Benutzer:ThomasM/WS10-Cypl-09-03 12 10

Aus Philo Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche

<root> <div class='right_side_navigation' style='width:156px;position:fixed;bottom:50px;background-color:#efefef;border-color:#bbbbbb;border-width:1pt;border-style:solid;padding:1px 2px;font-size:8pt;text-align:center;filter:alpha(opacity=90);-moz-opacity: 0.9;opacity: 0.9;'> <comment><!---------------------------------------------------------------------------------------------------------------> </comment> Übersicht<br /> Hauptseite<br /> Letzte Änderungen<br /> Alle Seiten

<hr />

Vo 01. 08.10.10<br /> Bildwelten (CP)<br /> Vo 02. 15.10.10<br /> Vo 03. 22.10.10<br /> Vo 04. 29.10.10<br /> Transkript 2<br /> Vo 05. 05.11.10<br /> Vo 06. 12.11.10<br /> Vo 07. 19.11.10<br /> Vo 08. 03.12.10<br /> Überleitung/D<br /> Vo 09. 10.12.10<br /> Objektorientierung/D<br /> Vo 10. 17.12.10<br /> Vo 11. 14.01.11<br /> Vo 12. 21.01.11<br /> Vo 13. 28.01.11<br />

<hr />

Hilfe<br /> Wiki Hilfe<br /> Infos zur Vorlage<br /> <comment><!---------------------------------------------------------------------------------------------------------------> </comment></div><ignore><includeonly></ignore><ignore></includeonly></ignore></root>

Einführung und Hinweis auf Wiki-Diskussion

Ja, ich betrachte es als ein besonderes Treuezeichen, dass sie bei dieser Witterung hierher gefunden haben und möchte damit beginnen abschließend zu den Bildwelten, die wir bisher besprochen haben noch einen kurzen Hinweis auf die Wiki-Diskussion zu machen, die sich in den letzten beiden Wochen entwickelt hat und den Titel von der „Matrix zur Sonne“ trägt. Sie erinnern sich vielleicht, das letztemal vor 14 Tagen ist von der Frau Burian dieses Problem angesprochen worden, dass wir uns, wenn wir uns schon einmal massiv getäuscht haben, uns in der Situation befinden, dass uns das immer wieder passieren könnte. Das ist ein klassisches philosophisches Problem des Skeptizismus, sozusagen des allgemeinen Skeptizismus. Ich werde auf die Sache im Einzelnen jetzt nicht eingehen, ich verweise sie auf die Diskussion hier, die sie nachlesen können. Ich habe dann nochmals etwas heute dazugeschrieben, was eine bessere Antwort ist, als das, was ich vor 14 Tagen gesagt habe. Es hat sich durch die Diskussion geklärt, oder es hat sich eine griffigere Konstellationssituation ergeben, in der man das überlegen und allenfalls darauf antworten kann darauf. Ein Hinweis in diese Richtung kam vom Kollegen Pewe, der in der allgemeinen Diskussion darauf hingewiesen hat, dass man unterscheiden kann - das sind jetzt nicht ganz seine Worte, das ist meine Wiedergabe - dass man vielleicht nicht einfach nur fixiert sein soll auf den Unterschied zwischen real und Täuschung oder so etwas, also dass man einer Täuschung aufsitzt und eine Realität behauptet (ein zentrales Anliegen hinter dieser Frage von der Frau Burian ist, dass die Realität sowieso etwas überbewertet ist). Warum, woher haben wir die Sicherheit über die Realität? Können wir die wirklich belasten unsere Realität, vor allem angesichts der Tatsache, dass diese Täuschungen möglich sind?

Dualität, Konkret- und Abstraktheit

Das wäre die eine Begriffsdualität. Die zweite Dualität, die aber hier zusätzlich sinnvollerweise mit eingeführt werden kann, ist die Dualität zwischen abstrakt und konkret. Also anders nochmals gesagt, was man sich vorstellen kann und was man im Leben belegen und umsetzen kann. Kurz gesagt, man kann sich viel vorstellen. Man kann sich vorstellen, habe ich dann hier geschrieben - sozusagen ein bisschen spitz, dass die Welt eine Schöpfung Gottes ist. Das kann man sich gut vorstellen, dass die Welt aus grüner Limonade besteht. Sie sind frei, sich an dieser Stelle vieles vorzustellen. Die Besonderheit der Matrixsituation, die wir das letztemal ja im Detail besprochen haben, besteht jetzt darin, dass sich der Neo etwas vorstellt, nämlich, er stellt sich vor, dass es eine Matrix gibt und irgendetwas nicht stimmt. Und nicht umsonst sagt Pewe, das Unplausibelste am Film Matrix scheint mir zu sein, dass Neo den Verdacht gegen eine Wirklichkeit überhaupt entwickelt hat. Das ist das Thema: wie belastbar ist der Terminusverdacht in diesem Zusammenhang. Man könnte sagen, vieles, vieles ist an Vorstellungen generierbar in einer solchen Maschinenwelt. Das ist ganz ungefährlich für die bestehenden Verhältnisse, wenn sie wollen, für die Realität, weil Menschen Vorstellungen und Phantasien produzieren: zu ihrem Vergnügen, zu ihrer Angst, zu ihrer Kompensation. Das ist nicht der Stoff aus dem quasi realitätsgefährdende Momente entstehen. Der wirkliche Punkt ist der – und das habe ich ja das letztemal auch deutlich gesagt- wo dieser allgemeine Verdacht, Neotakt herum sagt, irgendetwas stimmt nicht, das passt nicht ganz usw., wo das eine Antwort erfährt, wo dem entgegengekommen wird, indem jemand gesagt hat, dein Verdacht ist berechtigt, da gibt es etwas und ein Szenario entsteht indem und das ist jetzt die Dualität zwischen Vorstellung, Abstraktheit und Konkretion, indem das eine Lebensabfolge wird, indem das, was man sich vorstellt an dieser Stelle - und zwar in der ganzen Globalität in der man sich’s vorstellt - doch berechtigt zu sein scheint. Und wenn ich jetzt sage berechtigt zu sein scheint, dann haben sie da einen Standard drinnen. Also eine argumentativ nachvollziehbare Kette von Gründen, was sie sich selbst und anderen Leuten sagen können als Grund dafür, dass sie hier so einen pauschalen Verdacht erheben. Und das habe ich auch schon gesagt - ich wiederhole es nur nochmal - die Philosophie ist in ihrer Grundkonstellation seit Platon, und davon reden wir ja letztlich ja auch, gekennzeichnet, dass sie mit dem Modell operiert, dass es berechtigt und möglich und begründbar ist, dass man pauschale Verdachtsmomente gegen die Art und Weise wie die Welt ist in der ganzen Globalität, in der ganzen Anspruchshaftigkeit, in der ganzen Allgemeinheit ernst nehmen und verfolgen kann. Das heißt, dass es außerhalb dessen, worin wir uns bewegen etwas gibt, was Grund gibt dafür, dass wir das verwerfen, worin wir uns ganz allgemein aufhalten und darauf kommen, dass wir genarrt worden sind, in einer Weise eingesperrt worden sind oder so etwas Ähnliches. Das ist der Grund, ich erinnere sie nur daran, warum sich der Platonismus so wunderschön sozusagen verträgt mit dem Christentum. Weil uns das Christentum uns ebenfalls erzählt, dass wir in einer Welt sind, aus der wir ganz schön radikal befreit werden müssen. Weil es ist eine Welt der Sünde und der Verlorenheit und der Verstocktheit. Das also ist der Hinweis auf die Abstraktheit und Konkretheit.

Als letzter Punkt sage ich einen ganz einfachen Beispielsfall, an dem man sich nochmal - abgesehen von dieser Pauschalität, von der ich da geredet habe, die natürlich immer ein kritischer Punkt ist - wie sozusagen allgemein kann man sein, an welcher Stelle schlägt ein berechtigter Zweifel an bestimmten Umständen um im Verfolgungswahn und im Wahnsinn ganz allgemein, also in das völlige Wegrutschen. Das ist ein Problem. Was ich sagen will ist einerseits vollkommen berechtigt, die Tätigkeit des Vorstellungsvermögens und der Phantasie. Aber wenn man das unter dem Aspekt von konkret und abstrakt sieht, stellt sich noch einmal was Neues heraus.

