Benutzer:Katharinarie/SS09-BuD-01-13 03 09

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Wiki Philo VO Bildung und Datenbanken- 1. Einheit am 13.3. 2009

  • Vortragender: Herbert Hrachovec


Technische Anmerkungen als Einführung

Sie sehen hier ein eindrucksvolles, technisches Instrumentarium. Also es geht mehr in Richtung Datenbanken als Bildung und ist natürlich zu einem gewissen Teil zurückzuführen auf eine gewisse Experimentierfreude, die nicht direkt mit der Philosophie zusammenhängt, sondern mit der Herausforderung, denen die Philosophie unterliegt, sich technische Möglichkeiten anzueignen und damit umzugehen, was man dann wiederum selbst als einen Bildungsfaktor betrachten kann. Aber es geht nicht bloß um die Experimentierfreudigkeit, sondern es geht auch um eine sehr handgreifliche Möglichkeit Technik für Lernprozesse und Vermittlungsprozesse einzusetzen und das wird in dieser Vorlesung auf verschiedenen Ebenen durchgespielt.

Wikis

Die erste Ebene sehen Sie hier projiziert. Das ist das Wiki. Das nennt sich wiki.philo.at Ich stelle in diesem Wiki Materialen für die jeweilige Veranstaltung zur Verfügung und orientiere mich an den Texten in der Regel, die hier drinnen sind, die Sie also auch mitlesen und nachlesen können. Das gilt für die Leute, die hier sitzen und gleichzeitig aber auch für Leute, die an dieser Vorlesung teilnehmen, obwohl sie nicht in diesem Raum sitzen. Der Raum wird nach der zweiten oder dritten Vorlesung viel bequemer sein. Sie können dann zu Hause bleiben und können dann im Videostreaming und im Audiostreaming das Ding mitverfolgen. Die Daten dazu haben Sie auf der ersten Seite. Das wird auf der einen Seite sehr hilfreich sein für Studierende, die einmal eine Vorlesung versäumen oder die in Gelsenkirchen wohnen, sagen wirs mal so oder eine kleine Reise nach Gelsenkirchen machen. Es ist aber darüber hinaus natürlich möglich für Sie auf diese Art und Weise nachzuhören und mitzuhören. Nicht nur live mitzuhören, sondern es gibt nach der Vorlesung diese Streams als mp3 zum Download in der philosophischen Audiothek. Die links werden wir Ihnen auch auf diese Seite stellen, sodass Sie eine Möglichkeit haben ständig zur Verfügung zu haben, was hier gesprochen wird.

Kann man auch von zu Hause Fragen stellen?

Von zu Hause kann man keine Fragen stellen im Moment. Die Idee ist durchaus attraktiv und wäre auch sehr leicht zu machen, z.B. in dem man einen Chat mitlaufen lässt, ich muss aber sagen, es gibt einen Grad von Konzentration den ich brauche um die Inhalte hier mitzuteilen, der gegen den Experimentalcharakter spricht und das, was ich Ihnen da jetzt vorstelle ist für mich für diesen Durchgang Experiment genug. Sie können aber jederzeit ins Wiki schreiben und das ist nach meiner Auffassung auch besser als live Fragen von extern, weil Sie die ganze Woche Zeit haben sich Gedanken zu machen und ich auch schon während der Woche reagieren kann und selber etwas mehr Zeit habe mir eine vernünftige Antwort zu geben und nicht eine spontane. Wobei ich nicht sagen will, dass die spontane Teilnahme und Mitarbeit an dieser Vorlesung nicht erwünscht ist. Ich habe hier ein zusätzliches Mikrofon. Wenn Sie Fragen haben, dann bitte wundern Sie sich nicht, dass ich mit dem Mikrofon auf Sie zukomme und Ihnen das vor die Nase halte, weil ich möchte, dass das auch Teil, der hier angebotenen Veranstaltung ist. Sie kennen das Problem, das darin besteht, dass im Moment die von der Technik- wenn ich mir diese medientheoretische Bemerkung erlauben darf- gibt es ja gerade im Rahmen und im Zusammenhang mit der Technik, die wir hier inszenieren eine neue, völlig schlagende Hierarchisierung, die darin besteht, dass wenn Sie hier hinten links einen Schreianfall bekommen, dann wird das alle Leute hier betreffen, wir werden es bemerken. In dem Sinn haben Sie eine Gleichstellung zu mir. Es gilt quasi wer lauter schreit hier in der Versammlung. Das ist nicht der Fall in der Tonaufnahme. Wenn Sie da hinten schreien, werden Sie überhaupt nicht gehört. Für die Ewigkeit nicht aufgezeichnet und das wollen wir doch vermeiden. Darum würde ich das gerne mitverfolgen und mitschneiden was Sie sagen. Das betrifft also die mp3 files, die ich Ihnen zur Verfügung stelle.

Die Idee der Transkripte

Ich sage Ihnen jetzt noch etwas, was sich auf das Wiki bezieht und was sich im vergangnen Semester, als ich eine Vorlesung über Open Source Philosophie gehalten habe, auf eine komplett überraschende und wie mir scheint für alle Beteiligten faszinierende Art und Weise entwickelt hat. Nämlich das Folgende: Das Wiki- ich hab’s schon angedeutet- bietet sich dazu an, dass während der Vorlesung, aber schwerpunktmäßig nach der Vorlesung, auf einer Diskussionsseite. Hier können Sie die jeweiligen Beiträge machen. Es gibt eine ganze Reihe von anderen Möglichkeiten auch, die ich Ihnen nicht jetzt zur Einleitung alle präsentiere, um Ihre Geduld nicht zu strapazieren. Ich nehme an, es gibt schon eine Reihe von Leuten, die wissen schon, wie sie umgehen mit dem wiki. Sie melden sich an, wenn Sie noch nicht angemeldet sind, dann können Sie sich registrieren lassen und dann können Sie im Prinzip, wenn Sie auf Bearbeiten klicken können Sie sich auch beteiligen daran. Wenn es da Schwierigkeiten gibt mach ich mal ein bisschen später und das nächste Mal machen wir ein Tutorium dazu, wenn Interesse besteht. Das ist etwas, was ich immer wieder anbiete und was ich als mitlaufende Denkauseinandersetzung mit den Inhalten der Vorlesungen sehr gerne verwendet worden ist. Im vergangenen Semester ist aber etwas passiert, was wie gesagt überraschend und fruchtbringend gewesen ist. Und zwar vollkommen von selbst. Ich hätte nie gewagt einen solchen Vorschlag zu machen. Es hat sich nämlich ergeben, dass Studierende gesagt haben, dass wenn wir schon die mp3 files haben, dann transkribieren wir sie gleich und stellen sie hier zur Verfügung [1]und das führt eben dazu, dass sie zur Vorlesung Open Source Philosophie, die hier die Inhalte hat, einerseits die mp3 files zur Verfügung haben und dann die ausgetippten Varianten dazu, mit allen Verweisen, die ich gegeben habe und dann hat sich ein Kollege noch bereit erklärt hier kurze Zusammenfassung auch bebildert dazuzulegen, sodass man auch eine bequeme, leichte Einführung in den Inhalt hat. Und was haben die Studierenden dafür gekriegt? Eine Note. Ich hab nicht gewusst, dass Noten so wertvoll sein können, dass man sich die Mühe macht hier wirklich ein, zwei Tage zu sitzen und das umzusetzen. Fern liegt es mir das hier auch noch anzuschaffen, aber wenn, und ich bin der Auffassung, dass das eine Entwicklung aus der Gruppe gewesen ist, die sich diese Vorlesung angehört haben. Ich mach Sie darauf aufmerksam, dass das stattgefunden hat. Wenn es genügend Studierende gibt, die das machen wollen, dann kriegen Sie eine Note dafür. Brauchen keine Prüfung zu machen und im Rahmen der Open Source Idee das natürlich ein besonderer Faktor gewesen, der hier motivierend dahinter steckt im Rahmen dieser Open Source Idee tragen Sie auch bei zu einer intellektuellen Entwicklung, die mir sehr wichtig und unterstützenswert scheint.

