative Besetzung des Wortes Führung durch die NS-Zeit. Er fordert, „sich mit einem Konzept anzufreunden, in dem Pädagogische Führung positiv verstanden wird, nämlich als eine unentbehrliche Voraussetzung für Schulqualität“ (Bessoth 1990, 6). Dieses Konzept ist beides, sowohl neuartig, da es die sozialen Veränderungen jeder Zeit berücksichtigen muss, als auch altbewährt, weil es in gut funktionierenden Schulen schon vorkommt.
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Als nächsten Schritt analysiert Bessoth den Zusammenhang von Schulqualität und Führung. „Schulqualität lässt sich durch eine partizipative und kooperative Führung in höherem Ausmaß erreichen, als durch […] ein Laissez-Faire-Verhalten und auch durch eine autoritäre diktatorische Führung.“ (Bessoth 1990, 7) Er überprüft die Wirksamkeit von Führungsverhalten anhand eines Synergie-Konzeptes, das besagt, die Kraft einer Organisation kommt durch das gemeinsame Ziehen der MitarbeiterInnen an einem Strang oder Strangbündel zustande. Die Verbündeten empfinden gegenüber den Zielen nicht nur eine reine Verpflichtung, sie setzen die gewählten Ideale auch durch entsprechende Handlungen um. Diese Handlungen gehen, im Gegensatz zu einem Laissez-Faire-Verhalten oder einer autoritären Führung, auch noch annähernd in dieselbe Richtung, was wiederum eine höhere Qualität zur Folge hat. Als Hindernis für eine derartige, auch arbeitsteilige Schulführung, sieht Bessoth die bürokratischen Strukturen, die sich aus der Einbettung ins gesamte Schulsystem ergeben.
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Zur Überprüfung, wie die (Pädagogische) Führung bei Schulleitungen aussieht, führt er ein Modell an, das sich aus verschiedenen Merkmalen zusammensetzt. Die ‚Kraft zur Schulgestaltung’ beeinflusst das ‚Schulklima’ und die ‚Unterrichtsorganisation’, sie steht im Hintergrund und wird über die beiden anderen Merkmale vermittelt. Schulklima und Unterrichtorganisation sind Ursachenfaktoren und stehen in Zusammenhang mit ‚Schulleistung’, einem Wirkungsfaktor und Indikator von Qualität. (Vgl. Bessoth 1990, 10)
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Bessoth fordert eine breitere Auseinandersetzung mit dem Konzept einer pädagogischen, arbeitsteiligen, partizipativen Führung. Er ist sich der Komplexität und der sich daraus ergebenden Gefahr des Wegschiebens sowie der hohen Anforderungen an die Praktiker bewusst und fordert die Betroffenen wie auch die Erziehungswissenschaft dazu auf, Schulqualität zu einem gemeinsamen Anliegen zu erklären.
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Version vom 2. April 2006, 13:03 Uhr

In diesem Artikel setzt sich Bessoth mit dem Begriff der Pädagogischen Führung auseinander und klärt zunächst, warum ein ansonsten weltweit gebrauchter Grundgedanke bei uns, insbesondere Deutschland, auf Unverständnis stößt. Zum einen verweist er auf den Sprachgebrauch im anglosächsischen Schulbereich, zum anderen erklärt er die negative Besetzung des Wortes Führung durch die NS-Zeit. Er fordert, „sich mit einem Konzept anzufreunden, in dem Pädagogische Führung positiv verstanden wird, nämlich als eine unentbehrliche Voraussetzung für Schulqualität“ (Bessoth 1990, 6). Dieses Konzept ist beides, sowohl neuartig, da es die sozialen Veränderungen jeder Zeit berücksichtigen muss, als auch altbewährt, weil es in gut funktionierenden Schulen schon vorkommt.

Als nächsten Schritt analysiert Bessoth den Zusammenhang von Schulqualität und Führung. „Schulqualität lässt sich durch eine partizipative und kooperative Führung in höherem Ausmaß erreichen, als durch […] ein Laissez-Faire-Verhalten und auch durch eine autoritäre diktatorische Führung.“ (Bessoth 1990, 7) Er überprüft die Wirksamkeit von Führungsverhalten anhand eines Synergie-Konzeptes, das besagt, die Kraft einer Organisation kommt durch das gemeinsame Ziehen der MitarbeiterInnen an einem Strang oder Strangbündel zustande. Die Verbündeten empfinden gegenüber den Zielen nicht nur eine reine Verpflichtung, sie setzen die gewählten Ideale auch durch entsprechende Handlungen um. Diese Handlungen gehen, im Gegensatz zu einem Laissez-Faire-Verhalten oder einer autoritären Führung, auch noch annähernd in dieselbe Richtung, was wiederum eine höhere Qualität zur Folge hat. Als Hindernis für eine derartige, auch arbeitsteilige Schulführung, sieht Bessoth die bürokratischen Strukturen, die sich aus der Einbettung ins gesamte Schulsystem ergeben.

Zur Überprüfung, wie die (Pädagogische) Führung bei Schulleitungen aussieht, führt er ein Modell an, das sich aus verschiedenen Merkmalen zusammensetzt. Die ‚Kraft zur Schulgestaltung’ beeinflusst das ‚Schulklima’ und die ‚Unterrichtsorganisation’, sie steht im Hintergrund und wird über die beiden anderen Merkmale vermittelt. Schulklima und Unterrichtorganisation sind Ursachenfaktoren und stehen in Zusammenhang mit ‚Schulleistung’, einem Wirkungsfaktor und Indikator von Qualität. (Vgl. Bessoth 1990, 10)

Bessoth fordert eine breitere Auseinandersetzung mit dem Konzept einer pädagogischen, arbeitsteiligen, partizipativen Führung. Er ist sich der Komplexität und der sich daraus ergebenden Gefahr des Wegschiebens sowie der hohen Anforderungen an die Praktiker bewusst und fordert die Betroffenen wie auch die Erziehungswissenschaft dazu auf, Schulqualität zu einem gemeinsamen Anliegen zu erklären.



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