Zauberkunststück Kaninchen

Ich habe es sozusagen in einer kleinen Vignette hier geschrieben: Als Beispiel vielleicht ein Zauberkunststück. Naive ZuseherInnen finden vielleicht nichts dabei, dass im Hut ein Kaninchen sitzt. Das kann man sich ja vorstellen. Es kann ein Verdacht entstehen, irgendwie stimmt etwas nicht. Das führt zum Umsturz der einfachen Betrachtungsweise. Eine Dualität wird eingeführt. Es gibt natürliche Weltabläufe und Zauberstücke. Somit ist ein Platz für die natürlichen Weltabläufe reserviert. Das ist der Status, das ist der Punkt, wo man aufwacht aus einer gewissen Befangenheit und sagt: „Okay, da gibt es offensichtlich Täuschungen“. Offensichtlich passt es mit dem Kaninchen nicht in dem Hut, obwohl es so ausschaut als ob er das heraus ziehen würde. Es ist nicht in Wirklichkeit drinnen, aber das vergleichen wir mit dem was in Wirklichkeit ist, nämlich in dem Kaninchenstall, da ist ein Kaninchen. Darüber wollen wir doch nicht diskutieren. Im Kaninchenstall sind die normalen Kaninchen und in dem Hut sind die nicht normalen Kaninchen und wir können das unterscheiden und dann ist wieder Ruhe sozusagen. Tja, so leicht ist das für PhilosophInnen nicht, denn die PhilosophInnen haben natürlich jetzt die rekursive Idee, dass da nicht einfach Ruhe ist, sondern dass da irgendein ein unbekannter Zauberer den Kaninchenstall produziert hat und wir an dieser Stelle weitergehen können. Die Erfahrung mit dem Kaninchen hat gezeigt, dass diesen Abläufen, den natürlichen, nicht zu trauen ist. Vielleicht gibt es einen mächtigeren Zauberer, den ich noch nicht kenne. Kann sein, aber die bloße Möglichkeit beunruhigt mich noch nicht, siehe grüne Limonade. Das wollte ich ihnen sozusagen noch einmal zusammenfassend sagen.

Hinweis auf Transkriptionserstellung

In dem Zusammenhang möchte ich ihnen noch sagen, die Skriptenerstellung, zu der sich eine Reihe von KollegInnen bereit erklärt haben, läuft äußerst schleppend und ich mache sie darauf aufmerksam, dass für die Nutzbarkeit, also dafür, dass die meisten Kollegen etwas davon haben, es natürlich wünschenswert wäre, wenn bis zum - sagen wir mal den Weihnachtsferien oder so - eine ganze Reihe davon da wäre, damit man sich auch vorbereiten kann auf die Prüfung.

Studentin: Ich würde dazu auch gerne was sagen. Also ich habe mich ja gemeldet, dass ich alle Koalitionsinhalte eben zusammenfasse. Für mich ist es auch recht mühsam, dass niemand etwas hochlädt. Ich habe mich jetzt entschlossen, dass ich’s jetzt so mache, dass ich nicht mehr warte. Das führt, glaube ich, zu nichts.

Ich möchte, das habe ich schon mal angedeutet, nicht wirklich eingreifen. Ich betrachte das als einen Prozess, der von den HörerInnen in Wirklichkeit auch angeturnt worden ist und der manchmal so und manchmal so gehen kann. Kollaboration über das Web mit Hilfe von elektronischer Technologie ist, so wie wir‘s in Lernumgebungen haben, immer ein gewisses, ein bisschen ein hybrides Instrument, das auf der einen Seite ihnen schon die Möglichkeit gibt, auf eine noch nicht bekannte, also früher nicht vorhandene Art und Weise, teilzuhaben, teilzunehmen, beizutragen. Auf der anderen Seite ist es auch immer gesteuert von, nicht mir, von der Lehrveranstaltung. Wenn sich Leute frei von einer Lehrveranstaltung zusammensetzen oder ein Forum machen oder so was ähnliches, ist natürlich was anderes, als unter dem ein bisschen dirigistischen Aspekt den eine Vorlesung hat und dieses Hybrid würde ich an dieser Stelle eben nicht überbetonen wollen, dass ich sag, das müssen sie machen. Das gehört nicht zu meiner Beschreibung, meinem Lernziel bei der Vorlesung sondern das möchte ich, wenn es geschieht, auch ihnen sozusagen lassen, als das, was sie tun. Aber danke für den Hinweis.


Erinnerung an die allgemeine Planung

So, jetzt komme ich zum nächsten Punkt: Erinnerung an die allgemeine Planung. Wir haben jetzt über Bildwelten relativ lange geredet. Wir werden bis Weihnachten die drei Sitzungen über Programmierung unter dem Titel Programmiersprache zubringen und nach Weihnachten uns ausgesuchte Platontexte auch ein bisschen exegetisch genauer anschauen. Was möchte ich mit der Programmiersprache? Ich werde ihnen nicht - ich nehm fast an - sie erwarten es auch nicht, einen kleinen Kurs in objektorientierter Programmierung anbieten. Das ist auch einer der Gründe, warum meine Überleitung, mit der ich heute beginnen werde, durchaus noch nichts von objektorientierter Programmierung hat. Was ich heute versuche, das ist wirklich ein mashup von Motiven in verschiedenster Art die hier schon gekommen sind, mit der Absicht sie dorthin zuleiten, wo ich dann Bemerkungen über Programmiersprachen im Allgemeinen machen möchte. Ich habe ihnen, wenn sie da vorweg schon einmal hinschauen wollen, hier drei Seiten verlinkt, aus den java tutorials. Es gibt, wenn sie tutorials, objektorientierte Programmierungen im Web suchen nicht wenige davon. Die sind ein bisschen divers, sagen wir mal so, manche sind halblustig, manche sind doppeltechnisch. Was ich, von dem was ich gefunden habe, ist das was sie auch bei java finden. Java ist eine der sozusagen nicht die erste, aber eine der wirkungsvollsten, ausgebautesten, weit angewendetsten obektorientierten Programmiersprachen und zur Einleitung in die Programmierung mit Java ist auf diesen Javaseiten, ein sehr präzises, leicht lesbares, also auch für NichttechnikerInnen lesbares Bündel von Erläuterungen darüber, worum’s in der objektorientierten Programmierung geht. Die habe ich ihnen hier einfach verlinkt, da komme ich das nächstemal dazu. Heute werde ich mit folgendem beginnen, es sei denn, sie wollen uns noch etwas sagen über die Zauberkunststücke.


