Benutzer:Andyk/Badiou/weltenwandel

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Version vom 3. August 2012, 00:05 Uhr von Andyk (Diskussion | Beiträge) (start with first lecture notes)
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Die folgende Übersetzung basiert auf den Notizen von Daniel Fischer zu einem Seminar von Alain Badiou mit dem Titel Que signifie « changer le monde » ? (Was bedeutet "die Welt verändern"?). Das Seminar fand an der École normale supérieure in Paris zwischen 2011 und 2012 statt. Es ist die Fortsetzung des gleichnamigen Seminars im vorhergehenden Studienjahr 2010-2011. Übersetzungsfehler gehen zu Lasten der Übersetzers. Auf der Diskussionsseite finden sich Anmerkungen sowohl bzgl. Übersetzung als auch Auseinandersetzungen mit dem Übersetzten. Korrekturlesungen und Kollaborationen sind erwünscht. --Andyk 20:00, 1. Aug. 2012 (CEST)


Was bedeutet "die Welt verändern?" (2011-2012)

Argument

Der Ausdruck "die Welt verändern" hat schon eine ziemlich lange Geschichte. Im 19. Jahrhundert wurde unter der Dominanz der Geschichtsphilosophie verkündet, dass Veränderung eine kontinuierliche Fortsetzung des Fortschritts sei. Im 20. Jahrhundert hat sich dies - unter der Dominanz der Prometheus-artigen politischen Projekte - gedreht in Richtung eines Bruchs, einer radikalen Innovation, einer Avant-garde und der Konstruktion eines Staates, der verantwortlich wäre für die schnellere Verkörperung einer Idee, welche nicht davon ablässt, dass eine neue Welt sowohl möglich als auch nötig ist.

Heute sehen wir gut, dass man die Frage nach wirklicher Veränderung wieder ganz aufnehmen muss, jenseits der folgenden Antionomie: entweder totaler Bruch, was der Erzeugung eines "neuen Menschen" entspricht oder installierte Kontinuität (Kapitalo-Parlamentarismus) der ständigen Innovation, welche nichts weiter ist als der Beweis für niedergehende Obsoleszenz, die vorher hergestellt wurde.

Es muss für jeden Akteur der Veränderung ein möglicher Indikator seiner Handlung existieren, eine Invarianz welche erlaubt zu sagen, dass Veränderung real ist für ein Subjekt. Dies erfordert, dass das Subjekt beides ist: Prinzip der Bewegung und ausreichend Unbeweglichkeit um Realität und Ziel (der Veränderung) behaupten zu können. Wir haben im letzten Jahr gesehen, dass das Problem dasjenige des subjektiven Ortes ist, von wo aus - in einer subtilen Dialektik der Immanenz und des Entzugs - begreifbar wird, dass es sich um eine orientierte Veränderung handelt. Wir hatten die Möglichkeit uns der Schule der "arabischen Revolution" stellen zu können, dessen Prozess noch lange nicht abgeschlossen ist. Wir haben zuerst die notwendigen Konzepte eingeführt um das zu denken, was eine "Welt" ist, sowie die Operatoren ihrer Veränderung. Wir haben Hindernisse gefunden, darunter auf die Identität bezogene Hindernisse (staatliche Fiktionen, trennende Bezeichnungen (noms séparateurs), ...). Diese ganze Arbeit hat uns erlaubt bei einer provisorischen Definition darüber anzukommen, was eine politische Wahrheit ist, das heißt ein Orientierungsprinzip der realen Veränderung in der Geschichte des Kollektiv-Menschlichen: Eine politische Wahrheit ist das organisierte Produkt eines gewaltigen populären Ereignisses bei dem Kontraktion, Intensivierung und Lokalisation eine fiktive Objektidentität des Staates, die einhergeht mit trennenden Bezeichnungen, ersetzen durch die reale Präsentation einer generischen Kraft der Vielheit.

Diese Definition von der wir den Sinn wiederholen werden, wird uns dieses Jahr als Startpunkt dienen, um unsere Untersuchung zu erweitern und auf strikte Art auf die Anfangsfrage zu antworten: Kann man eine Veränderung der Welt identifizieren und auf ihren Anfang hinarbeiten?

9. November 2011

Diese Frage - was bedeutet der Ausdruck "die Welt verändern" - zieht Bilanz aus einer langen Periode, in der die Idee einer Veränderung der Welt als eine leicht kriminelle Utopie betrachtet wurde. Diese Idee würde die Realitäten der Welt (des réalités du monde) nicht berücksichtigen, nicht ihre Trägheit, nicht ihre Widerstände gegen die Veränderung der invariablen menschlichen Natur, gegeben seine Interessen, etc. Es ist eine polemische Frage, da sie versucht die Frage anders, im Grunde als Frage der Resignation aufzufassen: Resignieren wir nicht an den prinzipiellen Formen der gegenwärtigen Welt, dem Erdrutschsieg des globalen Kapitalismus, welche grob gesagt eine verbotene Opposition gegen das Reale in den Ideen (le réel aux idées) des 19. und 20. Jahrhunderts bedeuten? Erfordert das nicht eine Transformation der Welt, eventuell gemäß bestimmten Prinzipien? Die konservative Idee ist die Idee, daß sich die Welt nicht nach Prinzipien beugen lässt, dass die Welt eine Art intrinsischen Widerstand hat, der abziehen muss (dont il faut partir), dass man der Welt eine andere Richtung geben kann, aber dass ihr Gesetz nicht unterbrochen oder radikal modifiziert werden kann. Die naive und natürliche Antwort von heute ist dass man fertig ist mit den Ideologien einer Veränderung der Welt. tbc

Welt

Existenz

7. Dezember 2011

todo ...