Abstracts (Andrea Kremser)
Lerntheoretische Perspektiven auf digitale Medien an der Universität
Arnold, Patricia (2005): Einsatz digitaler Medien in der Hochschullehre aus lerntheoretischer Sicht. Unter: http://www.e-teaching.org/didaktik/theorie/lerntheorie/arnold.pdf [Zugriff: 20. März 2008].
Der Text stellt die Frage, welche Konsequenzen sich für die erfolgreiche Gestaltung digitaler Medien aus den ihnen zugrunde liegenden theoretischen Ansätze über menschliches Lernen ergeben, was letztendlich auf die Grundfrage zurückwirft, wie Menschen überhaupt lernen. Ausgehend von der Annahme, dass sich Vorstellungen über den Lernprozess, die Rolle Lehrender und Lernender und über Wissen sowie Wissensvermittlung direkt auf die Gestaltung von Lehre und deren Instrumentarien auswirken, werden Lerntheorien in ihren Voraussetzungen und Konsequenzen dargestellt. Zentral gestellt wird in der Analyse, dass behavioristische Lerntheorien den Lernprozess als von außen steuerbar begreifen, woran kognitivistische Lerntheorien trotz Betonung der aktiven Beteiligung Lernender festhalten, während konstruktivistische Lerntheorien mit dieser Idee brechen und je nach Positionierung davon ausgehen, dass Lernen als autonome, konstruktive Einzelleistung bzw. sozialer, kooperativer Prozess zu verstehen ist. In Folge werden Gestaltungsprinzipien medienbasierter Lehre beleuchtet, die – wenn auch nicht immer eindeutig – den unterschiedlichen Theorien zugeordnet werden können. Aufgezeigt werden zentrale Unterschiede in der Gestaltung von Drill & Practice Programmen (Behaviourismus), (intelligenten) tutoriellen Programmen (Kognitivismus) und der Versuch der Herstellung authentischer Lernumgebungen (Konstruktivismus). Zumindest ihrer Bezeichnung nach konstruktivistische Lernangebote dominieren die Hochschullehre, was kritisch hinterfragt werden sollte. In letzter Konsequenz würde dies das „Ende des Unterrichts“ (Kerres) bedingen, zumindest jedoch erhebliche Änderungen für universitäre Lehre in Richtung der Selbststeuerung Lernender bedeuten. Schlussfolgernd wird festgehalten, dass digitale Medien am ehesten erfolgreich eingesetzt werden können, wenn Lernen als komplexe soziale Handlung verstanden wird und mit den eingesetzten digitalen Medien Lernende in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe unterstützt werden.
Universitäre eLearning-Anwendungen in Idee und Umsetzung
Mathes, Martin (2002): E-Learning in der Hochschullehre: Überholt Technik Gesellschaft? In: MedienPädagogik 1-2 (=Themenheft 5, Lernsoftware – Qualitätsmassstäbe, Angebot, Nutzung und Evaluation). Unter: http://www.medienpaed.com/02-1/mathes1.pdf [Zugriff: 14. März 2008].
Der Beitrag geht der Frage nach, wodurch sich die Kluft zwischen ideal vorgestellten und real genutzten Möglichkeiten von eLearning-Anwendungen in der (Hochschul-)Lehre ergibt. Verfolgt wird die These, dass einfachere eLearning-Anwendungen sinnvoll eingesetzt werden können, sie aber auf Unterstützung traditioneller face-to-face-Lehre begrenzt werden sollten, während elaborierte eLearning-Anwendungen Änderungen der universitären Lehre insgesamt voraussetzen würden. Um diese These zu untermauern, wird nach einer Definition und den Implikationen von eLearning die Verbindung zwischen lerntheoretischen Ansätzen (Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus) und Gestaltungsprinzipien von Lern-Hilfsmitteln (Instruktions- und Problemlösungs-Prinzip) hergestellt. Kernargument ist, dass behavioristische Lerntheorien instruktionsorientierte Anwendungen erfordern, kognitivistische Lerntheorien die Basis für instuktionsorientierte oder problemlösungsorienterte Anwendungen bilden können und konstruktivistische Lerntheorien problemlösungsorientierte Anwendungen verlangen. Diese Einsicht wird mit den Erfahrung einer einfachen eLearning-Anwendung (Selbsttest-Einheiten des Web-Econ-Projekts für Volkswirtschaftslehre) in Bezug gesetzt, um diese bewerten zu können. Zentrales Argument ist, dass über die einfache eLearning-Anwendung wesentliche Fähigkeiten für wissenschaftliches Arbeiten weder vermittelbar, noch überprüfbar sind, wodurch sie traditionelle Lehre nicht ersetzen könnten. Nach der Analyse der Ursachen, die den Einsatz elaborierter eLearning-Anwendungen hemmen (individuelle und institutionelle Rahmenbedingungen, Lehrformen und -inhalte), wird der Schluss gezogen, dass aktuelle Hochschullehre einfache eLearning-Anwendungen durchaus sinnvoll, aber lediglich ergänzend zu traditioneller face-to-face-Lehre einsetzen kann. Die noch unausgeschöpften Möglichkeiten jüngerer Computertechnologien könnten für das eLearning in der Hochschullehre erst dann sinnvoll genutzt werden, wenn die traditionelle Lehre – vor allem deren Inhalte – überdacht und adaptiert wurde, um problemorientiertem Lernen den Weg zu eröffnen.
Erfahrungen der eLearning-Testphase der Universität Wien
Mesner, Maria; Rieder, Michaela; Zwiauer, Charlotte (Hg., 2006): eLearning beginnen. Die Pilotphase der Universität Wien. Frankfurt am Main: Peter Lang.
Der Sammelband stellt die Frage, welche Erfahrungen an der Universität Wien während der eLearning-Pilotphase von Lehrenden, TutorInnen und Studierenden gemacht wurden, um daraus Schlüsse für die Verbesserung der didaktischen Leitlinien der fortgesetzten eLearning-Strategie zu ziehen. Ausgegangen wurde vor der Implementierung davon, dass eLearning an der Universität Wien verankert werden muss, um den Kriterien der eBologna-Strategie nachzukommen, wobei die strategische Ausrichtung in Wien bewusst in Richtung Blended-Learning (Kombination von Präsenz- und Online-Lehre) erfolgte, statt Distant Learning („Fernuniversität“) einzuführen. In den Beiträgen aus unterschiedlichen Disziplinen werden Vor- und Nachteile des Einsatzes einer webbasierten Plattform in der Hochschullehre dargelegt und trotz unterschiedlicher Erfahrungsberichte ähnliche Erfolge bzw. Probleme im Umgang mit dem neuen Medium vermittelt. Zentrale Botschaft der Analysen ist, dass eLearning-Plattformen Hochschullehre nur dann erfolgreich unterstützen können, wenn ein durchdachtes, integratives Gesamtkonzept für eine Lehrveranstaltung vorliegt, in dem alle Elemente der Lehre didaktisch aufeinander abgestimmt werden. Wichtige Ergebnisse der Pilotphase werden im Schlussbeitrag zusammengefasst, um daraus Empfehlungen für die Folgephase abzuleiten.
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