Hinweis auf Cyberspace 2010 und Mashup

Dann beginne ich mit etwas, was ich ihnen sozusagen mitgebracht habe von der letzten Woche, als ich in Brünn auf einer Tagung „cyberspace 2010“ gewesen bin. Da gab es eine Philosophiesektion, und in der Philosophiesektion hat ein Kollege aus Zypern, Voutounos Chrysanthos, der eigentlich ein Computerdesigner ist und an der technischen Hochschule studiert, einen Vortrag gehalten über byzantinische Ikonen im cyberspace und da sind ein, zwei Momente, oder auch drei Momente drinnen, die mir also wirklich ganz genau zu passen schienen auf das, worum‘s mir hier geht. Und das nehme ich sozusagen auf und taste mich ein bisschen weiter im Hinblick auf das, was Objektorientierung ist. Erinnern sie sich was ich gesagt habe? Ein mashup, so wie es hier zusammenkommt ist auf der einen Seite das platonische, auf der zweiten Seite das christliche, auf der dritten Seite, das was wir zu Beginn des Semesters mehrfach angesprochen haben, nämlich das Moment der Werbung, des Imagefilms des Wesens, wie es auftritt im gegenwärtigen Medienzusammenhang. Über diese drei Punkte werde ich jetzt ein bisschen etwas reden. Ein Hinweis, ein erster Einstieg in das, was da passiert ist, dass eben der Chrysanthos mit seinem Dissertationsprojekt - ein visuelles Museum für byzantinische Ikonen zu machen - auch quasi Bemerkungen und Hilfe aus der Philosophie braucht oder beansprucht hat. Und die allgemeine Fragestellung ist die einer Remediation, das ist ein Terminus aus der Medientheorie, der sich an dieser Stelle nahelegt. Also wenn sie ein Buch, wenn sie ein pdf von einem Buch im Internet digital haben, dann ist das ein klarer Fall von Remediation. Ein Ding wird übergeführt in eine andere mediale Wirklichkeit. Und hier haben sie natürlich sehr auffällig dieses Problem mit dem er sich sozusagen beschäftigt hat, dass es Ikonen gibt. Und die Ikonen sind also zum Teil - das ist ein Bild, das nehme ich mit seiner Erlaubnis in meine Lehrveranstaltung sozusagen auf - das ist offensichtlich ein Bild eines realen Museums für byzantinische Ikonen und das ist das, was er so im ersten Design mal versucht in der virtuellen Musealität zu machen. Hier haben sie auch den Wald. Das ist zwar kein Schnee glaube ich, aber man kann es hier draußen vielleicht durchaus als Schnee interpretieren. Das wäre eine eigene interessante Geschichte, wie man diese beiden Bilder liest. Lampen z.B., welche Funktion haben Lampen in einer cyberspace Darstellung? Nur eine kleine Nebengeschichte, okay. Aber das Anliegen um das es ihm geht ist jetzt das: es gibt diese Dinge, es sind Ikonen. Und diese Ikonen schauen in etwa so aus und die befinden sich in Kirchen, in Museen, in privaten Haushalten und haben als Bilder die sie sind, eine bestimmte Funktion. Und diese Funktion muss man jetzt natürlich noch genauer analysieren, aber in dem Moment wo man sagt „Ikone“ ist natürlich eine ganz bestimmte Akzentsetzung damit verbunden: Byzantine art majored in the spirit of the first United Christian Church adepting the spiritual needs of Pilgrims. It expresses the doctrins of the Eastern orthodox Church. While his toilty reality is the most question for church byzantine art aesthetics express perfect symbols or other perfect icons that aceed the orders of time in the process of transcendental apocalypse.