Das sind die technischen Anmerkungen, die ich zunächst mal machen möchte und ich komm jetzt als zweites zu ein zwei Bemerkungen zu das, was Sie in dieser Vorlesung erwartet.

Einführung in die Inhalte der Vorlesung

Die Lehrveranstaltungen am Institut für Philosophie sind im vergangenen Semester evaluiert worden von den Studierenden, d.h. es gab Rückmeldungen. Und eine Rückmeldung war eine freundlich kritische Rückmeldung zu meiner Vorlesung Open Source Philosophie war, dass man sich nicht klar ist was die inhaltliche Struktur, was da vorgesehen ist und das ist eine zutreffende Kritik. Ich habe tatsächlich in einem gewissen Sinn die Vorlesung entwickelt as I go along. Ich hab mir die Kritik zu Herzen genommen und habe mir bevor es anfängt eine Struktur zurechtgelegt, die ich Ihnen in den Überschriften [2]kurz hingeschrieben habe, sodass Sie wissen worum es in etwa gehen wird.

Inhalte der ersten Einheiten

Ich werde beginnen heute mit der Zusammenschiebung von Bologna und Gnatsch, was sich Bolognatsch an dieser Stelle nennt. Mit einer Vorlesung, die mit über Bildung beschäftigt ist in der Philosophie. In der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft wird man -denke ich- darüber sprechen müssen. Insbesondere- das sag ich Ihnen als Klammerbemerkung zur Person sozusagen- insbesondere, da ich an der Universität Wien als Vorsitzender der Curricular Kommission verantwortlich gewesen bin für die Umstellung der Studienprogramme- die Bologna-Schematik. Was uns vielleicht zu einer Diskussion bringen wird. In nächster Folge gleich. Ich werde über diese Schwierigkeiten in der Umstrukturierung des Bildungssystems sprechen, einleitend. Ich werde bevor ich auf Bologna zu sprechen komme aber noch einmal so richtig hinein greifen in die Tasten des Bildungsbegriffs. Des klassischen humanistischen Bildungsbegriffs und Ihnen ein Beispiel bringen aus dem Sie dann ersehen können vor welchem Hintergrund ich die Bildungsdebatte in unserer gegenwärtigen Zeit zusammenhängen sehe. Und es wird sich zeigen- das ist eine der Besonderheiten in der Bildungsdebatte- das ist etwas, was in der Philosophie immer wieder mal vorkommt, aber so eklatant und hervorstechend wie in der Frage nach der Bildung nicht oft, dass man eigentlich von dem Thema nicht zu reden beginnen kann, ohne beim Anfang der Philosophie zu beginnen. Nämlich in der griechischen Konzeption dessen, was die Liebe nach der Weisheit, der Philosophie sein soll. Kurz gesagt, dass das bei Platon, Sokrates Platon, beginnt und ich werde etwas, was ich in der Open Source Vorlesung schon vorbereitet habe jetzt einfach ein bisschen weiter verfolgen, um Ihnen deutlich zu machen wie sich die Erfindung der uns bekannten Philosophie in der griechischen Antike mit der Problematik der Bildung komplett eng zusammendenken lässt, sodass das, was uns heute noch immer als Bildungsthema interessiert noch immer abzulesen ist an einer Struktur, die Platon erfunden hat. Das wird der zweite Punkt sein.

Inhalte der folgenden Einheiten

Wittgenstein

Und dann mache ich einen riesen Sprung. Und dieser riesen Sprung hat zu tun mit dem Thema der Vorlesung ich möchte das, was im Bildungsthema drinnen ist konfrontieren mit der Informatik, mit den Gegebenheiten der Informatik, um es sozusagen sehr plakativ zu sagen. Es gibt in der Philosophie dafür einen idealen, sozusagen kanonischen Bezugspunkt und das ist Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus, der geschrieben worden ist lange bevor es Informatik und lange bevor es Computer gab. Also in den beginnenden zwei Jahrzehnten des 20.Jahrhunderts. Der aber und das liegt in dem Titel, den ich hier gewählt habe, und das liegt in meiner Interpretation, das werde ich Ihnen vorstellen, der eine zutiefst platonische Betrachtungsweise der Welt, Platon ein für alle mal würde ich sagen vorstellt, vorschlägt und der damit eine Bezugsstelle, einen link schafft zwischen den traditionellen, philosophischen Legungen, die hinter Bildung stehen und dem was in der Informatik entwickelt worden ist, denn- das sage ich mal hier vorausblickend- Sie finden den tractatus hier ein zweites Mal nach dem Intermezzo, auf das ich gleich zu sprechen komme, auf das ich dann anknüpfen werde. Es gibt gute Gründe zu zeigen und zu demonstrieren, dass der theoretische Verfahrensansatz von Wittgenstein im Tractatus in der Informatik aufgegriffen, weitergeführt worden ist und insbesondere gezeigt werden kann, dass die Datenbank Theorie, so wie sie im entsprechenden Studium gelehrt wird, eine Verbindung zu dieser Sicht der Welt hat.

Hegel und Heidegger

Das ist die große Klammer, die ich ziehen möchte, auf die ich durch diesen großen Sprung zunächst einmal hinweisen möchte. Nachdem ich diesen großen Sprung gemacht habe, werde ich zumindest an zwei Stellen Zwischenstellen innerhalb dieses Klammerausdruckes Ihnen präsentieren. Ein berühmter Gewehrsmann für die Bildungsdebatte in der Philosophie und in der gesamten kulturellen Diskussion ist Hegel in der Phänomenologie des Geistes, der wird ein Thema sein in meinem Zusammenhang. Und dann Heidegger, der eine Entwicklung genommen hat, die direkt bei Platon beginnt. Ich sag Ihnen das jetzt auch nur stichwortartig, damit Sie Überschriften gehört haben. Meine Darstellung von Platon wird aus dem fünften Buch der Politeia genommen werden und geht dann ins sechste Buch der Politeia in das Höhlengleichnis, das Sie alle kennen. Die Überschrift Platon für Aufsteiger können Sie sich selbst interpretieren, aus dem Hintergrund des Höhlengleichnisses. Heidegger hat ein berühmte Schrift geschrieben, veröffentlicht 1942, über Platons Lehre von der Wahrheit und in dieser beginnt er mit dem Höhlengleichnis und tut mit diesem Höhlengleichnis mit Platon etwas, wo einem der Atem wegbleibt. Das werde ich Ihnen auch noch präsentieren. Das wird ein Beitrag der klassischen Philosophie anknüpfend an Platon zur Bildung sein.

