Benutzer:Eli/WS10-Cypl-10-17 12 2010

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Einleitung oder der freie Markt der Transkriptionen

Ich beginne vielleicht am sinnvollsten mit einem Hinweis auf eine exemplarische Mitschrift – das ist eigentlich nicht nur einfach eine Mitschrift, sondern es ist eine Bearbeitung der vergangenen Vorlesung. Sie haben hier eine besondere extra Möglichkeit, da Sie nämlich einerseits meine Stotterer und Fehler mitverfolgen können indem es eine mehr oder weniger wörtliche Mitschrift gibt. Dann gibt es aber auch diese Überarbeitung, die mit Bildern ausgestattet ist, in der die eine oder andere Unklarheit, die von mir produziert worden ist, auch ausgebügelt ist, und in der es zusätzliche Anmerkungen von Benutzer Fiede gibt, der etwas über die Einsatzmöglichkeiten von C++ sagt und auch etwas eingestellt hat, das noch erläuternd und erklärend über interaktive Texte ist. Das ist eigentlich genau so wie es sich gehört, das ist ein ausgesprochenes Service und es dient jedem dazu sich zu orientieren und den Inhalt der Vorlesung auch vor Augen zu haben. Ich nehme das auch noch einmal zum Anlass zu dem anderen Punkt Stellung zu nehmen, nämlich wie es mit den Beiträgen für diese Vorlesung aussieht: es gibt hier bereits eine ganze Reihe von Vorlesungen, die eingetroffen sind. Ich bitte Sie zu überlegen die weiteren auch noch zu machen.

Wenn ich es jetzt wirtschaftstheoretisch sagen darf, gibt es auf der einen Seite die Idee des freien Marktes, aber dann gibt es auch market failures, das heißt es gibt bestimmte Schwierigkeiten der Kooperation. Ich bin hier immer der Auffassung, dass Kooperation etwas Gutes ist, worauf man sich verlassen kann und verlassen soll und die sich selber regelt. Bei uns ist bei der Regelung der Transkriptionen eine kleine Unstimmigkeit aufgetreten. Wenn ein Marktfehler auftritt, ruft man gleich nach dem Staat, der das entsprechend organisieren soll. In dem Fall bin ich der Vertreter des Staates und lasse es mit einem Appell bewenden. Bitte überlegen Sie sich, wenn Sie das übernommen haben, die Sache über die Weihnachtsferien zu machen. Andernfalls gibt es ein paar Leute, die bereit wären das zu übernehmen, sodass wir das dann umverteilen können. Soviel zu der Technik.

Nachtrag I: Zur Ontologie

Ich habe zum Thema der vergangenen Vorlesung jetzt noch etwas nachzutragen, das ein bisschen zu erweitern und das knüpft auch an die überarbeitende, erläuternde Transkription des Benutzers Fiede an. Er hat auf seiner eigenen Wiki-Seite etwas zu meinen Überlegungen zu Objekten und Klassen hinzugefügt. Und zwar ist er auf Ontologien zu sprechen gekommen, was ausgesprochen sinnvoll und als Erweiterung wichtig ist. Ich hätte selber daran denken können, vor allem wenn man über Platonismus spricht. Ich sage Ihnen kurz wie es auf der Darstellung dieser Seite aussieht: So wie eine Klasse das Konzept eines Dinges der wirklichen Welt repräsentiert, eine Instanz einer Klasse eine einzelne Ausprägung ist, moduliert eine Ontologie in der Informatik einen Bereich der Realität der grundsätzlich auch instanziiert werden kann. Ontologien in dieser Redeweise sind etwas, das für PhilosophInnen von vornherein ein gewisses Kribbeln erzeugt, weil Ontologie einen gewissen Status hat.

Warum kribbelt es hier?

Seit Beginn der Philosophie ist Ontologie eine ihrer Basisdisziplinen. Ich habe im vergangenen Semester zum Beispiel über Parmenides, einen der wirklichen Anfangsväter der Philosophie, gesprochen. Er beginnt damit was zu sagen möglich ist: es gibt etwas, es ist. Das Sein on ist das Partizip von einai. Ontologie ist über das was ist und ein entscheidender Strang in der Philosophiegeschichte geht über dieses Stichwort, über das ich mich jetzt hier im Einzelnen nicht näher verbreitere. Ich sage Ihnen das nur im in Erinnerung zu rufen, dass das etwas ist, das für die Philosophie zum absoluten Wesensbestand gehört. Stellen Sie sich jetzt vor, Sie sind eine Theaterwissenschafterin und Sie haben als Teildisziplin in der Theaterwissenschaft Betriebwirtschaft gewählt. Also Sie sagen dann zum Beispiel: Was in einem Betrieb wirtschaftlich passiert, das ist doch wirklich eine Theateraufführung, ist wirklich ein großes Theater. Dann wird jemand, der Ökonomie studiert hat sagen: Was? Betriebswirtschaftslehre? Da kenn ich mich doch aus. Was ist denn das, die Theaterwissenschaft betrachtet das als Theater. Ich bin da nicht ganz sicher ob das passt.

Das nenne ich Ihnen nur als Beispiel dafür wie das Kribbeln zu verstehen ist, wenn Philosophie, die so einen historischen Erstanspruch auf das Thema Ontologie hat, hört, dass die Informatik etwas mit Ontologien zu tun hat. Aber, und das ist der Wert dieses Hinweises, den ich gerne aufnehme, im Rahmen dessen was ich Ihnen über Platon darstellen möchte, hat das eine gewisse Stimmigkeit, die ich aufgreife und zu der ich aber auch noch etwas sagen möchte als Replik quasi auf diese Gastverwendung des Wortes Ontologie. Gastverwendung ist natürlich von der Philosophie schon etwas hochnäsig gesagt, denn warum dürfen die das Wort Ontologie nicht genauso verwenden wie die Philosophie, was da als Replik von der Philosophie kommen kann.

