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Version vom 14. November 2009, 15:59 Uhr von Zippora (Diskussion | Beiträge) (Protokoll_12.11.)
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Protokoll des Vortrags von Elisabeth Nemeth am 12.11

Elisabeth Nemeth widmete den ersten Teil des Vortrags der Unterscheidung „Philosophie nach dem Schulbegriffe und dem Weltbegriffe betrachtet“ von Immanuel Kant, im zweiten Teil bezog sie sich im Anschluss an die Einheit in der vergangenen Woche auf „Der Streit der Fakultäten“ mit dem Unterpunkt: „Begriff und Einteilung der unteren Fakultät“. Sie gab zudem Hinweise und machte Vorschläge, wie mit Begriffen und philosophischen Texten zu arbeiten sei und warf Fragen für eine Diskussion in den Übungen auf. (Ich bitte zu beachten, dass ich im Folgenden Zitate nicht gekennzeichnet habe) Ein Handout wurde ausgegeben um den Erläuterungen anhand des Textes besser folgen zu können.

Der erste Teil beschäftigt sich mit einem oft zitierten Teil aus Kants Logik, bzw. aus der Einleitung dazu, die Zusammenhänge zwischen diesem Text und dem „Streit der Fakultäten“ werden nicht gesondert herausgearbeitet, sondern könnten in den Gruppen diskutiert werden. Die Überlegungen sollen auch darüber sein, was man eigentlich macht, wenn man Philosophie studiert.

Kant beschäftigt sich dabei mit der Frage:

  • wie kann Philosophie definiert werden?

Er unterscheidet einen Schul- und einen Weltbegriff der Philosophie. Er entwickelt eine bestimmte Art von Struktur. Hier ist der Zusammenhang wichtig, in dem die Definition von Schul- und Weltbegriff verwendet werden, vor dem Gegensatz wird eine Unterscheidung getroffen, nämlich der Unterschied zwischen Vernunfterkenntnissen und historischen Erkenntnissen. Dieser wird im Vorfeld erarbeitet.

Anhand der gemeinsamen Überlegung zum Abschnitt über den „Begriff von der Philosophie überhaupt“ soll es einen Vorgeschmack geben, mit welcher Art von Texten wir es in der Philosophie immer wieder zu tun bekommen, es ist allerdings auch kein typischer, systematisch gearbeiteter Kant-Text, sondern entstand aus den Anmerkungen, welche er in seinem Exemplar von Georg Friedrich Meiers „Logik“ machte.

Es kann nützlich sein zu erklären, was unter einer Wissenschaft verstanden werden kann, auch wenn es schwer ist, doch kann die Wissenschaft damit an Präzision gewinnen, für Kant scheint es ganz selbstverständlich zu sein, das der Wissenschaft eine Definition vorangestellt wird, sie gewinnt dadurch an Präzision, es kann sie aber auch in einem Zustand geben, wo man eine Wissenschaft nicht ganz genau von einer anderen unterscheiden kann, der Nutzen einer Definition ist, daraus resultierende Fehler zu vermeiden.

  • Welche Art von Erkenntnissen bringt also die Philosophie hervor? (es scheint selbstverständlich zu sein, dass Philosophie Erkenntnisse hervorbringt)

philosophische Erkenntnisse, so legt Kant fest, gehören zu den Vernunfterkenntnissen, er versteht darunter Erkenntnisse aus Prinzipien, ex principiis, mit denen er historische Erkenntnisse aus Daten, ex datis, kontrastiert, sie sind entgegengesetzt. Was unter Prinzipien oder Daten verstanden werden soll, erklärt Kant an dieser Stelle nicht, das ergibt sich später auf der Seite. (Elisabeth Nemeth macht eine Tafelskizze, um die Unterscheidung zu verdeutlichen) Wir müssen Kant zunächst darin folgen, wie er diese Fragestellung

  • „was ist Philosophie“ überhaupt aufbaut. Mit dem „ex“ deutet er an, dass es sich um eine Unterscheidung nach dem Ursprung handelt.