Visualisierung

Da geht’s jetzt los. Das ist eine Beschreibung der Funktion dieser Form von Bildern in einer religiös determinierten denominierten Situation und das sozusagen der wichtige Terminus um den’s hier geht ist natürlich dieses: „accede the borders of time“, diese Transfiguration, sagen wir mal so, also ein Ausdruck ist Transfiguration, den man dafür verwenden könnte. Verklärung, Verewigung der Bereich dass etwas , was eine irdische Existenz hat, hinübergeführt wird in einen sakralen Zusammenhang und wir werden dann mal gleich sehen, was es mit diesem sakralen Zusammenhang auf sich hat. In diesem Zusammenhang hier: erstens mal ist es für uns westkatholische, westchristlich oder gar nicht christliche Sozialisierte einfach eher nur etwas, was wir nur zur Kenntnis nehmen. Wo wir sagen, okay, dieser Typus von Bildern hängt in bestimmten Ortschaften, an bestimmten Orten und soll dort für Leute, die damit umgehen können, soll es etwas Besonderes, etwas Heiliges, etwas Verehrenswertes darstellen. Der Punkt, der mich sozusagen getroffen und geschockt hat und warum ich mir gedacht habe, das muss ich ihnen unbedingt zeigen, und ich muss das einschließen, ist die folgende Gegenüberstellung dieser beiden Bilder hier: da habe ich mir gedacht: „Hoppla, jetzt ist etwas geschehen“. Können sie mir helfen? Wie geht es ihnen, wenn sie diese beiden sehen? Ich muss dazu sagen, der Typ ist heilig gesprochen worden vor kurzer Zeit, von der orthodoxen Community. Also offensichtlich erwischt es sie noch nicht so, wie es mich erwischt hat. Da muss ich ein bisschen was dazu sagen: die Fotografie gilt für heutiges Verständnis, gehen wir mal nicht darauf ein, dass die Digitalfotografie noch ein bisschen anders ausschaut. Aber 100 Jahre lang hat Fotografie gegolten als handfeste Garantie dafür, dass es eine körperliche Materialität gibt, die man dokumentieren kann. Dazu braucht man einen wirklichen Umstand, in diesem Fall wirkliche Menschen. Es ist - von dem aus, was die Fotografie als Technik leistet -in diesen 100 Jahren von denen ich rede nicht möglich gewesen aufgrund, mit Hilfe anderer Darstellungsmedien eine derartige Präzision und Verfügbarkeit, überall bestehende Verfügbarkeit von bildlicher Dokumentation, von realen Umständen, zu produzieren. Das ist der Grund warum ich sage, dass es heutzutage nicht mehr ganz so stimmt, weil man natürlich fotorealistische Fantasielandschaften heutzutage am Computer produzieren kann, von denen man nicht mehr sagen kann, dass es die nicht gibt. Ja stimmt schon. Davon gehen wir mal ab, also davon abgesehen gibt es ein Medium, das quasi eine Garantie für Realität ist und das nicht anders funktioniert als im Zusammenhang mit Realität und nun könnte man sagen: „Nun gut, so dokumentieren wir wie die Welt ist. Dokumentieren wir alle die Aktionen, die eine bestimmte Person gemacht hat“. Wir könnten uns vorstellen, dass der ständig mit Video verfolgt wird. Wir haben eine Fotoserie, was immer sie wollen von dieser Person und nun gibt es eine Extraaufgabe. Das was der im Laufe seines Lebens gemacht hat, hat dazu geführt, dass eine bestimmte Gruppe von Menschen ihn heilig gesprochen hat. Wo sieht man jetzt dass der heilig ist? Wie sieht man dass der heilig ist? Wie kann man das in einem Foto darstellen? Nein, man kann’s nicht darstellen, in einem Foto. Sie können noch so viele Aufnahmen aufeinander häufen von dieser Person, sie werden die Spruchkammer der Kanonisierung mit noch soviel Fotos nicht davon überzeugen, dass diese Person ein Heiliger ist oder eine andere Person keine Heilige ist. Das geht so nicht. Sie müssen, es ist klar - insofern bin ich da sozusagen ein bisschen frivol indem ich das sage -das hat nie jemand behauptet, dass man durch fotografische Aufnahmen Heiligkeit nachweisen kann. Es ist klar, dass Heiligkeit etwas zu tun hat mit Lebensführung, mit Interaktion, mit Erfahrungen die die Leute gemacht haben. Meinethalben mit wunderbaren, wundersamen Vorgängen, das ist schon ganz klar. Der nächste Punkt ist aber der - und da wird’s interessant - wie stelle ich das dar, dass jemand Heiliger geworden ist, wenn ich‘s nicht mit den genauesten uns verfügbaren Aufzeichnungsmethoden herausfinden kann? Wie stelle ich‘s dar, dass jemand Heiliger geworden ist, dass jemand Heiliger ist, und da kam jetzt sozusagen meine Inspiration, mein Schock her, weil was da passiert ist: man nimmt einfach das Foto, abstrahiert es und malt darauf die entsprechende Person. Das scheint doch - wie soll ich sagen - ein ziemlich leicht nachvollziehbarer, aber auch ziemlich sonderbarer Vorgang zu sein. Wie kommen wir an so etwas heran wie die Heiligkeit? Erinnern sie sich an unser Problem - damit wir nicht nur im Religiösen bleiben - wie kommen wir an so etwas heran wie die Universität Wien oder das Institut für Philosophie? Na, wir nehmen ein Foto und retuschieren‘s ein bisschen, sodass es noch schöner ausschaut und dann sagen wir, die Fassade der Universität Wien ist die Universität Wien, im Rahmen eines Imagefilms. Also das was wir mitteilen wollen, was das Wichtigste an der Universität Wien ist, das, womit wir die Leute beeindrucken wollen, womit wir ihnen sagen wollen, uns gibt es, wir sind da, wir sind ein Ganzes, wir sind die Universität Wien. Wie wird das dargestellt? Durch ein retuschiertes Foto von der Fassade der Universität Wien oder noch besser durch ein Siegel z.B., das ist aber was anders, das ist ein Symbol, das muss ich gleich wieder streichen. Aber diese Art von Bewegung in der nun die in dem Foto vorfindliche, historische Dimension - weil das ist ja sozusagen ein Schnappschuss im Rahmen der Zeit und wir können, und wir wissen dieses Foto als traditionelles Foto - fixiert ist auf einen kleinen Punkt im Ablauf der Zeit. Und das ist nicht das was, wie es vorher war und wie er nachher war, aber an der Stelle hat er im Kübel das Stiegenhaus aufgewaschen. Im Kübel das Stiegenhaus aufwaschen, ist nicht eine Beschreibung von Heiligen als Heiliger, aber, dass er eine Amphore in der Hand hat und dass er statt des Geländers hier von der Fotografie so diesen Heiligenstab hat, das ist sozusagen eine Zeit entrückte Darstellung. Wir kriegen, will ich sagen, diese Zusatzqualität - in dem Fall des Heiligen - dadurch zustande, dass wir formalisieren, abstrahieren, schematisieren. Und die interessante Frage ist natürlich in dem speziellen Fall, wie funktioniert’s, dass diese Schematisierung hier so aussieht. Das sind natürlich Schematisierungen aus der ikonischen Tradition. Die schöne Belegsituation an der Stelle ist also sozusagen der Verweis - den ich schon einmal gemacht habe und der an der Stelle bestätigt wird - dass wenn man aus