Benutzer Diskussion:Uschebti

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Abseits der anderen Diskussionen koche ich hier wohl ein wenig mein eigenes Süppchen, da ich nicht über meinem Level spielen will. Ich bin halt ein wenig hinten nach, mit meinem Resümee.

Zur Ringparabel
Beim durchlesen ist mir eine Stelle aufgefallen, als der Richter den dreien sagt, was sie tun sollen:

"Wohlan!
Es eifere jeder seiner unbestochnen
von Vorurtheilen freyen Liebe nach!"

Wie mir scheint, setzt Lessing hier eine Prämisse, die ich nicht unbedingt mitgehen würde, nämlich, dass in allen drei Religionen die Liebe die wichtigste Position in der Religion einnimmt. Ob in allen drei Religionen das wichtigste die Ethik ist ? Ich denke, dass Lessing die angewandte Liebe an die oberste Stelle gesetzt hat, hat damit zu tun, dass die Gottesfrage für ihn geklärt schien. Der Grund aber für einen Gläubigen, sich einer Relgion als zugehörig zu erklären ist (meistens) nicht die damit verbundene Ethik, sondern das Heilsverprechen des Gottes, wenn man "brav" ist. Also glaube ich auch nicht, dass zb ein gläubiger Christ die Vertagung der Entscheidung so locker sehen kann, wenn sein Heilsversprechen derart in Frage gestellt ist. Lessing war einfach der meinung, dass es egal ist, an welchen Gott die drei jeweils glauben, weil es letztlich doch der selbe Gott sein wird. Und wenn es einem egal ist, dann muss man ja nicht tolerant sein.--Uschebti 01:20, 15. Jan 2006 (CET)


Islam und Christentum

Ich koche mal ein wenig weiter an meinem Süppchen. ;) Ich durfte einem Vortrag über Islam in einer Wiener Pfarre beiwohnen. Der Satz klingt zwar schwer nach Tagebucheintrag, er bringt mich aber schön dorthin, wo ich hin möchte.
Mir ist dabei klar geworden, dass es bei einem Konflikt zweiter Systeme mit Absolutheitsanspruch darauf ankommt, das eigene System verlassen zu können, und die beiden Systeme als relativierbare Wahrheitssuchen sehen zu können. Ansonsten fühlt man sich in dieser Begegnung leicht selber relativiert, und dann ist keine Diskussion mehr möglich, dann artet es in eine Schlammschlacht aus. Als Beispiel dafür gefiel mir eine Wortmeldung gut, die ich sinngemäß noch im Kopf habe: "Die Moslems wollen immer Toleranz bei uns, aber sind selber Intolerant!" Wenn man hier den "Schritt nach Hinten" über die beiden Systeme nicht macht, verfällt man in ein "vor sich herschieben" a la "Na Gut ihr wollt Toleranz, dann fangt damit an!"
Nicht lange musste man warten, dann kamen schon die ersten ehrlich entrüsteten Kommentare über die Kopftuchproblematik. Es ging über mehrere Stationen: "Kopftücher sind ein Symbol der Unterdrückung der Frau und das sei ganz Kennzeichnend für den Islamismus und die Sympathisanten davon, und das ist ganz Intolerant, und das würden wir bei uns nie machen".
Ich musste an MTV denken. Da war letztens eine Reportage über einen Videodreh von Fler, einem Deutschen Rapper (selig die, die ihn nicht kennen). Jedenfalls wurde er gefragt, warum sein Videodreh so teuer gewesen war und er antwortete: "Naja ihr wisst ja wie das ist wenn n Haufen Männer zusammen sind, die wolln dann Spaß haben und dann bestellt man sich halt so einiges, Alkohol, Drogen, Frauen, ihr wisst schon...". Frauen als Gegenstände die man bestellen kann,... Ganz abgesehen davon, ob es nun ein Cliche ist, dass hier verbreitet wird oder nicht, ist das erschreckende, dass es verbreitet wird.
Aber "wir" würden Frauen bei "uns" ja nicht so behandeln. Ich weiß, dass das Hinweisen auf ein Übel ein anderes nicht rechtfertigt aber ich finde dieses Beispiel ganz schön um zu illustrieren, wie es um die Blindheit im Bezug auf das eigene System und damit auch das eigene Verhalten bestellt ist.
(mehr folgt) --Uschebti 03:03, 22. Jan 2006 (CET)