Eine Erkenntnis kann aus der Vernunft entstanden sein, und dem ungeachtet historisch sein, z.B. werden Produkte fremder Vernunft nur gelernt, ist diese Erkenntnis für jenen Lernenden bloß historisch, so wird erklärt, wie eine Erkenntnis aus der Vernunft auch bloß historisch erkannt werden kann. Eine weitere Unterscheidung wird nach dem Ursprung getroffen, nach dem objektiven Ursprung und dem subjektiven Ursprung. Also aus den Quellen, demnach sind alle Erkenntnisse entweder rational oder empirisch. Es gibt nur zwei Quellen aus denen heraus Erkenntnis möglich ist:

  • der Verstand als das Vermögen der Begriffe, und
  • unsere Sinnlichkeit, das Vermögen der Anschauung.

Die philosophische Untersuchung ist nach Kant in der Lage, das Verhältnis dieser Vermögen zueinander und ihre Funktion bei der Konstitution unserer Erkenntnis zu bestimmen, die philosophische Reflexion kann außerdem eine Linie ziehen zwischen den Erkenntnissen, die unabhängig von der Erfahrung sind, a priori gelten, und jenen, die ohne Beitrag unserer Erfahrung nicht zustande kommen können (a posteriori). Ersteres ist Mathematik und in einem bestimmten Sinn auch Philosophie alles andere ist Erfahrungserkenntnis. Wenn er von einem objektiven Ursprung redet, ist das sehr ambitioniert, demnach wäre sein Ansatz, nämlich die transzendentalphilosophische Methode, in der Lage, aufzuzeigen, das unser Erkenntnisvermögen tatsächlich nur aus diesen beiden Quellen schöpft, und für jeden Aspekt unserer Erkenntnis entweder das Zusammenwirken dieser beiden Quellen nachweisen kann oder in bestimmten Fällen auch zeigen kann, das es Erkenntnisse gibt, die nicht zusammenwirken, sondern nur aus dem Objekt selber kommen, es ist philosophisch leistbar, diesen Unterschied zu machen. Der subjektiven Ursprung ist ohne das Pendant des objektiven Ursprungs unvollständig.

  • Wie kann eine Erkenntnis vom Menschen erworben werden?

Rational oder historisch. Es kann objektiv etwas eine Vernunfterkenntnis sein doch subjektiv nur historisch.

Es gibt eine rationale Art, wie der einzelne Mensch Erkenntnis erwirbt, es wird die Art und Weise überlegt, wie. Das Verhältnis von objektivem und subjektivem Ursprung wird anhand des

Beispiels mit dem Schiffer und dem Richter erklärt: der Schiffer lässt sich die Erkenntnisse also passiv, von außen geben, was für seine Tätigkeit ausreichend ist, der Richter muss seinen Untersuchungsgegenstand beurteilen können und seinerseits wieder sein Urteil begründen können.

- wir finden hier eine ungewöhnliche Verwendung des Begriffs historisch, das komm sehr oft bei philosophischen Texten, dass ein Begriff aus unserer Alltagssprache, oder aus anderen wissenschaftlichen Bereichen, in einer bestimmten Weise konnotiert wird, und systematisch anders verwendet wird, man muss sich die Zeit nehmen, zu rekonstruieren, was damit genau gemeint ist-

Der Richter als Beispiel muss also: Prinzipien selbst kennen und die Verfahren, mit denen die Erkenntnisse aus den Prinzipien gewonnen werden um die Erkenntnisse abzuleiten. Die Tätigkeit der Vernunft ähnlich der eines Richters, allein in der Terminologie ist das ganz deutlich: er (Kant) spricht von der Urteilskraft, das Erkenntnis auch eine juristische Seite hat, er spricht ausdrücklich vom Gerichtshof der Vernunft, vor dem Wahrheitsansprüche ausgewiesen werden müssen. nach einem Zitat aus der „Kritik der reinen Vernunft“: (...) das nachbildende Vermögen ist nicht das erzeugende, objektive Vernunfterkenntnisse können nur dann auch subjektiv genannt werden, wenn sie aus Prinzipien geschöpft werden. Der rationale subjektive Ursprung muss aus der eigenen Vernunft stammen, im Gegensatz zur fremden Vernunft, die eigene Vernunft erzeugt diese Erkenntnisse die in der historischen Weise nur nachgebildet werden, sie erzeugt wird aus Grundsätzen, Prinzipien, was historisch nur eingesehen werden kann.