Allgemeine Überlegungen zu Bildung und Datenbank

Diese beiden Zwischenstationen schieb ich ein und komme dann am Ende zu allgemeineren Überlegungen zur Rolle von Form, Ideal und Restriktion in systematischer und zurückbezogen auf die Geschichte auch historischer Absicht. Darauf will ich jetzt nichts Genaueres sagen, das kommt erst, wenn wir halbwegs soweit sind. Das möchte ich Ihnen sozusagen vorstellen.

Bildungsartikel im Wiki

Dazu, Literatur habe ich noch nicht besonders recherchiert, aber eine Sache möchte ich doch noch hier zur Diskussion stellen. Aus einem früheren Seminar trage ich mit mir die Vorstellung herum, dass der ausgesprochen unzufriedenstellende Bildungsartikel in der Wikipedia doch eigentlich mal von einsichtsvollen, philosophisch motivierten Studierenden und Lehrenden zusammengefasst und gestaltet werden könnte. Das ist irgendwie verloren gegangen in dieser Veranstaltung die irgendwann vor vier, fünf Jahren stattgefunden hat. Ich weiß auch noch nicht recht, ob es überhaupt möglich ist oder ob überhaupt Interesse daran besteht. Was ich jedenfalls getan habe, wenn Sie sich einschalten möchten in die Diskussionen und in die Darstellungen, die ich vorhabe- Ich habe folgendes gemacht: Ich habe den Bildungsartikel der Wikipedia von gestern in das Philo wiki voll hinein kopiert, sodass man den als Material betrachten kann. Man kann hier die Diskussionsseiten verwenden, um Bemerkungen zu machen und man kann auch mal daran beginnen, daran zu arbeiten. Ich gebe Ihnen das als Idee, an der wir uns sozusagen handgreiflich mit einer Darstellung von Bildung beschäftigen können. Die, obwohl sie mir sehr unzufriedenstellend erscheint, doch den einen großen Vorteil hat, dass sie sehr viel Material zusammenbringt und Ihnen in etwas das Spektrum der ganzen Themenstellung, mit dem wir es hier zu tun haben, vor Augen führt. Hier könne Sie auch Literatur am Ende sehen. Das ist einer der Gründe warum ich hier noch keine eigene Literaturliste gemacht habe. Und zweiter Vorschlag- vielleicht interessiert Sie das mehr, das sollte ich vielleicht so sagen: zu meiner großen Überraschung habe ich bei der Durchsicht der neuesten Fassung des Wikipedia Bildungsartikels bemerkt, dass eine Festrede anlässlich der Gründungsfeier der pädagogischen Hochschulen von unserer Bundesministerin hier ganz am Anfang der Wikipedia zitiert wird. Diese Festrede habe ich ebenfalls da hineinkopiert, ohne die schönen Logos, die auf der Seite des Ministeriums natürlich vorhanden sind. Das ist eine- wie soll man sagen- der Fachausdruck ist von entsprechenden Zitaten gespickte und in der Suppe oder Soße der wohlmeinenden, menschenfreundlichen Erziehungsaufträge heraus gebackene Festrede- ich höre mit meinem Zynismus schon wieder auf. Die ich Ihnen hier aber zur Verfügung stelle. Das sind ja schließlich Gedanken, wollen wir mal sagen. Das ist nichts worüber man sich einfach lustig macht, etwas worüber man als PhilosophIn nachdenkt und dass man es als Herausforderung nimmt und sich mit der Sache beschäftigt. Meine Aufgabe wird sein Ihnen Impulse zu geben, in diese Zirkulation, diese Sphäre der Bildungsdiskussion einzutreten, mit Artikulationen, mit Ideen, die vielleicht gestatten in eine Auseinandersetzung mit dem einzutreten. Nach meiner Erfahrung ist es so, dass gerade der Bildungsdiskurs ausgesprochen determiniert auf bestimmte Schlüsselreize fixiert ist und so ähnlich funktioniert wie ein Popkonzert, in das die Leute gehen, um entsprechende Songs zu hören und dann sind sie zufrieden und die entsprechenden Buhrufe auszustoßen. Das ist allerdings aus der Heumarktsituation genommen. Sie werden genauer sehen, was ich mit diesen flapsigen Anmerkungen meine und um das Ihnen deutlicher zu machen gehe ich also zu meinem ersten Kapitel.

Frage aus dem Auditorium zu Datenbanken

Allerdings zuvor noch die Möglichkeit Fragen, Anmerkungen etc. zu machen.

  • Studierender: Mir fehlen ein bisschen die Datenbanken. Mich würden interessieren Wissensmanagementsysteme. Wie kann man KI einsetzen bei der Gestaltung einer Bildungsdatenbank. Weil es heißt ja Bildung und Datenbank. Ich bin eher von der Datenbank-Seite, Datenbankprogrammierer und hab mir eigentlich in der Richtung einiges erwartet.

Im Hauptteil muss ich das enttäuschen fürchte ich. Ich bin nicht Informatiker. Ich bin Systemverwalter, ich kenne mich ein wenig mit der Einrichtung und Pflege von Datenbanken aus. Meine Kenntnis geht so weit, dass ich weiß was ist ein Datenbankschema, was sind SQL-Abfragen, wie ist so etwas aufgebaut und wie kann ich so etwas darstellen. Das habe ich auch vor im Laufe der Vorlesung vorzustellen. Das ist aber nicht gedacht, als ein Fachbeitrag für informatische Entwicklungsarbeit, sondern es ist – tut mir leid- das ist einfach eine andere Veranstaltung. Meine Hauptintention in dem Titel Bildung und Datenbanken ist die folgende: Dass es im klassischen Bildungsdiskurs eine sehr starke Dualisierung gibt zwischen den Leuten, die sagen wir brauchen Bildung und den Leuten, die sagen wir machen eine informatische Informationsverarbeitung, Wissensmanagement. Es gibt Kollegen, die Sie wahrscheinlich kennen, die ausgesprochen erfolgreich sind mit Aussagen in der Richtung, dass Daten unstrukturierte Haufen von Bits sind, mit denen man in der Bildung überhaupt nichts anfangen kann und dass hingegen die Bildung das sozusagen humanistische, menschliche Entwicklungspotenzial in sich hält, das man gegen die Datenbanken verteidigen muss. Das ist sozusagen meine Herkunft. Dagegen möchte ich sagen, ich sags jetzt gleich am Anfang im Stenogramm, dass die Problematik der abendländischen Bildung geradewegs in die Datenbanken hineinführt. Dass es nicht so ist, dass die Serviceleistung der Informatiker sozusagen gerade noch anerkannt wird, wenn sie die Webseite gestalten auf der dann die Rede präsentiert wird, in der dann gesagt wird, dass es doch auf den Menschen ankommt und nicht auf die Maschinen. Diese Art von Servicefunktion der Ingenieure, der Techniker, die die Techniker selbst zum Teil durchaus auch übernehmen, weil die auch nicht unbequem leben mit dieser Art von Arbeitsteilung, die möchte ich in Frage stellen. Ich möchte sozusagen darauf hinarbeiten, dass aus der Entwicklung der Platon, Hegel, Heideggerschen, Wittgensteinschen Philosophie der Entwurf, die Entwicklung und der Umgang mit Datenbanken auf eine „natürliche“ Art und Weise erfolgt. Ich habe es vorher nicht gesagt, aber einer meiner Bezugspunkte ist Heinz Zemanek, an der Stelle, um dem einen Namen zu geben, der einen Beitrag geschrieben hat „Die Entstehung der Informatik im Wiener Kreis und aus dem Tractatus“. Die Darstellung möchte ich zum Anlass nehmen, ich nehme ja an, dass in der Veranstaltung ein deutlich höherer Grad an PhilosophInnen und KulturwissenschaftlerInnen herinnen sitzt als Informatikern, denen Basics von Datenbanken sozusagen mitzuteilen. Statt eine Trennung aufzubauen und zu sagen Datenbanken pfui. Daher kommt es in die Betrachtung mit hinein. Was ich wie gesagt nicht anbieten kann ist das, was Sie wollen. Wenn ich an dieser Stelle falsche Erwartungen geweckt haben sollte tut es mir leid. Aber es ist natürlich so, wenn sie damit etwas anfangen können, mit den Sachen, die ich bringe, würde ich sehr froh sein, wenn Sie selber ein bisschen was dazu beitragen. Gut, dann können wir mal schauen, ob sich da was ergibt.

