Benutzer:Simpkin/ Von der Matrix zur Sonne

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Von der Matrix zur Sonne – eine unmögliche Wunschvorstellung?

In Platons Höhlengleichnis ist der Weg zur Sonne das, was ein gutes Leben ausmacht: das Streben nach Wissen, das Sich-immer-weiter-entwickeln. Die Sonne ist ein Symbol für das letzte Geheimnis, dass die Menschen zu lüften versuchen, das absolute Wissen im eigentlichen Sinn (manche setzen sie auch mit „Erkenntnis“ gleich.

Ich werde an dieser Stelle nicht darüber schreiben, ob die absolute Erkenntnis dem Menschen überhaupt zugänglich ist.

Vielmehr interessiert mich der Zusammenhang der Sonne in Platons Höhlengleichnis mit Neos Ausbruchsversuchen aus der Matrix: Als Gedankenexperiement nehme ich an, ich bin wie Neo in einer Matrix gefangen. Ich lebe in einer Scheinwelt, in der es mir nicht einmal so schlecht gefällt, bis mich jemand „aufweckt“.

Aber genau hier setzt mein Problem an: ich kann nie sicher wissen, ob die Matrix, in der ich mich bis zum Zeitpunkt des Aufwachens befunden habe, durchbrochen worden ist, oder ob sie nicht einfach durch eine andere ersetzt wurde. (Die Matrix-Trilogie geht darauf kurz ein, als Neo, der vorhat, gegen die Maschinen zu kämpfen, auf ein Programm trifft, welches ihm erklärt, dass Neos Existenz als Freiheitskämpfer nur eine weitere Kontrollform sei, um die Menschen in Schach zu halten).

Hier komme ich in eine Art infinitiven Regress, aus dem ich nicht wieder heraus komme.

Salopp formuliert: wenn Truman mit dem Segelboot an die Grenzen der Welt stößt und sich dem Produzenten der Serie gegenüber sieht, kann er nie sicher sein, ob es nicht vielleicht noch einen Überproduzenten gibt, der den Produzenten kontrolliert.

Mein Lösungsansatz ist der, dass ich nur aus diversen Matrizen herauskommen kann, wenn ich mich auf einen Punkt stelle, von dem aus ich die Matrix betrachten kann. Ich glaube, Platon nennt das die Sonne. Ich bin nicht sicher, ob mein Ansatz etwas taugt, aber ich finde keinen besseren. Vielleicht kann mir hier jemand helfen?


Hallo Simpkin. So wie ich es verstehe, schlägst du vor: Wenn ich mich einmal bei einer Sache täuschen kann, dann sollte ich daraus lernen und beim nächsten Mal vorsichtiger sein, bevor ich leichtgläubig annehme, ich befände mich in der Wirklichkeit. Eine Konsequenz der Switches mit den Wirklichkeiten kann also sein: Man verliert sein Vertrauen in seinen Sinn für Realität, für seine Urteilskraft. Die Unmittelbarkeit, in der man bisher gelebt hat, ist gestört. Bevor man also annimmt, dass das nun die wirkliche Wirklichkeit ist, muss man untersuchen, ob die Falle, in die man vorher getappt zu sein schheint, nicht auch auf dieser Ebene gestellt ist. Und das immer und immer wieder. Klingt ein bisschen nach einer Neurose. Man kann genauso anders fragen: Welchen Grund hat man anzunehmen, dass diese Wirklichkeit wieder ent-täuscht wird? Man wird warten müssen, bis sich Ungereimtheiten zeigen - und dann führt die Reise vielleicht sogar zurück in die erste Matrix. (Der Punkt der absoluten Erkenntnis oder der Sonne, den du zur Überwindung des infiniten Regresses vorschlägst, stand ja außer Debatte.) --Andyk 23:55, 23. Nov. 2010 (UTC)

Man macht einen Schritt nach dem andern. Im ersten Schritt ist eine Option interessant:

  1. Gibt es nachvollziehbare Gründe dafür, dass "etwas nicht stimmt"
  2. oder gibt es "nur" einen unbestimmten Verdacht

Im Fall von (2) ist die Frage, wie ernst das zu nehmen ist. Die Matrix- (und Metaphysik-)Suggestion ist, dass beides kombiniert auftritt: Es gibt einzelne Gründe, die dafür sprechen, dass "alles" eine Simulation ist.

Gut, akzeptieren wir das einmal. Dann ist wichtig: damit es funktioniert muss hinter dem globalen Sionneswechsel ganz schön etwas stehen. Die ganze zweite Seite des Films sozusagen.Der Umschlag wird durch unbestimmtes Unbehagen vorbereitet, aber dann durch die Antwort befördert, die der ersten Einstellung (die dadurch erst zu einer Frage wird) entgegenkommt.

Das ist also der erste und der zweite Schritt. Nachdem das abgelaufen ist, kann man, wie Andyk sagt, sicherlich skeptisch sein und sich fragen, ob das nicht weiter geht. Nun gut, geht es weiter? Wie geht es weiter? Nochmals nach diesem Muster? Das ist zweifellos möglich. (Siehe die Beispiele Simpkins.) Jedoch: Ist dieses ganze Spektakel des "alle Schuppen fallen mir von den Augen", dieses Erlösungsszenario, wirklich so faszinierend, dass man es mehrfach hintereinander erzählen und haben will?

Es geht doch darum, verständlich zu machen, warum man radikale Einstellungsänderungen vornimmt. Ein Hauptargument ist, dass - nach gewissen Indizien - eine Gesamtumstellung angezeigt scheint. Und dass sie gelingt. Das reicht nicht? Nun, dann versuche, mir plausibel zu machen, wieso und inwiefern es weiter geht. --anna 20:57, 24. Nov. 2010 (UTC)