Man kann aber auch Philosophie lernen und im Gedächtnis behalten, bloß sammeln, man wird damit zum Gelehrten fremder Vernunft aber nicht zum eigentlichen Philosophen. Philosophieren lernen heißt, von der Vernunft einen freien, nicht bloß nachahmenden (mechanischen) Gebrauch machen.

Anhand der Erklärung von Schul und Weltbegriff werden wir sehen, wozu diese Struktur aufgebaut wurde. Dieser Teil des Textes schließt nicht unmittelbar an, dazwischen werden zwei Arten von Prinzipien, unterschiedliche Weisen zu begründen, nämlich aus der Philosophie und Mathematik, erklärt.

-Das kommt auch öfter in den philosophischen Texten öfter vor, man muss oft bestimmte vorgegeben Wege einklammern und einem Hauptweg folgen, notwendig für das Folgende ist: für Kant sind Philosophie und Mathematik beide apriori, nämlich sie begründen sich in Begriffen, die nicht aus der Erfahrung gewonnen sind, sondern aus der Vernunft stammen, die Mathematik nennt er Vernunfterkenntnis aus der Konstruktion der Begriffe, die Philosophie Vernunfterkenntnis aus bloßen Begriffen, das wird entwickelt in diesem Zwischenabschnitt.-

Anhand dieser Unterscheidung von Schul- und Weltbegriff soll gezeigt werden, wie fruchtbar es sein kann, den Zusammenhang, in dem Begriffsbestimmungen und Unterscheidungen gemacht werden, mit einzubeziehen, zu rekonstruieren, in welchem Kontext die Begriffe entstehen. Assoziationen, wie z.B. mit „Schulbegriff“ können sehr irreführend sein, es ist nämlich kein "Schüler"-Begriff der Philosophie, nachahmend, mechanisch, ohne Einsicht in die Gründe für die Herkunft der Erkenntnisse, ganz im Gegenteil: die Gesamtheit aller Erkenntnisse die ihrer objektiven Herkunft nach rational sind, werden betrachtet. Also jene Erkenntnisse die ohne die Prinzipien der Vernunft nicht gewonnen werden könnten, entweder nur aus der Vernunft stammen oder zusammen mit den Gründen ihrer Prinzipien gebildet werden. Solche Erkenntnisse werden von einem einzelnen Menschen rational erworben, d.h. so erkannt, dass die ganze Begründungsstruktur einsichtig ist. Der hohe Weltbegriff, der der Philosophie würdig ist, der die letzten Zwecke der menschlichen Vernunft anzeigt, wird dagegen abgehoben, das ist ein extrem anspruchsvoller Begriff von Philosophie, philosophieren im eigentlichen Sinn. Ein System der philosophischen Erkenntnisse oder der Vernunfterkenntnissen aus Begriffen. Aus dieser Formulierung kann man erkennen, worauf das ambitionierte philosophische Projekt der „Kritik der reinen Vernunft“ hinausläuft.

Philosophie nach dem Schulbegriff braucht „einen Vorrat an Vernunfterkenntnissen, und einen systematischen Zusammenhang dieser Erkenntnisse oder eine Vernunfterkenntnisse zur Idee eines Ganzen“, es ist ein sehr anspruchsvoller Begriff dessen, was die theoretische Philosophie überhaupt leisten kann. Die Frage, die Kant hier beschäftigt, ist:

  • welchen Zweck hat die ganze Anstrengung, Vernunft und Erkenntnisse als Ganzes aufzuzeigen, insofern die Erkenntnisse als Vernunft- Prinzipien begründet werden können? und
  • Wozu dient das Philosophieren und der Endzweck desselben?