Zwei Löwen am Eingang zur Vorlesung

Ich hab Ihnen jetzt ein wenig schon gesagt über die Spange zwischen dem klassischen Bildungsbegriff und den Datenbanken was ich Ihnen als Aufwärmerbeispiele jetzt vorbereitet habe soll das jetzt noch ein wenig plastischer machen und vor Augen führen, wie man sich’s denken könnte ein so ein Kontinuum. Und darum habe ich Ihnen so ein bisschen wie bei barocken Schlössern, wo Sie zwei Löwen beim Eingang haben, die Ihnen begegnen, habe ich Ihnen zwei Videos [3]an den Eingang dieser Vorlesung gesetzt. Und diese Videos sind allerdings ungleiche Brüder, wenn ich das so sagen kann.

Beispiel Beethoven/Karajan

Das erste Video repräsentiert ein Beispiel von etwas, was man als eines der Paradigmen des Bildungsbürgertums in dem von uns vertrauten Sinn betrachtet werden kann. Nämlich Beethovens fünfte Sinfonie und Karajan, das sind sozusagen gleich drei ins volle gegriffene Bildungsinhalte. Nur damit Sie verstehen warum ich hier geschrieben habe „ein altes Privileg“. Ich verwende dieses Beispiel, um ein paar Motive, die eingehen in meine Diskussion, Ihnen gebündelt am Paradigma vor Augen zu führen. Sie wissen das alles, was ich Ihnen jetzt sagen werde, aber es zahlt sich doch aus, es noch einmal vor Augen zu führen. Was passiert mit einer Aufführung von Beethovens 5.Sinfonie. Das ist praktisch nur möglich in einem Konzert. Konzertsäle sind genau im oder um das 20. Jahrhundert geschaffen worden in dem Aufwind der Bildungsanstrengungen, in denen sich das Bürgertum vom Adel emanzipiert hat. In diese Konzertsäle, die mit Plüsch ausgefüllt sind, die entsprechend hohe Eintrittspreise haben. In diesen Konzertsälen findet etwas statt, was schon von der – sofern es sich um Sinfonien handelt- was eine wunderschöne Welt im Kleinen von Gestaltungsmöglichkeiten in einer medialen, musikalischen Ausdruckswelt ist und in diese Gestaltungsmöglichkeiten hat sich jetzt formativ und definitorisch-paradigmatisch so etwas wie die fünfte Sinfonie von Beethoven festgesetzt. Ich zeige Ihnen jetzt einen Ausschnitt aus dem, was dann gemacht worden ist, aus diesem Szenario Sie können sich das ganze ansehen.

Ich könnte über dieses Video alleine glaube ich eine Stunde reden. Ich sage Ihnen, es ist einfach großartig in dem was es mitteilt, ohne es zu sagen. Es handelt sich wie gesagt um ein Musterstück aus dem Bildungsinventar, also das, was alle Schulen und Lehrpläne und Bildungsbefürworter als etwas leicht zitieren werden, was man kennen lernen muss, womit man sich beschäftigen muss. Ich bin auch kein Musikwissenschaftler, ich kann an der Stelle auch nur auf Links hinweisen. Ich habe Ihnen fünf davon gegeben, die Ihnen, wenn Sie sich’s anschauen deutlich machen, was für eine Bildungsfördernde, menschheitsverbessernde, schicksalsbeweltigungs Position haben wird und hat in der Diskussion. Und dann sehen Sie die Umsetzung dieses Werkes in einem Video. Man muss dazu sagen, Karajan ist jemand, der sehr früh die Möglichkeiten der Medialität und des Films, Fernsehens bis hin zu digitalen Aufzeichnungen erkannt hat. Er war an dieser Stelle ausgesprochen modern. Und Sie sehen, wie in diesem Video diese Form von Kulturgut umgesetzt wird. Ich würde es mal ganz knapp so beschreiben, das ist sozusagen eine Kontinuität mit Alexander dem Großen. Wenn ich schon von den Griechen her komme. Die Konstruktion, dass ein entschlossener, gestikulierender, weißhaariger, markanter Führungstyp in eine Auseinandersetzung mit einer anderen Gruppe gezeigt wird- interessanterweise ist in diesen gesamten acht Minuten keine einzige Totale vom Orchester zu sehen- das ist nur und immer geschnitten als entweder Karajan befiehlt expressionistisch, drückt aus, ist gleichzeitig der, in dessen Person sich das Ringen, das Beethoven zugeschrieben wird, realisiert in der Durchführung. Und wie schaut dieses Ringen um das Ganze, um den Ausdruck, wie schaut das aus, so, dass er durch eine kleine Geste mal die Streicher, mal die Bläser zur Arbeit aufruft. In Wirklichkeit ist das Ästhetik von Fritz Lang. Sowohl Nibelungen als auch M. Eine maschinelle Konzeption eines Orchesters. Er steht- er hat halt nur grad keinen Hebel in der Hand, sondern einen Taktstock. Der Taktstock ist sein Hebel, der es ihm gestattet diese Maschine zu bedienen und der Punkt ist natürlich der, auf den ich hinaus will- das ist nicht die Absicht von dem, was hier gemacht worden ist. Das soll Klassik sein. Soll etwas sein, das zu unserer normalen Bildung gehört und was nicht diese Form von- sagen wir mal- Kommandowirtschaft hat, der gegenüber man skeptisch ist. Der Grund, warum ich Ihnen das in der Weise sage ist, weil das für mich schon ein so ein Punkt ist, in dem man sehen kann, um hier noch einmal gleich Heidegger zu nennen, den Heidegger sehr genau gesehen hat, dass die Pflege des klassischen Bildungsgutes in eine Dimension hineingeraten ist heutzutage, die sich von der Technik der Maschinenbedienung nicht mehr wirklich unterscheidet, wenn man scharf genug hinsieht. Der Unterschied ist der, dass das wie gesagt im Konzertsaal statt findet und von daher ist ein Konzertsaal kein Maschinensaal, ist keine Fabrik, aber ist der Regelung, der Steuerung benachbart. Ich habe einen kleinen Überschritt zu dem was ich als zweites Beispiel Ihnen bringen möchte hier als einen Link aus der „Zeit“ zur Verfügung gestellt. Und das ist der Hinweis darauf, dass die Motivik, der musikalische Gestus dieser Sinfonie durchaus auch als musikalisches Angebot und nicht nur in der technischen Umsetzung, die Karajan hier bietet, eine sehr moderne Komponente hat und das ist die „Primitivität“ des Ausgangsmotivs, das geradezu nach vorne greift zur Rockmusik und das also der Unterschied und das ist eine weitere Folge in die ich hineingehe und die ich Ihnen ausbuchstabieren möchte im Laufe der Zeit, dass dieser Unterschied zwischen Klassik und Pop, E-Musik und U-Musik, dass der auch in einer gewissen Weise sehr gezielt aufgebaut ist als eine bildungserhaltende Maßnahme, um es mal so zu sagen, den man untergraben kann durch Hinweise wie den, des Vergleichs von Beethoven und „Smoke on the water“. Das wollte ich Ihnen nur zeigen.

