Benutzer:Wilhelmtell/SS09-BD-E05-12 05 09: Unterschied zwischen den Versionen

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(Exkurs zu Hegel oder: Von der Kunst des Switchens)
(Elementarsätze II oder: Wo die Bücher hingehören)
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Was ich jetzt, um die Sache im Traktat Ihnen deutlich zu machen weiter fortsetzen muss ist das folgende: Elementarsätze haben nicht nur diese Besonderheit, dass mit Ihnen unbedingt begonnen werden kann, sondern Sie haben noch eine weitere entscheidende Besonderheit, die sie brauchen, damit das im Traktat so funktioniert wie es funktionieren soll. Und das ist: Sie sind voneinander gänzlich unabhängig. Sie dürfen nicht voneinander abhängig sein, aus ähnlichen Gründen wie schon gesagt: Wenn Sie, um einen Satz beurteilen zu können, andere Sätze brauchen, dann haben Sie keine Urteilsbasis. D. h. das sind lauter Single Units, das sind lauter kleine Malteserkreuze, sozusagen, was immer. Wir haben kein Beispiel für Elementarsatze, aber ich hoffe Ihnen deutlich gemacht zu haben, welcher Art diese Sprachunits in etwa sind, und wenn Sie solche Sprachunits haben, dann sind die sozusagen lauter solche kleine Einheiten, die miteinander nicht zusammenhängen. Das ist aber nicht das letzte Wort, da gibt es zwei wesentliche Erweiterungen, die man dazu anführen muss, und das eine ist: Elementarsätze oder Atomarsätze haben es schon so an sich, dass sie dazu aufrufen- in der Sprache schon, wenn man atomar sagt, sagt man auch molekular- dass sie zusammenhängend sind, die kann man zusammenketten, die kann man verketten miteinander; das sind zwar lauter kleine Units, aber die kann man zu einer Kette miteinander verbinden. Die Ketten, die man aus Elementarsätzen macht, heißen Molekularsätze, und die Verbindungsglieder, das, was die Glieder miteinander verkettet, der Klebstoff sozusagen, der Faden, der diese Kette produziert, sind die logischen Operatoren im Tractatus: Das ist also die simple Tatsache, dass man Sätze mit „und“,  „oder“, „wenn… dann“ verknüpfen kann. Damit haben Sie diese kleinen Perlen, und die kleinen Perlen können Sie aneinanderhängen, können Sie zu einem Netz verflechten, und dieses Netz fasst dann mehr als die einzelne Perle, das sind sozusagen Sprachmuster, die Sie mithilfe von logischen Operationen -hier kommen die Wahrheitsfunktionen mitrein- konstruieren können, und diese Muster können Sie als komplexe Beschreibung der Welt verwenden. Die beschreiben dann diese Muster, beschreiben dann nicht einzelne, einfache Sachverhalte, sondern die Aggregation von Sachverhalten. Das ist vergleichsweise einfach und vielfach gesagt und für unsere Zwecke nicht das Spannende. Das spannende für unsere Zwecke ist etwas anderes, und ich bewege mich sozusagen auf die platonische, auf die zentralplatonische Voraussetzung des Tractatus hin. Das spannende ist das Folgende: dass es eine zweite Beobachtung gibt im Zusammenhang mit Elementarsätzen, und das ist die, dass Elementarsätze Zusammenstellungen von Namen sind, nach Wittgenstein (da passt das jetzt mit den Malteserkreuzbildern nicht mehr so gut, aber man kann es vergleichsweise doch vertretbar analogisieren). Die Abbildung, um die es geht, zwischen Sätzen und Wirklichkeit, ist nicht eine Abbildung graphischen Momenten und anderen graphischen Momenten, sondern von Sprachmomenten, Sprachelementen, und Sprachelemente sind eben Zeichenausdrücke und insbesondere so etwas wie Namensausdrücke. Sprachausdrücke sind das eine, und die Welt, die Sachverhalte, die inhaltliche Struktur eines Sachverhaltes ist das andere. Zwischen dem Sprachausdruck und dem Weltverhältnis gibt es eben auch eine Isomorphie. Und wie kann diese Isomorphie realisiert werden? Indem die Sprachausdrücke selber so eine Art Zeichensprache sind: Der Elementarsatz hat auch eine Struktur, der Elementarsatz ist nicht nur Name. Namen sind typisch die Sprachausdrücke die keine Struktur haben, Namen stehen für Gegenstände, sagt Wittgenstein, das ist einfach eins zu eins, und dann kann man Namen zusammenstellen, und das Zusammenstellen von Namen bedeutet, dass man diese Namen in ein Verhältnis zueinander bringt, da gibt es eine Form dazwischen. Sie haben eine Liste, eine Liste ist kein Satz, eine Liste ist die Aufzählung von einzelnen Gegenständen. Ein Elementarsatz ist jetzt nicht eine Aufzählung von Gegenständen, sondern ist die Konstellation, mithilfe derer Namen so zusammen organisiert werden, dass sie etwas darstellen von der Welt. Ich habe Ihnen hier ein ganz primitives Beispiel gezeigt, Sie sollten sich aber nicht beschweren, weil im Prinzip finden Sie das in der Sekundärliteratur, und  das ist auch richtig so, als, von der Grundidee her, das, was Wittgenstein tun will. Sie haben zum Beispiel so einen Ausdruck TB , und Sie können, experimentell jetzt, für unsere Zwecke, sagen: Das ist eine Konstellation zwischen Namen. Und was bildet diese Konstellation zwischen Namen ab? Das Buch liegt am Tisch (Und außerdem: Das T schaut eh so aus wie ein Tisch- aber nein, wollen wir nicht…). Das wäre eine Möglichkeit, den Sachverhalt darzustellen, dass das Buch am Tisch liegt. Und das wäre die Struktur eines möglichen Elementarsatzes. Schön und gut, aber da gibt es einen entscheidenden Fehler, da gibt es etwas Entscheidendes, das da drin fehlt. Wenn es richtig ist, das Elementarsätze nichts miteinander zu tun haben können, dass man nicht von einem Elementarsatz auf einen anderen schließen kann, oder so was, dass das lauter Singularitäten sind, dann kann ich niemals dorthin kommen, dass ich sage: Das steht für ein Buch und das steht für einen Tisch, weil das ist eine Form von Konstellation. Also wenn das ein Buch ist und das ein Tisch und ich einen Elementarsatz darüber aussage, dann mach ich das Folgende: Dann sag ich etwas über die Konstellation von zwei solchen zusammengefassten Sinneseindrücken. Darin steckt nichts von Fernbedienung oder Buch oder was immer das ist. Damit ich sage „Buch“, gehört etwas ganz was andres noch dazu. Ich sage nur was über die Konstellation, über die einzelne Konstellation zweier Chunks, sagen wir, zweier materieller Chunks, so weit komme ich an der Stelle. In dem Moment in dem ich „Buch“ sage, kommen Kenntnisse, kommt etwas ganz was anderes mit rein, kommen Vergleiche mit anderen Büchern. Es gibt kein einzelnes Buch. Es gibt keinen einzelnen Tisch. Buch und Tisch sind Generika, sind Begriffe, und in dem Elementarsatz, wenn der nicht mit irgendetwas anderem zusammenhängt, können keine Begriffe vorkommen, da können nur diese Art von Formen, von Konstellationen vorkommen, der eine Chunk liegt am anderen Chunk. Buch: No. Und wenn Sie das jetzt aufnehmen und sich überlegen, wohin das führt, dann ist ziemlich klar, dass das dieselbe, Fragestellung, dieselbe Problematik ist wie diejenige, die wir seit Sokrates und Platon kennen, nämlich: wie kommt der Begriff da rein in diese Beschreibung? Wie komme ich von den Chunks dazu, zu sagen, das ist aber kein Chunk, das ist ein Buch. Und das wiederum ist darum notwendig um z. B. so was sagen zu können, was wir ja, wenn wir nur irgendwie das erklären wollen, worum es da geht, was wir auch sagen wollen. Z. B. diese Form von Sprachausdruck [TB], da haben sie das T und da haben Sie das B unten. Soll so was heißen wie: Das Buch liegt unter dem Tisch. Sie müssen ja eine Möglichkeit haben, das, was hier gegeben ist, von den verschiedenen Chunks, die diese Struktur ausprägen, her, identifizieren zu können, wieder erkennen zu können. Und das ist die traditionelle Fragestellung, natürlich: Wie kann ich in Sätzen mit Begriffsausdrücken operieren? Denn diese Urteile: das Buch liegt auf dem Tisch sind eben nicht einfach Urteile in der Schnappschusssituation der einzelnen sinnlichen Wahrnehmung. Sondern damit das Urteile sind, die ein Prädikat haben, und ein Prädikat ist etwas, das man über mehrere Chunks sagen kann, und was man sagen kann, aussagen kann nämlich, brauche ich eine Kompetenz des Begriffgebrauches. Und das ist nun der Punkt, das ist auch ein oft übersehener theoretischer Ansatz im Traktat, in dem Wittgenstein die Urbilder einführt. Und ein Urbild, sagt er an einer Stelle, die Zitate haben sie dort- ein Urbild steht für die Allgemeinheit, und die Allgemeinheit. ist natürlich jetzt dieses Abstraktionsprodukt, das beim Platon irgendwie bekannt ist als Idee, und das in der Philosophie immer wieder die Frage produziert hat: wie komme ich auf Allgemeinheiten? Das ist eine Sache der Vernunftproduktion, zu sagen: Das Buch liegt nicht in meinen Augen, das Buch liegt nicht in meinem Tastsinn, das Buch ist das Ergebnis einer gedanklichen Abstraktion. Und die Besonderheit des Tractatus, wie Wittgenstein diese platonische Frage aufgreift, ist die Folgende, dass er sagt, wir haben diese Sätze, und wir haben jetzt lauter Elementarsätze, und diese Elementarsätze haben nichts miteinander zu tun, da folgt nichts aus denen, aber wir sehen in den Elementarsätzen ein Urbild, wir sehen, wenn wir alle die Elementarsätze haben, die Bücher beschreiben, lauter kleine Events, Elementarsatzevents in denen Bücher vorkommen. Dann sehen wir, wenn wir die Elementarsätze anschauen, dass in all den kleinen Events, in denen Bücher vorkommen, an der Stelle, an der wir Buch sagen wollen, etwas gleich ist, nämlich ein bestimmtes Zeichen, ein Zeichen dessen, das in all diesen Einzelbildern ist. Das sind sozusagen lauter Einzelbilder, lauter Snapshots, stellen Sie fest, da gibt es was Gleiches. Das ist dieser  eine Ort, der vom Buch okkupiert wird. Überall dort, wo ein Buch vorkommt, wird es in dem Satz, in dem es angesprochen wird, durch dasselbe Zeichen manifestiert. Das ist im Traktat - ich erspar Ihnen die Details- die Idee der Satzvariablen, ich habe Ihnen die Zitate diesbezüglich gegeben, aber Sie können es sich in einer Fotoserie ganz einfach vorstellen. Sie haben 500 Schnappschüsse, und dann schauen Sie sich die Schnappschüsse an, und dann sehen in all diesen Schnappschüssen, in unterschiedlicher Position, kommt die Johanne Reifensteiner vor. Die können Sie identifizieren. Überall dort können Sie diese Person oder diesen Gegenstand identifizieren, in all diesen Schnappschüssen, die im Prinzip nichts miteinander zu tun haben, aber Sie, wenn Sie diese Schnappschüsse sehen, sehen, dass das dieselbe Person dort ist, und wie sehen Sie das? Worin besteht diese Allgemeinheit? Wittgenstein macht keine Story darüber wie sie abstraktiv dorthin gekommen sind oder so was, sondern Wittgenstein sagt einfach: die Allgemeinheit besteht einfach darin, dass das überall dieselbe Figur ist, und dass sie sehen, dass das dieselbe Figur ist, dass da ein Urbild dahinter ist, und dieses Urbild zeigt sich in den Fotos, in den Sätzen durch das Auftreten eines identischen Designators. Was ich Ihnen jetzt gesagt habe, ist die Antwort von Wittgenstein auf das Abstraktions- und Begriffsproblem. Das besteht in nichts anderem als- das ist keine großartige geistige Leistung-  Begriffe sind nichts anderes als das, was all den Features gemeinsam ist, die auf eine bestimmte Art und Weise in Sätzen vorkommen. Und das ist sozusagen jetzt die Umsetzung dessen, was ich Ihnen angekündigt habe als das Sich- Zeigen. Denn das Sich- Zeigen ist nichts anderes als: da und da und da und da sehen Sie dasselbe. Sehen Sie sozusagen dieselbe Struktur, dieselbe Gestalt. Und um das jetzt mit dem Lernprozess zusammenzubringen und am Ende noch einmal zu verschärfen: was Wittgenstein in dem Zusammenhang sagen möchte, ist: Also, wenn du das nicht siehst, dass das dieselbe Person ist, lernen kannst du das nicht, du musst das sehen, aber du kannst es nicht lernen, du musst es sehen, dass das dasselbe ist. So sind die Bilder eingerichtet, dass du das so siehst- und das war’s dann. Das ist natürlich auf eine eklatante Art und Weise einseitig, weil wir wissen auch, wenn man das ganze psychologisch- lerntechnisch nimmt, dass man natürlich Leute heranführen kann, dass sie so was sehen. Aber das ist nicht der Punkt, den Wittgenstein macht. Wittgenstein macht den Punkt, dass die Spannung zwischen dem, dass es diese Konstanz gibt, und dem, dass wir die einzelnen Instanzen dieser Konstanz sehen, so hingestellt wird.  