Ich musste an MTV denken. Da war letztens eine Reportage über einen Videodreh von Fler, einem Deutschen Rapper (selig die, die ihn nicht kennen). Jedenfalls wurde er gefragt, warum sein Videodreh so teuer gewesen war und er antwortete: "Naja ihr wisst ja wie das ist wenn n Haufen Männer zusammen sind, die wolln dann Spaß haben und dann bestellt man sich halt so einiges, Alkohol, Drogen, Frauen, ihr wisst schon...". Frauen als Gegenstände die man bestellen kann,... Ganz abgesehen davon, ob es nun ein Cliche ist, dass hier verbreitet wird oder nicht, ist das erschreckende, dass es verbreitet wird. Aber "wir" würden Frauen bei "uns" ja nicht so behandeln. Ich weiß, dass das Hinweisen auf ein Übel ein anderes nicht rechtfertigt aber ich finde dieses Beispiel ganz schön um zu illustrieren, wie es um die Blindheit im Bezug auf das eigene System und damit auch das eigene Verhalten bestellt ist.

Die Beobachtung kann ich nur bestätigen, wobei man da wohl differenzieren muss, da nicht jeder so denkt. Genausowenig ist jeder Moslem auf ein Kopftuch erpicht - man muss aufpassen, dass man nicht zu sehr zum Verallgemeinern anfängt. Persönlich stört mich ein Kopftuch - es fällt auf und provoziert mich auf einer gewissen Ebene, weil es indirekt zu einer Spaltung in Kopftuchträger und eben jene, die es nicht "nötig" haben, führt. Wenn ich versuche die Lage objektiv zu bewerten, ohne in eine "Wurschtigkeit" zu verfallen, ist die "Brisanz" eines Kopftuchs nicht viel höher als die eines Kreuzes oder der Kleidung eines Priesters oder Nonne (zugeben, ist die Häufigkeit letztrer nicht allzu groß). --Wolf 15:50, 23. Jan 2006 (CET)


Ja, dass nicht alle Moslems auf Kopftuch schwören ist natürlich richtig. Ich hab deswegen auch die Islamisten hier hervorgehoben, den radikalen Kern, die fast (fast!) durchgehend darauf schwören. Wie gesagt, was das bedenkliche an Flers Aussage ist, dass sie auf MTV war, das heißt, sie wird sich auf die ein oder andere Weise bei so manchem Jugendlichen Festsetzen...
"Persönlich stört mich ein Kopftuch - es fällt auf und provoziert mich auf einer gewissen Ebene, weil es indirekt zu einer Spaltung in Kopftuchträger und eben jene, die es nicht "nötig" haben, führt."
Den Satz finde ich interessant, Ich denke, dass hier auch das oben von mir gesagte mitspielt. Als Beispiel: Manche Leute telefonieren in der Ubahn oder manche machen Photos oder sowas - von den telefonierern würdest du dich auch nicht provoziert fühlen (ja gut ausser sie beenden wiedermal eine Beziehung mit 140 Dezibel ;)).
Ich denke eben, dass hier die Angst der Relativierung der persönlichen Absolutheitsansprüche mitspielt. Handys sind vielleicht ein harmloses Beispiel, nehmen wir etwas, wodurch sich eine "Glaubensgemeinschaft" von anderen abtrennt - würdest du dich von einem Punk provoziert fühlen, weil er eine Trennung von Punks und Nicht-Punks vornimmt ?
Wie du dann auch gesagt hast, wenn mans "Objektiv" sieht verliert das Thema seine Brisanz. Ich glaube, "Objektiv" ist hier mit "über den Systemen stehen" gleich in der Bedeutung. --Uschebti 21:55, 23. Jan 2006 (CET)


Taoismus, Schwertkampf und Toleranz

Ich habe diese Geschichte in einem Buch mit Geschichten von Zhuangzi, einem Taoisten. Dieser ist der Bekannteste frühe Buddhist nach Laozi, allerdings der erste, der historisch verbürgt ist.