Ontologie – Klassen und Objekte

Ich kann das mit der Ontologie vielleicht am schnellsten dadurch aktualisieren und in Erinnerung rufen, indem ich nochmal erwähne was ich Ihnen das letzte Mal schon kurz gezeigt habe, dass es als Beispiel in Form 7 nicht nur so etwas wie Klassen und Objekte und Instanziierungen davon gibt. Es gibt also zum Beispiel nicht nur den Danube Entertainment Park und es gibt an der Stelle auch nicht nur eine ganze Reihe von Ausstattungen, von Möblierung der Welt, wie diese so in etwa aussieht wenn man zum Prater gelangt, sondern es gibt dafür auch einen Weltrahmen. In der virtuellen Welt, in der man sich vorstellt, dass man zum Prater geht, also in dieser interaktiven Textwelt in der wir nach Süden nach Norden, nach Osten, nach Westen gehen können, wo wir verschiedene Gebäude und auch Personen sehen, die bestimmte Funktionen haben und mit uns sprechen können, die aber auch verschwinden können und denen wir entgehen können, dort können wir zum Beispiel auch so etwas wie eine Mülltonne finden, auf die wir hinaufsteigen können um dadurch ein Fenster zu erreichen, das sich oben in der Geisterbahn befindet, sodass wir uns in die Geisterbahn hineinschwindeln können – das sind alles Beschreibungen, die nicht so funktionieren dass man eine bisher von mir suggerierte Situation hat, nämlich: es gibt eine Mülltonne, es gibt einen Eingang, es gibt ein Vergnügungscenter, es gibt eine Kassa, sondern diese verschiedenen Objekte sind passend in eine Welt hineingebaut und die sind, wie letztes Mal auch schon angedeutet, aufeinander abgestimmt. Die haben bestimmte Kapazitäten und Fähigkeiten, welches die states sind, und sie haben auch einen state change, nämlich die Möglichkeit diese states und Kapazitäten aufgrund von Eingriffen von außen in das jeweilige Objekt zu ändern.

Ontologie – Modellierung erzeugt und erfüllt Bedürfnisse

Es gibt hier eine sehr schöne Exemplifikation von dem was wir uns als Ontologie eines Museums vorstellen können, das sich mehr oder weniger von selbst erklärt – ich habe das letzte Mal nicht mit Bildern sondern mit Tönen gearbeitet. Ich sage Ihnen das jetzt also mit Tönen obwohl Sie sich das auch leicht umsetzen können. Wenn ich bei den Tönen bleibe gibt es also so etwas wie Objekte wie zu Beispiel CDs oder Schallplatten und es gibt die Möglichkeit eine CD zu rippen. Wenn Sie eine CD rippen, haben Sie auf dem Computer ein Objekt und zwar ein soundfile und dieses soundfile können Sie benennen, abspielen. Das ist schön und gut, es ist aber nur die Hälfte von dem was schön und gut ist. Was mindestens so wichtig ist: wenn Sie einmal 420 von diesen Objekten haben und Sie sich überlegen dass diese Objekte bloße Namen haben und diese Seiten und Seiten füllen, dann können Sie sich eigentlich nicht mehr leicht orientieren und Sie brauchen dafür bis Sie sich entschieden haben was Sie jetzt hören wollen ungefähr so lange wie die Zeit die Sie dafür aufwenden um das dann tatsächlich zu hören was Sie hören wollen. Das heißt, es ergibt sich aus der Logik dieser Verläufe relativ rasch der Wunsch zu sagen, dass dieses soundfile-Objekt eigentlich eine innere Struktur haben und in sich gegliedert sein sollte, da es nicht nur ein sound-event ist, sondern weil da ja viel, viel mehr darin steckt. Sie haben es gekauft weil das Enrico Morricone ist und weil Sie zum Beispiel gerne Musik zu Italo-Western hören. Das ist ja der Grund warum Sie das gekauft haben und nicht deshalb damit Sie ein soundfile haben. Das heißt es klafft eine Lücke zwischen dem digitalisierten Objekt, das Sie hier haben und der Welt, in der Ihr Wunsch und Ihr Interesse an dieser Art von Objekten entstanden ist.

Die Logik von dem was ich Ihnen jetzt darstellen möchte ist, dass diese soundfiles natürlich im Hinblick auf das Interesse, das Sie haben, modelliert werden können. Welches Interesse haben Sie in Zusammenhang mit diesen soundfiles? Um es ganz banal zu sagen können Sie natürlich folgendes Interesse haben: Ich habe gerade fünf Minuten Zeit um Musik zu hören, darum bitte ein fünf-Minuten-Stück. Das wäre vergleichsweise simpel. Das wahrscheinlichere ist, dass Sie sagen, Sie wollen jetzt diese Musik von diesem Komponisten hören, Sie wollen eine Interpretin des Namens xy hören. Wenn Sie das als Interesse haben, dann müssen Sie die soundfiles modellieren. Das ist mein Punkt, denn dann brauchen Sie eine Ontologie der MusikkonsumentInnen, die sie in einer ähnlichen Art und Weise wie Bilder in einem Museum formalisieren. Der Vorteil davon ist, dass es nicht einfach deshalb formalisiert wird weil es schön ist sich ein Ordnung zu erfinden, sondern damit Sie sich wie im Museum und wie in alten Buchhandlungen auskennen und damit Sie etwas leichter finden. Finden ist immer abhängig von bestimmten Bedürfnissen. Das heißt, in dem Wunsch etwas zu finden steckt eine Vorraussetzung dafür was Sie finden wollen. Wenn Sie die Antwort darauf haben wollen was Sie finden wollen, dann können Sie das nicht aus den Beschaffenheiten von Objekten ableiten, sondern müssen Sie zurückgreifen auf eine Modellierung der Wirklichkeitswahrnehmung und der Bedürfnislage, in dem Fall der MuseumsbesucherInnen oder der HörerInnen. Sie müssen diese modellieren, Sie haben dann einen ID3-tag, der es Ihnen möglich macht die nötigen Informationen Ihres soundfiles einzutragen, Sie kennen das vom i-pod wo es ähnlich verläuft. Was ich Ihnen an dieser Stelle deutlich machen will ist, dass das eine Ontologie ist, die an dieser Stelle in Kraft tritt – eine Ontologie mit genau den Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn man Platon hier informationstechnisch und philosophisch nimmt.

Schöne, bequeme Ontologie?

Ich werde ein paar Dinge in den Darstellungen, die ich als ceterum censeo gedacht habe, jetzt gleich einbeziehen. Das heißt, es wird eine Darstellung und eine philosophische Erläuterung gleichzeitig sein damit es für Sie griffig wird um welches Problem es hier geht. Eine Art und Weise um das speziell griffig zu machen sind diese Metabeschreibungen von CDs, die es ja weltweit im Web gespeichert gibt. Sie werden das womöglich vom Rippen kennen, worauf ich später auch nochmal zu sprechen komme. Im Moment ist das eine komplett einfach Geschichte: Sie kaufen sich eine CD, Sie legen diese in den Computer ein, der mit dem Netz verbunden ist. Das Programm, das die CD rippt, fragt automatisch nach der Nummer der CD, die Sie hineingelegt haben, in einer zentralen Datenbank, die cddb oder freedb.org heißt. Dort bekommt das Programm alle interessanten Metabeschreibungen nach dieser Ontologie und schreibt diese gleich in die von Ihnen gerippten mp3s mit hinein. Das sage ich gleich an dieser Stelle, da Cyberplatonismus auch etwas damit zu tun hat, dass diese Ideenkonstellation, diese Formenkonstellation, Ontologievorstellungen, die ich Ihnen hier kurz beschreibe, nicht einfach nur auf dem Papier geschriebene Sachen sind und dass das nicht nur Konzepte sind, sondern dass das in einem komplett global vernetzten Datenzusammenhang umgesetzt wird. An der Stelle meines Beispiels wird Ihnen sehr deutlich, dass Sie mit dieser CD, die Sie hineinlegen, sich quasi in einen Kontext einlinken, und das ist ein wirkliches Fußgängerbeispiel, aber in einem gewissen Sinn ist das ein Matrixbeispiel.