einer faktischen, sinnlichen Erfahrungssituation heraus tendiert in eine andere Qualität in den Bereich von etwas was man in dieser Sinnlichkeit nicht so haben kann, dass man da relativ gerne zurückgreift auf altes Formenvokabular. Ich habe ihnen den Blade Runner und die Matrixsituation gegeben, in der in beiden Fällen die Gedankenanstöße und die Verdachtsmomente, die Bestätigung der Verdachtsmomente stattfinden in großbürgerlichen Interieurs, Architekturinterieurs des 19. Jhd., also zurück in die Geschichte und das hier ist ebenfalls so etwas, einen Schritt zurück für die Heiligkeit. Mittel der Visualisierung des Außerordentlichen sind natürlich mehrfach. Man könnte sich sozusagen auch eine Popkanonisierung vorstellen. Es gibt auch andere Möglichkeiten zu visualisieren, dass man aus dem Normalen in das Außerordentliche hineingeht. Jedes Batman Comic zeigt ihnen viele Gelegenheiten mit „crash, wush, wow, boing“ und so ähnlich, wie solche Explosionen stattfinden können. Aber wir konzentrieren uns jetzt mal auf diese Art von Form. Es wird entzeitlicht, es wird abstrahiert, es wird statisch gestellt. Kurzum es wird eine Form herausdestilliert aus dieser besonderen Fotografie und um das jetzt nicht nur im byzantinischen Ikonenzusammenhang zu belassen sondern auch zu linken mit einer ganz normalen Praxis, die auch schon darauf hinweist, dass sich das in die Formalisierung der Mathematik und der Programmiersprachen weiter übertragen lässt. Diese Form von Entzeitlichung und im Hinblick auf die Form finden sie in ganz einfachen Denksportaufgaben, Intelligenztestaufgaben wie dieser hier. Sie haben diese Zeichenkette. Die Zeichenkette sind sozusagen kleine Kritzeleien der Reihe nach, die können sie noch weiter kritzeln, die können sie noch anders kritzeln. Das sind sozusagen einzelne kleine Events, kleine Signale die sie haben, die sie beliebig fortsetzen könnten usw. Und jetzt fragt sie jemand: „Fällt ihnen was auf? Da ist doch was dahinter sozusagen. Da gibt’s doch was. Da gibt’s doch eine Möglichkeit dem Chaos zu entkommen“, um es mal so zu sagen. Stellen sie sich vor, jemand - bleiben wir bei einem ganz simplen Beispiel - kritzelt wie wild diese Art von Zeichen da drauf und ich möchte ihn verblüffen oder ich möchte ihn abschätzen. Ich möchte wissen was das ist, was er da macht in einer Weise. Ich möchte eine Voraussage treffen können z. B. für das, was er des Weiteren tut. Und das tue ich, sagen wir mal - Wittgenstein ist jemand, der diese Fragen behandelt hat, ich weise sie nur darauf hin - jemand hat diese Sachen dahin geschrieben und dann fragt sie jemand : „Und was wird das Nächste sein, was er hinschreibt?“ Jetzt kann ich wild herumraten, kann ich sozusagen schrankenlos verschiedene Zahlen vorschlagen. Es wird mir nur gelingen die richtige Antwort zu machen – es sei denn, ich bin wirklich überdimensional glücklich – wenn ich verstanden habe, dass das eine Form hat, was es hier gibt. Und eine Form ist an der Stelle ein wichtiges Wort, weil heute am Vormittag ist eine spaßige Geschichte passiert: Ich hatte ursprünglich N+2 dorthin geschrieben und N+2 ist eine Notation davon, das hier als eine rekursive Formel zu nehmen. Aber als geschlossene Darstellung der Folge ist es 2 N+2. Während ich das geschrieben habe, hat der Kollege meinen Tippfehler ausgebessert und ist dann nachher draufgekommen, dass das nur unter einer Interpretation ein Tippfehler wäre. Es ist so, dass man hier mehrere Formen sehen kann. Drum habe ich gesagt, dass eine Form interessant ist. Es gibt also nicht die Form, sondern es gibt eine Form. Worauf ich allerdings hinaus will ist, dass die Form, die da dahinter ist - wie soll man das jetzt sagen, man ist jetzt also ganz unwillkürlich auf die platonische Betrachtungsweise sozusagen hingestoßen - als eine Leitidee, als etwas ,was sie nicht - genauso wie ich’s mit Fotos gesagt habe - was sie nicht ableiten können, aus der vorliegenden Anzahl dieser Zahlenzeichen, sondern etwas, was sie, wie man so sagt, dazugeben, hineinsehen, dahinter sehen, als das Prinzip sehen. Das sind alles solche Ausdrucksweisen und die Basis, eine Basis platonischer Intuition die hinter dem Ganzen steht - die immer wieder jetzt auch in Erinnerung von mir gerufen wird - ist, dass es für Leute, die wissen wollen wo’s lang geht - das ist nicht der platonische Ausdruck , aber das ist sozusagen meine Variation des platonischen Ausdrucks – Leute, die eine Einsicht gewinnen wollen dahinein, wie menschliche Abläufe determiniert sind, bestimmt sind, hervorsehbar sind, organisiert, strukturiert sind. Solche Leute werden gedrängt auf solche Muster, die Betrachtungsweise solcher Muster und auf die Formen, die Ideen im platonischen Sinn, die man hier wahrnehmen kann. Das ist jetzt hier ein kleines Exzerpt aus der Powerpoint Präsentation von Herrn Chrysanthos, der eben auch diese Beziehungen gesehen hat - und das können sie sich dann ja selbst anschauen - und darauf hinweist, dass dieses Verhältnis der Bildhaftigkeit in den Ikonen eine solche platonische Fragestellung impliziert und insbesondere eine - eben auch von der patristischen Theologie in der neuplatonischen Theologie - eine religiöse Deutung gefunden hat und was natürlich gut mit dem zusammen passt, was ich hier schon mehrfach gesagt habe: „The detachment from false reality we are process of Piedeas for education or correction training of soul. No is a deeper, simpler and more contempatative form of thaught". Diese Art von noises richtet sich dann eben nicht auf die verschiedenen Zahlenzeichen und nicht auf den Kübel und das irdische Aussehen der Person, sondern auf das, worauf es unter einem nichtzeitlichen, tieferen Blick her angesehen, ankommt. Ich habe im vergangenen Jahr – oder es ist dieses Jahr schon erschienen - etwas über Heilige geschrieben, das sie sich hier ansehen können und von dem ich ihnen jetzt hier ein bisschen was zur Verfügung gestellt habe. Aber vorher will ich doch noch mal fragen: „Ist ihnen das plausibel“?

Student: „Da geht mir etwas nicht ganz auf. Der Vorgang, nämlich von dem linken zu dem rechten Bild. Formalisieren, abstrahieren, schematisieren, oder, und das ist glaube ich nicht ganz genau dasselbe, übersetzen. Warum wird aus dem Eimer die Amphore, warum wird aus dem Geländer der Stab? Der Hut bleibt, die Brille kommt weg. Ja, das ist nicht nur ein schematisieren sondern das ist tatsächlich eine Übersetzung und der Mechanismus der Übersetzung folgt Regeln, der aber nicht mit schematisieren, also mit einer Reduktion aus der Abbildung links allein erklärbar ist. Da kommt was anderes herein und das macht viel auf. Dasselbe, glaube ich, können wir bei den Zahlen zeigen".