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Was ich jetzt, um die Sache im Traktat Ihnen deutlich zu machen weiter fortsetzen muss ist das folgende: Elementarsätze haben nicht nur diese Besonderheit, dass mit Ihnen unbedingt begonnen werden kann, sondern Sie haben noch eine weitere entscheidende Besonderheit, die sie brauchen, damit das im Traktat so funktioniert wie es funktionieren soll. Und das ist: Sie sind voneinander gänzlich unabhängig. Sie dürfen nicht voneinander abhängig sein, aus ähnlichen Gründen wie schon gesagt: Wenn Sie, um einen Satz beurteilen zu können, andere Sätze brauchen, dann haben Sie keine Urteilsbasis. D. h. das sind lauter Single Units, das sind lauter kleine Malteserkreuze, sozusagen, was immer. Wir haben kein Beispiel für Elementarsatze, aber ich hoffe Ihnen deutlich gemacht zu haben, welcher Art diese Sprachunits in etwa sind, und wenn Sie solche Sprachunits haben, dann sind die sozusagen lauter solche kleine Einheiten, die miteinander nicht zusammenhängen. Das ist aber nicht das letzte Wort, da gibt es zwei wesentliche Erweiterungen, die man dazu anführen muss, und das eine ist: Elementarsätze oder Atomarsätze haben es schon so an sich, dass sie dazu aufrufen- in der Sprache schon, wenn man atomar sagt, sagt man auch molekular- dass sie zusammenhängend sind, die kann man zusammenketten, die kann man verketten miteinander; das sind zwar lauter kleine Units, aber die kann man zu einer Kette miteinander verbinden. Die Ketten, die man aus Elementarsätzen macht, heißen Molekularsätze, und die Verbindungsglieder, das, was die Glieder miteinander verkettet, der Klebstoff sozusagen, der Faden, der diese Kette produziert, sind die logischen Operatoren im Tractatus: Das ist also die simple Tatsache, dass man Sätze mit „und“,  „oder“, „wenn… dann“ verknüpfen kann. Damit haben Sie diese kleinen Perlen, und die kleinen Perlen können Sie aneinanderhängen, können Sie zu einem Netz verflechten, und dieses Netz fasst dann mehr als die einzelne Perle, das sind sozusagen Sprachmuster, die Sie mithilfe von logischen Operationen -hier kommen die Wahrheitsfunktionen mitrein- konstruieren können, und diese Muster können Sie als komplexe Beschreibung der Welt verwenden. Die beschreiben dann diese Muster, beschreiben dann nicht einzelne, einfache Sachverhalte, sondern die Aggregation von Sachverhalten. Das ist vergleichsweise einfach und vielfach gesagt und für unsere Zwecke nicht das Spannende. Das spannende für unsere Zwecke ist etwas anderes, und ich bewege mich sozusagen auf die platonische, auf die zentralplatonische Voraussetzung des Tractatus hin. Das spannende ist das Folgende: dass es eine zweite Beobachtung gibt im Zusammenhang mit Elementarsätzen, und das ist die, dass Elementarsätze Zusammenstellungen von Namen sind, nach Wittgenstein (da passt das jetzt mit den Malteserkreuzbildern nicht mehr so gut, aber man kann es vergleichsweise doch vertretbar analogisieren). Die Abbildung, um die es geht, zwischen Sätzen und Wirklichkeit, ist nicht eine Abbildung graphischen Momenten und anderen graphischen Momenten, sondern von Sprachmomenten, Sprachelementen, und Sprachelemente sind eben Zeichenausdrücke und insbesondere so etwas wie Namensausdrücke. Sprachausdrücke sind das eine, und die Welt, die Sachverhalte, die inhaltliche Struktur eines Sachverhaltes ist das andere. Zwischen dem Sprachausdruck und dem Weltverhältnis gibt es eben auch eine Isomorphie. Und wie kann diese Isomorphie realisiert werden? Indem die Sprachausdrücke selber so eine Art Zeichensprache sind: Der Elementarsatz hat auch eine Struktur, der Elementarsatz ist nicht nur Name. Namen sind typisch die Sprachausdrücke die keine Struktur haben, Namen stehen für Gegenstände, sagt Wittgenstein, das ist einfach eins zu eins, und dann kann man Namen zusammenstellen, und das Zusammenstellen von Namen bedeutet, dass man diese Namen in ein Verhältnis zueinander bringt, da gibt es eine Form dazwischen. Sie haben eine Liste, eine Liste ist kein Satz, eine Liste ist die Aufzählung von einzelnen Gegenständen. Ein Elementarsatz ist jetzt nicht eine Aufzählung von Gegenständen, sondern ist die Konstellation, mithilfe derer Namen so zusammen organisiert werden, dass sie etwas darstellen von der Welt. Ich habe Ihnen [http://philo.at/wiki/index.php/Wittgensteins_%22Tractatus%22:_Platon_ein_f%C3%BCr_allemal_(BD) hier] ein ganz primitives Beispiel gezeigt, Sie sollten sich aber nicht beschweren, weil im Prinzip finden Sie das in der Sekundärliteratur, und  das ist auch richtig so, als, von der Grundidee her, das, was Wittgenstein tun will. Sie haben zum Beispiel so einen Ausdruck TB , und Sie können, experimentell jetzt, für unsere Zwecke, sagen: Das ist eine Konstellation zwischen Namen. Und was bildet diese Konstellation zwischen Namen ab? Das Buch liegt am Tisch (Und außerdem: Das T schaut eh so aus wie ein Tisch- aber nein, wollen wir nicht…). Das wäre eine Möglichkeit, den Sachverhalt darzustellen, dass das Buch am Tisch liegt. Und das wäre die Struktur eines möglichen Elementarsatzes. Schön und gut, aber da gibt es einen entscheidenden Fehler, da gibt es etwas Entscheidendes, das da drin fehlt. Wenn es richtig ist, das Elementarsätze nichts miteinander zu tun haben können, dass man nicht von einem Elementarsatz auf einen anderen schließen kann, oder so was, dass das lauter Singularitäten sind, dann kann ich niemals dorthin kommen, dass ich sage: Das steht für ein Buch und das steht für einen Tisch, weil das ist eine Form von Konstellation. Also wenn das ein Buch ist und das ein Tisch und ich einen Elementarsatz darüber aussage, dann mach ich das Folgende: Dann sag ich etwas über die Konstellation von zwei solchen zusammengefassten Sinneseindrücken. Darin steckt nichts von Fernbedienung oder Buch oder was immer das ist. Damit ich sage „Buch“, gehört etwas ganz was andres noch dazu. Ich sage nur was über die Konstellation, über die einzelne Konstellation zweier Chunks, sagen wir, zweier materieller Chunks, so weit komme ich an der Stelle. In dem Moment in dem ich „Buch“ sage, kommen Kenntnisse, kommt etwas ganz was anderes mit rein, kommen Vergleiche mit anderen Büchern. Es gibt kein einzelnes Buch. Es gibt keinen einzelnen Tisch. Buch und Tisch sind Generika, sind Begriffe, und in dem Elementarsatz, wenn der nicht mit irgendetwas anderem zusammenhängt, können keine Begriffe vorkommen, da können nur diese Art von Formen, von Konstellationen vorkommen, der eine Chunk liegt am anderen Chunk. Buch: No. Und wenn Sie das jetzt aufnehmen und sich überlegen, wohin das führt, dann ist ziemlich klar, dass das dieselbe, Fragestellung, dieselbe Problematik ist wie diejenige, die wir seit Sokrates und Platon kennen, nämlich: wie kommt der Begriff da rein in diese Beschreibung? Wie komme ich von den Chunks dazu, zu sagen, das ist aber kein Chunk, das ist ein Buch. Und das wiederum ist darum notwendig um z. B. so was sagen zu können, was wir ja, wenn wir nur irgendwie das erklären wollen, worum es da geht, was wir auch sagen wollen. Z. B. diese Form von Sprachausdruck [TB], da haben sie das T und da haben Sie das B unten. Soll so was heißen wie: Das Buch liegt unter dem Tisch. Sie müssen ja eine Möglichkeit haben, das, was hier gegeben ist, von den verschiedenen Chunks, die diese Struktur ausprägen, her, identifizieren zu können, wieder erkennen zu können. Und das ist die traditionelle Fragestellung, natürlich: Wie kann ich in Sätzen mit Begriffsausdrücken operieren? Denn diese Urteile: das Buch liegt auf dem Tisch sind eben nicht einfach Urteile in der Schnappschusssituation der einzelnen sinnlichen Wahrnehmung. Sondern damit das Urteile sind, die ein Prädikat haben, und ein Prädikat ist etwas, das man über mehrere Chunks sagen kann, und was man sagen kann, aussagen kann nämlich, brauche ich eine Kompetenz des Begriffgebrauches. Und das ist nun der Punkt, das ist auch ein oft übersehener theoretischer Ansatz im Traktat, in dem Wittgenstein die Urbilder einführt. Und ein Urbild, sagt er an einer Stelle, die Zitate haben sie dort- ein Urbild steht für die Allgemeinheit, und die Allgemeinheit. ist natürlich jetzt dieses Abstraktionsprodukt, das beim Platon irgendwie bekannt ist als Idee, und das in der Philosophie immer wieder die Frage produziert hat: wie komme ich auf Allgemeinheiten? Das ist eine Sache der Vernunftproduktion, zu sagen: Das Buch liegt nicht in meinen Augen, das Buch liegt nicht in meinem Tastsinn, das Buch ist das Ergebnis einer gedanklichen Abstraktion. Und die Besonderheit des Tractatus, wie Wittgenstein diese platonische Frage aufgreift, ist die Folgende, dass er sagt, wir haben diese Sätze, und wir haben jetzt lauter Elementarsätze, und diese Elementarsätze haben nichts miteinander zu tun, da folgt nichts aus denen, aber wir sehen in den Elementarsätzen ein Urbild, wir sehen, wenn wir alle die Elementarsätze haben, die Bücher beschreiben, lauter kleine Events, Elementarsatzevents in denen Bücher vorkommen. Dann sehen wir, wenn wir die Elementarsätze anschauen, dass in all den kleinen Events, in denen Bücher vorkommen, an der Stelle, an der wir Buch sagen wollen, etwas gleich ist, nämlich ein bestimmtes Zeichen, ein Zeichen dessen, das in all diesen Einzelbildern ist. Das sind sozusagen lauter Einzelbilder, lauter Snapshots, stellen Sie fest, da gibt es was Gleiches. Das ist dieser  eine Ort, der vom Buch okkupiert wird. Überall dort, wo ein Buch vorkommt, wird es in dem Satz, in dem es angesprochen wird, durch dasselbe Zeichen manifestiert. Das ist im Traktat - ich erspar Ihnen die Details- die Idee der Satzvariablen, ich habe Ihnen die Zitate diesbezüglich gegeben, aber Sie können es sich in einer Fotoserie ganz einfach vorstellen. Sie haben 500 Schnappschüsse, und dann schauen Sie sich die Schnappschüsse an, und dann sehen in all diesen Schnappschüssen, in unterschiedlicher Position, kommt die Johanne Reifensteiner vor. Die können Sie identifizieren. Überall dort können Sie diese Person oder diesen Gegenstand identifizieren, in all diesen Schnappschüssen, die im Prinzip nichts miteinander zu tun haben, aber Sie, wenn Sie diese Schnappschüsse sehen, sehen, dass das dieselbe Person dort ist, und wie sehen Sie das? Worin besteht diese Allgemeinheit? Wittgenstein macht keine Story darüber wie sie abstraktiv dorthin gekommen sind oder so was, sondern Wittgenstein sagt einfach: die Allgemeinheit besteht einfach darin, dass das überall dieselbe Figur ist, und dass sie sehen, dass das dieselbe Figur ist, dass da ein Urbild dahinter ist, und dieses Urbild zeigt sich in den Fotos, in den Sätzen durch das Auftreten eines identischen Designators. Was ich Ihnen jetzt gesagt habe, ist die Antwort von Wittgenstein auf das Abstraktions- und Begriffsproblem. Das besteht in nichts anderem als- das ist keine großartige geistige Leistung-  Begriffe sind nichts anderes als das, was all den Features gemeinsam ist, die auf eine bestimmte Art und Weise in Sätzen vorkommen. Und das ist sozusagen jetzt die Umsetzung dessen, was ich Ihnen angekündigt habe als das Sich- Zeigen. Denn das Sich- Zeigen ist nichts anderes als: da und da und da und da sehen Sie dasselbe. Sehen Sie sozusagen dieselbe Struktur, dieselbe Gestalt. Und um das jetzt mit dem Lernprozess zusammenzubringen und am Ende noch einmal zu verschärfen: was Wittgenstein in dem Zusammenhang sagen möchte, ist: Also, wenn du das nicht siehst, dass das dieselbe Person ist, lernen kannst du das nicht, du musst das sehen, aber du kannst es nicht lernen, du musst es sehen, dass das dasselbe ist. So sind die Bilder eingerichtet, dass du das so siehst- und das war’s dann. Das ist natürlich auf eine eklatante Art und Weise einseitig, weil wir wissen auch, wenn man das ganze psychologisch- lerntechnisch nimmt, dass man natürlich Leute heranführen kann, dass sie so was sehen. Aber das ist nicht der Punkt, den Wittgenstein macht. Wittgenstein macht den Punkt, dass die Spannung zwischen dem, dass es diese Konstanz gibt, und dem, dass wir die einzelnen Instanzen dieser Konstanz sehen, so hingestellt wird.  
 