Der Schulbegriff der Philosophie ist nicht minderwertig oder defizient, ganz im Gegenteil: er enthält ganz wesentliche Teile davon was wir lernen können, wenn wir philosophieren lernen. Das Verhältnis von senso cosmico und senso scolastico kann man nicht richtig in den Griff bekommen, wenn der Schulbegriff unterbestimmt, was tendenziell oft passiert. Es scheint als wäre der Schuldbegriff keine richtige Philosophie, wenn er aus dem Zusammenhang gerissen wird. Kant stellt sich hier die Frage, welchen Zweck es hat, zu lehren und zu lernen, wie unsere Erkenntnisse aus Prinzipien der Vernunft begründet werden können und er fragt nicht, ob es Sinn hat, philosophische Lehren auswendig zu lernen, das hat sowieso keinen Sinn. Die Frage ist,

  • Worauf soll das hinauslaufen?

In dieser scholastischen Bedeutung des Wortes geht Philosophie auf Geschicklichkeit, in Beziehung auf den Weltbegriff dagegen auf die Nützlichkeit, also im ersten Fall eine Lehre der Geschicklichkeit, in der letzteren eine Lehre der Weisheit. („Nützlichkeit“ wird oft sehr unterschiedlich verstanden, hier ist der Weltbegriff auch Nützlichkeit, allerdings in einem ganz bestimmten Sinn, worin diese Nützlichkeit besteht, und wie sie sich abhebt von der Nützlichkeit, die mit der Geschicklichkeit zu tun hat – durchaus möglicher Diskussionsgegenstand) Die Geschicklichkeit ist zu vielerlei Zwecken, im Nachdenken darüber, wie unsere Erkenntnisse begründet sind. Das sagt nichts über die Zwecke, warum wir nachdenken oder umsetzen, oder was wir annehmen das die Zwecke der Vernunft sind, das kann unabhängig davon erlernt werden.

Auf der anderen Seite haben wir die letzten Zwecke menschlicher Vernunft, an dieser Stelle führt der Weg in Kants praktische Philosophie. Der (nach Sokrates) s.g. Vernunftkünstler strebt nur nach spekulativem Wissen, ohne zu berücksichtigen, wie viel dieses Wissen zum letzten Zweck menschlicher Vernunft beitrage, die Regeln für den Gebrauch der Vernunft sind dann zu vielerlei Zwecken, der eigentliche Philosoph ist der praktische Philosoph, der Lehrer von Weisheit, durch Lehre und Beispiel.

Philosophie ist die Idee einer vollkommenen Weisheit, die uns die letzten Zwecke menschlicher Vernunft zeigt. Kant gibt uns hier die Möglichkeit, über das was er Schulbegriff und was er Weltbegriff nennt und deren tiefgreifenden Unterschied, nachzudenken, er sieht einen Gegensatz. Innerhalb dieser Schule im Sinne der rationalen Begründung aller unserer Erkenntnisse philosophieren lernen, hat automatisch an dem Anteil, was er die Nützlichkeit im Sinne des Weltbegriffs nennt, die einen Beitrag zu leisten hat bei der Bestimmung der letzten Zwecke menschlicher Vernunft. Wir würden Kant und die Sachlage missverstehen, wenn wir aus der Begrenztheit der Philosophie dem Schulbegriff nach (z.B. keine Auskünfte über die Zwecke unter einer ethischen Perspektive), den Schulbegriff herabsetzen würden. Es geht um einen Bestand an Erkenntnissen aber auch um die Fähigkeit zu sehen und darzustellen, wie sie begründet sind, um eine Geschicklichkeit, die aber keine Auskunft über praktisch letzte Zwecke gibt,

wenn auf der Seite des Weltbegriffs der eigentliche Philosoph, die Würde und die Berechtigung der Philosophie liegen, was nach dem Schulbegriff gelernt wird, hat aber klare Grenzen, das Wesentliche reicht da nicht hinüber.

Der Philosoph sollte nicht in die Schule als Lehrer der Weisheit und der Lebensführung geholt werden, das ist nicht gemeint. Es gibt auch Philosophie außerhalb der Räume, in denen Philosophie gelernt wird, also in denen studiert wird, was Philosophie ist, und durchaus auch philosophieren, auch außerhalb dieser Schulsituation Weisheit und Beispiele, die die letzten Zwecke der menschlichen Vernunft zum Ausdruck bringen. Über Kants Ausführungen hinaus gibt es z.B.

Kunst und Literatur als Beispiele, das es außerhalb dieses Raums Beispiele und auch Instanzen gibt, die etwas zum Nachdenken über und zum Definieren der letzen Zwecke der menschlichen Vernunft beitragen.