Sie linken sich also in einen Kontext ein, in dem ganz klar ist, dass diese CD ein solches Ding ist, das diese Art von Struktur hat, nämlich Künstler, Jahreszahl, Genre, usw. Sie übernehmen jetzt diese Ontologie, die in dieser Datenbank zu finden ist, für Ihren Gebrauch und dazu haben Sie ein gutes Recht- es wird Ihr Leben und Ihren Genuss erheblich erleichtern bis zu dem Punkt, der durchaus auftreten kann, an dem Sie für ein Ding kein Genre finden oder wo Sie sagen, dass das nicht dieses bestimmte Genre ist, um nur ein Beispiel zu nennen. Was passiert jetzt? Wenn ich es von mir beschreibe, dann ist es in einer gewissen Weise ein leises Moment von Schrecken, ein Gefühl von der Art und Weise, dass hier etwas nicht stimmt. Gehört das nicht hier hinein? Wieso hat das niemand vorgesehen? Das muss ich jetzt machen und wenn ich es mache, dann ist es doch subjektiv. Das geht doch nicht. Der Punkt ist folgender, dass Ihnen die schöne, bequeme Ontologie, in die Sie sich an dieser Stelle einlinken, Vorraussetzungen offeriert, die Sie möglicherweise nicht akzeptabel, fehlend oder nicht passend finden.

Objektorientierte Programmierung – bin ich das?

Ernsthafter ist es natürlich, wenn es um die Modellierung der österreichischen Bevölkerung geht, die zum Beispiel darin besteht, dass es entweder Katholiken oder evangelische oder nicht religiöse Leute gibt. Sie müssen die Volkszählungsunterlagen ausfüllen und Sie kommen mit der Unterscheidung, dass Sie eins von diesen dreien sind, nicht zu Rande. An der Stelle wird es greifbar wie schwierig es werden kann. Jetzt komme ich zur cyberplatonisch, -platonistischen Philosophiethematik: eine schlagwortartige, eine plakative Darstellung des Problems besteht darin, dass Sie, wenn Sie so eine Volkszählungserfahrung oder Datenbank-CD-Erfahrung haben, sagen, dass da jemand etwas für mich geplant bzw. die Technik etwas vorgegeben hat, das ich nicht bin. Das ist ein schönes Beispiel dafür, dass es einen Unterschied zwischen der verordneten Weltordnung und der persönlichen Erfahrung, also das was für mich selbst relevant ist, gibt. Das was für mich selber also wichtig ist bringe ich nicht in diese verordnete Welterfahrung unter. Daher lehne ich sozusagen diese verordnete Ontologie in einer Modellwelt ab, wende mich dagegen und bestehe auf meiner Individualität, klinke mich sozusagen aus. Ich bestehe auf meine Existenz. Das ist ein verständlicher Effekt und er ist auch speziell verständlich wenn Sie jetzt die Definition der Objektorientierung in den Kalkül mit hinein nehmen, da die Objektorientierung auf diese Weise angelegt und bei der Volkszählung zu machen ist. Das ist eine hochkomplexe Geschichte, in der Sie die Fragebogenauswertung und die Modellierung und so weiter organisieren müssen, da es sonst unter akzeptablen Bedingungen heutzutage nicht mehr geht. Für diese Art von Fragen sind eben diese drei Optionen vorgesehen. Eine automatische Auswertung der Volkszählung kann nicht davon ausgehen, dass es 20.000 Freitextbeschreibungen darüber gibt welchen Stellenwert die Religion bei bestimmten Personen hat. Das ist nicht vorgesehen, das ist nicht die Arbeitsaufgabe für die Programmierer. Die Programmierer sind meiner Erfahrung nach in der Regel ausgesprochen interessiert, nachfragend und flexibel. Sie wissen sehr genau, dass sie nicht irgendwas dahinsetzen können. Sie erkundigen sich was man denn so machen könnte, sind aber trotzdem von ihrem Auftrag her gezwungen eine bestimmte Einschränkung zu definieren und diese Einschränkung auf den ganzen Prozess aufzuprägen. Sich damit auseinanderzusetzen ist eine Aufgabe des philosophischen Nachdenkens über das, was die objektorientierte Programmierung einem an dieser Stelle vorlegt.

Was ich damit sagen will (ich hoffe das haben Sie zwischen den Zeilen gehört) ist, dass ich nicht ein Vertreter der Auffassung bin der die beiden Bereiche auseinanderdividiert, die Existenz und Ontologie, sprich, die individuelle Persönlichkeit und das informationstechnische Regime auseinander reißt. Ich habe Ihnen das Beispiel der CD-Datenbank genau gezeigt um Ihnen zu verdeutlichen wie praktisch und wie sinnvoll so etwas sein kann, nicht aber ohne verschweigen zu wollen, welche Komplikationen dabei auftreten können, und nicht ohne die Behauptung zu artikulieren, dass der wichtige Punkt der ist, Mittel zu finden, mit diesen Zusammenhängen umzugehen. So viel einmal zu dieser Ontologiefrage.

Nachtrag II: Spaghetticode

Jetzt noch eine zweite Reaktion, ein Hinweis auf Realgeizt, den ich hier einbauen möchte und der mir an dieser Stelle nochmal hilft das platonische Moment gegen das objektorientierte Moment im Platonismus deutlich zu machen. Erste Bemerkung: Im zweiten Hinweis hat Realgeizt darauf hingewiesen, dass die beiden Beispiele die sich hier drinnen über den Spaghetticode finden eigentlich nicht gut gewählt sind, weil die wirkliche Pointe des Spaghetticodes, dass man sich in der Fülle der Anwendungen wohin sich ein Programm unter welchen Bedingungen wenden soll (go-to Schleifen die ineinander geschachtelt sind). Diese gegen die Struktur eines Weltmodellierungsvorgangs in der Objektorientierung gesetzt, durch die Bilder nicht besonders gut dargestellt wird. Der Benutzer bringt dann ein Beispiel, dass die wirkliche go-to Spaghettisituation besser darstellt, worauf ich nachher kurz noch mal zurück komme. Er hat Recht mit dem Hinweis und der Kritik. Hier möchte ich noch einmal die platonische Problemstellung deutlich zu machen, die man nämlich sehr gut an dieser Bemerkung sieht. Kleine Nebenbemerkung: meine Vorstellung von einer Vorlesung ist genau die, dass man etwas sagt, dass Leute dann darauf reagieren und dass durch die Reaktion der Leute die Pointe die dann gesagt wird noch mal deutlicher herauskommen kann.