Ich bin jetzt doch nicht zu den Datenbanken gekommen, aber das jetzt so noch am Ende: In einer Datenbanksprache kann man sagen: Ein Buch ist ein Datentyp. Und was ist ein Datentyp? Ein Datentyp ist eine Modellierung der Welt durch ein Datenmodell, und in dieser Modellierung der Welt kommt vor: ein Slot, und in diesen Slot lassen sich nur Bücher einfügen. Aber wie Sie draufkommen, was Bücher sind, ist nicht die Frage von Wittgenstein. Wittgenstein sagt Ihnen nur, dort müssen Bücher rein. Alles was dort drinnen steht ist „Bücher“. Wenn Sie da etwas hinein tun, was keine Bücher sind, dann fällt das Ding zusammen, das wollen wir nicht, wir wollen eine vernünftige Welt, aber die Definition dessen, was an dieser Stelle stehen kann, ist sozusagen koextensiv mit dem, was dort alles drinsteht. Das wird Ihnen jetzt ein bisschen Spanisch vorkommen, aber ich muss ja noch was haben fürs nächste Mal. Danke.
 
Ich bin jetzt doch nicht zu den Datenbanken gekommen, aber das jetzt so noch am Ende: In einer Datenbanksprache kann man sagen: Ein Buch ist ein Datentyp. Und was ist ein Datentyp? Ein Datentyp ist eine Modellierung der Welt durch ein Datenmodell, und in dieser Modellierung der Welt kommt vor: ein Slot, und in diesen Slot lassen sich nur Bücher einfügen. Aber wie Sie draufkommen, was Bücher sind, ist nicht die Frage von Wittgenstein. Wittgenstein sagt Ihnen nur, dort müssen Bücher rein. Alles was dort drinnen steht ist „Bücher“. Wenn Sie da etwas hinein tun, was keine Bücher sind, dann fällt das Ding zusammen, das wollen wir nicht, wir wollen eine vernünftige Welt, aber die Definition dessen, was an dieser Stelle stehen kann, ist sozusagen koextensiv mit dem, was dort alles drinsteht. Das wird Ihnen jetzt ein bisschen Spanisch vorkommen, aber ich muss ja noch was haben fürs nächste Mal. Danke.

Version vom 12. Mai 2009, 19:18 Uhr

Bildung und Datenbanken 5. Einheit


Rückblick und Vorschau oder: Bitte diskutieren!

Ich begrüße Sie zu dieser Vorlesung und erinnere daran, wo wir das letzte Mal abgebrochen haben. Ich hatte als einen Übergang zu Wittgenstein aus der Platonsituation her diese Überlegungen einerseits über Bedingungen des Höhlenausgangs vorgelegt, und dann, wenn Sie sich erinnern, ein Beispiel gebracht mit einem Malteserkreuz. Wie das Handling eines solchen Bildes funktionieren kann, das ist von mir zunächst einmal einfach in den Raum gestellt worden als eine Suggestion über die man nachdenken kann. Ich hab noch nicht klargemacht, wie ich das philosophisch wirklich ausbuchstabiere, das ist die Aufgabe unter anderem der heutigen Sitzung. Es hat sich auch so wie beim vorletzten Mal an diese Überlegung eine kurze Diskussion angeschlossen auf die ich sie hier hinweise. Es gibt leider die zweimal, da es stattgefunden hat, nur ein Tit for Tat, eine Intervention von einem Kollegen hier, auf die ich zu antworten versuche, dann hört es aber leider auf. Ich fordere Sie auf, wenn Sie daran Interesse finden, sich selber auch mit zu beteiligen. Ich glaube dass das auf diese Art und Weise produktiver werden kann, was wir hier machen, und ich sollte vielleicht die eine Bemerkung noch hinzufügen, dass das Thema Bildung und Datenbanken genau durch die Möglichkeiten, die wir hier im wiki haben, einen besonderen Extraaskepkt gewinnt. Die Teilnahme an einer solchen Diskussion ist natürlich das Einsteigen in Datenbanken angesichts des Themas von Bildung, d. h. , wir tun hier, oder wir würden hier tun, ich tue, Sie würden, wenn Sie das tun, geradewegs mithilfe von Datenbanken in eine Diskussion des Bildungsprozesses einsteigen. Und das, was ich Ihnen heute präsentieren möchte, wird das noch ein bisschen plastischer machen, denke ich, denn für heute, um das mal gleich mit der nötigen Emphase zu sagen, habe ich wirklich eine Schaltstelle vorgesehen. Also: die gegenwärtige Vorlesung ist methodisch gesehen die wichtigste in diesem Semester, weil ich Ihnen zwei Dinge vortragen möchte auf die ich immer schon so ein bisschen hingewiesen habe, um die es aber eigentlich kreist, was meine Hauptaussage sein will, nämlich: einerseits werde ich Ihnen zu zeigen versuchen inwiefern wichtige Strukturen aus der Platonüberlegung im Tractatus Logico Philosophicus von Wittgenstein sich wieder finden. Das ist der eine Punkt, und ich werde damit auch versuchen zu legitimieren, warum ich, zugegebenermaßen, den ein wenig auf Wittgenstein vorprogrammierten Weg der Platoninterpretation gewählt habe.