"Morgens drei
Wenn wir unseren Geist ermüden, in dem wir halsstarrig an einer parteiischen Ansicht der Dinge festhalten und keine tiefere Übereinstimmung zwischen dieser und ihrem komplementären Gegensatz einfach nicht sehen wollen, haben wir, was man „Morgens drei“ nennt. Was hat es denn nun mit diesem „Morgens drei“ auf sich ? Ein Affenwärter ging zu seinen Affen und sagte ihnen: „Was eure Kastanien betrifft – ihr bekommt morgens drei Portionen und nachmittags vier.“ Daraufhin waren sie alle verärgert, also sagte er: „Na schön, dann werde ich euch eben morgens vier und nachmittags drei geben.“ Damit waren sie einverstanden. Die zwei Einteilungen waren insofern gleich, als die Menge der Kastanien sich ja nicht änderte. Aber in einem Fall waren die Tiere unzufrieden, und im anderen waren sie einverstanden. Der Wärter war bereit gewesen, seine persönliche Entscheidung zu ändern, um objektiven Bedingungen zu entsprechen. Er verlor nichts dadurch! Der wahrhaft Weise, der beide Seiten eines Falles ohne Parteilichkeit betrachtet, sieht sie beide im Lichte des Tao. Dies nennt man: zwei Wegen auf einmal folgen."

Mich hat das an den Toleranzgedanken erinnert. Es wird zwar nicht so ausgedrückt wie hier in einer Konklusion "das stehen lasser fremder, nicht nachvollziehbarer Standpunkte", aber die variabilität des eigenen Standpunktes ist für mich quasi das herangehen von der anderen Seite.


Zum zweiten noch ein Zitat, das im Film Hero vorkommt. Auch dieser Text hat mich an den Toleranzgedanken erinnert, wie überraschend, wenn man drüber nachdenkt, sonst würd ich ihn hier nicht reinstellen. Also der 'Namenlose' will den Kaiser töten, da dieser in seinen Augen ein Kriegstreiber ist. Er sichert sich die Unterstützung von drei Attentätern, die ihm dabei helfen eine Glaubwürdige Geschichte zu erfinden, damit er sich dem Kaiser bis auf 10 Schritte nähern kann. Einer der Attentäter war schon einmal kurz davor, den Kaiser zu töten, lies aber dann von seinem Plan ab und wollte von da an mit allen Mitteln verhindern, dass der Kaiser getötet wird. Um die Geschichte des Namenlosen zu fundieren, erschafft dieser Attentäter, der des Kaisers Leben schützen will, ein neues Schriftzeichen für "Schwert", dass der Kaiser sich am Ende genauer ansieht:

"Ich habe es verstanden. Sein Zeichen ‚Schwert’ stellt nicht die Kunst des Schwertkampfes sondern ihr höchstes Ziel dar. Das erste Ziel in der Kunst des Schwerkampfes ist die Einheit von Kämpfer und Schwert. Wenn Schwert und Mensch eins werden, wird selbst ein Grashalm in der Hand zur starken Waffe. Das Zweite Ziel der Kunst des Schwertkampfes ist, das Schwert aus der Hand zu legen. Da man das Schwert auch im Herzen trägt, kann man seine Feinde mit bloßen Händen besiegen. Das Höchste Ziel der Kunst des Schwertkampfes aber ist, sowohl auf das Schwert in der Hand, als auch auf das Schwert im Herzen zu verzichten – im Herzen sollte man das Wohl der Welt tragen. Und das bedeutet nicht töten, das bedeutet Frieden."