Das spezifische an diesem Beruf, dieser Lebensführung ist etwas anderes ist als die Lebenskunde, sondern die Geschicklichkeit, die man braucht, um die Frage, auf welche Gründe bestimmte Erkenntnisse zurückzuführen sind, zu beantworten. Die Ethik ist der zweite Teil, ein großes Gebiet, in dem Philosophen ihre Begründungsanstrengung machen, die kant'sche Ethik leistet das ja auch. So betrachtet, ist das Gegenüber von Schul- und Weltbegriff auch als ein Gegenüber von praktischer und theoretischer Philosophie zu sehen.

Die Ethik ist als höchste Maxime des Gebrauchs menschlicher Vernunft, die allen anderen Erkenntnissen erst ihren Wert gibt, zu sehen. Das wird nicht weiter ausgeführt, sondern Kants Gegenüberstellung soll dazu dienen, darüber nachzudenken, was wir heutzutage in der Philosophie wirklich tun, eine Aufforderung, schärfer nachzudenken über das, was wir tun, wenn wir philosophieren lernen, ohne unangemessene Prätentionen und auch Illusionen.

Man soll genauer hinschauen was schulisches oder heutzutage: professionelles Philosophieren wirklich leisten kann und leistet. Diese Leistungen tragen zur Bestimmung der letzten Zwecke menschlicher Vernunft nicht direkt etwas bei, sie sind auch nicht direkt damit verbunden. Das Qualifikationsprofil der Studienrichtung Philosophie im Bachelor-Studienplan kann als Beispiel dienen, wie man aus einer heutigen Perspektive das zum Ausdruck bringen kann, was wir in der Philosophie dem Schulbegriff nach lernen. Die Definition des Philosophen durch Kant besagt: eine Kultur des Talents und der Geschicklichkeit zu allerlei Zwecken und die Fertigkeit aller Mittel zu beliebigen Zwecken, es muss beides zusammenkommen. Ohne Kenntnisse kann man nicht Philosoph werden, und die Kenntnisse allein machen keinen Philosophen, die Gesamtheit der Erkenntnisse und Fähigkeiten soll zweckmäßig verbunden werden und diese in Einklang mit den höchsten Zwecken menschlicher Vernunft gebracht werden, es soll auch eine Kenntnis von diesem Verhältnis geben. Man kann den Weltbegriff von der Philosophie, den senso cosmico als offenen Raum verstehen, in dem ganz unterschiedliche Beispiele für oberste Zwecksetzungen aufeinandertreffen, schulische Beispiele von Begründungen für Zwecksetzungen sind womöglich auch in diesem offenen Raum von Nutzen, in dem rivalisierende sich aber auch vielleicht ergänzende Beispiele aufeinandertreffen, es treffen verschiedene Angebote aufeinander.

das Feld der Philosophie in der weltbürgerlichen Bedeutung lässt sich auf die folgende Fragen bringen:

1) Was kann ich wissen?

2)Was darf ich hoffen?

3) Was ist der Mensch?

Das sind ganz berühmte Fragen, die erste beantwortet die Metaphysik, die zweite die Religion und die dritte die Anthropologie, man könnte aber alle zur Anthropologie rechnen, da sich die ersten beiden Fragen auf die dritte beziehen. Der senso cosmico ist ein Raum, in dem ganz unterschiedliche Beisspiele für oberste Zwecksetzungen da sind, z.B. ist für die Beantwortung der zweiten Frage ist Religion ein legitimer Gesprächspartner. Kant gibt der theologischen Fakultät im „Streit der Fakultäten“ auch einen hohen Stellenwert, aber mit sozusagen mit steten Einwürfen der Vernunft konfrontiert. Man kann auch darüber nachdenken, welchen Beitrag auch Philosophie in diesem weiten Feld der weltbürgerlichen Bedeutung von Philosophie leisten kann. Eine Möglichkeit ist sicher in Kants Ethik einzusteigen und sich da genau anzuschauen, wie er das beantwortet.