Von Platon zu Wittgenstein oder: Von Golfspielern und Crashtestdummies

Man kann zu Platon viel mehr sagen, und viel differenzierter natürlich, als das was ich Ihnen gesagt habe. Das wird die eine Sache sein, und das zweite, was ich auch heute dann noch hoffe hinzukriegen, zumindest in der Andeutung: wie jetzt das, was Wittgenstein tut, in Beziehung zu setzen ist mit Datenbanken, die wir heutzutage kennen und manipulieren, wobei das, was ich über Datenbanken sage, noch sehr allgemein sein wird, mehr etwas zu tun hat damit, dass Sie im Prinzip überhaupt mal die Idee davon bekommen. Ich habe an sich vor, zu einem späteren Zeitpunkt an dieser Stelle noch genauer darauf einzugehen. Das, was ich heute tun möchte, lässt sich vielleicht am einfachsten von der Motivlage her -und ich hab mir gedacht, bevor ich in die Details eingehe, die Ihnen zeigen können, wie’s im Tractatus mit diesen Dingen aussieht, möchte ich Ihnen die allgemeine Tendenzlinie zeigen, die mir bei Wittgenstein an der Stelle wichtig erscheint, also quasi die Theorie, sogar die Ideologie, wenn Sie so wollen, die da dahinter steht, und die es so attraktiv macht, Platon und Wittgenstein in dem ganz bestimmten Thema des Lernens, der Bildung hart gegeneinander zu stellen, wobei dieses hart gegeneinander stellen eine Voraussetzung hat, nämlich die Voraussetzung das die was miteinander zu tun haben, dass man sehen kann, wo sie divergieren. Und zu sehen, wo man divergiert, um besonders plastisch zu sehen, wo man divergiert, hängt natürlich daran, das man eine Gemeinsamkeit hat, an der man die Divergenz messen kann, und ich glaube, dass man gut zeigen kann, dass es tatsächlich diese Gemeinsamkeiten und Divergenzen gibt, und beginne mit dieser Grafik[1] hier, die Ihnen das ein wenig plastisch verdeutlichen kann. Die Platon- Outline, die ich bisher Ihnen dargestellt habe (wie gesagt, das ist ausgesprochen High Level, dient aber schon auch dazu, allgemeine Zielsetzungen zu signalisieren) die Platon Outline ist die, dass Sie eine Erfahrungswirklichkeit haben, in der Erfahrungswirklichkeit stecken die Leute drinnen, haben die Auffassung, dass sie damit leben können und sollen, und werden von Platon (das ist die ganze Sokrates- Kritik- Geschichte usw.) aufgefordert, sich doch ein bisschen kritisch auseinanderzusetzen mit dem, was sie umgibt. Zu fragen, ob sie auch wirklich wissen, was sie glauben, dass sie wissen, kurzum, nach dem Wahren, nach dem Gerechten, nach dem Wesen der Dinge zu fragen. Wo ist das Wahre, das Gerechte und das Wesen der Dinge zu finden, in einem Bereich, der prototypisch, der sozusagen drübergelagert ist, der etwas mit Vernunft zu tun hat. Ich …die Idee des Aufstiegs aus der Höhle in den Bereich dessen, in dem man genau sieht, in dem man genau sehen kann, worum es sich denn wirklich handelt, wenn ich von schönen Dingen rede: das ist ein Aufstieg zur Wahrheit, das ist ein Lernprozess, das haben wir ja schon mehrfach jetzt gesagt, und ich bin gestern in den Diskussionen im Platonprojekt noch einmal deutlicher darauf gestoßen worden, habe mir selbst noch einmal deutlicher gemacht: um einen Lernprozess beschreiben zu können, geht es nicht anders, müssen Sie voraussetzen, dass es eine Ähnlichkeit gibt, eine Dimension der Zeit und eine Dimension der Ähnlichkeit. Wenn Sie, sagen wir mal, Golf spielen lernen wollen, dann brauchen Sie eine Vorstellung vom Golfspielen, und diese Vorstellung vom Golfspielen -sonst werden Sie Golfspielen niemals lernen- muss etwas zu tun haben mit dem Golfspielen. Also gesetzt den Fall, Sie haben eine Vorstellung von Golfspielen, und Sie stellen sich vor, dass das Rugby ist, oder dass Golfspielen heißt, mit einem VW- Auto Crashtests zu machen, dann werden Sie Golfspielen nicht lernen. Ob Sie was lernen, ist noch die Frage; Sie werden auf jeden Fall nicht Golf Spielen lernen. Damit etwas beschrieben werden kann- damit das, was Sie tun wollen, beschrieben werden kann als: Ich habe mich erkundigt, und ich habe mich kompetent gemacht im Zusammenhang mit Golfspielen gibt’s diese interessante Ähnlichkeitsrelation: Das muss etwas miteinander zu tun haben. Ihre Vorstellung, was Sie da machen wollen, muss etwas zu tun haben mit dem, woraufhin Sie unterwegs sind, obwohl Sie noch nicht dort sind. Obwohl Sie eine deutliche Inkompetenz im Zusammenhang mit Golfspielen haben -Sie wissen vielleicht noch nicht einmal die Regeln, Sie wissen noch nicht womit man es überhaupt tun kann, Sie haben vielleicht einen Film gesehen, aber das, was Sie gesehen haben ist etwas, wohin Sie sich annähern können. Und dass Sie sich auf das annähern, was wirklich das Ziel Ihrer Annäherung ist, setzt voraus diese Form von Kontinuum. Das ist ganz allgemein in einem Lernprozess notwendig, und dazu kommt jetzt- dass ist die besondere platonische Zusatzbedingung, die Platon derartig entscheidend gemacht hat für unsere Gesellschaftsumstände- wenn man dieses Lernen wirklich ernsthaft nimmt, gibt es authentifizierte Ziele, es gibt die wichtigen Ziele, es gibt sozusagen eine Funktion des Golfspielens, die definiert ist, meinetwegen die internationale Golf Society[2] in meinem Beispiel. Golfspielen ist nicht up for grabs, es ist nicht so, das jeder zweite Bekannte Ihnen sagen kann, was Golfspielen ist. Es gibt, um es modern zu sagen, Qualitätskontrolle und Qualitätsmanagment im Zusammenhang mit dem Golfspielen oder dem Skifahren. Das heißt, diese Lernprozesse sind gesteuert von Idealvorgaben, von etwas, das als ein Maßstab, als ein Muster Ihnen vor Augen steht, damit Sie das Ziel erreichen. Und diese Kombination von, auf der einen Seite Ähnlichkeit (es kann vieles so ausschauen wie Golfspielen) und auf der anderen Seite Festlegung des Zieles durch eine Instanz, die das definiert und die Sie herausfordert, durch die Sie herausgefordert werden, dieses Ziel zu erreichen. Das ist eine Voraussetzung, sozusagen ein Gegebenes, der platonischen Aufsteigerphilosophie. Ich habe gesprochen von „Platon für Aufsteiger“ und schon ein, zwei Mal so ein bisschen hinzugesagt, was ich damit auch- durchaus polemisch- andeuten möchte: Aufsteiger sind die prototypisch Lernenden. Also: in unserer Gesellschaft ist es so angelegt, dass, wenn Sie Aufsteiger sein wollen, dann müssen Sie bereit sein, die Lernprozesse für sich zu akzeptieren und zu implementieren, die unsere Gesellschaft Ihnen vorgibt. Wenn Sie nicht lernen, sich die Zähne zu putzen und die Haare zu kämmen, bevor Sie ein Jobinterview haben, dann werden Sie es schlecht kriegen, Das sind die Basissozialisierungsanforderungen der Gesellschaft, die etwas damit zu tun haben, dass Sie sozusagen teilhaben können, teilnehmen können, in dem Fall an der gesellschaftlichen Produktivität. Aber Sie müssen sich nach gewissen Prinzipien richten. Ich hab das jetzt mit einer Reihe von kleinen Bemerkungen aus dem Erwerbsleben illustriert, aber ich glaube es wird Ihnen klar sein, nach dem, was ich die vergangenen Stunden gesagt habe, dass die Struktur von dem, nämlich aus der Verstreutheit, aus der Schaulust, aus der Vielfältigkeit in eine Attitüde zu kommen, in eine Einstellung zu kommen, die auf die höchsten Ziele aus ist, die auf Maximalziele aus ist, dass diese Spannung, das Einrichten dieser Form von Aufsteigerspannung von Platon drinnen ist. Was ich unterschlagen habe, und auch weiter nicht kommentieren werde, ist, dass die philosophische Seite dieser Story darauf hinweisen wird (und auch mit einer wichtigen Berechtigung) dass die philosophische Aufsteigerin eine andere ist als die Berufsaufsteigerin, weil sie nämlich mit Hilfe von Vernunftkriterien, mithilfe all dieser Filter und Kritikmechanismen, die bei Platon auch drinnen sind, den Aufstieg auch schafft und damit der Aufstieg eine andere Qualität hat. Ich werde darauf zurückkommen, aber im Moment brauche ich das nicht, und ich brauche es deswegen nicht, weil ich das, was ich Ihnen von Wittgenstein sagen möchte, davon ausgeht (und das ist die dramatische Negation, die dramatische Intervention, die Wittgenstein an dieser Stelle hat) davon ausgeht, dass dieses Modell, sozusagen dieses Lern- und gesellschaftliche Aufsteigermodell, das mit Zielen operiert, mit Wahrheit, mit dem Guten, mit Erfüllung - alle diese ganzen Vokabularien- einfach abzulehnen ist. Er streicht das komplett durch. Das ist das, was dahinter steht, dass ich das letzte Mal gesagt habe, Wittgenstein im Tractatus, und auch später nicht, aber ganz besonders im Tractatus nicht, ist kein Philosoph. für AufsteigerInnen. Und das ist das, was in dieser Skizze hier drinnen ist, und die muss ich ein bisschen erklären. Es gibt also diesen Wahrheitsbegriff, der einen Trend zum Wahren, Guten Schönen in der klassischen Philosophie. hat. Wahrheit als Sich- Anverwandlung, Sich -Angleichen den Zielen, die wir haben. Ich schreibe gerade, sozusagen nebenher, an einem Artikel, der heißt: „Heilige Übermenschen aller Tage“, und bin damit auch ein wenig eingetaucht in die Literatur zu Heiligen, und Sie können sich vielleicht vorstellen, oder wenn Sie es einmal ausprobieren wollen, auch in der theologischen Literatur zu Heiligen ist die Tendenz, der Trend dazu, zum Wahren- Guten- Schönen aufzusteigen mithilfe der Heiligen als Relaisstationen unübersehbar, sozusagen unüberwindbar in einer gewissen Weise. Ich sag das als kleine Nebenbemerkung deshalb, weil unsere gegenwärtige Situation natürlich nicht einfach nur geprägt ist von diesen platonischen Strukturen, sondern darüber hinaus, und das ganze doppelt wirksam machend, von einer christlichen Deutung der platonischen Struktur, in der also dieses Anverwandeln einer Idee, einem Hohen, einem Ziel gleichzeitig gelesen wird als Sich- auf- den- Weg- zu- Gott- Begeben. Und das Ziel des Aus- der- Höhle- Herausgehens ist in der Deutung der christlichen Kirchenväter (und das hat sich nicht geändert, im Prinzip, bis zum heutigen Tage) natürlich das Herausgehen aus der irdischen Verflochtenheit in der Erbsünde und in der Verfallenheit des Erdenlebens, zu einer Einsicht in die Glorie des Allmächtigen. Also, das ist diese Geschichte, und Wahrheit heißt eben dort unterwegs zu sein. Um es an einer Stelle zu sagen, die ich jetzt gar nicht polemisch oder so meine, das mir in dem Zusammenhang immer kommt: Vaclav Havel, der in einer Situation der politischen Umstrittenheit und der politischen Kontroverse und des Kampfes um Freiheit die Formulierung verwendet hat, es geht darum, in der Wahrheit zu leben. In der Wahrheit zu leben als eine Formulierung gegen Repression, gegen politische Systeme, die die Entfaltung des Menschen blockieren, die aber gleichzeitig voll in das hineingeht, die eine eigentlich eins zu eins christliche Formulierung ist.

Isomorphie und die analogia entis oder: wenn du denkst es geht nicht mehr...

Alles das sage ich jetzt deswegen, weil die Position der Wahrheit, die Wittgenstein im Tractatus vorschlägt, eine komplett andere ist. Signifikant andere, sagen wir es mal so. Die Wahrheit im Tractatus und danach auch das Wahrheitsverständnis, das im 20 Jahrhundert im Zusammenhang mit der sprachanalytischen Philosophie, mit Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsattitüde sich gezeigt hat ist: Wahrheit ist nicht der Prozess des Sich- Annäherns diesen Hochzielen gegenüber, sondern Wahrheit ist etwas, das wir etablieren als eine Relation zwischen Sätzen und Sachverhalten. Ich hab Ihnen hier Erfahrungswirklichkeit hingeschrieben. Diese Erfahrungswirklichkeit kann man ausartikulieren als: Wir sind in einer Welt und sprechen über dieser Welt. Und Wahrheit ist jetzt hier nicht lokalisiert im höchsten Oben, sondern Wahrheit ist lokalisiert im Umgang mit Sätzen. Wahrheit ist eine Eigenschaft die Sätzen zukommt, die wir in unserem Umgang mit der Welt auf eine bestimmte Art und Weise verwenden. Und zwar nicht, indem wir eben auf unsere Ziele schauen, sondern indem wir gewisse Kriterien erfüllen. Und welche Kriterien das sind ist ein Extrapunkt, auf den ich jetzt auch nicht speziell eingehen werde, aber diese Kriterien sind angebbare Kriterien des überprüfbaren Handelns von Gruppen von Menschen im versuch, systematisch Wissen zu erlangen. Das, was hier Ähnlichkeit, im platonischen Modell, ist, wird in einer gewissen Weise abgezeichnet, wirft insofern einen gewissen Schatten hin in die Wittgenstein- Konzeption, als Wittgenstein eine Isomorphie, also eine Strukturähnlichkeit, wesentlich in seiner Welt im Tractatus drinnen hat. Aber diese Strukturähnlichkeit ist eine, die besteht zwischen dem, wie Sätze aufgebaut sind und dem wie die Sachverhalte der Welt aufgebaut sind. Und die Wahrheit (da kommen wir dann noch spezieller drauf) die Wahrheit, um die es im Tractatus geht, verbindet in einer Ähnlichkeitsrelation Sachverhalte und Sätze. Das ist quasi die Opposition dagegen, um es mit einem klassischen zentralen Terminus zu beschreiben. Auf der anderen Seite, in diesem platonisch- christlichen Metaphysikmodell, ist das zentrale Wort für die Ähnlichkeit die analogia entis. Also die Ähnlichkeit, die analoge Beschaffenheit alles Seienden. Das ist ein Geheimnis, immer wieder auch, aber die wesentliche Idee ist die: diese Teilhabe von der wir ja auch schon geredet haben, die Teilhabe der Begriffe an der Wirklichkeit kann nur stattfinden dadurch das die etwas miteinander zu tun haben. Dass das sozusagen eine Analogie ist. Man muss immer aufpassen, weil das nicht immer eins zu eins ist, aber es besteht eine vertretbare Relation des Kennens des Einen und des Anderen als zum selben gehörig. Diese Ähnlichkeit wird als Isomorphie bezeichnet, bei Wittgenstein selber terminologisch. Das wäre sozusagen das Runtertransformieren in ein Verhältnis zwischen Sätzen und Sachverhalten von einer solchen Ähnlichkeitsrelation, und wirklich interessant wir der Wittgensteinsche Standpunkt durch das nächste Moment, das auch dazu zu sagen ist, und das ist ein Moment, in dem Wittgenstein die platonische Konzeption einer, in seiner, Art und Weise aufnimmt, und in der er im Tractatus, also in seinem ersten Schaffenszeitraum, klassisch platonisch ist, in einer gewissen Weise. Klassisch platonisch, und gerade weil er an dieser Stelle klassisch platonisch ist, sieht man auch wie anders das ist, und wie die Sache kippt, genau um diese klassische Platonizität. Und das Klassisch Platonische im Tractatus ist, dass es im Tractatus auch so etwas wie Urbilder gibt. (Urbild ist ein Terminus von Wittgenstein, auf den ich genauer noch zu sprechen komme, ich sage Ihnen sozusagen nur den Outline). Und diese Urbilder bestimmen die Welt, sie sind in einer Weise, genau wie die Ideen von Platon die höchsten Instanzen, die man überhaupt haben kann. Bei Wittgenstein geben diese Urbilder die logische Form der Welt, sind also praktisch - wenn man bestimmte Abstraktionen vornimmt- unverwechselbar platonisch, mit der einen besonderen Ausnahme, mit dem Proviso, dass es dort keinen Weg hin gibt. Dass es keinen Weg zu den Urbildern gibt in dem platonischen Sinn. Dass diese Teilhabe, diese Ähnlichkeit, die analogia entis durchschnitten wird, dass man nicht sprechen kann von den Urbildern, sondern dass die sich in den Sätzen zeigen. Nun ist es so: wenn ich das sage, ist von allem Anfang ganz klar, dass jemand, der sich ein bisschen mit der klassischen Tradition auskennt, mich sofort hinweisen würde auf die Tradition der negativen Theologie, auf die Tradition, dass immer wieder auch klassisch gesagt worden ist, dass man von Gott, oder vom Höchsten, natürlich nicht so reden kann wie man von den einzelnen Dingen redet. Das ist zuzugestehen, also: so klug waren die auch, dass sie gesehen und gesagt haben, das man hier in Schwierigkeiten kommt, wenn man das Vokabular aus der Erfahrungswirklichkeit appliziert auf diese höchsten Ziele, das ist auch traditionell philosophisch. bekannt, und insofern, könnte man sagen, ist der Wittgenstein nur eine Variante dieser negativen Theologie, die sagt: von Gott kannst du nur dadurch reden, dass du immer all das negierst, was du eigentlich sagen möchtest. Damit kommst du der Wahrheit am nächsten. Denn das Wesen Gottes, das Wesen des Höchsten besteht darin, dass es anders ist als die schönsten Ideen, die du hier hast. Kann man sagen, gleichzeitig aber- das ist die Pointe der berühmten Endformulierung im Tractatus, die Sie kennen, in der Wittgenstein sagt: wenn man sozusagen zur Einschätzung gekommen ist, dass über bestimmte Dinge, mit den Bedingungen, die man hat, nicht geredet werden kann, dann soll man besser den Mund halten (meine Version der entsprechenden Formulierung). Dass Wittgenstein zwar sich in diese Dialektik der negativen Theologie in einer gewissen Weise hineingelassen hat, aber dem Ganzen nach etwa fünf Seiten einen Strich unter gezogen hat und gesagt hat: so, an der Stelle geht es nicht mehr weiter und wenn es nicht mehr weiter geht, dann sollst du nicht mehr weiter gehen. Das war die zweite Variante der Formulierung, und das ist das was ich meine mit: Wittgenstein hat an dieser Stelle den platonischen Zusammenhang durchschnitten. Gilt auch, und gerade in dem Kontext, in dem er Urbilder vorgesehen hat. Das hat sich sozusagen erübrigt diesbezüglich.