Das Schwert im Herzen erinnert mich stark an Intoleranz... --Uschebti 19:35, 3. Mär 2006 (CET)


Vorläufige Gedanken zu "Besser Wissen"

1) Begründungsproblem: Warum brauchen wir Wissen?
2) Letztbegründungen? Sind "Zahlen" und "Fakten" Wissen?
3) Eco: Wissensflut im Internet, Ungeordnetes Wissen nicht gut
4) Wissen als Bilanzierbares münzt Wissen auf Nützlichkeit um

Ich fühle mich sehr erinnert an ein (wenn nicht DAS) Problem der Kunst in der Moderne. Gerade als die Kunst begann, kein ausschließliches Auftragswerk mehr zu sein, begann der Disput darüber, wer eigentlich Kunst bräuchte, denn sie leiste ja nichts. Vor allem das "Allgemeinwissen" ist stark unter diesen Beschuß geraten.
Einmal mehr hat die "Verwirtschaftlichung" hier zugeschlagen und die Sicht, Dinge nach ihrem Nutzen zu Bewerten. (Wobei letzteres eine lange Tradition hat, die auch früher überlebenstechnisch ganz nützlich war. Doch dass das dem Wissen passiert, dem erhabenen Wissen wiederfährt solch eine profanierung - das gibt es noch nicht so lange wie das Nutzen-denken.)
Doch wieso sollte das unbedingt als Schlecht zu bewerten sein? Im Diskurs darüber, ich denke vor allem an öffentliche Medien, ist die Haltung zumeist, dass die Jugend nur mehr zu "Fachtrottel" herangebildet werden, und dass das "Allgemeinwissen" verloren gehe. Doch ist das nicht ganz natürlich wenn das Wissen immer größer wird, dass es ein einzelner mensch eben nicht umfassend verstehen/behalten kann? Warum diese abwertende Haltung gegenüber "Spezialisten" die ihr Fach beherrschen, aber eben nur ihr Fach.

Wiederaufnahme des Gedanken (ich scheine mehr gegen Wirtschaft polemisiert zu haben, als das in meiner Absicht lag.)
Der Wissensbegriff ist ein anderer geworden, zumindest von der Bedeutung her. Der Schwerpunkt liegt heute auf nützlichem „Fakten-Wissen“ das man auch, nach Wirtschaftlichem Vorbild, bilanzieren kann. Deswegen wird auch gesagt, dass es heute keine „Universalgelehrten“ mehr gäbe, was ich aber nicht für richtig halte. Meiner Meinung Nach wäre Umberto Eco ein solcher, oder Stanislaw Lem war ein solcher, uvm.
Nun, das liebe „Fakten-auswendig-wissen“ setze ich nicht mit „Wissen“ gleich, wie es aber usus ist.

- Gedanke: Könnte das ganze damit zusammenhängen, dass Religion in der heutigen Zeit wieder wichtiger wird? (zb Zizek) „Alles was messbar ist, messbar machen“. Und dann? Scheint so als ob für die meisten Menschen dieses Faktensammeln nicht über das existenzielle Röcheln hinweggeholfen hat, das uns alle plagt.

Wissen wird meiner Meinung nach, und damit Katze aus dem Sack, vor allem durch die Ethische Komponente ausgemacht. Das, was man aus dem Wissen macht und wie man damit handelt, gehört Wesenhaft zum Wissen. Demnach ist Wissen weder Macht, noch heiligen Zwecke die Mittel.
Aber diese Seite des Wissensbegriffes ist nicht mehr so populär, das beginnt schon in der Schulbildung, wo (das kulturelle Gewissen) Religion abwählbar ist, und Ethik ein Schulversuch ist. Wenn man Glück hat, bekommt man in Geschichte/Geographie eine ethische Komponente, aber das wars dann auch. Und wenn man diese Scheuklappen auf behält, oder nicht einmal über Schulbildung verfügt, dann kann es leicht passieren, das man in expliziten Kreisen „3 Bier“ bestellt oder den Krieg gegen „Den Terror“ führt (wo ist der eigentlich zuhause?) oder den Krieg gegen den Westen (da weiß man wenigstens wo er liegt), oder oder oder.
Einwand: Früher war der Wissensbegriff ein anderer, aber die Zeiten waren auch nicht friedlicher!
Ja das stimmt wohl, darauf würde ich entgegnen, dass erstens ich die kulturelle Evolution des Menschen für aufsteigend halte und zweitens es nicht heißt dass es besser ist, nur weil es anders ist.
Zu erstens: Daraus resultiert für mich, dass meine ansprüche an die heutigen Generationen in Sachen Ethik so hoch sind wie an keine Generation zuvor, da das hierbei nützliche bis unentbehrliche Faktenwissen eine nie gekannte Größe erreicht hat, die verwertet werden will.

