Benutzer:Quellcode/WS08-OSP-E10-09 01 09

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Open Source Philosophie - Einheit 10: 09.01.2009

  • Vortragender: Herbert Hrachovec

Über die Prüfung und zur Skriptenlage

..... letzte Vorlesung in diesem Semester und ich mache gleichzeitig auch die Prüfung. Von der Termingestaltung habe ich mir das so vorgestellt, dass um halb 9 bis 10 Uhr die Vorlesung stattfindet und diese Vorlesung ist auch gedacht um irgendwie abzurunden. Das wird auch so ein bisschen eine philosophische Konklusio sein. Das sage ich nur, um sie zu motivieren, zu dieser frühen Tagesstunde vielleicht zu kommen. Um 10 Uhr habe ich dann eine Prüfung, die bis 12 Uhr am 30. Jänner stattfinden wird. Das sind die Terminvorgaben, die ich angebe. Es gibt auch eine Anmeldung zu der Prüfung im Prüfungssystem, damit ich ungefähr weiß, wie viele Leute kommen werden.

Schon fast traditionell ein kleiner Hinweis auf die Skriptenlage, die wir hier haben und die ich nach wie vor für bemerkenswert halte.

Wir haben auch das Skriptum der letzten Vorlesung hier zur Verfügung, mit sehr viel Engagement. Ich bin immer auch überrascht davon, wie sehr, ohne dass das gefordert wäre, Möglichkeiten des Verlinkens ausgenützt werden, sodass man einen Mehrwert hat, wenn man diese Skripten liest.

Einleitende Glosse: Fehlerkorrektur klassisch und in Wikis

Ich möchte ihnen als kleine Glosse und als Versprechen zu dem, was am Ende genauer kommen wird, eine Bemerkung machen zu etwas, was mir aufgefallen ist in diesem speziellen Transkript. Und zwar geht es um den Begriff der "excludability". Hier ist das sozusagen weitergegeben worden. Da ist einfach ein kleiner, völlig verständlicher Fehler passiert. In der Transkription ist folgende Annahme gemacht worden: Da es im Englischen das Wort "exclude" und das Wort "ability" gibt, dass, wenn man von "exludability" redet, man von zwei Worten redet. Wie soll das auch anders gehen, da das ja ein Tondokument ist, von dem hier die Rede ist. Solche Fehler passieren einfach und ich möchte diesen Fehler zum Anlass nehmen ihnen ein, zwei Gedanken darüber zu sagen, was das heißt im Zusammenhang mit Kooperation und Standards.

Wenn das in einer Seminararbeit auftritt, ist das ein klassisches Muster, welches angestrichen wird. Das kennen wir aus der Mittelschule. Das sollte man zusammenschreiben und das passiert so, dass die Lehrerin einen Text revidiert. In diesem Text kann man aber nur den Fehler markieren, aber nicht ausbessern. Und da es eine Situation ist, in der es einen Textvorschlag gibt und eine Revisionsinstanz, bleibt das als Fehler für alle Ewigkeit drinnen. Aus diesem wird vielleicht gelernt den Fehler in einem neuen Durchgang nicht zu machen. Sie können sich an der Stelle schon gut denken, was meine Konsequenz ist und warum ich das sage. Hier ist die "exclude ability" und hier (Anm.: Vortragender editiert den Wikieintrag) ist das Problem gelöst und ich brauche mich darüber nicht mehr zu unterhalten.

Das ist sozusagen ein bisschen billig, zugegebenermaßen. Es ist ein billiger Hinweis darauf, dass mit dieser Art von Schreibwerkzeug solche Fehler leicht zu beheben sind. Ich mache noch eine kleine Klammerbemerkung: Die Kompetenz in diesen Manuskripten im Umgang mit "das" und "dass" ist nicht besonders hoch. Da gibt es noch eine ganze Reihe von leichten Verbesserungsmöglichkeiten an dieser Stelle. Zugegebenermaßen ist das ein bisschen eine billige Bemerkung vom ersten Ansatz. Das lässt sich aber auch ein bisschen vertiefen. Diese Vertiefung hängt an dem, was ich über die Autoritätskultur von Wissen gesagt habe im Zusammenhang mit der Lehrerin und der Schularbeitskorrektur. So wie ich das jetzt hier gemacht habe und so wie jeder von ihnen das auch machen kann, verändert sich auf eine eingreifende Art und Weise der ganze Korrekturmechanismus in einem solchen Projekt, weil der Fehler ganz einfach auszumerzen ist. Nicht nur das, sondern, weil die Position der Lehrperson, die sagt "Ich bin drüber und schaue nur den Text an" weggefallen ist. Unter anderem aus dem einfachen Grund, dass wenn ich mich zum Beispiel aufregen würde über die "exclude ability", dann könnte man mich mit Recht fragen, warum ich das nicht ausbessere, wenn ich es weiß. Das kostet genau fünf Sekunden oder zehn Sekunden. Das heißt die Fehlerbeanstandungsattitüde, die an dieser Stelle eine Rolle spielt und die, wenn sie es in ihrem eigenen Umgang mit Lernprozessen und Instruktionszusammenhängen sehen, ein ganz ein wichtiger Punkt ist. Es kommt darauf an, wie einem offeriert und präsentiert wird, wo man Gutpunkte und wo man Schlechtpunkte sammelt. Dieser ganze Zusammenhang ändert sich und eine allgemeine Wikibemerkung, die ich daran anknüpfen möchte, ist die: Dass sehr viel von den Korrekturen und dem up-to-date Erkenntnis-Angebot, das in der Wikipedia ist, durch diese Art von Motivation zustande kommt. Ein anderes Beispiel, das so ähnlich ist ist dasjenige einer, das habe ich vor 2 Jahren zufällig beim herum Surfen gesehen: Eine Gemeindesekretärin in Unterzögersdorf oder sowas, die heißt Klara und nicht Klare. Und dieser eine Buchstabe e ist einfach ausgebessert worden von ihr auf ein a. Man kann sich leicht vorstellen, dass diese Frau gesehen hat, sie heißt Klara und nicht Klare.