Wittgenstein und die "Bildung zum Guten" oder: Wie Unglückliche die Welt sehen

Ich bin noch immer im Motivenbericht, quasi, und für diesen Motivenbericht, für den ich jetzt auch noch nicht auf den Tractatus zurückgehe, sondern auf ein Zitat, dass er 1930 produziert hat, in einem Gespräch mit Schlick über Ethik, weil, das passt jetzt zu diesem Überblick ganz gut. Wittgenstein hat auch einige knappe, knackige Sätze im Traktat und in den Vorlesungen über Ethik, über ethische Probleme gemacht. Ich nehme das hier heraus, das quasi aus der Konversation im Wiener Kreis- Kontext gewesen ist, weil es Ihnen eine authentisch Wittgensteinsche Auffassung davon wiedergibt, wie Wittgenstein vorhat mit dieser "Bildung- zum Guten" Thematik umzugehen. Das ist Wittgenstein. Schlick sagt, es gab in der theologischen Ethik zwei Auffassungen vom Wesen des Guten. Nach der flacheren Deutung ist das Gute deshalb gut, weil Gott es will. Nach der tieferen Deutung will Gott das Gute deshalb weil es gut ist. Ich meine, dass die erste Auffassung die tiefere ist. Gut ist was Gott befiehlt. Denn: sie schneidet den Weg einer jeden Erklärung, warum es gut ist, ab, während gerade die zweite Auffassung, die flache, die rationalistische ist, die so tut, als ob das, was gut ist, noch begründet werden könnte. Die erste Auffassung sagt klar, dass das Wesen des Guten nichts mit den Tatsachen zu tun hat, und daher durch keinen Satz erklärt werden kann. Wenn es einen Satz gibt, der gerade das ausdrückt, was ich meine, so ist es der Satz: Gut ist, was Gott befiehlt. Sie haben an diesem Zitat sehr schön die Möglichkeit, nachzuvollziehen, dass der Wittgenstein sagt: Als, durch die klassische Philosophie, platonisch gebildete, Postchristen- Personen, sagen wir das Folgende: Wir sagen, wir werden uns doch nicht von irgendjemandem befehlen lassen, was wir tun sollen, das ist doch kein Aufklärungsprozess, das ist doch kein Erfahrungsweg zum Guten. Das heißt etwas nachmachen was jemand gesagt hat. Das kann’s doch nicht sein. Wir brauchen die modernste Form davon, dass uns erklärt wird, dass das, was die Gesellschaft von uns will, von uns einen Einsatz erfordert indem wir selber nach dem Guten unterwegs sind, und den Weg der Wahrheit gehen, um ihn selber zu entdecken. Warum zu entdecken? Nicht weil es uns unsere Lehrerinnen und Lehrer sagen, sondern weil wir mit der Fähigkeit unseres Verstandes und unserer Lebensführung auch dorthin kommen. Die ganze Pointe der Sozialisierung ist nicht, dass uns gesagt wird, du musst das machen weil: sonst kommt die Polizei. Diese Pointe der Sozialisierung ist natürlich: Gelungen wird sie dann sein, wenn wir es internalisiert haben. Wenn wir glauben, dass es richtig so ist und damit auch uns selber auf diesen Weg eingelassen haben. Das ist die Tiefe des Guten, das ist die tiefere Deutung des Guten, in der wir es angeeignet haben, also ein Lernprozess, letztlich ein platonischer. Und was Wittgenstein sagt: Nein, umgekehrt. Diese Vorstellung, die ich Ihnen gerade genannt habe, das ist eine Vorstellung in der wir uns in einem Zustand befinden, in dem wir uns (ich sag es jetzt einmal überhaupt nicht Wittgensteinerianisch) vorgeben lassen, Ideale vorgeben lassen, Ziele vorgeben lassen, die nicht unserer Wirklichkeit entsprechen und uns diesen Idealzügen anverwandeln. D. h. wir schwindeln konstitutiv, indem wir so tun als ob- und das ist in einem wichtigen Sinn natürlich ein Feature des Lernprozesses, wenn wir beim Golfspielen bleiben. Ich stelle mich auf den Golfplatz und tue so, als ob ich Golfspielen könnte, beim ersten Mal, und schlage dann mit dem (wie immer das Ding heißt- Put oder so was ähnliches) und kann überhaupt nichts, ich tue so, als ob ich Golfspielen könnte, jeder andere lacht mich aus, also jeder erfahrene Golfspieler, jede erfahrene Golfspielerin lacht mich aus, und der Lernprozess besteht aber genau darin, sich genau dem zu unterwerfen, an dieser Stelle so zu tun als ob, damit ich es dann schaffe. Das ist eine kontra- wirkliche Situation. Ich werde als nächstes, nachdem ich mit den Wittgenstein- Datenbanken fertig bin, auf Hegel zu sprechen kommen und auf dessen Auffassung vom Bildungsprozess -ein Kollege von mir, Thomas Auinger, den manche von Ihnen vielleicht kennen, hat vor einiger Zeit einen Beitrag geschrieben über Bildung bei Hegel, in dem er das sehr genau demonstriert hat. Dass er selber, also Hegel, dieses Moment, das ich gerade angesprochen habe, genau gesehen hat, und Bildung in der Phänomenologie des Geistes genau wegen dieses Schwindels kritisiert. Also diese Sache, die uns da zugemutet wird, dass Bildung damit etwas zu tun dass wir etwas Fremdartiges kaufen, dass wir uns einlassen auf etwas das von außen uns vorgesprochen wird, und wir versuchen uns demnach anzupassen: dass das ein wichtiges Feature von Bildung ist, das Hegel, den man normalerweise als einen paradigmatischen Bildungsphilosophen beschreibt, gerade kritisiert. Und Wittgenstein- an der Stelle können Sie ermessen, was dieses Durchschneiden ist- Wittgenstein sagt an dieser Stelle: Nein, diese vorgeblich tiefere Auffassung des Durchgestaltens, des Aneignens des Ideals in der eigenen Verfahrensweise, das tut so, als ob wir eine Verbindung hätten zwischen dem, was wir haben, was wir können was wir sind, was wir tun und dem, was wir sein können. Und das tut so, als ob man durch Instruktion und durch Training, durch was immer für Prozesse, aus dem, was man ist, das herausbringen könnte, was man sein möchte. Und das ist in Wirklichkeit ein falscher Weg, das ist ein falsches Versprechen. Was stattdessen zu sagen ist, und das ist sozusagen die tiefere Position in der Wittgenstein- Variante, ist, dass, wenn du jemand anderer sein willst als du bist, dann solltest du besser akzeptieren, dass du das nur kannst, wenn du dich irgendwo hinein stürzt (Sagt er jetzt auch nicht so, sag ich illustrativ). Wenn du etwas übernimmst, wenn du dich bestimmen läst, wenn du dich unter eine Fremdherrschaft begibst, und Fremdherrschaft heißt an der Stelle: unter dem Einfluss von einer Gegebenheit, von einer Strukturvoraussetzung, an die du nicht ran kannst, die dir gegeben ist, die switchen kann. Also im Tractatus, auf das gehe ich auch nicht länger ein, gibt es eine Welt, und dieser Welt ist beschreibbar und besteht aus gewissen Features, und dann gibt es die Bedingungen, nach denen dieser Welt gestaltet ist, und die Bedingungen, wie dieses Welt gestaltet ist, und wie diese Welt dir erscheint, an diese Bedingungen kommst du nicht heran, indem du die Sprache verwendest, die du brauchst, um die Welt zu beschreiben. Es kann die Welt komplett switchen. Er sagt: Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die Welt des Unglücklichen. Als Verdeutlichung kann man's vielleicht mal sagen: Die Landschaft bleibt dieselbe und das Wetter schwenkt komplett um. Die Änderung des Wetters, die Änderung von Tag und Nacht oder so was Ähnliches ist nichts, was verfügbar ist von der Struktur der Landschaft her. Die Wittgensteinschen Aussagen zu Religion und zur Ethik sind im selben Zusammenhang, nämlich dass er sagt, man kann zwar ethisch leben, man muss sogar ethisch leben, aber -wie man weiß, war er geradezu besessen von solchen ethischen Fragen- die ethischen Fragen hängen damit zusammen, dass wir ein solches Oberkommando haben, dass wir ein Oberkommando haben, das wir nicht verstehen können mit unseren Mitteln, an das wir nicht heran kommen, sondern das in dem drinnen manifestiert ist, was es ist, was es gibt. Da bin ich jetzt schon aber in der Situation dass ich Ihnen, um das ein bisschen deutlicher zu machen, Ihnen genauere Tractatus- Erläuterungen geben möchte, und da komme ich jetzt dazu.

Tractatus und Datenbanken- oder: wenn Miami verschwindet

Das eine, was ich heute beim hierher kommen das erste Mal bewusst wahrgenommen habe, der Andreas sagt mir, es war schon die ganze Zeit da, ich kann mich dunkel erinnern, aber es ist ein schönes Beispiel, dass man bestimmte Dinge nur sieht, wenn man mitbringt, wenn man die Möglichkeit mitbringt, sie zu sehen. Bisher war es für mich nur ein Zettel Papier, aber dieses Papier ist geradezu großartig geeignet dafür, die Outlines von dem zu illustrieren, was ich Ihnen gerade gesagt habe, weil es gibt -es ist offensichtlich aus einem Workshop über das Lehramt Philosophie oder so was ähnliche, wahrscheinlich aus der Bildungswissenschaft würde ich sagen, weil Philosophen schreiben nicht so schön, zurückgeblieben- und hier haben Sie genau zwei Zentralbegriffe von dem, was ich Ihnen gerade gesagt habe: und zwar das Zeigen und Lernen, Zeigen, wenn ich es Wittgensteinisch uminterpretiere (was da sicher nicht gemeint ist): das Sich- Zeigen Die Urbilder, die ethischen Vorbilder zeigen sich, sie sind einfach in der Form des Gegebenen drinnen, sie zeigen sich, man kann nicht über sie diskutieren, man kommt an sie nicht ran in dem Sinn. Und da gibt’s das Lernen, und nicht umsonst (wie anders kann es in der Bildungswissenschaft sein) finden Sie die vielfältigen Pfeile, die vom Zeigen ins Lernen und dann im Kreis herumgehen: Es ist natürlich ein Bildungsprozess genau das Produkt dazwischen. Dass Ihnen etwas gezeigt wird, und Sie dieses, was gezeigt wird, aneigenen, Sie das verarbeiten. Und genau darin besteht eine Verarbeitung von Qualitäten. Wir haben ja eine Vorlesung über Bildung, und sind sozusagen unterwegs, durch das, was ich sage, die Welt der Bildung in Beziehung zu setzen mit der Welt der Datenbanken. Und ein kleiner Vorblick –damit Sie wissen, worauf ich hinaus will- diese Subtraktion der Akkomodationsprozesse, die dieses Abblenden des Verhältnisses zwischen dem, was Sie erkennen und was Sie sagen, und den Bedingungen, denen das unterliegt, wie die Welt ist, in der Sie drinnen sind, die Sie erkennen, und von der Sie sprechen, dieses Abblenden, dieser Schnitt zwischen der Struktur und den Aktionen, die sie unter Voraussetzung dieser Struktur zur Verfügung haben ist eine der zentralen Basic- Voraussetzungen von Datenbanken.