„Eye on the TV 
Cause tragedy thrills me 
Whatever flavor 
It happens to be 

Like: 
“...Killed by the husband” 
“...Drowned by the ocean” 
“...Shot by his own son” 
“...She used the poison in his tea
And kissed him goodbye” 
That’s my kind of story 
It’s no fun til someone dies 

Don’t look me at like
I am a monster 
Frown out your one face
But with the other 

Stare like a junkie 
Into the TV 
Stare like a zombie 
While the mother holds her child
Watches him die 
Hands to the sky crying, 
“Why, oh why?” 

Cause I need to watch things die 
From a distance 
Vicariously I 
Live while the whole world dies
You all need and choose your own lie 

[...]

We all feed 
On tragedy 
It’s like blood to a vampire

Vicariously I
Live while the whole world dies
Much better you than I“

Tool – Vicaroious

Dieser Liedtext bringt mich zum nächsten Punkt, nämlich der hauptsächlichen Quelle unseres „Täglichen Wissens“ den medien (mit Schwerpunkt auf TV; weil das die meisten Menschen erreicht, ohne besondere Vorkenntnisse zu erfordern).
Mir erscheint, was einem im Fernsehen (besonders: Nachrichten) geboten wird kann man grob in 3 Gruppen einteilen.
1. Sinnlose Unterhaltung
wie "Christina Aguilera steht nackt am Herd", "Kylie Minoug wieder single", "Warum Männern das abnehmen leichter fällt",... Ein sehr großer Teil des Programms wie ich glaube, und dabei zähle ich die Werbung noch nicht einmal dazu.
Was für mich auch halb in diese Gruppe gehört sind Sportübertragungen, denn sie haben keine eklatanten Auswirkungen auf das tägliche Leben. Ich würde genau so gut (wenn nicht sogar besser) leben, wenn ich nicht wüsste, dass Österreich gegen Malte im Fußball 1:1 gespielt hat. Aber ich platziere es eben nur halb in diese Gruppe, da Sport und der damit verbundene Patriotismus auch ein anderes Ziel hat.
2. Mord und Totschlag
Besonders den oben genannten Liedtext zu beachten. Nachrichten aus den kleinsten Dörfern Österreich kommen nur in die Hauptstadt, wenn jemand möglichst spannend umgebracht wurde. Dazu: Der boom von Kinofilmen die auf dem Prinzip Folter/Gewalt basieren, Serien wie CSI:wasauchimmer und Serien die sich mit der Arbeit von Menschen befassen die ungeklärte Morde aufklären wollen. Krimis gab es früher auch schon mit Mord und allem drum und dran, aber der Mord, mit seiner möglichst genauen darstellung war nicht das Hauptthema, siehe zb Colambo.
3. Restinformation (vermischt mit Propaganda)
Besonders bei darstellungen aus der Politik oder der Wirtschaft. Auch hierzu zu zählen: der Weltwirtschaftswasserstand, der oft bei Nachrichtensendungen in der unteren Bildhälfte abläuft.
(wird fortgesetzt)
--Uschebti 20:15, 7. Feb 2007 (CET)