Platonismus – verschiedene Notationen derselben Idee

Ich habe hier die Zeichenkette 2,4,6,8,10 geschrieben. Gibt es Gemeinsamkeiten? Was fällt hier auf? Die Idee dahinter ist, dass wir verstehen was gerade Zahlen sind. Wir werden, ohne Formeln genommen, und mit einer Versuchsperson arbeitend die über das elementare Zählenkönnen hinaus ist, Erfolg haben, wenn wir ihr die Aufgabe stellen: Kannst du mir sagen was hier gleich ist und kannst du mir sagen wie die Zahlenreihe weitergeht? Das ist eine Versuchsanordnung die natürlich von mir da drinnen steht, das habe ich nicht dazugeschrieben weil das eine klassische Wittgenstein’sche philosophische Versuchsanordnung ist. Was sagen wir wenn die Person sagt: Als nächstes kommt 18? Dann sagen wir: Aha, sie hat verstanden dass man immer zwei dazuzählt, das kann man alles durch zwei dividieren, das sind gerade Zahlen. Das war meine Idee dahinter. Diese Gemeinsamkeiten drücken wir so aus: Sie hat verstanden was die Idee dahinter ist. Vulgärplatonismus sozusagen.

Jetzt hat P.W. in einer Bemerkung am 3. Dezember dazugesagt: Er tastet nicht daran, dass das die geraden Zahlen sind, aber diese Notation ist verbesserungsbedürftig, das kann man auch anders schreiben. Er hat das ausgebessert, ich hatte ursprünglich n+2 stehen, er hat dann 2n+2 gemacht und auch erklärt warum das geht. Wir haben an der Stelle zwei Notationen für das was die Versuchsperson verstanden hat. Wichtig zu sehen ist, was für ein Unterschied zwischen der Serie von Zahlen und der Notation ist. Auf einem anderen Abstraktionsniveau ist das die Notation einer Verallgemeinerung. Es täuscht teuflisch, weil das (2n+2) als ein mathematischer Ausdruck daherkommt und das (n+2) kommt auch als eine Art mathematischer Ausdruck daher (es ist nicht wirklich ein mathematischer Ausdruck sondern gebildet mit dem Vokabular der Mathematik). Aber beide leisten etwas komplett anderes.

Die spannende Bemerkung von Realgeizt ist jetzt die Folgende: In dem Moment, indem wir herausfinden dass man n+2 und 2n+2 als zwei verschiedene Notationen derselben Idee formulieren kann, (das sage ich jetzt) kommen wir dem Platonismus in einer ganz bestimmten Art und Weise nahe. Sein Vorschlag ist nämlich zwischen Form der Darstellung und Form zu unterscheiden. Das hier sind verschiedene Formen der Darstellung der Form. Wenn man sagt es gibt die geraden Zahlen und wenn man akzeptiert, dass die geraden Zahlen auf unterschiedliche Art und Weise abgekürzt werden können, die Idee abgekürzt werden kann, dann ist man dazu gezwungen einen Bruch anzusetzen. Ich vermute, das ist einer der Gründe warum in der Mathematik durchaus zahlreiche PlatonikerInnen zu finden sind. In der Mathematik ist das Bewusstsein sehr klar vorhanden, dass wir hier verschiedene Formeln verwenden können um auf dieselbe Idee zu kommen. Bei diesem Beispiel wird handfest klar, dass Ideen nichts Handfestes sind. Um sich hier verständigen zu können, arbeitet man mit unterschiedlichen Formen der Darstellung, die aber auch Formen derselben Sache sind.

Was hier noch ganz zentral drinnen steht, ist, dass mit diesen beiden Versionen auf etwas hingewiesen wird, was jenseits der Formen der Darstellung ist. Ganz wesentlich ist der Hinweis zu sagen: Wenn das nicht so wäre, dann würden diese beiden Formeln auseinander fallen. Dann wären wir nicht in der Lage uns gemeinsam über die geraden Zahlen mithilfe von unterschiedlichen Ausdrücken zu verständigen. Die platonistische Nichtkörperlichkeitsvoraussetzung für die Ideen ist geradezu zwingend dafür, dass wir erklären wollen, dass wir uns mit unterschiedlichen Ausdrücken über dasselbe unterhalten. Das schaut für sie vielleicht mathematisch aus und sie glauben das gibt es nur in der Mathematik, das gibt es aber nicht nur in der Mathematik.

Notationsvielfalt oder multiple-choice

Ich bringe Ihnen ein komplett simples Beispiel aus der Prüfung der Übung Einführung in die Philosophie: Eine Terminologiefrage zurückgreifend auf meine Vorlesung war: Erklären Sie mir was ein feature freeze ist. Ein feature freeze ist, wenn man in der Softwareentwicklung an einer bestimmten Stelle sagt, wir könnten jetzt noch vieles implementieren und machen, aber dafür, dass wir unsere Deadline im nächsten halben Jahr erreichen, müssen wir auf das verzichten. Wir sagen jetzt einmal es kommt jetzt nichts hinzu, die vorgesehenen Eigenschaften werden fixiert, kein neues Thema und keine neue Option kommt hinein. Wir arbeiten das aus was wir bisher haben, also eine Einfrierung von Features der Software. Der Punkt wo ich das eingeführt habe, nur um das zu Ende zu sagen, ist, dass ein feature freeze in einer Software anders funktioniert als die Abgabe eines Manuskripts bei einem Verlag. Eine Autorin, die bei einem Verlag ein Buch abliefert, hat etwas beendet auf eine Art und Weise wie ein feature freeze nicht funktioniert, das war der Hintergrund. In der Vorlesung habe ich das ungefähr so erklärt wie ich das eben getan habe. Von den 350 Antworten, die ich bei der Prüfung auf diese Frage bekommen habe, war ungefähr die Hälfte falsch, aber die die richtig waren, haben nicht das wiederholt was ich gesagt habe. Sie haben auf verschiedene Art und Weise beschrieben was ein feature freeze ist.

