Benutzer Diskussion:Andyk/Badiou
Ein paar Gedanken zum suggestiven Text über den Staat.
Beim Lesen denke ich sofort an Hegel. Auf der einen Seite eine strenge Systematik, auf der anderen detaillierte Beobachtungen einer historischen Situation - und das soll nun zusammengedacht werden. Der Effekt ist atemberaubend und irritierend: wovon man in Leitartikeln und Streitschriften liest, kommt im Gewand der zeitlosen Ordnung daher.
Die Rede ist also nicht z.B. vom parteipolitischen Gezerre bei der Anhebung US-amerikanischen Schuldenobergrenze, sondern von Vielheiten die einen Auswuchs erzeugen, gegen das Eine einer unentbehrlichen sozialen Konstruktion, nämlich dem Staat, der irgendwie unberührt von Politik bleibt.
Der Text hat dadurch eine besondere Spannung, dass diese Überformung konkreter Analysen durch ein hochabstraktes Vokabular gewöhnlich eher auf konservativer Seite zu finden ist. Parteien als egoistische "Vielheiten" darzustellen und dagegen die Unantastbarkeit des einen Gemeinwesens zu statuieren ist z.B. eine protofaschistische Formel. Bei Badiou wird diese ontologisierende Sprache allerdings auf eine kecke Weise umgedreht und angeeignet. Eine besondere Rafinesse ist die Bemerkung über die Auswüchse, die ich versuchsweise so interpretiere, dass sie auf eine populistische Rhetorik anspielt: Partikularinteressen werden gegen ein sachlich eigenständiges (normales) Ganzes mobilisiert.
- Es "genügt", dafür die besonderen Vielheiten gegen die normalen mit dem Argument zu mobilisieren, dass der Auswuchs nicht tolerierbar sei.
Darin höre ich einerseits ein Echo von Straches Rede gegen die Sozialschmarotzer und andererseits eine Analyse der prinzipiellen Bedingungen, innerhalb derer so eine Strategie überhaupt möglich ist.
Das ist nur ad hoc, man müsste die ganze Meditation lesen. --anna 12:10, 10. Aug. 2011 (UTC)