Immobilienfokus

Ich weiß nicht ob das in allen Bezirken so ist, aber hier hängen ca alle 2 monate Zeitungsständer mit dem "Immobilien Fokus" aus. Ich hab mir die Februar Ausgabe geschnappt weil ich dabei irgendwie an diese Vorlesung und ihre Porblemstellung denken musste. Und tatsächlich finden sich hier einige Gemeinsamkeiten.
So gibt es in dieser Ausgabe einen Bericht der mir dazu besonders gefällt: ein Interview mit Hans Schmid, einem Werbefachman. Die überschrift lautet "Kunst ist Kommunikation" und handelt die Bedeutung der Kunst in der Marketing Branche ab.
Ganz oben auf der Seite wird Herr Schmid zitiert: "Nichts ist schrecklicher als in ein Büro zu kommen, wo schlechte Kunst [hervorhebung von mir] hängt. Das sind dann auch meist jene Unternehmen, in denen zwei Jahre alte Magazine im Vorzimmer aufliegen."
Also alleine dieser Satz spricht dazu schon Bände, und dann die Unterüberschrift: "Kunst soll in das Marketing integriert werden. Auch bei Immobilien. Doch es kommt auf die Qualität der Objekte an."
Und wegen solchen Sätzen glaube ich, einen sehr passenden instinktiven Griff getan zu haben als mir diese Vorlesung einfiel. Man muss sich einfach vorstellen, dass "Wissen" und "Kunst" frei austauschbar sind. Beides ist dann der Untertan für das große zu erreichende Ziel "Umsatz". Nur so ist es überhaupt vorstellbar, dass man so einfach von der "Qualität der Objekte" oder "schlechter Kunst" sprechen kann. Ich fühle mich ein wenig in die Zeit zurückversetzt, als Kunst noch Auftragsarbeit war, und Künstler somit bloße Handwerker. Gut, auf der einen Seite hat das den Status der Kunst gesichert, ihr also ein Fundament gegeben, wozu sie benötigt wurde, aber sehr innovativ konnte (kann) so eine Kunst nicht sein.
Noch dazu gefällt diesen Immobilienmenschen am besten "moderne Kunst" denn sie suggeriert Dynamik, Fortschritt und Elan. Das blöde ist nur, dass hier ein gelber Farbklecks auf weißen Hintergrund als moderne Kunst gesehen wird, einfach weil es sich nett in das Bürokonzept einfügt (hell, minimalistisch, leer). Ich vermute dass sich "Moderne Künstler" zu so etwas garnicht hergeben, zumindest wenn sie ihre Position richtig verstehen. Und wenn sie das nicht tun sind sie so oder so keine modernen Künstler. Also wird man in so einem Umfeld wohl kaum auf Kunst treffen, höchstens auf die Illusion solcher. Doch das passt sehr gut in die Welt dieser Zeitschrift. Seite um Seite wird mit Superlativen umhergeworfen, es ist von neuen, unglaublich fruchtbaren Märkten überall die rede, Gewinnraten von 200% (und das ist bemerkenswert, stellt es doch eine mathematische Unmöglichkeit dar!), der Lagerhalle als neues Paradies für Immobiliengenies, und dem Internet als Geldumschlagplatz. Man kann also sagen, hier stehen alle zeichen auf "Rosige Zukunft". Natürlich, wenn man kann, dann kann man. Aber da ist sowohl hier wie auch beim "Wissen in Bilanz" der Knackpunkt - wenn man nicht kann, dann kann man nicht. Und dann spielt man nicht mit.
So werden bei diesem Magazin wie bei diesem Wissensbegriff eigentlich enorme Voraussetzungen ganz Selbstredend gemacht. Wenn ich ein paar Millionen Euro investieren kann, ja dann hilft mir das Wissen, wie es mit den Lagerhallen und ihrer Zukunftsträchtigkeit dank enormer, internationaler Warenverschiebungen aussieht. Aber wenn ich die Millionen nicht habe...? Wenn ich bei der geistigen Elite lernen kann, dann wird meine Zukunft sich in Labors oder in der Wirtschaft ganz gediegen abspielen - aber wen ich aus welchen Gründen auch immer nicht kann...?

God money I'll do anything for you.
God money just tell me what you want me to.
God money nail me up against the wall.
God money dont want everything he wants it all.

Nine Inch Nails - Head like a Hole

--Uschebti 17:00, 4. Mär 2007 (CET)