Aspekte des alltagssprachlichen Bildbegriffes (1): Unterschied zwischen den Versionen

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Hier ein Gedankengang, der zu den angegebenen Unterscheidungen führt:
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Zur Analyse von Bildern lassen sich folgende Unterscheidungen treffen:
  
Jedes Bild ist gegen die Umwelt abgehoben.
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Bild und Umwelt bestimmen einander gegenseitig. Diese Bestimmung hat zwei Aspekte. Erstens schließen einander die beiden Begriffe wechselweise aus, und zweitens läßt sich Umwelt doppelt charakterisieren. Sie enthält Elemente, die für das Bild relevant sind, und (sehr viel) irrelevantes Material. 
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<li>ein Bild <i>stellt etwas dar</i> (repräsentiert)
  
Der Inhalt eines Bildes wird durch Informationen unterschiedlichen Typs definiert. Die Grenze, die das Bild bestimmt, funktioniert anders, als seine innere Form. Die Darstellung -- aber nicht der Bildrahmen -- nimmt Anleihen aus der Umwelt.
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<li>indem es etwas <i>präsentiert</i>
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<li>und etwas <i>wegläßt</i>
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</ul>
  
Eine Grenze verläuft zwischen Bild und dem Rest der Welt, eine andere zwischen den vom Bild präsentierten Formen und dem Hintergrund, von dem sie sich abheben.
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<li>das Weglassen geschieht auf doppelte Weise: innerhalb des Bildes und durch Ausschließung vom Bildgehalt
  
Es gibt eine Fähigkeit, Bilder von Weltzuständen zu unterscheiden, und eine andere, zu erkennen, was auf ihnen dargestellt ist. Der Inhalt des Bildes ist (1) gegen die Umgebung <i>des</i> Bildes und (2) gegen die Umgebung <i>im</i> Bild abgesetzt.
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<li>"Bild-Radikal" kann man eine darstellende Gestalt nennen, bei der offen bleibt, <i>was</i> innerhalb des Bildes präsentiert und weggelassen wird
  
"Innere" Umgebungen für Bildinhalte lassen sich doppelt betrachten. Einerseits als Hintergrund, andererseits selbst als Inhalte. Die Türme brauchen einen Freiraum, vor dem sie sich abzeichnen, dieser ist - anders gesehen - der Himmel über New York.
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<li>aus einem solchen Bild-Radikal kann ein Bild werden, indem man die Präsentationskomponente festlegt
  
Das Panorama New Yorks kann verschieden ausfallen, je nachdem, welche Formen vor welchen Hintergründen präsentiert werden. In einem Darstellungsraum sind unterschiedliche Bilder möglich.
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<li>ein brauchbares Bild gibt an, was präsentiert und was ausgelassen wird
  
Bild und Nicht-Bild verhalten sich zueinander komplementär, während Inhalte eines Darstellungsraumes sich in der Regel differenziell zueinander verhalten. Ein Sonderfall ist jener Inhalt, der durch eine Darstellung gerade ausgeschlossen wird. Das Bild der Türme verhindert das Bild des Fehlens der Türme. Es steht zu seinem Pendent in einem Komplementärverhältnis.
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</ul>
  
[[Aspekte des alltagssprachlichen Bildbegriffes (2)]]
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<font color="darkred">Bilder sparen Sachverhalte auf zwei verschiedene Weisen aus.
  
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Die überwiegende Mehrzahl der Sachverhalte liegt ausserhalb des Darstellungsbereiches konkreter Bilder. <i>Im</i> Darstellungsbereich können sie Umstände pointiert nicht präsentieren ("beredtes Schweigen").</font>
  
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Zum Verständnis eines Bildes ist zweierlei erforderlich: Konturen der Darstellung <i>und</i> ein (weitaus größeren) Bereich, der für <i>diese</i> Darstellung keine Rolle spielt.
  
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[[Aspekte des alltagssprachlichen Bildbegriffes (2)]]
  
 
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Aktuelle Version vom 28. Dezember 2004, 10:01 Uhr

Zur Analyse von Bildern lassen sich folgende Unterscheidungen treffen:

  • ein Bild stellt etwas dar (repräsentiert)
    • indem es etwas präsentiert
    • und etwas wegläßt
  • das Weglassen geschieht auf doppelte Weise: innerhalb des Bildes und durch Ausschließung vom Bildgehalt
  • "Bild-Radikal" kann man eine darstellende Gestalt nennen, bei der offen bleibt, was innerhalb des Bildes präsentiert und weggelassen wird
  • aus einem solchen Bild-Radikal kann ein Bild werden, indem man die Präsentationskomponente festlegt
  • ein brauchbares Bild gibt an, was präsentiert und was ausgelassen wird


Bilder sparen Sachverhalte auf zwei verschiedene Weisen aus.

Die überwiegende Mehrzahl der Sachverhalte liegt ausserhalb des Darstellungsbereiches konkreter Bilder. Im Darstellungsbereich können sie Umstände pointiert nicht präsentieren ("beredtes Schweigen").


Zum Verständnis eines Bildes ist zweierlei erforderlich: Konturen der Darstellung und ein (weitaus größeren) Bereich, der für diese Darstellung keine Rolle spielt.
Aspekte des alltagssprachlichen Bildbegriffes (2)



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