Das heißt nicht das Datenbanken sich nicht verändern können, aber damit eine Datenbank funktioniert, brauchen Sie genau das, was Wittgenstein im Tractatus das erste Mal in dieser Schönheit und Klarheit sagt: Sie brauchen eine Struktur, wie die Welt ausschaut, und dann dürfen Sie diese Struktur nicht mehr antasten. Es ist doch ein bisschen größerer Vorblick, aber ich denke es ist notwendig hier, oder sinnvoll, damit Sie sich’s dann ein bisschen zurechtlegen können, worauf ich hinaus will: wenn Sie mit einer Datenbank operieren, dann müssen Sie die Sicherheit haben, das das, was Sie sprechen, was Sie dieser Datenbank mitteilen, also z. B. Sie wollen einen Flug nach Miami buchen, Sie wollen in dieser Datenbank unterbringen dass Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt um einen bestimmten Preis nach Miami fliegen wollen. Wenn Sie das wollen, dann wollen Sie doch bitte verhindern, dass währenddessen die Datenbank draufkommt, dass es Miami gar nicht gibt. Und zwar z. B. an dem Zeitpunkt an dem Sie sich verpflichtet haben, einen Preis zu zahlen, und dann gibt’s aber den Ort Miami gar nicht mehr, und Sie haben das Geld eingezahlt und haben aber keinen Ort mehr, wo Sie hinfliegen können. Solche Sachen sollen verhindert werden, d. h. die Datenbank muss, die Welt der Datenbank, mit der Sie interagieren, muss konstant bleiben, und Sie können nicht mithilfe einer Aktion, die Sie dieser Datenbank gegenüber versuchen, die Struktur ändern, die die Datenbank Ihnen gibt. Das können Sie versuchen, klarerweise, dann sind Sie ein Hacker. Das heißt, dann haben Sie hier ein sehr schönes Beispiel dafür, dass eine Datenbank an dieser Stelle genau gesprengt wird, und genau etwas passiert, was nicht im Interesse des Erfinders ist und die Idee der Datenbank komplett untergräbt, dass Sie nämlich, in der Welt, die Ihnen die Datenbank vorgibt, einen Sprachausdruck verwenden können, der diese Welt verändert. Da können wir in weiterer Folge dann darauf zu sprechen kommen, ich sag’s Ihnen nur, weil das, für Datenbanken, auf der einen Seite ganz, ganz einfach verständlich sein kann, nämlich das Ding funktioniert nicht, wenn man die Voraussetzung nicht macht, und andererseits aber eklatant die Beschränkung der Datenbanken markiert. Wenn das ganze Leben so wäre, dass wir durch etwas, das wir sagen nichts verändern können an den Bedingungen, in denen wir leben, das wäre ein wirklich trauriges Leben. Also für Datenbanken ist demonstrierbar, dass das wünschenswert ist und gleichzeitig extrem beschränkt ist, und die Größe des Tractatus ist diejenige, dass auf der Ebene der hochstufigsten Philosophie, also eines der größten Werke des 20 Jahrhunderts in der Philosophie, das wir haben, diese Form, die ich Ihnen jetzt von Datenbanken genant habe, entworfen wird als das Muster dessen, wie Philosophie das Leben anschauen soll, nämlich: Welt akzeptieren unter bestimmten Bedingungen, Welt auch beschreiben zu können unter bestimmten Bedingungen, aber nicht in der Lage zu sein, diese Form von Prozess, von Änderungsprozess mit hinein zu nehmen. Die Konsequenzen davon werden wir noch genauer besprechen. Wollen Sie vielleicht etwas dazu sagen… [Schweigen]


Bilder im Tractatus oder: Obama und Ahmadienjad gehen in eine Philovorlesung...

Wenn nicht, dann geh ich jetzt ein bisschen mehr auf die Details. Ich hab Ihnen einen Link zu einem Lernobjekt hier zur Verfügung gestellt, das sich um einen relativ alten Artikel von mir herumorganisiert, nämlich über Bilder im Traktat von Wittgenstein, das können Sie sich anschauen, da hab ich das letzte Mal auch das Beispiel der beiden Photos vom World Trade Center gebracht, auf das möchte ich jetzt nicht mehr genauer eingehen, sondern ich steuere, in Anlehnung auf Traktatzitate darauf hin, Ihnen einigermaßen intuitiv plausibel zu machen, warum das, womit ich das letzte Mal geendet habe, nämlich das Malteserkreuz mit einem Kippeffekt, im Traktat so wesentlich ist, für den ganzen Aufbau des Traktats so wesentlich ist, erstens, zweitens, warum das mit Platon direkt zusammenhängt, und drittens, inwiefern, aufbauend auf diesem Malteserkreuzbeispiel verstanden werden kann, wie Wittgenstein im Tractatus sich die Welt zurechtlegt, inklusive eines Urbildes, und inklusive eines mit diesem Urbild verbundenen globalen Platonismus. Das sind die nächsten Schritte. Und wenn ich das gezeigt habe, dann gehe ich noch einmal über, Ihnen zu zeigen wie das identifizierbar weiter aussieht mit Datenbanken.

Der Beginn dieser Demonstration ist der folgende. Versuchen Sie sich noch einmal zurückzuerinnern an die Passagen aus dem Ende des fünften Buchs vom Staat von Platon, von dem wir schon geredet haben. Wir hatten da die prinzipielle Konstellation, dass wir Schaulustige haben, diese Schaulustigen sind neugierig und laufen den schönen Dingen hintennach. Festivals werden, mehr oder weniger, genannt, oder so was ähnliches, aber sie wissen nicht, was schön ist. Wie wird das bei Platon dargestellt, zu wissen, was schön ist? Um zu wissen, was schön ist, ist es wesentlich, dass man in diese Dualität hinein steigt. Die Dualität zwischen schön und hässlich und dem Wissen, dass das zwei Werte sind, die einander antagonistisch entgegenstehen. Und so wie bei Platon es an dieser Stelle formuliert ist: wenn ich weiß, das antagonistisch das Schöne und das Hässliche gegeneinander stehen, und wenn ich weiß, was das eine und was das andere ist, dann bin ich in der Lage, zu beurteilen, unter welchen Umständen bestimmte Events schön oder nicht schön sind. Das ist diese Rolle von antagonistischen Zentralbegriffen, er sagt dann nicht nur das Schöne und das Hässliche, das Gerechte und das Ungerechte. Ich habe darauf hingewiesen, das diese Dualität zwischen den Begriffen aber- und man muss noch einmal betonen, dass der Einwand richtig ist, dass das eine Dualität von Begriffen ist, um die es da geht- mir nicht verständlich ist, nicht expliziert werden kann ohne eine wesentliche Voraussetzung. Die Voraussetzung ist die Dualität zwischen wahr und falsch. Die Dualität dazwischen, dass die Zuschreibung eines Begriffsausdrucks, eines Prädikats, ist schön, ist hässlich, gesteuert ist durch die Dualität ja oder nein, wahr oder falsch, d. h. dass diese Wahrheitsdualität bei Platon selber ein wesentlicher Faktor in der Beschreibung dessen ist, wie man aus dem Beschäftigen mit vielen verschiedenen Sätzen auf eine Zielvorstellung, auf das, worum es geht, auf das Schöne, kommt. Und anders gesagt jetzt noch mal, sehr abstrakt gesagt, dass es beim Platon diesen Unterschied gibt zwischen Darstellungsstrukturen, das sind die vielen verschiedenen Inhalte, die die Schönheit darstellen -es kann ein Musikstück schön sein, es kann ein Bild schön sein, es kann eine Skulptur schön sein, das sind alles verschiedene Darstellungen, verschiedene Inhalte, und diese verschiedenen Inhalte sind aber, wenn es wahr ist, was ich sage mit der Dualität und mit dem einen und dem andern und dem Wahren und dem Falschen, Schönen und nicht Schönen gekoppelt, die sind auf eine interessante Art und Weise gekoppelt an einen Dualismus, an ein Plus Minus, Ja Nein, wie immer, an einen zweiwertigen Prozess. Es gibt einen Inhalt und eine Entscheidung. Um das also kurz zu machen, und direkt mit dem Tractatus in Zusammenhang zu bringen, habe ich Ihnen diese Stelle 4. 023 hier präsentiert, und diese Stelle macht deutlich inwiefern nach meiner Auffassung Wittgenstein dasselbe Problem hat und in seiner Form durchartikuliert. Die Wirklichkeit muss durch den Satz ob ja oder nein fixiert sein, dazu muss sie durch ihn vollständig beschrieben werden. Das heißt, wenn Sie ausgehen, von diesem Bedürfnis, dass ich mit Platon versucht habe Ihnen klar zu machen, dass wir auf der einen Seite Inhalte formulieren, viele verschiedene Inhalte, aber, dass wir nur zu einer Erkenntnis kommen, dass wir nur weiter kommen mit diesen verschiedenen Inhalten, wenn wir diese verschiedenen Inhalte einem Plus- Minus -Verfahren unterziehen. Wenn Sie ein Beispiel wollen, sozusagen ein umgekämmtes Beispiel: wenn jetzt eine Person hier mit einer Kamera auftritt und ständig filmt oder ständig knipst, knipst, knipst, was tut diese Person? Sie erzeugt Isomorphien. Ich verwende jetzt schon die Tractatusterminologie. Durch solche Fotos werden permanent Strukturähnlichkeiten erzeugt. Die Strukturähnlichkeiten zwischen, wenn es eine Digitalkamera ist, den Pixel, die an dieser Stelle entsprechend ausgelöst und gespeichert werden, zwischen den Mustern und den Pixel und den Mustern der Lichtverteilung, die in diesem Raum sind, das ist das eine, und wir sagen, das ist ein Foto. Und der wichtige, entscheidende Punkt, der an der Stelle immer zu sagen ist, wenn es um Isomorphie beim Traktat geht -aber nicht nur das, sondern bei Photos auch-: das ist nicht alleine das klassische Photo, das können wir heutzutage besonders gut sehen an meinem Beispiel, weil, wenn diese Person, die diese ganzen Isomorphien erzeugt hat, nachhause geht und die Muster in ein Computerprogramm eingibt und 500 weitere ähnliche Muster erzeugt, die im Prinzip ganz genauso ausschauen, wie das, was hier an Mustern erzeugt worden ist, und plötzlich sitzen hier der Barack Obama und der Ahmadinejad auch im Hörsaal. Anders gesagt: durch eine Generation von Ähnlichkeitsmustern, auf automatische Art und Weise, lassen sich die hier unbesetzten Stühle sehr leicht bevölkern durch andere Personen, die gewisse andere Ähnlichkeitsmuster produzieren. Worauf ich hinaus will ist, das Erzeugen von Ähnlichkeitsmustern alleine ist keine Behauptung. Darauf will ich hinaus. Ähnlichkeitsmuster kann man viele erzeugen. Damit jemand sagen kann, dieses Foto eignet sich als ein Beweis bei Gericht, als ein Beleg dafür, dass Barack Obama hier gesessen ist, braucht es noch was anderes, da reicht es nicht, dass an dieser Stelle diese Silhouette sichtbar ist, sondern was? Also, gehen wir sehr vorsichtig zurück, und machen das elementarste, was man an dieser Stelle sagen kann: ich muss es behaupten. Ich muss sagen, so war es. Und jemand muss sagen, oder ich muss es sagen… oder das Bild muss so betrachtet werden, dass man sagt: das ist nicht nur ein Ähnlichkeitsmuster von irgendwas anderem, sondern das ist auch ein Zustand, das ist das Bild eines Zustandes, der stattgefunden hat. Das ist ein Schnitt, ein Wahr Falsch. Und Sie können das, worum es da geht, sehr gut sehen: Die Wirklichkeit, also das, was hier drinsteht, muss einerseits vollständig beschrieben sein, und auf ja und nein fixiert sein. Wenn ich dieses Foto nehme, dann muss dieses Foto von der Art sein, dass es einerseits den Raum hier, z. B., wiederzugeben beansprucht, und dann mich vor die Frage stellt: war es so oder war es nicht so? Und Wirklichkeit in meinem Verständnis ist dann -wie erkläre ich, was mein Umgang mit Wirklichkeit, meine Kompetenz mit Wirklichkeit ist- das so zu erklären, dass ich sage, ein Bild, das mir die Wirklichkeit vollständig beschreibt, kann von mir akzeptiert oder nicht akzeptiert werden. Das ist der Punkt, wo sich die Darstellungskomponente mit der Beurteilungskomponente im Traktat zusammentut. Und wenn wir jetzt den nächsten Schritt weitermachen, ist das die Story des Elementarsatzes.