Das finde ich vollkommen berechtigt, also als Hinweis vollkommen berechtigt. Das ist das, was ich angedeutet habe mit Remediation, also Transfiguration. Aber was ich als den wichtigsten Hinweis in dem finde, was sie sagen, und was ich tatsächlich vergessen habe, was sozusagen jetzt als nächstes auch kommt ist, in diese Schwierigkeiten der Uminterpretation, nicht nur der Schematisierung, auch der Uminterpretation, in diese Schwierigkeiten kommt man dadurch, dass man das Heilige quasi noch sinnlich darstellen will. Also, der eine Punkt den ich argumentiere, das ist sozusagen der Überstieg vom Irdischen ins Geistige. Das ist der Weg, wo man von der Greifbarkeit des Körpers in die Heiligsprechung hineingeht. Und die Heiligsprechung ist was Geistiges und man könnte sagen heilig zu sein ist ein Begriff und den sieht man auf keinem Foto. Wenn ich das völlig ernst nehmen würde, dann müsste ich eigentlich sagen: „Dort steht keine Ikone, sondern da steht bestenfalls ein Feuerball, oder sonst etwas oder da steht die Sonne, da steht nichts“.

Student: „Ja, dann Bilderverbot".

Das ist genau, präzise das Bilderverbot. Das was sozusagen die Radikalität - es gibt eine Linie von links nach rechts, die geschichtlich sehr, sehr wichtig geworden ist, danke für den Hinweis - dass dieser Switch vom Irdischen ins Jenseitige verbunden ist mit einer Unmöglichkeit der Darstellung. Dass also die erreichte höhere Stufe der Einsicht nicht eine Noesis von solchen abstrakteren Bildern ist, sondern, dass es eine Noesis ganz unsinnlicher Art ist, die wir mit Bildern gar nicht sozusagen darstellen können, dass an der Stelle sozusagen nichts stehen würde. Das ist der dramatische Schritt der Formalisierung. Im Zusammenhang mit dem mathematischen Beispiel ist es interessanterweise - das kommt mir jetzt, das habe ich jetzt nicht gesehen – aber die Debatte über N+2 und 2N+2 ist eigentlich genau parallel zu der Debatte über: „Wie kommt es aus dem Kübel zur Amphore?“. Nämlich, wenn ich - wie ich‘s ursprünglich gesagt habe - so etwas sagen würde, wie: „Hier gibt es eine Form, eine einzige Form und diese einzige Form ist soundso. Die da, das ist z.B. die einzige Form der geraden Zahl. Die einzige Form der geraden Zahl, die muss man einsehen. Die kann man nicht notieren und der witzige Punkt ist der, in dem Moment in dem die Idee der Geradzahligkeit notiert wird von mir - mehr oder weniger wirklich in demselben Moment - sagt mir jemand anderer: „Das ist aber nur eine Form das darzustellen“. Ich habe auch für diese Geradzahligkeit als Idee Notationsmöglichkeiten. Und die Notationsmöglichkeiten sind distinkt und scheinen auf verschiedene Formen zu weisen oder Formen unter verschiedenen Gesichtspunkten. Das heißt, Formen treten - und das ist ein urplatonisches Ding – nicht nur in dieser ständigen Abstraktheit und Unkörperlichkeit auf, Formen sind selbst mit einander verbunden, Formen sind selbst geformt. Das ist eine Sache, die der Platon durchaus sozusagen zitiert und behandelt und diese Materialität der Formen selber ist etwas, was eben zu berücksichtigen ist. Und ich habe in dem weiteren - also ich bin da sehr, sehr dankbar für den Hinweis, weil ich’s mit dem Ding noch nicht verbunden habe und das was weiter kommt - habe ich genau im Auge gehabt und ich sehe mich genötigt, jetzt direkt zum zweiten Bild zu springen. Und da bin ich bespannt, was sie dazu sagen aber dazu sagen sie dann jetzt etwas. Weil dieses zweite Bild sind nicht zwei Bilder, sondern das ist ein Bild. Und dieses eine Bild - um ein bisschen Trommeln zu wirbeln - ist auf eine ganz bestimmte besondere Art und Weise die Überwindung des Platonismus. Man kann es platonisch beschreiben, aber es ist die Überwindung dieses Dilemmas, das wir hier haben. Und dieses Bild ist das Folgende: das ist die Naomi Campbell – es ist nicht die Naomi Campbell - es ist die Göttin der Schönheit, das ist klar. Ich hab sie absichtlich so groß hineingestellt, damit sie auch wirklich herausragt. Ich hab mich gefragt, wie ich das Bild angeschaut hab, aufgrund von welchen Bahnungen kultureller, wahrnehmungstechnischer Art und Weise - also womit sich die Wahrnehmungspsychologie beschäftigt - aufgrund von welchen Abläufen man das sozusagen wahrnimmt. Ja, bei Wahrnehmungsabläufen kann man fast nicht umhin, um so etwas zu sagen wie: „Das, das ist eine Göttin“. Und wenn es eine Göttin ist, ist es die Göttin der Schönheit. Und wenn es eine Göttin der Schönheit ist, dann gibt es da keinen Unterschied mehr zwischen dem wie sie ausschaut und dem was Schönheit ist. Das ist sozusagen das Implizierte, nicht. Also wenn ich - meine These ist es - aber bitte korrigieren sie mich, sagen sie mir, wie sie damit umgehen, ich bin da angewiesen auch auf ihre Rückmeldung. Meine erste Tendenz dabei ist, zu sagen, da macht‘s einfach keinen Unterschied mehr, an der Stelle auseinanderzudividieren. Da gibt es einen Begriff von Schönheit. Auf der einen Seite, da haben wir etwas, was wir einsehen können als das Wesen der Schönheit und so. Und dann gibt es eine Person und diese Person nennen wir schön, weil sie an diesem Begriff der Schönheit partizipiert. Das wäre sozusagen die allgemeine Geschichte, nicht. Das ist die Standarderklärung, das ist nicht bloß, so wie’s daherkommt. Ich zeige dir ein Beispiel davon, was schön ist. Wenn du nicht verstehst, dass das in Wirklichkeit die Schönheit selbst ist, dann hast du nicht verstanden wie das Ding funktioniert. Das also ist die Vereinigung von Fotografie und Transzendenz. Das ist der Grund, warum ich’s hingetan habe. Eigentlich genau als antizipierte Antwort auf ihre Frage. Hier rückt die Fotografie und der Exzess, die Transzendenz rückt quasi in ein Bild hinein, das technisch wiedergegebene Gesicht ist magisch. Man möchte sagen, dass sie - das ist sozusagen auch eine Redeweise, die wir haben - dass sie das Ideal der Schönheit vollkommen verkörpert. So etwas würde man vielleicht sagen. Die sozusagen skeptische Frage, wäre jetzt dann die natürlich, zu sagen: „Na gut, aber sie wird ja nicht die Einzige sein, die man so fotografieren kann und die so ausschaut“. Was passiert dann? Was passiert, wenn man jetzt 5 Frauen und 5 Männer hernimmt und die so was Ähnliches hergeben. Sagen wir dann in jedem Fall, das ist die personifizierte Schönheit – das ist nebenbei auch so ein Ausdruck - ist das, gibt’s dann sozusagen 25 personifizierte Schönheiten? Die Antwort ist, du hast nicht, würde ich sagen, wenn du mit sowas kommst, hast du ein platonisches Muster auf das draufgelegt und bist in dem Zusammenhang zwischen Zeichen und Begriff. Worum’s in Wirklichkeit geht, ist tatsächlich das Kultische, das Magische. Dass sich, wenn du nicht verstehst, das was immer Schönheit ist, hier Schönheit ist, ohne, dass da noch ein Platz dazwischen ist zwischen dem, wie sie ausschaut und was die Schönheit ist. Da passt nichts mehr dazwischen, das ist präsent. Wenn du das nicht verstehst, hast du die Magie von dem Ding nicht verstanden. Und nicht umsonst habe ich, wenn man das jetzt vergleicht mit dem - das habe ich auch aus der Brünn-Präsentation - diese Form von Magie hier, rund um einen Altar, rund um eine Symmetrie , rund um eine Statik, ist in der Formenwelt der byzantinischen Kunst durchaus, würde ich mal sagen, ein altes Vorbild zu dem was wir hier neu haben.