Beispiel „Die Missionare“

Jetzt will ich Ihnen aber die zweite beispielhafte Videopräsentation auch zeigen. Die kommt von einer Gruppe die heißt „Die Missionare“. Als ich das gesehen habe bei der Recherche hab ich mir gedacht, jetzt ist es klar was der Link ist. Sie haben hier die Streicher- die könnten direkt aus dem Video von Karajan rausgenommen sein. Ich werde mich mal zurückhalten, vielleicht fallt Ihnen was ein dazu. Traut sich jemand. „Sie Missionare“ sind, soweit ich das weiß, keine besonders prominente oder tolle Band, aber was sie da tun, was sie mit dem Video tun passt zu meiner Absicht großartig. Welche Absicht von Seiten der Videomacher dahinter ist interessiert mich eigentlich nicht. Ich benenne ein paar Fakten, die da eine Rolle spielen in dem was Sie da sehen. Sie haben einen computergenerierten Film, der Menschen darstellt, als sozusagen simulierte, potartige, sichtbar animierte Kunstwesen, die auftreten, wie Interpreten, die dieselben Aktionen setzen wie die hoch bezahlten Konzertmusiker und die jetzt als die seelelosen Informatikgestalten, die sie sind Ihnen den Slogan vorsingen „Du hast ein Menschenrecht auf Bildung!“, d.h. die Nichtmenschen, die Datenbank generierten, also sozusagen Scheinfiguren, erzählen Ihnen, dass du ein Menschrecht auf Bildung hast, dass darin besteht- und da geht’s jetzt inhaltlich in den Song hinein- das inhaltlich ja darin besteht worin das Menschenrecht auf Bildung. Erstens mal ist an dieser Stelle die Opposition, die aufgebaut wird zwischen den Konzernchefen, die mit den Flugzeugen fahren und die die Wirtschaftskrise zu verantworten haben und denen gegenüber, das ist ein Song, der sich auf die Azubis bezieht, auf die Lehrlinge, die emotionale Basis, die dahintersteckt in so einem Rockmusik-Bildungs-Jingle ist, dass man ein Recht darauf hat, gegen die Konzernchefs etwas zu tun, nämlich Bildung zu haben. Diese Bildung wird aber nicht näher spezifiziert, nicht nur wird sie nicht näher spezifiziert, sie wird nicht nur explizit in einen Bereich hinein genommen, der ganz von woanders her kommt. Du hast ein Menschenrecht auf Bildung, du hast ein Menschenrecht auf Luft, steht da. Das heißt in den natürlichsten Bereich- was Menschrechte sind will ich jetzt auch nicht genauer diskutieren- das heißt aber, dass in jedem Fall einen elementaren Anspruch die Menschen dadurch erwecken können und erheben können, dass sie Menschen sind. Wenn, könnte man das Menschenrecht auf Luft formulieren, wenn etwas ein Mensch ist und sobald etwas ein Mensch ist und sobald wir etwas respektieren als ein menschliches Wesen, dann müssen wir sagen, dann haben wir auch respektiert, dass dieses Wesen atmen darf und soll- alles andere ist Mord in dieser Logik. Und in dieser Linie wird Bildung mit rein genommen- Menschenrecht auf Bildung mit rein genommen- und was an der Stelle für mich besonders bemerkenswert und besonders gezielt in der mit dieser gezielten Verwischung geradezu die Herausforderung ist, ist, dass man jetzt vor der Frage, wie stets mit diesem Menschenrecht Bildung im Anschluss an diesen Clip das folgende sagen muss: In einer Weise ist es vollkommen verständlich und in der anderen Weise ist es ein vollkommener Käse. Das ist ein Teil dessen, was hier gemacht wird und warum das so faszinierend ist. Es ist vollkommen richtig, weil es- wenn man das jetzt mit der Luftanalogie beschreibt- weil es der Fall ist, dass zu menschlichen Wesen auch die Option gehört, dass sie lernen. Dass sie die Möglichkeit erhalten eine persönliche Entwicklung zu wählen, die nicht einfach nur Konditionierung und Training ist, also stellen Sie sich ein menschliches Wesen, dass dem systematisch die Lernmöglichkeiten genommen werden, das ist eine Variante von Mord würde man mal sagen. Das ist also der Wahrheitsbestandteil in der Aussage Menschenrecht auf Bildung und das ist, will ich gleich dazu sagen, das ist natürlich in dieser Allgemeinheit ein Problem, dass die Philosophie rein schlägt, weil die Philosophie gerne diese allgemeinen Überlegungen und diese Legitimationen verfolgt. Auf der anderen Seite, ein Menschenrecht auf Bildung in dem Sinn- ich sag Ihnen jetzt ein Beispiel aus der Jännersitzung des Senats. Der Senat der Universität Wien sitzt zusammen und tagt über bestimmte hochschulpolitische Fragen. Als sich die Türe öffnet und eine Gruppe von ungefähr zehn Studierenden den Raum betritt. Diese Gruppe von zehn Studierenden trägt mit sich eine große Kiste, die als Sarg zu erkenne ist und auf dieser großen Kiste-Sarg steht drauf „Wir trauern um die freie Bildung!“ Spielen dann mit einem portablen Audiogerät spielen sie einen Trauermarsch und marschieren einmal um den Raum herum und stellen sich dann auf der Stirnseite des Senats auf und trauern um die freie Bildung. Das ist etwas was mich- ich hab mich glücklicherweise zurückgehalten- was mir einen solchen Schreib abverlangt, hätte fast wie dieser Schrei hier, „was ist das für ein Blödsinn?“. Wir können sozusagen noch weiter diskutieren. Was ich damit sagen möchte ist, die Form von Allgemeinheit, die ohne spezifisch auf die inhaltliche Abfolge von Bildung einzugehen, die sich nicht damit beschäftigt wo kommt Bildung her, was ist mit Bildung geschehen, welche Suggestionen, welche Klischees verbinden sich mit Bildung. Sich einfach auf dieses Klischee von Bildung, wir wollen Bildung drauf zu setzen und dann um den Tod der freien Bildung zu trauern, dass ist etwas was durchaus- also ich beschreibe es natürlich mit ein bisschen Zungenschlag, aber ich will mich nicht lustig machen darüber- aber das wird ein Teil von dem sein, was ich hier besprechen möchte. Inwieweit so etwas berechtigt ist und inwiefern so etwas selbst ein Teil des Problems ist mit dem wir uns beschäftigen sollen und können.

Fragen aus dem Auditorium

Jetzt haben Sie aber irgendetwas zu sagen.

  • Studierender: Ich wollte nur sagen, die haben wahrscheinlich deshalb protestiert, weil die Studiengebühren wirklich die Leute von der Bildung fern hält und es war wahrscheinlich der einzige Grund.

Nein, es war zu einem Zeitpunkt als die Studiengebühren schon aufgegeben waren.

Studierender: Die sind ja noch immer nicht aufgegeben, oder?