Stellen Sie sich jetzt vor wie man damit umgeht. Wenn ich jetzt objektoerientiert (das ist ein blöder Stänker von mir auf die Objektorientierung), also bürokratisch stur bin, will ich genau das hören was ich gesagt habe, es soll solche ProfessorInnen gegeben haben. Wenn es solche Leute geben sollte, dann können sie denen sagen, sie operieren nach guten IT-Kriterien, sie geben die Template aus und bei jedem Prüfling wollen sie eine Instanz dieser Template wiederfinden. Sie marschieren dort auf und betrachten die lehrende Person als object factory und Sie sind diesbezüglich ein object. Ein Grund warum multiple-choice Fragen so unglaublich beliebt sind ist, weil man das genau vormodellieren und automatisch prüfen kann und ein bisschen dieser Schwierigkeit entgeht, die ich hier gerade genannt habe. Dass das Schwierigkeiten macht, einfach nur repetetiv das noch mal zu sagen, darauf sind die Leute auch draufgekommen. Das heißt sie haben gesagt sie bekommen vorformulierte, bestimmte Optionen und sie müssen ihr Verständnis dadurch zeigen, dass Sie die vorformulierten Optionen ankreuzen oder nicht. Erstens: Der Anspruch einer Lehrperson, sagen zu können, ob das richtig oder falsch ist was diese Person als feature freeze beschrieben hat. Zweitens: Sagen zu können, diese 100 Antworten, die alle richtig sind, die alle anders lauten, sind alles richtige Antworten, das können Sie letztlich nur mit einer Form von Platonismus erklären, sag ich jetzt mal sehr kühn. Ich will nicht sagen, dass es nicht andere Arten der Erklärung (verhaltenstechnisch, pragmatisch, ...) gibt.

Eine hochverbreitete und für mein Verständnis akzeptable, plausible und diskutierenswerte Erklärung für das was da abläuft, besteht darin zu sagen, dass diese Personen verstanden haben was ein feature freeze ist, und zwar aufgrund von Vorgängen die in diesem speziellen Vorgang nicht modelliert sind. Es ist denkbar, aber eigentlich letztlich auch wieder nicht denkbar eine Definition des Begriffs feature freeze zu geben, die alle diese Möglichkeiten enthält die ich als richtige Antworten für feature freeze qualifizieren würde. Und an der Stelle hab ich meinen Kommentar zum Verhältnis von Philosophie und Objektorientierung vorweggenommen. In dem Moment indem sie in das Problem reinkommen und auf der einen Seite kognitive Gehalte zu haben, Propositionen, Begriffsdefinitionen, und diese Begriffsdefinitionen nicht einer Implementierung in einem Objektsinn, Instanzensinn unterziehen, sondern sie in dem Prozess des Verständnisses und der Diskussion zu nehmen, in dem Moment sind Sie mit den Begriffen anders umgegangen als in der objektorientierten Programmierung.

Kurz gesagt: Es gibt first-level keine Diskussion darüber, dass wenn eine Klasse bestimmte Zustände für ein Objekt vorsieht, dass diese Zustände in dem Objekt auch realisiert sind, und dass andere Zustände die dieses Objekt eventuell als Instanz haben kann nicht für die Klasse relevant sind. Das ist einfach eine Frage des Designs. In dem Moment indem das aber keine Softwarekonstrukte von Objekten sind, sondern Gegenstände sind, indem das zum Beispiel einzelne Antworten auf diese Fragen sind, indem das also in der wirklichen Welt so vor sich geht, dass wir für jede Bezugnahme auf diese Formen bestimmte Umstände und bestimmte Handlungszusammenhänge haben, in dem Moment gibt es die Möglichkeit einer Verhandlung, einer Rückkoppelung, die zunächst einmal in der objektorientierten Programmierung nicht vorgesehen ist. Dazu muss ich hinzufügen, dass das natürlich kein Abbruch ist. Gewöhnliche Verfahrensweisen in zusammenhängender IT-Implementierung funktionieren natürlich ganz genau so, dass man sich ansieht wie das funktioniert, was ich da modelliert habe. Dann kommt man drauf, dass drei Religionen vielleicht nicht ganz stimmen, dass man da vielleicht etwas anderes machen muss, und dann reprogrammiert man die Datenbank oder das entsprechende Muster. In der Reprogrammierung reagiert man auf die konkreten Erfahrungen die man mit dieser Modellierung gemacht hat, das ergibt eine Prozessschleife mit der sich PhilosophInnen vertraut machen sollten, statt auf einer Unabschätzbarkeit von Existenz zu bestehen. Das ist jetzt allerdings nur eine kleine Nebenbemerkung. Ich könnte mich da leicht verlieren, möchte das aber nicht tun.

Entity-Relation-Diagram oder was ist ein Sessel?

Das ist jetzt die kritisierte Darstellung bei der ich jetzt gleich weitermachen möchte. Kritisiert worden ist hier, dass das in Wirklichkeit ein so genanntes Entity-Relation-Diagram ist und kein Spaghetticode im Sinne der Abläufe von Programmier-events. Ein Entity-Relation-Diagram ist etwas das genau im Geist der objektorientierten Programmierung verläuft, das ist die Ironie hinter diesem Fehler. Es ist eine Modellierung der Welt nach bestimmten Voraussetzungen, die wie das Entity-Relation-Diagramm schon als Bezeichnung in sich hat, die etwas damit zu tun haben, dass es in der wirklichen Welt Entities gibt. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass man in Deutschen leicht und gerne Entities sagt, Seiendes ist schon ein bisschen zu stark philosophisch gekennzeichnet sind, aber Entities sind nichts anderes als Seindes. Entities sind nichts anderes als Seiendes. Entities sind Agenten, Rezipienten und so was ähnliches. Die haben Relationship wobei ich auf das jetzt nicht speziell eingehen möchte. Bestimmte Entitäten haben Beziehungen zueinander, und das passt natürlich genau in die Überlegungen über die Modellierung der Welt durch Dinge, Zustände und Abläufe die ich Ihnen dargestellt habe.

Was ich Ihnen noch als Weiterentwicklung für Ontologien zeigen möchte um das was ich Ihnen bisher gesagt habe einerseits an einer noch etwas anderen philosophischen Adresse anzumelden, andererseits um es auch im Zusammenhang mit Cyberspace noch ein bisschen deutlicher zu machen, ist jetzt ein Primitivfall von Ontologie. Nehmen wir einen Sessel. Das ist nur zur Veranschaulichung dessen gedacht worin das Problem besteht. Der Zweck warum ich mit dem jetzt begonnen habe ist das folgende Wittgenstein Zitat: Was ist ein Sessel? Wie sieht der Sessel aus? Sind das voneinander unabhängige Fragen? Die einzige Funktion des Satzes scheint es auf dem Gedankenklavier zu spielen, die Musik die er daraus hervorbringt, das Gedankengebilde, das ist der Gegenstand unserer Untersuchungen (Wittgenstein TS 213, 265).

