Benutzer:Zippora

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Version vom 14. November 2009, 15:34 Uhr von Zippora (Diskussion | Beiträge) (Protokoll 12. und 13.11.)
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„Was sind Sie dann nach 6 Semestern? – Philosoph?"

(Essay) Ich studiere seit dem WS 2006 Theater-, Film- und Medienwissenschaft, und in den medienwissenschaftlichen Lehrveranstaltung tauchte fast inflationär der Begriff „immanent politisch“, bzw. gipfelte in einer Hauptvorlesung: „In medias res - Das Politische des Medialen. Medialität des Politischen“ es hat ziemlich lange gedauert, bis ich mir eine Vorstellung machen konnte, was damit gemeint ist. Im Zuge der jüngsten Ereignisse ist es nicht mehr zu übersehen, egal, was man von den Protestaktionen hält, wie differenziert die Vorgänge sowie Forderungen betrachtet werden, es ist unmöglich, nicht Stellung zu nehmen (gerade weil der übliche Betrieb gestört ist). Ein Vortragender in einer Vorlesung für Vergleichende Literaturwissenschaft gab den Anwesenden die Möglichkeit, sich für oder gegen die Fortsetzung der Lehrveranstaltung sowie die Teilnahme am Protest zu entscheiden, ließ aber jedenfalls über die Gründe, Komparatistik zu studieren und die gefürchtete. „Was möchten sie damit machen?“-Frage diskutieren. Verschulung: eine Kollegin, die vermutlich gerade ihre vierte Woche Universitätsstudium hinter sich gebracht hatte, äußerte ernsthaft die Sorge, welchen Beruf sie einmal ergreifen würde. Vielleicht irre ich mich, doch es kommt mir, aus der bisherigen Erfahrung so vor, als würde der Arbeitsmarkt nicht mit offenen Armen auf Personen mit einem Abschluss in Vergleichende Literaturwissenschaft warten (...) Die universitäre Bildung (wie immer kann ich nur von meiner Beobachtung her sprechen) wird im Gegensatz zu anderen Ausbildungen überdurchschnittlich hoch eingeschätzt, „Akademiker“ ist (noch) ein Qualitätssiegel, während den Möglichkeiten einer Lehre, oder dem Besuch einer Fachhochschule als geradlinigere Ausbildungen nicht ganz dieser Raum und Platz eingeräumt wird. So geraten auch die Geisteswissenschaften unter den Druck, nach Erfüllen eines bestimmten Pensums an Prüfungen einen Abschluss anzubieten, eine Messbarkeit. aber, deswegen diese Überschrift, wann ist man denn „fertiger“ Philosoph? z.B. und das gilt für die allermeisten Fächer, im Idealfall sollte ja das Studium "nur" eine Grundlage für eine ständige Arbeit bieten.

meine Vorstellung von Bildung an der Universität wäre, wirklich „aus dem Vollen zu schöpfen“, und nicht, zum (ich nehme absichtlich den abwertenden Begriff) „Fachidioten“ mit Scheuklappen auf in Richtung Abschluss zu studieren. In den ersten Semestern war ich einigermaßen orientierungslos, doch ermöglichte gerade die fast völlige Freiheit in der Absolvierung des Studienplans, und der Wahl der freien (!) Wahlfächer eine unglaubliche Vielfalt an Informationen aufzunehmen und viele neue Interessen zu entwickeln,

ich verwende gern die Metapher der Wunderblume, als sich eine immer schöner und bunter entfaltende Menge an „Wissen“, an Bildung.

es gibt sicher mehr als zwei mögliche Gruppen von Studenten, doch es gibt ja einen „Markt“ dafür, wie in der Schule Lehrveranstaltungen auszusitzen und nach einen klarem System von Ursache und Einsatz und Wirkung und Ergebnis zu studieren, ich habe selber schon Verwirrung erlebt, wenn nicht bis ins kleinste Detail der Punkt „Zeugniserwerb“ geklärt war. Mehr oder von selber machen ist natürlich auch nicht beliebt. Andererseits, und das sind wohl jene, die sich auch intensiv und wohlinformiert an Diskussionen und den Protesten beteiligen (oder bewusst einen ablehnenden Standpunkt beziehen können), die aber auch unter fast allen Umständen ihr Studium abschließen können, und nicht nach wenigen Semestern „aufgeben“, oder feststellen, das das zunächst gewählte Fach nicht den Vorstellungen entsprach. „Orientierungsphase“: man kann sich ja auch VOR dem Studienbeginn über ein Fach informieren (...)

Die Veranstaltungen für Studienanfänger der Philosophie scheinen mir auch wie eine große Schulklasse (Gerhard Gotz sprach von einem „Anfänger-Ghetto), was vom sozialen Aspekt nicht unspannend ist. (im Anschluss an die Diskussion gestern:) in den Veranstaltungen der Theater-, Film- und Medienwissenschaft sind von den Studienanfängern bis zu den Diplomanden alle in einem Kurs vertreten, was niemanden schadet, im Gegenteil eher die Diskussionsmöglichkeiten produktiv erweitert. Die Inhalten bleiben ja die selben, es gibt ja keine „einfachere“ Philosophie, nur werden die Themen immer genauer eingekreist, während wir zur Zeit einen Überblick bekommen.

wird fortgesetzt, Beiträge zu den Vorlesungseinheiten folgen ebenfalls, sowie Protokoll für den 13.11.

--Zippora 11:55, 7. Nov. 2009 (UTC)