Elementarsätze I oder: Was ist ein Malteserkreuz?

Das habe ich in meinem Artikel ein bisschen näher ausgeführt. Das ist nicht etwas, was Sie in einer normalen Wittgensteineinführung lesen werden, ich warne Sie, das ist ein bisschen forschendes Lehren, um so was zu sagen, das ist etwas, wo ich Ihnen etwas darzustellen, plausibel zu machen versuche, was ein bisschen explorativ und temptativ ist im Zusammenhang mit Wittgenstein: dass an dieser Stelle der Elementarsatz eine zentrale Rolle spielt, weil nach Wittgenstein der Elementarsatz diejenige Sprachfigur ist, die ausschließlich dadurch charakterisiert ist, dass diese beiden Bedingungen stattfinden. Nämlich einerseits: ist die Welt vollständig fixiert? Und andererseits: auf Ja oder Nein fixiert. Der Punkt ist jetzt der: Warum Elementarsatz? Elementarsatz heißt natürlich nicht ein Gesamtbild der ganzen Welt sondern heißt ein Ausschnitt der Welt. Wenn- das ist eine Sache, die beim Platon keine Rolle spielt, die bei Wittgenstein aber zentral ist- ich die ganze Weltbeschreibung wissenschaftlich- methodologisch sauber aufbauen will, dann muss ich aufsetzen auf Basics, auf feste Fundamente, an denen ich nicht rüttle, ich muss irgendwo anfangen. Die Idee des Elementarsatzes besteht unter anderem darin, dass es nicht so ist, dass Sätze, die die Sprache ausmachen, in allen Fällen hinterfragt werden können, und noch mal reflektiert und noch mal kontextualisiert werden können, so dass ich, von einem Satz ausgehend, immer wieder weitergehe und niemals dazu komme, eine solche Entscheidung Ja, Nein zu treffen. Sie können sich das Spiel leicht vorstellen. Jemand behauptet was und die andere Person sagt immer: ja, das kannst du nur behaupten wenn DAS stimmt, stimmt den DAS, dann reden wir darüber, ob die Voraussetzung stimmt, und dann sagt jemand: naja, aber diese Voraussetzung kannst du nur behaupten wenn DAS stimmt. D. h. auf diese Art und Weise gehst du ewig, gehst du endlos in die Diskussionen hinein, kommst nicht zu einer sozusagen sauberen, von Anfang an konstruieren Weltsicht. Dass die Idee, sauber von Null an die Welt zu konstruieren, selbst ein Problem ist, will ich Ihnen nicht verschweigen, aber schließlich haben wir seit der Descartesschen Meditation, seit dem Beginn der Neuzeit in einer gewissen Art und Weise, diese Art von Problem, und Wittgenstein ist in diesem Sinn durchaus im Rahmen des Basisrekonstruktionsprogramms der Sicherheit der Weltbeschreibung drinnen. Daher muss es Elementarsätze geben. Es ist sehr interessant zu sehen, wenn Sie die Tagebücher von Wittgenstein lesen aus dieser Zeit, wie er mit dieser Sache herum tut. Er glaubt in den Tagebüchern, gleichzeitig mit dem Traktat verfasst, immer wieder nicht ganz daran, dass es das gibt. Er weiß nicht, wie das sein soll, er weiß nicht, was Elementarsätze sind. Er fällt sich selbst immer wieder auch in den Gedanken rein und sagt, das können doch keine Elementarsätze sein, und dann sagt er, es muss aber Elementarsätze geben. Letztlich ist diese Festlegung davon, dass es Elementarsätze gibt, eine entscheidende Voraussetzung davon, dass er den Traktat überhaupt schreiben kann, d. h. dass man irgendwann mal sagt: OK, da geh ich nicht mehr weiter mit den Zweifel. Das führt dazu, dass er - das ist ein ganz wichtiger Punkt- kein Beispiel eines Elementarsatzes gibt. Der Elementarsatz wird eingeführt als Prinzip: Das muss es geben, weil auf der anderen Seite ist der Abgrund. Es muss Elementarsätze geben, und wenn es die gibt, dann können wir auf der Stelle aufbauen. Und die Charakteristik des Elementarsatzes ist präzise die: Beschreibt einen Ausschnitt der Welt auf Ja Nein, Wahr Falsch. Ich habe verstanden, was dieser Teil der Welt ist, wenn ich verstanden habe, dass diese Struktur, der Inhalt des Elementarsatzes damit verbunden ist, mich damit dazu auffordert, damit erfasst wird, dass ich ja - nein dazu sage. Der Gehalt, die Figur, was immer Sie wollen, was Sie für eine Darstellung brauchen, hängt immer an der Fähigkeit zu sagen, ja, ist da, nein ist nicht da. Wenn Sie das sehen, dann verstehen Sie jetzt im Nachhinein, warum ich mit dem Malteserkreuz operiert habe und mit den verschiedenen Arten des Malteserkreuzes. Weil das letzte Malteserkreuz, das wir diskutiert haben, habe ich genau in diese Richtung beschrieben. Ich weiß, was ein Malteserkreuz ist, wenn ich sage, das ist es, das ist sozusagen das Kreuz und das ist das andere, das das Kreuz ausspart. Das Malteserkreuz, das ich Ihnen gezeigt habe, wird von Wittgenstein nicht verwendet, aber das ist tatsächlich ein Beispiel, das er verwendet in den Philosophischen Untersuchungen, allerdings nicht genau in dem Zusammenhang den ich jetzt diskutiere, aber Sie sehen an der Stelle, dass er sich genau mit diesem Typus von Problemen beschäftigt hat. Also die Frage: Was sehen Sie? Sehen Sie ein schwarzes Kreuz? Sie sehen ein schwarzes Kreuz und drauf die anderen.... Fangen wir anders an: Das ist eine Struktur: Das ist eine Strukturähnlichkeit, das ist eine Gestalt, nach demselben Prinzip, nach dem ich Ihnen die Fotostruktur gezeigt habe. Diese Struktur selber ist kein Malteserkreuz, sondern das ist eine visuelle Form. Wenn Sie jetzt dazu kommen zu sagen: Das ist ein Malteserkreuz (An der Stelle muss man sagen: Das ist ein schwarzes Malteserkreuz). Dann haben Sie verstanden was ein schwarzes Malteserkreuz ist, wenn Sie sagen können: Ja. Oder nein, nein, das ist kein schwarzes Malteserkreuz, siehst du, das ist ein weißes Malteserkreuz. Diese Position ist an der Stelle notwendig. D. h. die Elementarsätze geben Ihnen eine Weltstruktur, die Sie dadurch, dass Sie sie beurteilen in den Status einer Sachbeschreibung, einer Weltbeschreibung versetzen.

Exkurs zu Hegel oder: Von der Kunst des Switchens

Gut, lassen wir eine kleine Bemerkung, die ich Ihnen hier noch gemacht habe, damit Sie noch einen Bezug haben zum anderen großen Philosophen, damit Sie merken dass das sozusagen keine einzigartigen philosophischen Themenstellungen sind. Wenn Sie sich den Anfang der Phänomenologie des Geistes ansehen, geht es bei Hegel auch in einer gewissen Weise um Elementarsätze, da ist Hegel auch in der descartesschen Tradition. Wo fange ich an, wo fange ich unumstößlich an? Hegel macht dieses Unternehmen, um die Problematik, die Unhaltbarkeit einer bestimmten Form des unumstößlichen Anfangens aufzuzeigen, aber am Anfang kommt er auch nicht darum herum: Was ist das Gewisseste, das wir haben, wo fang ich an, wo muss man festhalten, kann man festhalten? Er sagt: das ist die sinnliche Gewissheit, und die sinnliche Gewissheit ist ein Hier und Jetzt, ist also eine direkte Verklammerung mit der Welt. Jetzt ist es Tag, jetzt scheint die Sonne- das wichtige ist aber, in dieser Direktheit dieses „Ja- Nein“, „Hier ist es und nicht dort“, ist die Polarität drinnen, das Hier und nicht Dort, das Jetzt und nicht wann anders. Und wenn Sie sich die ersten drei Seiten der Phänomenologie. des Geistes anschauen, dann kommt diese bemerkenswerte Passage, die mich immer sehr fasziniert hat, in der er sagt: aber die sinnliche Gewissheit ist nicht nur dieses Hier uns Jetzt, sondern die sinnliche Gewissheit ist immer auch ein Beispiel der sinnlichen Gewissheit. D. h. es ist niemals nur so, dass Sie sagen: „Jetzt“, sondern es ist immer Tag oder Dämmerung oder Nacht oder so was. An der Stelle haben Sie dasselbe: die Inhaltlichkeit, was im Beispiel drinnen ist, können Sie nicht wegnehmen. Wenn Sie ganz weggehen vom Beispiel, wenn Sie abstrahieren davon, dass Sie ziemliche Gewissheit immer von einer bestimmten Konstellation haben, wenn Sie die bestimmte Konstellation wegnehmen, die da immer dabei sind, dann kommen Sie zum abstrakten begriff, der so ähnlich abstrakt ist wie „Wahr“. Sie können wahr hoch abstrahieren, nur abstrahieren, und dann ist es nichts anders als + -, schwarz weiß oder was immer, und das sagt Ihnen de facto nichts über die Wirklichkeit, das ist nur die Möglichkeit zu switchen. Damit Sie das Ding in der Erkenntnistheorie verwenden können, müssen Sie die Möglichkeit zu switchen verbinden mit jeweils einem Inhalt. Und die Basis, von der ich rede ist die, dass, statt beliebige Inhalte zu nehmen, mit denen Sie switchen können Elementarsätze bei Wittgenstein diejenigen Inhalte sind, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie nichts anderes können müssen als zu switchen, um zu verstehen, was für Inhalte das sind. OK, ist ein bisschen ein Hobby von mir, ich werde jetzt aber nicht daran weiterarbeiten, die eine Sache leiste ich mir noch, aber das ist wirklich ein Satz nur, weil ich jetzt Hegel genannt habe: An diesem Switchen gibt es natürlich einen dialektischen Aspekt, und den dialektischen Aspekt gibt es auch beim Wittgenstein, nämlich den des Umkippens von Wahr auf Falsch, und im Fall von Wittgenstein von positiven auf negative Tatsachen. Wenn das weiße Malteserkreuz dasjenige ist, das existiert, dann gibt es das Komplement, das Inverse, das nichtweiße Malteserkreuz, das an dieser Stelle das schwarze Malteserkreuz ist, ist an der Stelle quasi die negative Tatsache, die an dieser Stelle nicht besteht, wenn das weiße Malteserkreuz als die positive Tatsache besteht. Aber ich enthalte mich der weiteren Überlegungen diesbezüglich.