Der Grund warum ich dieses besondere Beispiel genommen habe ist, weil von Wittgenstein selber die Überschriftsformulierung kommt: Was ist ein Sessel? Diese Frage lässt sich doppelt behandeln, nämlich im traditionell-philosophischen und im softwaretechnischen Sinn. Ich komme heute hoffentlich noch dazu Ihnen das Ding an der Frage zu zeigen: Was ist ein Buch? Andreas Kirchner hat versucht objektorientiert zu modellieren was ein Buch ist, in dem Sinn von welche features eines Buches entscheidend, unumgänglich, notwendig und hinreichend dafür sind was ein Buch ist um es in Softwarezusammenhängen darstellen zu können. Auf der anderen Seite, was ist ein Buch in der philosophischen Tradition? In der eher philosophischen Tradition ist Wittgenstein natürlich jemand, der nicht darauf zurückgreifen kann und will, dass es eine Idee eines Sessels gibt, die allen Sesseln gemeinsam ist, in einem banalen Sinn. Er geht folgendermaßen an die Sache heran indem er sagt: Wir müssen unser Gedankenklavier in Bewegung setzen, wir müssen schauen welche Implikationen wir für einen Sessel haben, in welchen Zusammenhängend brauchen wir Sessel, verwenden wir Sessel, beschreiben wir Sessel im Gegensatz zu etwas Anderem. Das wird von Ihm so ausgedrückt: Wenn ich sage dort steht ein Sessel, so hat dieser Satz Bezug auf eine Reihe von Erwartungen. Ich glaube ich werde dorthin gehen können, den Sessel befühlen, mich auf ihn setzen können, ich glaube er ist aus Holz, ich erwarte eine gewisse Härte, Brennbarkeit, etc. Die Einbettung dieses Objekts in eine Welt, das ist der wichtige Punkt. Hier ist eine Ontologie mit drinnen, Wittgenstein würde nie von Ontologie reden, er bringt sozusagen aus dem Begriff eine Reihe von Erwartungen herunter. Diese Reihe von Erwartungen haben alle etwas damit zu tun, wie sich dieses Ding in der Welt aufführt. Der Hinweis auf das Entity-Relation-Diagram ist insofern an dieser Stelle richtig, weil man sagen könnte, wenn ich auf dem Gedankenklavier spiele, was ein Sessel ist (das ist jetzt analog zu dem was ich Ihnen gesagt habe: Was ist eine CD, was sind Musikstücke auf einer CD), dann kann es gut passieren, dass es diese Komplexität hat. Das heißt die Tatsache, dass das etwas verwirrend aussieht, ist das was mich quasi darüber getäuscht hat, dass der Grad an Verwirrung der hier drinnen ist, nicht der Grad der Verwirrung des Spaghetticodes ist, sondern der Grad der Verwirrung, der Melodie die auf dem Gedankenklavier gestellt wird. Um Ihnen das noch mal deutlich zu machen, habe ich Ihnen das aus einer sprachlinguistischen Abhandlung, die es im Web gibt, zur Verfügung gestellt. Das ist etwas was Linguisten produzieren, wenn sie darüber nachdenken, wie Sessel einzuteilen sind. Es ist an dieser Stelle sehr eindeutig, dass man sagen kann, dass da eine Ontologie dahinter ist, und dass man aufgrund dieser Tatsache im Möbelgeschäft bestimmte Abteilungen definieren kann. Sie haben hier eine einigermaßen natürliche Folge aus dem, was Wittgenstein hier tut, die Überlegung, dass man ontologische Betrachtungen durchführen kann.

Ontologische Modellierungen im Cyberspace – Subjekt, Prädikat, Objekt

Der nächste Punkt, den ich versprochen habe, ist das Ganze jetzt noch auf Cyberspace zu beziehen. Ich möchte darauf hinweisen, dass die ontologische Modellierung von Dingen auf diese Art und Weise nicht nur in einzelnen Softwareprojekten oder linguistischen Projekten stattfindet, sondern dass Sie sich diese Frage auch im Hinblick auf die Summe der Informationen die es im Web gibt stellen können. Sie haben einen unglaublichen Informationsüberschuss im Web, der es BenutzerInnen möglich macht jeweilige Aufgaben zu erfüllen. Sie wollen zum Beispiel nachsehen wann ein Zug fährt, Sie wollen wissen ob ein bestimmtes Buch noch im Handel ist, Sie wollen nachsehen welche Sprechstunde eine Person hat, Sie wollen nachsehen wo sie gratis Filme bekommen. Das sind alles diverseste Informationen die im Netz vorhanden sind. Die gewöhnliche Zugangsweise zu dieser Fülle an Informationen, die im Web vorhanden sind, ist bei Google nachzufragen. Sie geben das Stichwort Davidson ein und bekommen 15 einträge von Harley Davidson und auf Seite drei vielleicht Donald Davidson, ein Philosoph. Das geht nach ihren mehr oder weniger klug und raffinierten Suchanfragen in dem Haufen verschiedenartigster Informationen, die sie hier finden. Die Sache die an der Stelle fehlt ist eine Ontologie. Die Zahlen, die Ihnen nämlich sagen wie viel so etwas kostet, die Zahlen die Ihnen sagen zu welcher Zeit der Zug abfährt, die Zahlen die Ihnen sagen welche Ziffern Sie eintippen müssen um einen Gratis-Download zu bekommen, sind zwar alles Zahlen die möglicherweise genau gleich aussehen, aber eine entscheidend andere Ontologie haben. Das Schlagwort des semantischen Webs sagt, dass es nicht reicht, dass sie mit Zeichenketten, die sie in Ihrem Verständnis als Suchanfrage eintippen, etwas bekommen was sie wollen, sondern es wäre doch viel schöner wenn wir die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, die es im Web gibt, modellieren könnten, wenn wir eine Semantik haben könnten, die einem gestattet den Informationsgehalt nicht im Sinne einer Einzelabfrage, die glücken oder nicht glücken kann, sondern im Sinn von automatisierten Strukturen, die genau eine ontologische Grundlage haben, formulieren zu können.