Wenn sie sich dieses Prinzip vorstellen umgelegt auf den unglaublichen Wissensfaktor, das Wissenspotential das in den lächerlichsten und in den nichtigsten Bereichen vorhanden ist und im Internet auch aktiv werden kann, dann können sie sich ein bisschen vorstellen, in welchem Rahmen bestimmte erfolgreiche Features der Wikipedia funktionieren. Das ist, was schon ein bisschen vertiefend ist. Und dann will ich noch was drittes als Vertiefung zu dieser Glosse sagen, und das betriff den Anspruch der Korrektheit.

Anspruch der Korrektheit

Das könnte man so darstellen: Zusammen mit der Mittelschul-Korrektur-Attitüde/Korrektes-Englisch-Attitüde gibt es natürlich einen Wissensanspruch. Der Wissensanspruch ist, dass die Instruktionsperson weiß, wie man "exludability" als ein Wort auffasst, und dass das vermittelt werden muss.

Die Alternative dazu, die immer wieder attraktiv ist und immer wieder kommt, und die im Zusammenhang mit "dass" und "das" auch sozusagen immer wieder vorhanden ist, ist dass man sagt, das sind doch eigentlich Kavaliersfragen, du wirst schon wissen, was ich meine. Das muss ich nicht extra sagen, da muss ich nicht extra darauf aufmerksam machen, dass das falsch ist, ist doch eine peinliche Geschichte. Oder ich bereinige es, ohne weiters etwas zu sagen. Ich teste deine Performance nicht unter dem Gesichtspunkt richtig oder falsch.

Das ist eine sicherlich tolerante, sympathische Art und Weise. Wenn das als der entscheidende und wichtige Punkt gesehen wird, kommen wir allerdings nicht zu Wikipedia. Weil dann die Wikipedia nur strotzen würde von jeder Form von Fehlern, Alternativen, sodass man keine Ansprüche an Korrektheit an die Wikipedia haben könnte. Und ich habe, das ich sozusagen das Wichtigste, was ich in dem Zusammenhang ansprechen möchte, ich habe, indem ich das exludability jetzt zusammengeschrieben habe, mich bezogen auf einen Standard der Richtigkeit. Ich habe, in dem Fall als Lehrperson auch, gesagt, dass ist aber falsch, das sollen wir richtig so schreiben.

Wir sollten jetzt nicht, das wäre die kindische Art und Weise damit umzugehen, dass jemand wieder kommt und sagt, aber ich finde es interessant auseinander zu schreiben, dass ist meine persönliche Ausdrucksweise und ich ändere das wieder zurück in zwei verschiedene Worte. Das ist nicht die Logik, die darin ist. Das heißt, es ist hier eine Logik der Korrektheit, die auch eine Rolle spielt und die interessant ist für all die Leute, die in Zusammenhang mit der Wikipedia nach Information fragen, und die auch, wenn man unseren Zusammenhang nimmt, solche Sachen wissen wollen. "Wie heißt der jetzt", "wo ist das zu finden", "was hat der gesagt".

Die interessante Frage, auf die ich am Ende der Vorlesung zurückkommen werde, die ich auch unter der Hand immer jetzt schon mitimpliziert habe, die interessante Frage ist jetzt: Wie soll man es sich zurechtlegen, dass eine Gruppe von Leuten, die immer wieder als Gruppe Fehler macht, in der immer wieder Fehler gemacht werden - ohne die Konstruktion von "da gibt es einen der sich auskennt und weiß, wie es sich gehört" - in der Lage ist solche Korrekturmechanismen positiv und produktiv zu gestalten. Das heißt, dass an dieser Stelle eine Akzeptanz von Standards verbunden ist mit einem Bewusstsein, dass diese Standards nichts externes sind, sondern etwas ist, was approximiert werden kann durch die Arbeit der Gruppe.

Zur Konsensustheorie der Wahrheit

Sie kennen wahrscheinlich eine Bezeichnung, die in diesem Zusammenhang nahe liegt, das ist die Bezeichnung der Konsensustheorie der Wahrheit, dass Wahrheit in diesem Sinn von Korrektheit auch letztlich ein konstruierte Sache ist in einer sozialen Gruppe. Was die Mehrheit dieser Gruppe befindet, gilt als wahr und ist Wahrheit. Dahinter steht nichts anderes. Das ist eine sehr spezifische Theorie der Wahrheit und ich will ausgesprochen nicht in die Richtung zu sagen, dass die Wikipedia ein einfacher Beweis für die Konsensustheorie der Wahrheit ist. Es gibt gute Gründe die Konsenustheorie der Wahrheit für problematisch zu halten und sich da eine Reihe von anderen Gedanken darüber zu machen, das kommt in der letzten Stunde andeutungsweise. Ich will nur sagen, in den Bereich kommen wir hinein, in den Bereich, wie konzipieren wir die Begründetheit von Wissen in sozialen Schreib- und Erkenntnisprozessen, wenn wir konfrontiert sind mit solchen Phänomenen und Möglichkeiten?

Soviel zur einleitenden Glosse.