Elementarsätze II oder: Wo die Bücher hingehören

Was ich jetzt, um die Sache im Traktat Ihnen deutlich zu machen weiter fortsetzen muss ist das folgende: Elementarsätze haben nicht nur diese Besonderheit, dass mit Ihnen unbedingt begonnen werden kann, sondern Sie haben noch eine weitere entscheidende Besonderheit, die sie brauchen, damit das im Traktat so funktioniert wie es funktionieren soll. Und das ist: Sie sind voneinander gänzlich unabhängig. Sie dürfen nicht voneinander abhängig sein, aus ähnlichen Gründen wie schon gesagt: Wenn Sie, um einen Satz beurteilen zu können, andere Sätze brauchen, dann haben Sie keine Urteilsbasis. D. h. das sind lauter Single Units, das sind lauter kleine Malteserkreuze, sozusagen, was immer. Wir haben kein Beispiel für Elementarsatze, aber ich hoffe Ihnen deutlich gemacht zu haben, welcher Art diese Sprachunits in etwa sind, und wenn Sie solche Sprachunits haben, dann sind die sozusagen lauter solche kleine Einheiten, die miteinander nicht zusammenhängen. Das ist aber nicht das letzte Wort, da gibt es zwei wesentliche Erweiterungen, die man dazu anführen muss, und das eine ist: Elementarsätze oder Atomarsätze haben es schon so an sich, dass sie dazu aufrufen- in der Sprache schon, wenn man atomar sagt, sagt man auch molekular- dass sie zusammenhängend sind, die kann man zusammenketten, die kann man verketten miteinander; das sind zwar lauter kleine Units, aber die kann man zu einer Kette miteinander verbinden. Die Ketten, die man aus Elementarsätzen macht, heißen Molekularsätze, und die Verbindungsglieder, das, was die Glieder miteinander verkettet, der Klebstoff sozusagen, der Faden, der diese Kette produziert, sind die logischen Operatoren im Tractatus: Das ist also die simple Tatsache, dass man Sätze mit „und“, „oder“, „wenn… dann“ verknüpfen kann. Damit haben Sie diese kleinen Perlen, und die kleinen Perlen können Sie aneinanderhängen, können Sie zu einem Netz verflechten, und dieses Netz fasst dann mehr als die einzelne Perle, das sind sozusagen Sprachmuster, die Sie mithilfe von logischen Operationen -hier kommen die Wahrheitsfunktionen mitrein- konstruieren können, und diese Muster können Sie als komplexe Beschreibung der Welt verwenden. Die beschreiben dann diese Muster, beschreiben dann nicht einzelne, einfache Sachverhalte, sondern die Aggregation von Sachverhalten. Das ist vergleichsweise einfach und vielfach gesagt und für unsere Zwecke nicht das Spannende. Das spannende für unsere Zwecke ist etwas anderes, und ich bewege mich sozusagen auf die platonische, auf die zentralplatonische Voraussetzung des Tractatus hin. Das spannende ist das Folgende: dass es eine zweite Beobachtung gibt im Zusammenhang mit Elementarsätzen, und das ist die, dass Elementarsätze Zusammenstellungen von Namen sind, nach Wittgenstein (da passt das jetzt mit den Malteserkreuzbildern nicht mehr so gut, aber man kann es vergleichsweise doch vertretbar analogisieren). Die Abbildung, um die es geht, zwischen Sätzen und Wirklichkeit, ist nicht eine Abbildung graphischen Momenten und anderen graphischen Momenten, sondern von Sprachmomenten, Sprachelementen, und Sprachelemente sind eben Zeichenausdrücke und insbesondere so etwas wie Namensausdrücke. Sprachausdrücke sind das eine, und die Welt, die Sachverhalte, die inhaltliche Struktur eines Sachverhaltes ist das andere. Zwischen dem Sprachausdruck und dem Weltverhältnis gibt es eben auch eine Isomorphie. Und wie kann diese Isomorphie realisiert werden? Indem die Sprachausdrücke selber so eine Art Zeichensprache sind: Der Elementarsatz hat auch eine Struktur, der Elementarsatz ist nicht nur Name. Namen sind typisch die Sprachausdrücke die keine Struktur haben, Namen stehen für Gegenstände, sagt Wittgenstein, das ist einfach eins zu eins, und dann kann man Namen zusammenstellen, und das Zusammenstellen von Namen bedeutet, dass man diese Namen in ein Verhältnis zueinander bringt, da gibt es eine Form dazwischen. Sie haben eine Liste, eine Liste ist kein Satz, eine Liste ist die Aufzählung von einzelnen Gegenständen. Ein Elementarsatz ist jetzt nicht eine Aufzählung von Gegenständen, sondern ist die Konstellation, mithilfe derer Namen so zusammen organisiert werden, dass sie etwas darstellen von der Welt. Ich habe Ihnen hier ein ganz primitives Beispiel gezeigt, Sie sollten sich aber nicht beschweren, weil im Prinzip finden Sie das in der Sekundärliteratur, und das ist auch richtig so, als, von der Grundidee her, das, was Wittgenstein tun will. Sie haben zum Beispiel so einen Ausdruck TB , und Sie können, experimentell jetzt, für unsere Zwecke, sagen: Das ist eine Konstellation zwischen Namen. Und was bildet diese Konstellation zwischen Namen ab? Das Buch liegt am Tisch (Und außerdem: Das T schaut eh so aus wie ein Tisch- aber nein, wollen wir nicht…). Das wäre eine Möglichkeit, den Sachverhalt darzustellen, dass das Buch am Tisch liegt. Und das wäre die Struktur eines möglichen Elementarsatzes. Schön und gut, aber da gibt es einen entscheidenden Fehler, da gibt es etwas Entscheidendes, das da drin fehlt. Wenn es richtig ist, das Elementarsätze nichts miteinander zu tun haben können, dass man nicht von einem Elementarsatz auf einen anderen schließen kann, oder so was, dass das lauter Singularitäten sind, dann kann ich niemals dorthin kommen, dass ich sage: Das steht für ein Buch und das steht für einen Tisch, weil das ist eine Form von Konstellation. Also wenn das ein Buch ist und das ein Tisch und ich einen Elementarsatz darüber aussage, dann mach ich das Folgende: Dann sag ich etwas über die Konstellation von zwei solchen zusammengefassten Sinneseindrücken. Darin steckt nichts von Fernbedienung oder Buch oder was immer das ist. Damit ich sage „Buch“, gehört etwas ganz was andres noch dazu. Ich sage nur was über die Konstellation, über die einzelne Konstellation zweier Chunks, sagen wir, zweier materieller Chunks, so weit komme ich an der Stelle. In dem Moment in dem ich „Buch“ sage, kommen Kenntnisse, kommt etwas ganz was anderes mit rein, kommen Vergleiche mit anderen Büchern. Es gibt kein einzelnes Buch. Es gibt keinen einzelnen Tisch. Buch und Tisch sind Generika, sind Begriffe, und in dem Elementarsatz, wenn der nicht mit irgendetwas anderem zusammenhängt, können keine Begriffe vorkommen, da können nur diese Art von Formen, von Konstellationen vorkommen, der eine Chunk liegt am anderen Chunk. Buch: No. Und wenn Sie das jetzt aufnehmen und sich überlegen, wohin das führt, dann ist ziemlich klar, dass das dieselbe, Fragestellung, dieselbe Problematik ist wie diejenige, die wir seit Sokrates und Platon kennen, nämlich: wie kommt der Begriff da rein in diese Beschreibung? Wie komme ich von den Chunks dazu, zu sagen, das ist aber kein Chunk, das ist ein Buch. Und das wiederum ist darum notwendig um z. B. so was sagen zu können, was wir ja, wenn wir nur irgendwie das erklären wollen, worum es da geht, was wir auch sagen wollen. Z. B. diese Form von Sprachausdruck [TB], da haben sie das T und da haben Sie das B unten. Soll so was heißen wie: Das Buch liegt unter dem Tisch. Sie müssen ja eine Möglichkeit haben, das, was hier gegeben ist, von den verschiedenen Chunks, die diese Struktur ausprägen, her, identifizieren zu können, wieder erkennen zu können. Und das ist die traditionelle Fragestellung, natürlich: Wie kann ich in Sätzen mit Begriffsausdrücken operieren? Denn diese Urteile: das Buch liegt auf dem Tisch sind eben nicht einfach Urteile in der Schnappschusssituation der einzelnen sinnlichen Wahrnehmung. Sondern damit das Urteile sind, die ein Prädikat haben, und ein Prädikat ist etwas, das man über mehrere Chunks sagen kann, und was man sagen kann, aussagen kann nämlich, brauche ich eine Kompetenz des Begriffgebrauches. Und das ist nun der Punkt, das ist auch ein oft übersehener theoretischer Ansatz im Traktat, in dem Wittgenstein die Urbilder einführt. Und ein Urbild, sagt er an einer Stelle, die Zitate haben sie dort- ein Urbild steht für die Allgemeinheit, und die Allgemeinheit. ist natürlich jetzt dieses Abstraktionsprodukt, das beim Platon irgendwie bekannt ist als Idee, und das in der Philosophie immer wieder die Frage produziert hat: wie komme ich auf Allgemeinheiten? Das ist eine Sache der Vernunftproduktion, zu sagen: Das Buch liegt nicht in meinen Augen, das Buch liegt nicht in meinem Tastsinn, das Buch ist das Ergebnis einer gedanklichen Abstraktion. Und die Besonderheit des Tractatus, wie Wittgenstein diese platonische Frage aufgreift, ist die Folgende, dass er sagt, wir haben diese Sätze, und wir haben jetzt lauter Elementarsätze, und diese Elementarsätze haben nichts miteinander zu tun, da folgt nichts aus denen, aber wir sehen in den Elementarsätzen ein Urbild, wir sehen, wenn wir alle die Elementarsätze haben, die Bücher beschreiben, lauter kleine Events, Elementarsatzevents in denen Bücher vorkommen. Dann sehen wir, wenn wir die Elementarsätze anschauen, dass in all den kleinen Events, in denen Bücher vorkommen, an der Stelle, an der wir Buch sagen wollen, etwas gleich ist, nämlich ein bestimmtes Zeichen, ein Zeichen dessen, das in all diesen Einzelbildern ist. Das sind sozusagen lauter Einzelbilder, lauter Snapshots, stellen Sie fest, da gibt es was Gleiches. Das ist dieser eine Ort, der vom Buch okkupiert wird. Überall dort, wo ein Buch vorkommt, wird es in dem Satz, in dem es angesprochen wird, durch dasselbe Zeichen manifestiert. Das ist im Traktat - ich erspar Ihnen die Details- die Idee der Satzvariablen, ich habe Ihnen die Zitate diesbezüglich gegeben, aber Sie können es sich in einer Fotoserie ganz einfach vorstellen. Sie haben 500 Schnappschüsse, und dann schauen Sie sich die Schnappschüsse an, und dann sehen in all diesen Schnappschüssen, in unterschiedlicher Position, kommt die Johanne Reifensteiner vor. Die können Sie identifizieren. Überall dort können Sie diese Person oder diesen Gegenstand identifizieren, in all diesen Schnappschüssen, die im Prinzip nichts miteinander zu tun haben, aber Sie, wenn Sie diese Schnappschüsse sehen, sehen, dass das dieselbe Person dort ist, und wie sehen Sie das? Worin besteht diese Allgemeinheit? Wittgenstein macht keine Story darüber wie sie abstraktiv dorthin gekommen sind oder so was, sondern Wittgenstein sagt einfach: die Allgemeinheit besteht einfach darin, dass das überall dieselbe Figur ist, und dass sie sehen, dass das dieselbe Figur ist, dass da ein Urbild dahinter ist, und dieses Urbild zeigt sich in den Fotos, in den Sätzen durch das Auftreten eines identischen Designators. Was ich Ihnen jetzt gesagt habe, ist die Antwort von Wittgenstein auf das Abstraktions- und Begriffsproblem. Das besteht in nichts anderem als- das ist keine großartige geistige Leistung- Begriffe sind nichts anderes als das, was all den Features gemeinsam ist, die auf eine bestimmte Art und Weise in Sätzen vorkommen. Und das ist sozusagen jetzt die Umsetzung dessen, was ich Ihnen angekündigt habe als das Sich- Zeigen. Denn das Sich- Zeigen ist nichts anderes als: da und da und da und da sehen Sie dasselbe. Sehen Sie sozusagen dieselbe Struktur, dieselbe Gestalt. Und um das jetzt mit dem Lernprozess zusammenzubringen und am Ende noch einmal zu verschärfen: was Wittgenstein in dem Zusammenhang sagen möchte, ist: Also, wenn du das nicht siehst, dass das dieselbe Person ist, lernen kannst du das nicht, du musst das sehen, aber du kannst es nicht lernen, du musst es sehen, dass das dasselbe ist. So sind die Bilder eingerichtet, dass du das so siehst- und das war’s dann. Das ist natürlich auf eine eklatante Art und Weise einseitig, weil wir wissen auch, wenn man das ganze psychologisch- lerntechnisch nimmt, dass man natürlich Leute heranführen kann, dass sie so was sehen. Aber das ist nicht der Punkt, den Wittgenstein macht. Wittgenstein macht den Punkt, dass die Spannung zwischen dem, dass es diese Konstanz gibt, und dem, dass wir die einzelnen Instanzen dieser Konstanz sehen, so hingestellt wird. Ich bin jetzt doch nicht zu den Datenbanken gekommen, aber das jetzt so noch am Ende: In einer Datenbanksprache kann man sagen: Ein Buch ist ein Datentyp. Und was ist ein Datentyp? Ein Datentyp ist eine Modellierung der Welt durch ein Datenmodell, und in dieser Modellierung der Welt kommt vor: ein Slot, und in diesen Slot lassen sich nur Bücher einfügen. Aber wie Sie draufkommen, was Bücher sind, ist nicht die Frage von Wittgenstein. Wittgenstein sagt Ihnen nur, dort müssen Bücher rein. Alles was dort drinnen steht ist „Bücher“. Wenn Sie da etwas hinein tun, was keine Bücher sind, dann fällt das Ding zusammen, das wollen wir nicht, wir wollen eine vernünftige Welt, aber die Definition dessen, was an dieser Stelle stehen kann, ist sozusagen koextensiv mit dem, was dort alles drinsteht. Das wird Ihnen jetzt ein bisschen Spanisch vorkommen, aber ich muss ja noch was haben fürs nächste Mal. Danke.