Für 70% der Studierenden fallen sie weg ab diesem Semester. Also nur für die, die in der Regel zu Studienzeit plus ein Semester sind, die zahlen keine Studiengebühren. Die österreichischen Studierenden haben, das war dieser berühmte Parlamentsbeschluss.


  • Studierender: Wie siehst du das in den USA, wo Kalifornien sehr wohl sagt, dass wenn jemand aus einem anderen Bundesstaat zu uns herzieht, die haben ein anderes System, dann zahlt er die 7000 € und alle, die hier schon länger als fünf Jahren Steuern zahlen, die zahlen die nicht, die bekommen sozusagen einen Rabatt. Ist das dann nicht ein kalifornischer Nationalismus?

Gestern, am dies academicus, am Abend um achtzehn Uhr gab’s eine Podiumsdiskussion. Vortrag und Podiumsdiskussion des ehemaligen Präsidents der University of Michigan, Duderstadt heißt der, und er hat uns wieder einmal in Erinnerung gerufen, dass in den USA für die- von wegen Menschenrecht auf Bildung und Bildung und sich’s leisten können- die Topuniversitäten im Jahr 50 000 Dollar in etwa kosten, um dort zu studieren. Das schließt sozusagen Stanford mit ein und dass es in Kalifornien bei den staatlichen Universitäten nun so ist, dass auch die Bewohner, auch die Staatsangehörigen von Kalifornien zahlen bis zu 12000 € und die anderen zahlen bis um die 35000 €. Also der Hinweis ist deswegen sinnvoll, weil dieses Thema, welche Einstellung hat man zum Bildungsgedanken und vor allem wie steht dieser Bildungsgedanke zur Ökonomie, einfach zu elementaren Geldfragen. Wie man sieht in den USA und in Europa sehr unterschiedliche Einstellungen hat. Ich kann eigentlich nichts antworten auf deine Frage, das war ein bisschen eine sorglose Bemerkung von mir im Hinblick auf den Nationalismus. Kapitalismus ist es sicher.

Bolognatsch

Damit wir heute zusätzlich zu den Einführungsbemerkungen und den beiden Löwengestalten beim Eingang aber auch sagen wir zu einer erkennbar philosophischen Themenstellung kommen, möchte ich jetzt doch als nächstes Ihnen einige Gedanken vorstellen von Pierre Hadot. Was ich unter dem Titel Bolognatsch dann noch vorhabe ist also einerseits hier mal Hadot, der die uns bekannten Bildungsideen auf die Struktur der antiken Philosophie zurückverfolgt. Zweitens habe ich Ihnen dann einige Abschnitte aus einem Buch das 2008 erschienen ist von Rudolf Rehn, deutscher Dozent, Philosoph gegeben, der dann das Thema Marktorientierung und Bildung im Bologna-Prozess anreißt. Eines der Beispiele, es gibt zahllose Dokumentationen und Diskussionen darüber. Ich habe Ihnen sozusagen eines genommen aus einem Sammelwerk der Philosophie der Bildung und dann möchte ich als drittes in diesem Abschnitt noch selber ein paar Anmerkungen zu Bologna-Reform an der Universität Wien und wie das in der Philosophie ausschaut vorlegen und damit auch eine gewisse vorläufige Antwort dafür verbinden, wozu die Bildung in den letzten 50 Jahren geworden ist und inwiefern eine Umstrukturierung des Bildungssystems, wie in der Bologna Umstellung, eine legitime oder nicht legitime Antwort auf diese Entwicklung ist. Das sind die nächsten Schritte. Dann, als nächstes gehe ich eben zu Platon Politeia, fünftes Buch, über.

Pierre Hadot

Lebens-Orientierungs-Entwürfe

Pierre Hadot hat in einem sehr wirksamen kleinen Büchlein, das ist keine tiefe, breite Abhandlung, sondern ein ausgedehnter Essay, hat er auf etwas hingewiesen, was jemandem der Philosophie im klassischen Duktus der Universität Wien, vor allem antike Philosophie im Duktus der Universität Wien lernt und lehrt, zunächst mal nicht so nahe liegt. Nämlich, dass Philosophie in der klassisch griechischen und dann hellenistisch griechischen Praxis zentral ein Lebensrezept gewesen ist. Eine Lebensform, ich werde am Ende der Vorlesung auf das Thema Lebensform noch einmal zurückkommen. Hier ist es sozusagen schon definiert und angesprochen von Hadot als eine Geste. Heutzutage haben wir ein großes Angebot von Therapie und Lebensgestaltungsformen, also Meditation für Manager, Feng Shui, sie wissen es besser als ich welche Angebote es am Markt, in dem Sinn auch am Bildungsmarkt, gibt, um das Leben nicht einfach nur gedankenlos abzuspulen, sondern eine Möglichkeit zu finden, das menschliche Leben, den eigenen Anspruch auf Sinn zu fassen in einer Zielvorgabe, in einer Stimmung, in einer Haltung, eine Haltung hinein zu transformieren aus der eine Stabilität und eine Sinndeutung dessen, was der Alltag so ist und so bringt möglich ist. Und die Form, die das in der griechischen Antike genommen hat, da greif ich jetzt noch einmal zurück auf das, was ich im vergangenen Semester in der Vorlesung gesagt habe, ist auf eine signifikante Art und Weise die folgende. Auf dieses Bedürfnis sinnvolles Leben gesteuert zu führen, eine Ganzheit des Lebens zu finden, die einem sozusagen diese Ziele zu erreichen gestattet, auf dieses Bedürfnis haben die so genannten Sophisten, Wanderlehrer, die in Griechenland herumgezogen sind, reagiert im 5./4. vorchristlichen Jahrhundert. Nicht umsonst sind es Wanderlehrer, das ist einer der Gründe warum ich jetzt Feng Shui und Buddhismus für Manager genannt habe. Die Besonderheit von dieser Art von Sinnangebot, die besteht darin, dass in einer bestehenden, kulturellen Situation, die durch geschichtliche Muster geprägt ist- in den antiken Zusammenhängen war das der aristokratisch herrschaftlich geprägte Diktatur Zusammenhang und im europäischen Raum ist es zum Beispiel das Christentum mit den Vorgaben, inklusive Bildungsbürgertum Beethoven, also solche kompakten, über längere Zeit eingespielten sozialen Musterbestimmungen. Wenn die zusammenbrechen wie in Griechenland in der Demokratiesituation, in der es nicht mehr die Orientierung am Meister gegeben hat, sondern in der die Schiffebauer, die Schneider und die Architekten einen entscheidenden Einfluss auf das politische Leben der Gemeinschaft nehmen konnten, entsteht das Bedürfnis zu orientieren, anders als in den historischen Vorgaben und wo kommt das her? Es kommt nicht aus dem Kontext der athenischen Stadtentwicklung, weil das ist genau das, was aufgebrochen ist, dazu braucht man Wanderlehrer, die von anderswo herkommen. Und ähnlich mit dem Christentum- nachdem es nicht mehr besonders populär ist in der Fastenzeit zu fasten und in der Adventszeit auf das Christkind zu warten, braucht man andere Formen von Lebens-Orientierungs-Entwürfen, die man gerne aus den sozusagen wandernden Bestandteilen anderer Kulturen mit einnimmt.

Der Dialog - ein philosophischer "Trip"?