Student: „Zu den ersten beiden Bildern will gefragt sein, ob in Zukunft heilig gesprochene Personen mittels einer Fotografie dargestellt werden oder was für mich fast unmöglich ist, vorzustellen, dass eine Fotografie eine Person idealisiert, dass man das wahrscheinlich eher durch eine Ikone erzielen kann. Also trotz des neuen Mediums liegt meine Vermutung nahe, dass man wahrscheinlich nicht nur aus der Tradition das fehlende Element der Idealisierung nur in die Ikone hineintragen kann, aber kaum in die Fotografie. Ich weiß nicht, wie sie darüber denken?"

Ich denke das auch so. Also mir ist in dem Zusammenhang ja auch genau diese Frage gekommen. Und meine erste Reaktion, wie ich das gesehen habe, war Pater Pio. Weil der ist sozusagen auch ein - ich weiß nicht ob der schon heilig ist -aber wirklich ein erster Kandidat für Heiligkeit. Und von dem gibt’s ja Fotos oder Johannes II. oder so. Da gibt’s sozusagen genügend Fotos. Und ich habe mir dieselbe Frage gestellt. Wenn ich sozusagen Padre Pio darstellen will, wie geht denn das vor sich, gesetzt er ist heilig. r ist jemand, von dem haben wir diese Fotos. Und meine Antwort darauf ist die: „Es ist richtig - wenn ich mich sozusagen orientiere, was ich immer wieder gesagt habe - dass die Fotos von Padre Pio Gegenstand der Verehrung sind“. Also die Leute schauen sich das Foto von Padre Pio an und beten davor oder so etwas. Aber ich würde sagen, das zu analysieren ist auf der Ebene von Reliquie. Das ist sozusagen auch eine interessante Beobachtung diesbezüglich, das passt sozusagen genau in den allgemeinen Rahmen rein. Reliquien sind Gebeine von Heiligen, die die Heiligen irgendwo auf der Erde zurückgelassen haben und die man - wenn man sie angreift - verwenden kann, um in direkten Kontakt mit ihr zu gehen. Über die körperlichen Überreste gelangt man noch in den heiligen Kreis hinein. Das ist zwar nicht mehr der Heilige, aber er war es. Das ist sozusagen eine Spur, ein Überrest oder so was. Dieser Überrest ist etwas, was man festhalten kann. Und dieses Festhalten ist insofern anspruchsvoller und anspruchsloser als die Ikone. Es ist in einer Weise anspruchsloser, weil man wirklich sozusagen jedes Bar, jedes kleine Bar, nehmen kann an der Stelle. Da ist kein Unterschied mehr. Die Aufgabe in einer Ikone einen Sachverhalt darzustellen, eine Befindlichkeit darzustellen, eine Heiligkeit darzustellen, das kann die Reliquie nicht machen. Die Reliquie kann man mit mehreren Edelsteinen umgeben. Und die Edelsteine sind sozusagen Symbole dafür, dass das was Wichtiges ist, aber das sieht kein Mensch. Insofern ist die Reliquie weniger. Sie ist auf der anderen Seite mehr, wenn man sie nimmt als einen Unterpfand. Sozusagen gesetzt die Heiligkeit kann ich hier noch angreifen und kann hier eine körperliche Nähe produzieren, die ich dafür nicht haben kann. Und insofern wäre meine Antwort auf ihre Frage, dass die Fotografie eher als eine Reliquie funktioniert, und dass die Funktion die das Bild hat, einfach deshalb indem ich aus dem Foto ein Bild mache - aus diesem Foto dieses Bild mache - investiere ich menschliche Kognition, investiere ich menschliche Darstellungsfähigkeit in diesen Sachverhalt hinein. Und, ich sage den Satz mal zu Ende, um ihn dann gleich einmal zu qualifizieren. Der Schritt von hier nach dort läuft darüber, dass ich mir die Aufgabe stelle, aufgrund meines Wissens von der Exemplarität dieser Person ein Bild zu gestalten, das diese Exemplarität präsentiert und dazu das muss sozusagen aus mir kommen. Das muss aus meiner Darstellungsfähigkeit kommen. Das kann nicht aus der Maschine kommen. Das ist die Logik, die da dahinter ist. Die Qualifikation ist die, dass natürlich die Fotomaschine - das weiß man aus der Fototheorie - in die Fotomaschine ist natürlich die menschliche Darstellungsabsicht eingebaut, auch genauso eingebaut. Der Fotoapparat ist so gebaut, dass er Darstellungen liefert, mit denen wir was anfangen können, weil sonst hätten wir ja keinen Fotoapparat gebaut, sondern irgendwas anderes, was Lichteffekte einfängt. Aber das brauchen wir für diesen speziellen Fall. Gut, ich bin vorgesprungen, zu der Naomi Campbell. Und liefere jetzt mal kurz nach, etwas aus dem Artikel über die Heiligkeit, was an der Stelle nicht über Heiligkeit geht, aber über die gedanklichen Vorstufen dessen, was man gut brauchen kann, wenn man über Heiligkeit redet. Also den Unterschied zwischen Ursache und Muster und Paradigma und im Zusammenhang mit Muster und Paradigma sind wir auch wieder sozusagen unterwegs zum Problem der Objektorientierung. Es gibt sozusagen einen Begriff der Ursache im Sinn von Kausalgesetzen. Ursachen sind logisch und methologisch von ihren Wirkungen abgehoben, aber sie teilen deren physische Umgebung. Eine Regenfront ist die Ursache der Überschwemmung, ein Zeugungsakt hält sich in einem genetischen Kontinuum, obwohl die Beteiligten kategorial voneinander verschieden sind. Das heißt, wir haben auf beiden Seiten einer Ursache im kausalen Sinn Ereignisse der wirklichen Welt. Wir können sagen, das Erdbeben ist die Ursache des Tsunamis, obwohl Erdbeben und Tsunami sind natürlich zwei sehr verschiedene Geschichten. Das eine muss nicht mit dem anderen zusammen sein, aber sie sind kausal sozusagen miteinander verknüpft. Warum ist das interessant und wichtig? Das ist deswegen wichtig, weil im Unterschied zur Ursache Muster zunächst einmal keine Ursachen sind. Wenn sie ein Schnittmuster haben, dann ist dieses Schnittmuster nichts, was ihnen die Stoffe in der richtigen Art und Weise ausschneidet. Es ist nur eine Angabe davon, wie die Stoffe geschnitten werden könnten. Wenn sie einen genetischen Code haben, wenn sie die Partitur haben – die Partitur ist ein Muster, ist eine Formvorgabe, wenn sie so wollen - das ist der Bezug, eine Formvorgabe. Nach dieser Formvorgabe können sie sich richten, wenn sie ein Musikstück spielen, Aber die Partitur spielt sich nicht selbst. Das Erdbeben löst den Tsunami aus, die Partitur spielt sich nicht selbst, die muss sozusagen umgesetzt werden. Und was jetzt sozusagen an der Stelle zuerst zu sagen ist: „Es ist wichtig, dass wir eine Redeweise haben, wo wir durchaus sagen, das Schnittmuster ist die Ursache davon, dass das Muster der Tapetenrolle die Ursache des Musters ist, das dann an der Wand ist. In einer Weise ist das eine natürliche Art zu reden, aber die Ursächlichkeit die hier ist, ist eine andere Ursächlichkeit als die beim Erdbeben. Muster greifen nicht handfest in die Welt ein, es sind Abstraktionsprodukte, die in Einzelfällen angewandt werden. Im Vergleich zu Ursachen lösen sie keine unmittelbaren physischen Effekte aus. Und der dritte Punkt warum ich das sage ist, weil in der objektorientierten Programmierung werden wir auf dieses Konzept des Musters ganz elementar stoßen und insbesondere auf das Verhältnis eines einzelnen Dinges wie z.B. des speziellen Abschnittes der Wand und dem Muster, dem Tapetenmuster, das an der Stelle die Herkunft, die Ursache, wie immer, für dieses einzelne - man sagt dann auch Muster - für diese Abbildung auf der Wand ist, ist das Tapetenmuster eine Vorgabe, ein Muster, für das, was dann im einzelnen ist. Das ist eine Form von Vorgabe, von Wirkung von Vorgabe und was nun wichtig ist. Und der dritte Begriff, der hier eine Rolle spielt - sozusagen auseinander genommen, analytisch auseinander genommen - ist das Paradigma. Und das Paradigma, ist, so wie ich es jetzt hier verstehe, eine Verbindung aus physischer Ursache und Muster. Also in einem Paradigma wirkt etwas, was als Muster charakterisiert wird, physisch, quasi physisch als eine direkte Auswirkung. Also das - was ich gesagt habe - was eine Partitur nicht kann. Ein Paradigma ist etwas, was schon als Form funktioniert - aber nicht nur als Form funktioniert - sondern auch als wirksames Moment innerhalb dessen, was sozusagen Wirkungen haben kann. Der Grund, warum ich diese Unterscheidung entwickelt habe - um‘s ihnen in einem kleinen Beispiel zu sagen, - das sind Heilige. Heilige sind Paradigmen in genau dem Sinn, dass sie auf der einen Seite schon sozusagen formalisiert sind, kanonisiert sind, statisch herausgehoben, abstrahiert in dem Sinn. Aber als diese Bilder, als diese Figuren, als diese Formen funktionieren sie innerhalb des Lebens der Gläubigen. Die Gläubigen orientieren sich an dem Muster des Heiligen. Und insofern wirkt die Heiligkeit, es wirkt nicht einfach die Person. Es ist ein Unterschied dazwischen, dass da z.B. jemand kommt und gibt dir einen guten Rat. Und du sagst, der gute Rat ist eigentlich überlegenswert, ich werde mir das zu Herzen nehmen und ich werde so handeln. Das ist das auf der Ebene Nummer eins, auf der irdischen, normalen Ebene. Die Wirksamkeit eines Heiligen besteht darin, dass er als Heiliger einen guten Rat gegeben hat und ich befolge den Rat, weil er oder sie eine Heilige ist. Also, sie gilt als Paradigma. Heutzutage haben wir einen ein bisschen entspannteren Begriff für so was, der aber in genau dieselbe Richtung geht und genauso funktioniert und heutzutage heißt das best practice. Heilige sind best practice, roll models, wenn man schon ins englische übergeht. Ein roll model ist von der Struktur her so etwas Paradigmatisches. Warum - ich gehe jetzt wieder dahin - warum ich ihnen das in Vorbereitung auf ojektorientiere Programmierung sage, ist deswegen, weil sie in der objektorientierten Programmierung nicht nur diese Mustervorgaben haben, sondern dadurch, dass das - also es werden bestimmte Situationen und Umstände auf ein Muster hin analysiert und konstruiert - sondern indem das Softwaremuster und -abläufe sind, funktionieren die als Paradigmen für das, was dann in der Abwicklung, in der Anwendung der Software beachtet werden soll oder erwünscht ist. Also sie haben – um es in einem banalen Beispiel zu sagen - sie modellieren ein Buch, sie modellieren was ein Buch ist. Sie haben ein wirkliches real life Buch. Sie abstrahieren ein Muster, was ein Buch ausmacht. Was dieses Buch ausmacht, das schaut ungefähr – also ich karikier das jetzt ein bisschen –aber das schaut sozusagen ungefähr so aus: sie räumen den Kübel weg und sie räumen das Stiegengeländer weg und sie versuchen in dem Muster heraus zu finden, was denn das im Wesentlichen ausmacht. Was ein Buch ist, diese Sache notieren sie, konstruieren sie in einer Programmiersprache und indem sie das gemacht haben, haben sie ein Muster. Und nicht nur ein Muster, sondern auch ein Paradigma, weil in weiterer Folge ist das, was sie da modelliert haben, das Vorbild von dem , was ein Buch sein kann und soll. Und wenn sie - gesetzt dem Fall , sie haben ein Archivierungsprogramm - sagen wir mal, das Archivierungsprogramm erlaubt ihnen ihre Buchsammlung zu archivieren, und diese Archivierung erfasst ihre Bücher aufgrund bestimmter wesentlicher Eigenschaften, dann gibt ihnen dieses Archivierungsprogramm im umgekehrten Sinn über dieses Paradigma um das es da geht, auch die Vorgabe davon, was ein Buch sein kann. Also eine - um es als simple Sache zusagen -Bücher haben ein Erscheinungsdatum und ihr Tagebuch können sie an der Stelle sozusagen nicht unterbringen, weil ihnen ihr Archivierungsprogramm - wenn es sozusagen ein bisschen seine Aufgabe ernst nimmt, sagen wir mal so, wenn das Archivierungsprogramm für Bücher seine Aufgabe ernst nimmt - dann muss es ihnen das Tagebuch rausschmeißen. Weil Tagebuch ist kein Buch, obwohl’s vielleicht so ausschaut wie ein Buch, weil’s kein Erscheinungsdatum hat. Sie können’s rein tippen, das ist ein anderer Punkt. Aber was ich ihnen sagen will, dass an dieser Stelle die Abstraktion auch Paradigmenfunktion, Vorgabefunktion übernimmt und auf diese Sachen werden wir noch kommen. Und hier ist es mit der Vorgabefunktion natürlich speziell interessant, weil die Idee wird ihnen auch schon gekommen sein und das haben sie auch schon oft gehört. Was ist das für ein Begriff für Schönheit, ja? Was passiert denn mit einer Zivilisation, die diese Art von Schönheit hat? Was passiert mit all den anderen Frauen, die keine Göttinnen sind in dem Zusammenhang, nicht? Das ist der Typus von Problem, in dem man sich befindet, wenn wir die Gedanken so verfolgen, wie wir sie da verfolgen.