Es gibt zwischen dem, was heute entwickelt wurde und dem „Streit der Fakultäten“, welcher letztes Mal behandelt wurde, durchaus Zusammenhänge, einige Fragen darüber sollen aufgegriffen werden zum Spannungsverhältnis zwischen der Philosophischen Fakultät und den s.g. oberen Fakultäten, Medizin, Jus und Theologie. die Ausgangsfrage ist:

  • was soll das heißen, was kann man sich darunter vorstellen, dass die philosophische Fakultät diese prüfende und kritische Rolle spielen kann?

Ein Mediziner würde ja nie z.B. die Erkenntnisse der Tuberkuloseforschung von einem Philosophie in Frage stellen lassen, Man muss berücksichtigen:

  • Was ist die philosophische Fakultät zur Zeit Kants?

Das Vermögen, autonom nach den Prinzipien des Denkens zu urteilen, nennt man Vernunft, deswegen muss die philosophische Fakultät, weil sie für die Wahrheit der Lehren, die sie aufnehmen, oder für die sie einstehen will, nur unter der Gesetzgebung der Vernunft und nicht der Regierung stehen.

  • Sie hat die Rolle der Vernunft, in welchem Sinn soll sie die spielen?

Sie kann als Abteilung zur soziologischen Verankerung der Vernunft dienen. Gegenüber den 3 oberen dient sie dazu, diese zu kontrollieren, weil auf die Wahrheit, als Bedingung jeder Gelehrsamkeit alles ankommt, die Nützlichkeit, die die oberen Fakultäten für die Regierung versprechen, sind dem gegenüber zweitrangig, Was kann alles nützlich sein? Die Philosophische Fakultät zu dieser Zeit beinhaltet: Departement der historischen Erkenntnis: Geschichte, Erdbeschreibung, gelehrte Sprachkenntnis, Humanistik und alles, was die Naturkunde an empirischen Erkenntnissen darbietet), dazu gehört alles, was aus Erfahrung, aus Daten gewonnen wird, und das Departement der reinen Vernunfterkenntnisse, die reine Mathematik und die eine Philosophie: Metaphysik der Natur und der Sitten, und diese beiden Teile in wechselseitiger Beziehung zueinander. Er redet von allen Bereichen, in denen Erkenntnis hervorgebracht wird, seien es solche, die aus empirischen Quellen kommen, wo auch die Vernunft eine wichtige Rolle spielt, weil nur aus Daten allein können wir auch keine Erkenntnisse gewinnen, oder solche, die auf Erfahrung angewiesen sind. Es ist von einer philosophischen Fakultät die Rede, die die gesamte Fläche dessen, was in einer Universität enthalten ist, außer dem, was an Medizin, Theologie und Rechtswissenschaft da ist, beinhaltet.

  • Wie unterscheiden sich diese Wissenschaften von allen anderen?

Es geht bei ihnen um ein Wissen, von dem die Regierenden glaube, das es wichtig und notwendig ist, das das gelehrt und öffentlich verkündet wird, also Lehren die öffentlich anerkannt werden von der Regierung. Das ist eine andere Konstellation, als wir heute haben. Die Theologie bezog die Instanz ihrer Legitimierung damals auch aus einer äußeren Autorität, bei Kant sind diese drei Fakultäten dadurch charakterisiert, dass sie eine äußere Legitimierung haben, das es eine Instanz gibt, die sagt, das darf gelehrt werden und das nicht. Z.B. die Medizin beinhaltet klinische Medizin, also „Heilkunst“, die auch darauf beruht, dass ein Arzt eine Autorität hat und haben soll, und auf der anderen Seite die naturwissenschaftlich orientierte Forschung.

Umgelegt auf heute kann das bedeuten: Was man an der Universität macht, sollte grundsätzlich diese zwei Seiten haben: das Modell ist so anwendbar, das die philosophische Fakultät nicht nur ein Institut ist, das neben den anderen steht, sondern auch wie im Französischen:„faculté“ auch als eine Fähigkeit die zu der Art und Weise von Wissensaneignung, wie sie in der Universität gelehrt wird, dazugehört, nämlich in der Lage zu sein die Gründe für die Geltung von dem was behauptet wird, zu erforschen und einzusehen, und nicht nur zu übernehmen, das etwas angeblich richtig ist.