Benutzer:Andyk/Eklektisch: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 23. März 2014, 17:43 Uhr

Eklektisch

Ausgewählte Stellen von: "Ulrich Johannes Schneider: Über den philosophischen Eklektizismus" In: A. Steffens (Hrsg): Nach der Postmoderne. Düsseldorf 1992, S. 201–224.

Der Eklektizismus bezeichnet die Bereitschaft, im Innern der Philosophie 
selbst eine interpretatorische Beziehung zur philosophischen Vergangenheit aufzunehmen.
[...]
Ein Eklektiker vermeidet es um jeden Preis, in die Geschichte zu "fallen", 
gerade weil er die Gefahren und Risiken im voraus studiert hat, denen er dort 
ausgesetzt wäre. Die Geschichte zu kennen dient ihm als Mittel, sich davon zu distanzieren.
[...]
Die Position des Eklektikers ist die des Respekts für die Tradition, 
die er als Argument gegen die Modernität versteht, wobei er gleichzeitig 
über den bloßen Hinweis auf die Schätze der Vergangenheit hinauszugehen bestrebt ist 
und sie in ihrer Aktualität zu begreifen sucht.
[...]
Für den Elektiker ist es [... wichtig] die Vernunft in der Mitte 
der Verschiedenheit aller ihrer Formulierungen zu retten.
[...]
Das Auswählen des Eklektikers setzt [...] ein Auslegen voraus.
[...]
[Der Eklektizismus will] die vergangenen Formen der Philosophie nicht verwerfen [..], 
weil er darin sich selbst implizit anwesend sieht.
[...]
Die eklektische Philosophie, und in diesem Sinn die Philosophie schlechthin, kann [..]
in genau dem Moment angetroffen werden, in dem sie noch keine "Schule gemacht" hat, 
in dem sie sich anderem Denken gegenüber frei definiert.
[...]
[Die Philosophiegeschichte wird] zu einer Geschichte ehrlicher Ketzer.
[...]
Die Aufgabe und der Einsatz eines [...] Philosophen ist [..] die Unterbrechung 
der dogmatischen Tradition, ihre praktische Umsetzung oder ihre Neuorganisation 
nach Maßgabe der philosophischen "Gegenwart". Es ist [...] der Moment, 
in dem der Philosoph als einer auftritt, der [...] vielmehr mit seinen eigenen Augen 
als mit anderen sieht. Das bedeutet auch, daß die vom Eklektiker für die Gegenwart geforderte 
und in der Vergangenheit entdeckte geistige Unabhängigkeit keine eigene Tradition haben kann - 
wenn nicht diejenige, von der sie sich zu emanzipieren versucht, nämlich 
die dogmatische Tradition der Philosophie. Auf diese Tradition sich zu beziehen, 
und nicht skeptisch oder sonstwie enttäuscht sich davon abzuwenden, 
macht die Stärke des Eklektizismus aus[.]
[...]
Das ist der Anspruch des Eklektizismus: die Wahrheit überall zu suchen, 
bei den "Alten" wie bei den "Modernen".
[...]
[D]er Eklektiker [sucht] die Wahrheit sowohl in der Beobachtung der Natur, 
als auch in der Überlieferung.
[...]
Man muss das Denken und die Arbeit eines anderen nicht als das Ende des Wissen[s] verstehen, 
sondern als Mittel zur zukünftigen Vervollkommnung desselben.
[...]
[Der Eklektiker nimmt] den Streit der Meinungen völlig ernst[.]
[...]
Während er einerseits Lebenspraxis und spekulatives Denken zu vermitteln sucht, 
[begründet] der Eklektiker [..] keine Pädagogik[.]