Benutzer Diskussion:Andyk/Badiou/Abbreviation: Unterschied zwischen den Versionen

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Doch damit kann man etwas anfangen: prüfen, was wir über Zahlen denken. Das ist so ähnlich wie Denken darüber was Geschlecht ist (statt Diskriminierung) oder über Wahrheit, statt über wahre Aussagen. --[[Benutzer:Anna|anna]] 12:47, 14. Nov. 2011 (CET)
 
Doch damit kann man etwas anfangen: prüfen, was wir über Zahlen denken. Das ist so ähnlich wie Denken darüber was Geschlecht ist (statt Diskriminierung) oder über Wahrheit, statt über wahre Aussagen. --[[Benutzer:Anna|anna]] 12:47, 14. Nov. 2011 (CET)
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== ad griechische Zahlen ==
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Das Eine als Verarbeitung der Mannigfaltigkeit. Sind Nebelschwaden, eine Brandung, kochendes Wasser, Verkehrschaos, gemischte Gefühle Mannigfaltigkeiten? Es scheint, dass das Zählen-als-eins an solche Phänomene nicht herankommt. Anders gesagt: Mannigfaltigkeit ist etwas, das von Zählung bereits präformiert ist. Die Operation und ihre Operanda sind eine "package". Badiou sagt, dass "die Eins" nicht den Status des Höchsten, des Seins hat, sondern ein Resultat ist. Ein Ergebnis ''woraus''? Aus etwas, das ''zählbar'' erscheint und zwar, nach Badiou, im Nachhinein, nach der vollzogenen Operation. Gut, dann ergibt sich die Frage, was ''vor'' der Operation anzusetzen ist. Darauf kann man antworten:
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*Das ist keine berechtigte Frage. Es ist, als würde man fragen, welche Richtung ein Pfeil hat, bevor er nach rechts oder links zeigt. Der Pfeil ''besteht'' darin, eine Strecke zu einer Richtung zu machen. Was vorher ist, gehört nicht zur Betrachtung.
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*Die neuplatonische Strategie besteht darin, das Eine zum unnennbaren, unzugänglichen Ausgangspunkt der Differenzierungen zu machen. Eine Inkommensurabilität innerhalb der Ausdrucksformen wird eingeführt, zusammen mit einer "Priesterschaft", die beide Seiten im Blick hat.
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Damit verbindet sich das berühmte Problem des Dualismus, der nicht einmal ein Dualismus sein darf. Vielleicht kann man dem etwas abgewinnen, doch das Problem liegt tiefer: Warum liegt auf der anderen Seite der gewöhnlichen Verständlichkeit ''überhaupt etwas''? Warum soll man sich darum kümmern? Warum liegt dort nicht dasselbe wie diesseits des Abbruchs? Wie wäre es, wenn jenseits alles verständlich Sagbaren, als dessen "Urgrund" nochmals dieses Verständliche läge? Das ist eine Variante der ewigen Wiederkehr des Gleichen. --[[Benutzer:Anna|anna]] 14:59, 14. Nov. 2011 (CET)

Version vom 14. November 2011, 15:59 Uhr

ad Intro

Einerseits ein genialer Hinweis: die Rolle der Zahl und des Zählens in der Politik und öffentlichen Meinung. Anderseits eine maßlose Übertreibung. Politisches "Denken" ist eben nicht eine Zahlenexegese. Das Anführungszeichen, das Badiou setzt, weist in eine andere Richtung, als seine Aussage. "A 'cultural fact' is a numerical fact". Wieder die Anführungszeichen. Badiou stellt thesenhaft dar, was er kritisieren will und markiert das manchmal durch Gänsefüßchen. Schon in der Fortsetzung des obigen Zitates fehlen die Anführungszeichen. Keine Zahl/kein Name ist dann die Übernahme des unterstellten Zustands als eigene These. Das Genre ist Pamphlet.


Die Bürokratisierung des Wissens ist nicht einfach die Herrschaft der Zahlen. Das wären Summen und Statistiken. Man kann noch soviel Zahlen sammeln, das wird kein Wissen, es sei denn, eine Bewertung kommt dazu. Als Beispiel:

Eine Fahrt vom Flughafen Vilnius zum Stadtzentrum kostet

  • 2 Litas (57 cent) im Bus, Vorverkauf
  • 2,5 Litas (71 cent) im Bus, beim Fahrer
  • 3 Litas (86 cent) im Sammeltaxi
  • 40 - 50 Litas (11,4 bis 14,3 €) vom Hotel aus bestellt

Erlebnisbericht

In diesen Zahlen steckt Politik, aber sie sind nicht Politik.

Die Wirtschaftskrise ist einerseits eine Bestätigung des Badiou-Pamphlets, andererseits untergräbt sie es aber auch. Sie zeigt, wie willkürlich die Zahlen sind, nach denen sich die Meinung richtet. Die Situation ist gänzlich labil.

Doch damit kann man etwas anfangen: prüfen, was wir über Zahlen denken. Das ist so ähnlich wie Denken darüber was Geschlecht ist (statt Diskriminierung) oder über Wahrheit, statt über wahre Aussagen. --anna 12:47, 14. Nov. 2011 (CET)

ad griechische Zahlen

Das Eine als Verarbeitung der Mannigfaltigkeit. Sind Nebelschwaden, eine Brandung, kochendes Wasser, Verkehrschaos, gemischte Gefühle Mannigfaltigkeiten? Es scheint, dass das Zählen-als-eins an solche Phänomene nicht herankommt. Anders gesagt: Mannigfaltigkeit ist etwas, das von Zählung bereits präformiert ist. Die Operation und ihre Operanda sind eine "package". Badiou sagt, dass "die Eins" nicht den Status des Höchsten, des Seins hat, sondern ein Resultat ist. Ein Ergebnis woraus? Aus etwas, das zählbar erscheint und zwar, nach Badiou, im Nachhinein, nach der vollzogenen Operation. Gut, dann ergibt sich die Frage, was vor der Operation anzusetzen ist. Darauf kann man antworten:

  • Das ist keine berechtigte Frage. Es ist, als würde man fragen, welche Richtung ein Pfeil hat, bevor er nach rechts oder links zeigt. Der Pfeil besteht darin, eine Strecke zu einer Richtung zu machen. Was vorher ist, gehört nicht zur Betrachtung.
  • Die neuplatonische Strategie besteht darin, das Eine zum unnennbaren, unzugänglichen Ausgangspunkt der Differenzierungen zu machen. Eine Inkommensurabilität innerhalb der Ausdrucksformen wird eingeführt, zusammen mit einer "Priesterschaft", die beide Seiten im Blick hat.

Damit verbindet sich das berühmte Problem des Dualismus, der nicht einmal ein Dualismus sein darf. Vielleicht kann man dem etwas abgewinnen, doch das Problem liegt tiefer: Warum liegt auf der anderen Seite der gewöhnlichen Verständlichkeit überhaupt etwas? Warum soll man sich darum kümmern? Warum liegt dort nicht dasselbe wie diesseits des Abbruchs? Wie wäre es, wenn jenseits alles verständlich Sagbaren, als dessen "Urgrund" nochmals dieses Verständliche läge? Das ist eine Variante der ewigen Wiederkehr des Gleichen. --anna 14:59, 14. Nov. 2011 (CET)