Der wichtige Punkt, den Hadot jetzt aber hervorhebt, ist jetzt das, dass in dem Verlaufe derer Umstürze, die in Athen angesichts einer freien Artikulation von ganz gewöhnlichen Staatsbürgern möglich war, die verdeutlicht verdichtet ist in der Figur des Sokrates, der mit allen Leuten über alles und nichts reden möchte. Also die Möglichkeit ist gegeben in dieser Stadtsituation sich auf die Straße zu stellen und zu fragen „Im Übrigen, was halten Sie von Tapferkeit, Gerechtigkeit, Sinn des Lebens“. In dieser Situation, in der eine Vielgestaltigkeit und auch ein Konfusion auftritt- Sokrates ist ein die Konfusion störender und kritisierender Faktor- die Konfusion, die darin besteht, dass Leute auf die Frage „Was ist tapfer?“ unterschiedliche Antworten geben. Sokrates weist nach, dass die Experten für die Tapferkeit, die vorgesehen sind, die man im Fernsehen interviewt, die man fragt „Bitte, Sie haben gerade eine Schlacht gewonnen. Könne Sie mir sagen, was Tapferkeit ist.“ Dass diese Leute nicht wissen wovon sie reden, wenn sie darüber reden was sie tun und Sokrates, der eine Perspektive eröffnet in dieser Konfusion die Frage dennoch aufrecht zu erhalten. Was ist Tapferkeit? Wir müssen es doch wissen, wir reden doch alle von Tapferkeit, da muss es doch irgendjemanden geben, der weiß wovon wir da reden, den ich nicht widerlege auf die bestimmte sokratische Art und Weise. Also derjenige, der die Konfusion aufreißt und versuchsweiße zu begütigen versucht, der aber das die Dauer nicht aufrecht erhalten kann, der zu viel Irritation produziert, durch diese entlarvenden Faktoren und der nun in der nächsten Bewegung aufgegriffen und instrumentalisiert wird von Platon, der – und da bin ich an der Stelle, die Hadot auch markiert, sie können diese Stelle im Text auch im einzelnen lesen. Und Platon, der diese zum Aufreißen des Problems geeignete Interrogationstechnik aufnimmt, veredelt, verschriftlicht und in eine Form bringt, die für den Bildungsbegriff ausgesprochen und obligatorisch geblieben ist, nämlich Dialoge zu schreiben. Dialoge, die eine gedankliche Bewegung entwickeln und die diese gedankliche Bewegung entwickeln auf ein Ziel des Dialogs. Der wichtige Punkt ist nämlich der, das ist was Hadot an dieser Stelle deutlich macht: Ein Dialog ist ein Weg des Denkens, dessen Verlauf durch die ständig gewahrte Übereinstimmung zwischen Fragendem und Antwortendem bestimmt wird.“ „Die Beziehung zum Gesprächspartner ist also von größter Bedeutung. Sie verhindert, daß der Dialog zu einer theoretischen und dogmatischen Darlegung wird und macht aus ihm zwangsläufig eine konkrete, praktische Übung, eben weil es nicht darum geht, eine Lehre vorzutragen, sondern einen Gesprächspartner zu einer ganz bestimmten geistigen Haltung zu bringen: Es handelt sich um einen freundschaftlichen, aber doch realen Kampf.“ Was Hadot schreibt ist, sagen wir mal, ganz stark durchtränkt von dem Bildungsideal, das wir aus Platon bezogen haben und das er jetzt in die Interpretation von Platon jetzt wieder auch rein, zurück investiert. Ich mach darauf aufmerksam, dass das, was in den platonischen Dialogen wahrzunehmen ist eine viel größere Vielfalt ist als das, was- Dialog beschreibt nicht die Diskussionsverläufe, die Abläufe der Beteiligten in den platonischen Dialogen schauen sehr sehr anders aus an vielen Stellen als das, wie sie hier gestylt werden. Der frühe Sokrates wie gesagt produziert Dialoge, die nirgends wohin führen. Die dort hinführen wo man sagt „Ok, können wir uns leider nicht einigen. Auf Wiedersehen und das nächste Mal treffen wir uns und kriegens vielleicht besser hin“. Der frühe Sokrates ist berüchtigt dafür, dass er ein äußerst unangenehmer Gesprächspartner war, der unter anderem damit beschäftigt war die Leute aufs Kreuz zu legen, um argumentatorisch ausgleiten zu lassen, zu widerlegen. Das sind die sogenannten elenchischen Momente. Elenchos der Widerlegungsversuch- ein terminus technicus, der aus der Gerichtspraxis kommt. Das ist Kreuzverhör- darum hab ich aufs Kreuz legen gehabt, nehm ich sozusagen wieder zurück wenn’s zu drastisch ist. Ein Kreuzverhörsverfahren. Und sie wissen sehr genau, sag ma mal so. Die Idee, die dahinter ist und das, was Platon jetzt auch hat und worauf Hadot besonderen Wert legt ist, dass es eine Form des menschlichen Interagierens gibt, die nicht die Frontbelehrung ist, die nicht das Kommando und nicht die Wissensvermittlung ist, sondern, die- das Schlagwort ist natürlich Hebammenkunst, das Schlagwort ist Gesprächsbereitschaft, die in der Absicht her eine kreative, produktive, zielgerichtet, aufbauende, konstruktive Annäherung an eine Sache ist. Ich glaube, ich muss das nicht weiter ausschmücken. Das ist etwas, das sich in die Festreden hindurch zieht und was ich unter anderem gemeint habe, wie ich gesagt habe. Innerhalb dieses Redens um die Bildung kommt man nicht raus aus dieser Vorstellung und man stellt sich natürlich die Frage, warum soll man da überhaupt rauskommen. Das ist auch etwas, was sinnvoll ist. Darum genau habe ich hingewiesen auf sozusagen Versuche ein Lebensschema, ein lebenspraktische Beschäftigung zu finden, die in sich diese Möglichkeiten anbietet alles zusammen zu ordnen, einen Sinn darin zu sehen und aus dem Sinn daraus etwas zu gewinnen eine Energie, eine Motivation und eine Entwicklungsperspektive. Schön und gut, ist die Entwicklungsperspektive, wie Sie wissen bei Sokrates und Platon. Wollens wir mal so lassen. Der schwierige Punkt ist der, dass die Entwicklungsperspektive, die gibt’s nicht gratis. Die muss von wo herkommen. Sie kennen scheiternde Gespräche, Sie kennen Tratsch, Sie kennen jede Form von Menschen sprechen miteinander und das führt nirgendwo hin. Das ist etwas, was sehr verbreitet ist wie sie wissen und als PhilosophInnen sind wir, nach der platonischen Tradition auf der- Entschuldigung, verzeihen Sie mir jetzt diesen Vulgärismus- sind sozusagen auf einem Trip- Trip kann man auch als Reise betrachten. Wir sind auf einem Trip, der beabsichtigt diese Dispersion, diese Unansehnlichkeit und Verstreuung in einer Form zusammen zu fassen, die eine Charakteristik von Dialog hat in dem Sinn, dass das Sprechen mit sich selbst, das Prüfen der eigenen Gedanken, das Prüfen der anderen Gedanken nicht nur einfach ein Hickhack wird, sondern etwas wird, wo was rauskommt, was ein Ziel hat.