Moderne Mythologie

Junger schwarzer Soldat in französischer Uniform

Gut, das war der Abschnitt moderne Mythen. Und jetzt habe ich noch einen für heute, der heißt moderne Mythologie. Vielleicht wollen sie vorher noch etwas bemerken? Dann gehe ich noch zu einer anderen Darstellung einer schwarzen Person. Das ist diese hier, das ist ein Cover von Paris Match, auf das Roland Barthes hingewiesen hat. In den Mythen des Alltags - der französische Text ist von 1957 - hat er Überlegungen angestellt, die jetzt - und das ist noch eine weitere Reaktion auf ihren Hinweis vorhin - die jetzt mit dieser partiellen Entkörperlichung, die niemals eine ganze Entkörperlichung ist, aber doch eine gewisse Form von Idealisierung, Mythologisierung ist, auf eine - wie mir scheint - also wirklich brillante und wunderschöne Art und Weise - umgegangen ist. Also das Naomi Campbell-Bild ist eines, das ich verwendet hab‘, um die Fusion in einer Weise zu beschreiben, der Momente, um die es da geht. Hier ist es angezeigt, die Sache wiederum auseinanderzulegen, und es ist nicht eine direkt Fusion, um die’s da geht. Sondern wie der Roland Barthes das analysiert, handelt es sich genau um das Verhältnis zwischen der Körperlichkeit, die in einem Bild gefasst wird und dem, was die Verwendung dieser Körperlichkeit als eines Formmomentes mit der Körperlichkeit tut und was die Form gewinnt von der Körperlichkeit, die sie transfiguriert, um‘ so zu sagen. Also das ist die Basis um die’s geht, das, was unter dem Strich herauskommen wird. Und - sie finden den sicherlich ganz leicht auf Deutsch - ich hab‘ ihnen hier den französischen Text herkopiert. Ich bin beim Friseur und man gibt mir eine Ausgabe von Paris Match. Und dann sieht er das. Und was sieht er da? Er sagt, okay, wir müssen nicht darüber reden, dass das ein junger schwarzer Soldat in französischer Uniform ist. Den Blick etwas nach oben gerichtet, salutierend – Roland Barthes schreibt „zweifellos der Trikolore salutierend“. Das ist der Sinn, also das Signifikat. Der Signifikant ist dieses Bild, er operiert dann mit einer deso sur Unterscheidung, die ich einfach übernehme. Ich hab’s bisher noch nicht verwendet, aber ich sag’s ihnen, weil das fruchtbar für die ganze Frage natürlich auch verwendet werden kann. Also der Signifikant ist dieses Bild, das Signifikat ist die beschriebene militärische Ehrenbezeugung. Und auf der Ebene ist es so ähnlich wie: Ein alter Mann mit Kappe und Kübel reinigt das Stiegenhaus. Und Roland Barthes sagt, und das ist jetzt der zweite Schritt und der Grund warum ich diese Ikonen - Heiligengeschichten gebracht habe, ist unter anderem der, weil sie da in zwei Bildern auseinander separiert das Problem haben, das der Roland Barthes hier mit dem einen Bild macht, an dem einem Bild exemplifiziert. Der Roland Barthes sagt - als einigermaßen skeptischer und schon in den fünfziger Jahren mit den Strategien der nationalen Illustriertenwelt vertrauter Staatsbürger – sehe ich da natürlich nicht nur das genannte, sondern was sehe ich? Ich sehe, dass die Glorie der französischen Nation so weit geht, dass auch die, die nicht unserer Rasse entstammen und die uns oft sogar vorwerfen, dass wir sie vielleicht sogar imperialistisch unterdrücken, ihre Ehrenbekennung der französischen Flagge geben. Das heißt, wir sind sozusagen so großartig, dass die, die wir unterwerfen und die wir unserem Regime unterziehen und die uns unterlegen sind, dass wir die hinein transformieren als die besten Soldaten für die französische Sache. Also, es geht um die Grand Nation. Das ist sozusagen eine Extrafeier der Grand Nation, die an der Stelle stattfindet. Also bitte, verzeihen sie mein französisch: "Que la France est une grande empire que tout ses fils sans dinstinction du coleur servant fidelement sous son drapeau, qu’il n’est…“. Und dass - ist doch besser auf deutsch - dass es keine bessere Antwort an die Kritiker des Kolonialismus gibt, als den Eifer dieses Schwarzen, den angeblichen Unterdrückern zu dienen. Sie haben an der Stelle den Punkt, wo das Bild wiederum etwas zeigt. Wo das Bild eine zweite Botschaft, eine subtilere Botschaft zeigt. Und warum ich’s ihnen unter anderem jetzt hier gezeigt habe ist, weil das natürlich die Themenstellung des Image ist, im Sinne der Werbung und so. Also, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass wir an der Stelle über sehr, sehr handfeste Phänomene auch sprechen, dass nämlich Formen über die Kompetenz verfügen, eine Manipulation der Wahrnehmung durch Paradigmen, die sich als Formen beschreiben lassen, für ihre Wirksamkeit angewiesen sind auf diesen Unterbau. Das ist natürlich eine der wichtigsten Rahmenbedingungen der katholischen Heiligenlehre und der ganzen Rede von den Paradigmen. Wenn man das Ganze evangelischer aufnimmt - also nicht jetzt ein bisschen klischeeartig gesagt - wenn man mit der Sache so umgeht, dass man aus den Kirchen die Heiligenbilder rauswirft und sagt, das worum es in der Religion geht ist ein Verhältnis zwischen der einzelnen Person und der Inspiration des göttlichen Wortes. Das geht sozusagen in Richtung Ikonoklasmus und solchen Sachen. Dann hat man also diese Zwischeninstanz. Die Zwischeninstanz der Formrepräsentationen, dieser sonderbaren Doppeldeutungen in denen Dinge eine Gestalt gewinnen die überzeitlich ist, die über die Zeit hinaus ist, aber auf der anderen Seite in dieser überzeitlichen Form noch immer Gestalt sind. Dann hat man das raus gelassen, dann hat man sich das erspart, diese Sache. Nicht umsonst ist die Berufung auf das göttliche Wort – da waren wir schon mal bei Bild und Wort –an der Stelle etwas sehr Wichtiges, weil man mit dem Wort das nicht machen kann, was wir hier mit dem Bild machen. Ich mein, man kann nicht wirklich sagen, ich nehme eine Tonaufnahme. Man konnte das nämlich die längste Zeit nicht sagen, ich nehm‘ eine Tonaufnahme davon mit, wie Gott zu Moses gesprochen hat. Interessanterweise ist mit all den wenn und aber und ein bisschen zittern und zagen möglich, das Treffen von Moses und Gott bildlich darzustellen. Oder auch auf den Altären Gottvater bildlich darzustellen, wie gesagt, mit all den Sachen, die wir haben. Aber witzigerweise, überraschenderweise ist noch niemand, ist niemand wirklich in der katholischen Kirche auf die Idee gekommen, dass die Priester was nachmachen sollen, was die Stimme Gottes ist, so, wie die Stimme Gottes funktioniert. Es ist im Prinzip natürlich ähnlich. Die Stimme Gottes ist genauso wenig darstellbar wie das Antlitz Gottes, aber das Antlitz Gottes ist dargestellt worden, die Stimme Gottes nicht. Unter anderem natürlich deswegen, wegen der Inspirationslehre. Das müsste man dann extra betrachten. Die Inspirationslehre ist die göttliche Eingebung. Wird ja gedacht, als die Stimme Gottes, die die Hand der Autoren des Evangeliums geleitet hat. Und insofern ist das sozusagen die Heilige Schrift. Die Heilige Schrift ist an der Stelle der wichtige Punkt. Aber lassen wir das mal. Ich gebe jetzt noch ein paar Hinweise auf das, was der Roland Barthes macht. Aber sie können sich das anschauen. Das Wichtigste, worauf ich hinweisen möchte, ist vielleicht das hier. Das sind sozusagen sehr schöne, sehr, sehr schöne Formulierungen, die ich ein bisschen übersetzt habe. Nämlich, dass der französische Nationalstolz in einer gewissen Weise ein Zombie ist, auf den dieser junge afrikanische Soldat anbeißt. Das sagt der Roland Barthes nicht so, er weist daraufhin, dass es diesen mythologischen Moment gibt von der Größe der Grand Nation, der französischen Nation. Und dass diese besondere Wirksamkeit des Mythos der französischen Revolution, des Heiligen, wenn sie’s an der Stelle so wollen, dass das zwar auf der einen Seite durch eine Entleerung funktioniert. Das haben wir schon gesagt, die Abstraktion usw. das Ganze. Die Entleerung der Materialität, der physischen Sachen, dadurch funktioniert das, aber wenn es zu sehr entleert wird, dann hat es gar nichts mehr. Dieser Mythos braucht gleichzeitig den Inhalt, an den er sein Leben hat. Die Nahrung, die der Mythos bekommt, das ist die Nahrung aus der er zehrt. Aus der Lebendigkeit und der sinnlichen Kräftigkeit dieses Soldaten, die er gleichzeitig ausnützt und erhöht. Synerier sagt: „Sich verpflegen, seine Lebenssäfte zu bekommen aus dieser Form von Pattstellung“.

Abschluss

Ich lasse es einmal dabei. Ich sage ihnen jetzt nur sozusagen schnell, ganz kurz, wie das jetzt zusammenhängt mit dem, was weiter kommt. Ich habe andeutungsweise etwas von der Funktion von Muster, von Abstraktion und von Paradigma gesagt. Ich werde ihnen das nächste Mal kurz etwas über die Gesetze der Musterbildung in der Software sagen, also andeutungsweise Basiselemente davon. Es gibt ein Projekt, das ich vor mehreren Semestern gemacht habe, ein Platon-Projekt. Das ist ein Projekt über die Politeia von Platon, in dem wir mit einer objektorientierten Programmiersprache gearbeitet haben. Das ist im Wiki dokumentiert:„Interaktive Fiktion Platon“. Sie können sich das anschauen. Sie können sozusagen einfach mal reinschauen. Ich werde ihnen sozusagen einen kurzen Hinweis darauf geben - wo haben wir denn das „ Platonstaat interaktiv“ - da haben wir mit einer objektorientierten Programmiersprache gearbeitet und eine Welt erzeugt. Da geht es sozusagen um digitale Welterzeugung an der Stelle, aus der ich ihnen einfach ein paar Sachen zeigen werden, damit sie sehen, wie so was funktioniert. Das ist die Schönheit, die Entwicklungsumgebung da drin, dass sie objektorientiert quasi programmieren können, ohne etwas zu wissen über objektorientierte Sprachen. Das werde ich ihnen zeigen, und zuletzt vor Weihnachten noch auf die prinzipieller Frage zurückzukommen: Gibt’s einen Unterschied zwischen Muster und Paradigma? Gibt es einen Unterschied zwischen Klassen – mengentheorietisch programmtechnisch aufgefasst - und Begriffen, so, wie wir’s in der Philosophie kennen. Danke sehr.