Um Ihnen ein Beispiel zu geben: das ganze Wissen, das in der Wikipedia vorhanden ist, ist Ihnen im Einzelfall zugänglich, wenn Sie auf Klagenfurt klicken. Sie erfahren dann wie viele Einwohner Klagenfurt hat, in welchem Bundesland es ist, wer der Bürgermeister ist, was die geographischen Koordinaten sind, die Geschichte, welche Parteien im Stadtparlament vertreten sind und so weiter. Wenn wir jetzt diese ganzen Infos, mit denen wir umgehen können wenn wir den Artikel lesen, auf eine Art und Weise formalisieren, die zum Beispiel den Eintrag „hat soundsoviel Einwohner“ herauszuheben automatisiert möglich macht, zu abstrahieren, und die Qualität soundsoviel Einwohner zu haben auf sämtliche Städte und Länder die es in der Wikipedia gibt umzusetzen. Sie hätten dann einen großen Gewinn, der darin besteht, dass Sie mithilfe einer kurzen Programmabfrage automatisiert eine Reihe der größten und kleineren österreichischen Städte generieren können. Sie hätten in dieser vielfältigen Informationslandschaft eine Struktur identifiziert, die sie herausarbeiten und mit der sie weiterarbeiten können. Wenn Sie zum Beispiel Bürgermeister einer Partei sind, könnten Sie eine direkte Darstellung darüber machen welche Parteien in Österreich welche Bürgermeistersitze innehaben.

Ich sage Ihnen das deshalb weil es das gibt. Es gibt die Umsetzung der Wikipedia in ein solches Ontologieformat. Ganz allgemein gesagt gibt es die ontology web language (owl). Insgesamt gibt es unter dem Titel linked open data ein riesiges Projekt, das darin besteht, dass unterschiedlichste Subontologien im Raum des Webs mithilfe eines ultraeinfachen ontologischen Modells erschlossen und miteinander in Beziehung gesetzt werden. Sie haben hier das Projekt Gutenberg, BBC hat sehr viel gemacht. Dbpedia ist das, was ich gerade beschrieben habe, Sie haben geographische, bibliographische, genetische, chemische Datenbanken, schon alles konsolidierte Datenbanken, die ihre eigene Ontologie haben und die aber jetzt noch extra mithilfe dieses ressource-description-framework verbunden werden. Diese ressource-description-framework ist ein simples Modell. Sie haben ein Subjekt, ein Prädikat und ein Objekt. Es ist besonders zugänglich, da es in der westlichen Tradition nichts einfacheres gibt als den Aussagesatz in der Philosophie, in der Logik. Sie haben etwas, das Eigenschaften hat, und sagen zudem, dass es Eigenschaften hat. Diese Konstruktion ist genau diese platonische Konstruktion: Es gibt den Sokrates und der Sokrates ist ein Mensch, das heißt der Sokrates hat eine Eigenschaft, diese Eigenschaft ist, dass er Mensch ist. Ich hoffe Sie wissen was ein Mensch ist. Menschsein ist eine Idee, eine Form, was auch immer. Diese simpelste Welterschließungsmodalität in der Philosophie (nicht nur in der Philosophie) wird an dieser Stelle deutlich.

Das eine ist interessant: es lässt sich für die Philosophie an der Stelle schon ins Treffen führen, dass die reflektierte Aufarbeitung von dem was eigentlich passiert, wenn wir die Welt so organisieren wie wir sie organisieren, dass die das erste Mal in diesem griechischen Kontext thematisiert worden ist. Diese Weltorganisation mit Subjekt, Prädikat und Objekt und mit einem Statement, das wir als gerichteten Graphen beschreiben können, ist die Basis davon, dass wir eine semantische Erschließung des Webs versuchen können indem wir einen neuen Zugang zu den Datenständen bekommen die da verborgen sind. Angesichts der Tatsache Sokrates ist ein Mensch ist, dass, wie ich so appellativ gesagt habe, ich hoffe Sie wissen ein Mensch ist, da natürlich eine kleine Falle drinnen ist, ein kleiner Problembereich mit drinnen ist, um es geradewegs hinaus zusagen: 15 Wochen-Fötus, ist das ein Mensch oder nicht? Da können Sie noch so viel objektorientiert programmieren, es wird klar sein, dass sie mit dem was Sie da objektorientiert programmieren, das steht hier jetzt für mich nur als Abkürzung für eine andere Geschichte, gesetztenfalls Sie operieren damit was in der Bibel steht oder was im Katechismus steht oder was sonst wo steht. Sie haben sozusagen diese Art von template und Sie antworten aufgrund Ihres templates auf die Frage, das ist ein Mensch oder ist kein Mensch. Sie kommen mit einem Fixthema, mit einer Fixorgansiation, so und so alt, Mensch, nicht Mensch. Es ist klar, dass ich an dieser Stelle nicht nur über objektorientierte Programmierung rede, sondern über eine Form der ontologischen Bestimmung der Welt, die es gibt, die wir brauchen, die aber gerade an solchen Fällen konfrontiert ist mit dem Problem, dass solche Ontologien selber umstritten sind und man vor der Frage steht: Wie gehe ich um mit diesen Ontologien? Das habe ich Ihnen auf eine weniger blutige Art und Weise hier unten dargestellt.

Das eine Ding will ich Ihnen vielleicht noch zur cloud-of-open-data (verlinkte offene Daten) zur Komplettierung vorlesen. Ein Zitat von Alexander Korth (sie finden das in den Links die ich oben hineingeschrieben habe): Typically, a data set contains knowledge about a particular domain, like books, music, encyclopedic data, companies, you name it. If these data sets were interconnected (i.e. linked to each other like websites), a machine could traverse this independent web of noiseless, structured information to gather semantic knowledge of arbitrary entities and domains. The result would be a massive, freely accessible knowledge base forming the foundation of a new generation of applications and services. (Alexander Korth: The Web of Data: Creating Machine-Accessible Information) Das ist das Versprechen der semantischen, auf der Basis bestimmter Ontologien beruhender Erschließung von Webinformationen.

Objektorientierte Programmierung – Was ist ein Buch?

Jetzt komm ich zu den Dissidenten und noch einmal zu Wittgenstein. Ich habe Ihnen eine Reihe von Sesseln dargestellt. Ich lese Ihnen noch ein schönes Beispiel von Wittgenstein vor, das in dieselbe Richtung geht: Der Sessel spricht zu sich selber: ... Wo spricht er es? In einem seiner Teile? Oder außerhalb seines Körpers in der Luft um ihn? Oder gar nicht irgendwo? Aber was ist dann der Unterschied zwischen dem Sprechen dieses Sessels und dem eines andern Dings das neben ihm steht? —- Aber wie ist es dann mit dem Menschen: wo spricht er zu sich selbst? (Wittgenstein MS 165, 205)) Mit dem Beispiel wollte ich Sie noch mal ganz kräftig auf das Problem hinweisen, dass Sie haben wenn Sie auf Basis solcher Entity-relationship-Diagrammen und Ontologisierungen herangehen die Welt zu bearbeiten. Diese Art von Problemen werden Sie nicht los und diese Probleme sind etwas, das Sie in die Problemstellung miteinbeziehen müssen um mit dem allgemeinen Thema um das es mir geht umzugehen.