Zusammenführung: Anspruch der philosophischen Praxis

Und jetzt sag ich Ihnen eine Verbindung, die mir sehr am Herzen liegt, warum ich so begonnen habe, wie ich begonnen hab und was ein Hauptmotiv dieser Vorlesung ist. Platon und Karajan stimmen darüber überein, dass es jemanden gibt, der weiß wozu man die Leute anleitet und anführt, der eine Geste versucht und in dieser Geste antworten die anderen. Es gibt –Antworten die Schülerinnen und Schüler. Also eine- wenn Sie jetzt schon externe Lebensformen wollen- eine Zenmeisterattitüde mit dem Stab. Diese Zenmeisterattitüde ist etwas Verständliches genau aus der Absicht Lebensformen zu entwerfen, die sich nicht verlaufen, sondern eine Konstruktion und eine Bündelung haben, die es nicht umsonst gibt, die es nicht auf der Straße einfach gibt. Und die –Hadotscher Hinweise- die etwas mit Praxis, Übung, mit Spiritualität, mit Exerzitien zu tun hat. Wenn Sie Philosophieinteresse haben wage ich zu sagen, sind Sie in einem solchen Duktus drinnen. Nämlich in einem Anspruch, in der Anmutung durch Reden mit anderen und sich selber auf die richtigen Einstellungen, Auffassungen zu kommen. Nicht dorthin dadurch zu kommen, dass wenn Sie Betriebswirtschaftlerin sind, dann wollen Sie auch was wissen. Dann wollen Sie wissen wie man vernünftig eine Bilanz organisiert. Wenn Sie Philosophin sind, dann wollen Sie nicht eine einzelne Frage beantwortet haben, sondern Sie wollen den Ganzen Zusammenhang und Sie wollen eine Entwicklungsrichtung in diesem Zusammenhang. Und ein Hauptthema, von dem, was ich Ihnen vorlegen werde, wird immer wieder sein, dass um ein solches anspruchsvolles Angebot- bei Platon sind das die Ideen, die Formen, das werde ich im Einzelnen Ihnen ein bisschen vordemonstrieren wie man da hinkommt. Um ein solches anspruchsvolles Angebot zu machen brauch ich ein Schockeffekt, das liegt im Begriff Anspruch schon drinnen, brauch ich eine Steilstufe, brauch ich eine Lernkurve, die einigermaßen steil verläuft. Möglicherweise sogar ein Umdenken, eine Neuorientierung und zwar Orientierung auf ein vorgegebenes Idealziel. Dieses vorgegebene Idealziel ist- und das ist jetzt der Punkt- einerseits nirgends vorhanden. Es ist nicht, dass ich das irgendwo lesen könnte, das ist genau der Teil der Praxis. Es muss ein Teil der Praxis sein, dass ich diesen Switch nach dem ich mein Leben orientiere, nach solchem Ideal vollziehe. Ich habe nichts davon wenn ich es nachlese. Wenn Sie Epiktet, Marc Anton- alle diese griechischen Weisheits- und Lebenslehrer lesen- Ich weiß nicht ob es Ihnen so geht wie mir- das klingt alles so klug. So, Lebensweisheit, was mach ich mit einer Lebensweisheit? In dem Moment wo diese Fakten als Lebensweisheiten auftreten, haben Sie nicht verstanden worum es in dieser so orientierten Philosophie geht. Sie müssen es in sich selbst aufnehmen und realisieren.

Die Verknüpfung Bildung und Datenbank

Das ist der Anspruch der philosophischen Praxis. Und die Schwierigkeit ist jetzt die und das ist für mich die Schwierigkeit des Bildungsbegriffs, wo der Bildungsbegriff rüberkippt auf die Datenbanken und auf das sozusagen auf das Erfassbare, Materielle, Planbare, Programmierbare. Es muss auch einen Strang geben, in dem diese Ideale vorgegeben und verwaltet werden. Es muss jemanden geben, der die Ziele festlegt, der die Form vorgibt nach der hin man Ausschau hält. Es muss eine Kenntnis der Umstände geben. Es muss eine Vorgabe für den Entwicklungsprozess geben innerhalb derer der Entwicklungsprozess erfolgreich sein kann. Und diese Vorgabe, die den Entwicklungsprozess als Plan und Ziel bestimmt, das liegt in der Entwicklung. Es gibt keine Entwicklung auf nix hin. Der Begriff Entwicklung ist ein Vorlauf, eine Vorgabe von worauf sich’s hinentwickelt und diese Vorgabe von worauf sich’s hinentwickelt ist ein Schema, das für die Bildungsdiskussion, für die Entwicklung von Lernprozessen wichtig und wesentlich ist, obwohl es- so wie ich es jetzt beschrieben habe- gerade nicht die Charakteristika eines verantworteten, diskussionsvermittelten Prozesswissens hat. Also Bildung ist nicht, ich fange irgendwo an und orientiere mich und schaue dann ob ich da irgendwie hinkomme. Also zumindest nicht die Bildung in der Tradition des Antiken. Das wär ungefähr so wie- ich kann das vielleicht gleich direkt mit dem Hinweis auf das platonische Zentralbild des Höhlengleichnisses sagen- damit Sie den klassischen Bildungsbegriff kriegen, brauchen Sie unter und über der Erde Dichotomie. Das wär ja nicht notwendig. Sie könnten eine ganz andere Beschreibung der Geografie des Aufenthalts des Menschen machen. Inseln, Berge- das ist schon wieder ein bissl kritisch, ich mein Berge sind in bekannter Weise auf Grund des Höhenunterschieds und das Meer auch eine Tiefe- aber die Geografie, die Topologie, die Sie verwenden, um diese praktischen Übungen im Gedanken gestütztem Leben durchzuführen. Auf diese Topologien kommt es doch entscheidend an. Die Topologie mit der wir in unserer Tradition arbeiten ist eine Topologie, die Sie hier sehen. Sie kennen das alles. Ich brings Ihnen nur kurz zur Erinnerung. „Ein Dialog ist in der Tat nur dann möglich, wenn der Gesprächspartner wirklich ein Gespräch führen möchte, wenn er also tatsächlich die Wahrheit finden will, wenn er mit ganzer Seele das Gute erstrebt und damit einverstanden ist, sich den rationalen Anforderungen des Logos zu unterwerfen.“ „Gerade weil sie den Anforderungen des Logos unterworfen und weil sie eine Übung des reinen Denkens ist, ist die Seele vom sinnlich Wahrnehmbaren und ermöglicht es ihr sich zum Guten zu bekehren. Das ist ein Weg, der den Geist zum Guten führt.“

Und da komm ich jetzt vielleicht abschließend auf das Menschenrecht auf Bildungsvideo schnell zu sprechen und auf diese kleine Einstellung, wo die Bikinifrau und der Badehosentyp von der Reling hinunterspringen und ins Bodenlose fallen. Und –ich weiß nicht ob sie’s genau dazu singen- aber „ich hab ein Menschenrecht auf Lust“ singen. Also eine Form von von Weltwahrnehmung, die genau überhaupt nichts zu tun hat mit dieser Form von Platon für Aufsteiger, die also in dem Video mit dem Titel „Menschenrecht auf Bildung“ noch etwas hineinnimmt, was in Wirklichkeit gar nicht dazu passt, systematisch nicht dazupassen kann. Und das ist kein Vorwurf, das ist einfach der Ausdruck, der hier gewählt ist, der aber darauf hinweist und in Erinnerung ruft, dass welche Zonen, Verhaltensweisen, welche Optionen von Leben es gibt, die jenseits, außerhalb, quer zu dem Bildungsthema liegen.

Ich danke Ihnen!