Was ich Ihnen jetzt noch für Ihr eigenes Studium zeigen möchte, ist, wie das in Inform mit einem Übungsbeispiel der Objektorientierung aussieht. (sucht Infomaterial, von Hannes Alkin zusammengestellt, zeigt einen Quellcode für die Modellierung eines Buches) Der Zweck Ihnen das vorzustellen, ist, dass Sie sich an das Fahrrad erinnern, dass ich Ihnen das letzte Mal kurz angedeutet habe. Bei Java ist nur die pure, singuläre Syntax dargestellt. Hier werden die Sachen, die hier stehen, durch die Programmiersprache Inform, in dem Moment in dem Sie das Zeug kompilieren, in Mobiliar einer virtuellen Welt, in der Sie sprechen und bestimmte Aktionen starten könnten, umgesetzt. Sie sehen auch, dass das hier sehr hilfreich organisiert ist. Sie haben hier Arten, also Klassenobjekte und Werte. Das Erste, das Sie hier sehen, ist ein Buch und die erste Formulierung, die wie eine Beschreibung klingt, die aber gleichzeitig ein Auftrag ist, ein Softwarekonstrukt zu erstellen, ist A book is a kind of device. Das heißt, in Ihrer Ontologie haben Sie device – sozusagen eine Vorkehrung, etwas womit man etwas machen kann – und das ist sozusagen eine Überklasse. Device ist zum Beispiel unterschieden von so etwas wie Personen oder Räumen. Da können Sie nun im Einzelnen sehen, wie diese Art von Strukturierung stattfindet. Personen, die Sie konstruieren, haben etwas anderes als Räume, die Sie konstruieren, haben etwas anders als Devices, die Sie konstruieren. Ein Device ist zum Beispiel in der Regel bei Interactive Fiction, was Sie ein- und ausschalten, was Sie verlieren, oder jemandem geben können. Hier sind wir in einem Rahmen, wo es für philosophische Überlegungen ausgesprochen interessant sein kann, gerade auch wegen der Primitivität, der Einfachheit mit der man sich an der Stelle der Sache nähert. Sie haben in Ihrem Normalverständnis natürlich keine Schwierigkeiten zu verstehen und damit umzugehen, dass man einen Raum nicht einer Person geben kann. Oder dass man auch eine Person nicht einer anderen Person geben kann. Geben kann man nur ein Buch, oder einen Fernseher, oder einen Schraubenzieher, oder so etwas Ähnliches. Das heißt, indem Sie Buch definieren als Kind of Device (das ist ein wichtiger Bestandteil der Doktrin der objektorientierten Programmierung) erbt das Buch die Eigenschaften der übergeordneten Klasse. Also ein Buch ist eine Art einer Überart. Ein Device kann ein- und ausgeschaltet werden. An dieser Stelle sieht man schon sehr gut, dass das stimmen oder nicht stimmen kann. Wenn Sie sagen ein Buch ist eine Vorkehrung und Vorkehrungen haben es an sich ein- und ausgeschaltet zu werden, dann haben sie einerseits für das Buch durch Vererbung die Eigenschaft ein- und ausgeschaltet zu werden, Sie können das aber andererseits in diesem speziellen Fall modifizieren indem Sie sagen ein- und ausgeschaltet werden bedeutet für das Buch, dass es offen oder geschlossen ist. Was hat das Buch sonst noch? Das Buch hat einen Titel.

Zwischenfrage von einem Studenten: Wird die Überklasse, Device vom Inform vorgegeben oder wird die auch selber programmiert?

Rooms, Devices, etc. sind vorgegeben. Inform ist für den Anfang des philosophischen Gebrauches hilfreich. Sie haben eine Entwicklungsumgebung, die extrem komfortabel ist. Sie haben nämlich links den Sourcecode und sie haben den Compiler mitdrinnen, der Ihnen die entsprechende Welt erzeugt und Ihnen zu der Welt die entsprechende Weltdeontologie zeigt und auch die gesamte im Inform selbst schon vorhandene Ontologie, worauf Sie zurückgreifen können, aber das Device ist vorgegeben. Text kommt jetzt hier vor, weil das eine Textwelt ist, das heißt das Buch hat nicht einfach einen Titel. Wenn Sie eine Bibliographiedatenbank programmieren hat das Buch einen Titel, weil das wirkliche Buch einen wirklichen Titel hat. Das Softwarekonstrukt Titel des Buches ist das, wo der wirkliche Titel des Buchs drinsteht. In der interaktiven Textwelt ist der Text ein Text, den Sie aufrufen können wenn sie Fragen nach einer Beschaffenheit des Buches haben. Das Buch hat einen Text der sich Content nennt. Der Content des Buches ist usually sentences and pagenumbers. Sie konstruieren sich dieses Ding analog zu dem was ich Ihnen zu den CD’s gesagt habe. Und zwar so, dass Sie mit dem Buch so operieren wie Sie mit einem Buch wirklich operieren, zum Beispiel indem Sie Seite fünf aufschlagen. In dieser Rekonstruktion müssen Sie in der Buchklasse definieren. In dieser Buchklasse gibt es Sätze und Seitenzahlen welche zugänglich sind und Sie können die Seitenzahlen dann durchbrowsen. Jetzt müssen Sie weiter definieren wie die Seiten aussehen, welche Eigenschaft von Seiten Sie haben. Sie müssen die ganz intuitiven Eigenschaften der Mathematik die Sie für Seiten haben, nämlich dass Seiten der Reihe nach nummeriert sind, dass es eine linke und rechte Seite gibt, von der Struktur her festlegen. Als nächstes müssen Sie definieren was man mit diesem Buch machen kann, die actions. Switching on, switching off ist für device definiert, open und close ist wie das ein- und ausschalten umdefiniert wird. Dann müssen Sie die Aktion lesen definieren, danach die Aktion browsen definieren. Hier beginnt die Definition der Welt: the house is a room, the wall is backdrop, the wall is everywhere, description of wall, the blue browser is a book in the house. Das Spiel beginnt damit, dass Sie in einem Raum in einem Haus sind, wo es einen blue browser und einen yellow browser gibt. Der yellow browser ist das Reclamheft, das ja gelb ist. Sie können schauen was Sie mit dem yellow browser tun können: examine yellow browser, open yellow browser, Sie können die verschiedenen Seiten aufschlagen. Das ist eine ganz lockere, leichte Einstiegsweise in das objektorientierte Programmieren.