9.12.2010 Friedlander, Jennifer (2008): Film Theory, Sexual In-Difference and Lacan’s Tale of Two Toilets

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Wiederum ein sehr interessanter Text, der mir das lacansche Puzzle begonnen mit dem Spiegelstadium, zu einem immer klareren Bild zusammenfüg, auch wenn mir nicht alles im Text verständlich war. Freuds Fall "Hans" und die Idee der differenzierten Umgangsweisen von Jungen und Mädchen mit dem Vorhandensein und Nicht-Vorhadensein des Penis, fand ich sehr aufschlussreich. Der Phallus als das Symbol des Mangels, dessen Stelle der Mensch zeit seines Lebens auszufüllen sucht, konstituiert so, doch das Problem des lebenslangen menschlichen Strebens schlechthin. Abgesehen von der Rollenverteilung der Geschlechter in der Gesellschaft, Was ist es denn, das die, zumindest zeitweise, eine monogame Beziehung zwischen zwei Menschen bedingt? Der Sexualtrieb? Die Geewöhnung an einen bestimmten Menschen, welche sich nach einiger Zeit einstellt? Ich kann mir gut vorstellen, dass, wie auch beim Kind - das ja auch der Lebensmittelpunkt, also der Phallus, das Objekt der Begierde - im Mittelpunkt der Mutter stehen will, auch der "Erwachse", wie wir auch schon ansatzweise besprochen haben, selbst der Phallus es anderen zu sein strebt, und im Gegenzug dieses die eigene Leerstelle, mit dem der Erfüllung des eigenen begehrt-werdens vom anderen, auzufüllen. Was ist das dann? Mir bleibt selbst bei diesen Gedanken einiges verworren!--Thomas Karner 15:20, 9. Dez. 2010 (UTC)


An der Stelle im Text, bei der es um Lacans Interpretation oder Auslegung der Freudschen Begriffe "Phallus" und "Kastration" geht wird klar, dass es Lacan nicht um körperliche, organische Dispositionen bei der Differenzierung der Geschlechter geht, denn er setzt die Prämisse, dass erst auf Grund des Eintritts ins Symbolische, diese Gegensätze geformt werden. Der Phallus, als Zentrum des Wunsches, um das sich das Symbolische, also die Sprache formiert, ist eine Stelle die sowohl vom Mann, als auch von der Frau besetzt werden will. Doch weder Frau noch Mann verfügen über solch einen Phallus, obwohl der Mann glaubt, er hätte ihn auf Grund des organischen Pentends, des Penis. Beide müssen sich damit abfinden, im Symbolischen, keinen zu haben. Seite 32: "(...)the sexual identity arises not from biological difference but rather occurs as as a result of the symbolic's indifference to the subject's need for a solid identity".--L.M. Steiner 15:36, 9. Dez. 2010 (UTC)


So habe ich das auch verstanden. Genau hier kommt ja die Geschichte von den beiden Toilettentüren ins Spiel. Erst das Symbolische, die Sprache bzw. die Signifikanten sorgen für die Geschlechterdifferenzierung. Äußerlich sind die beiden Türen gleich. Durch die Bezeichnungen „Ladies“ und „Gentlemen“ tritt dann erst die Unterscheidung hinzu und zeigt „…the penetration of the signifier into the signified.“ (S. 41) Eines ist mir aber noch nicht ganz klar: Warum lässt Lacan die beiden Kinder an der jeweils anderen Geschlechterposition ankommen? Die Autorin des Textes zitiert Rodowick, welcher meint, dass die sexuelle Identität „niemals ihr Ziel erreicht“. Was soll das heißen? --Philip Waldner 15:55, 9. Dez. 2010 (UTC)

Friedlander schreibt auf S.38: „The subject constructs a fantasy scenario to enable him/her to cope with the lack....The key issue, then, becomes whether a subject responds to the lack through the fanatsy position of Woman by structuring his/her libidinal economy around an active questioning of sexual identity. Or, by contrast, does the subject respond through the fantasy position of Man, by looking to confirm sexual identity through investing in the authority of the symbolic.“ Die betreffende Stelle hat im Laufe der Referatsvorbereitung einige Schwierigkeiten aufgeworfen, nämlich vor allem, was denn unter der „fantasy postion of Woman/Man“ zu verstehen sein soll.--SarahG 21:36, 26. Jan. 2011 (UTC)


Zur Formel der Sexuierung bzw. ihrer Hinsicht des Sprechens über das Geschlecht: Wir haben uns in der Sitzung darauf verständigt, dass durch den Diskurs der Anderen ein Geschlecht zugewiesen wird, das in gewisser Weise aber immer durch das Signifizierte bestimmt bleibt. Vor der Arbitraritaet gibt es stets Materialitaet. Nichtsdestotrotz, so die naheliegende Vermutung, besteht zwischen diesen beiden eine Art des reziproken Wechselspiels. Ein allgemeiner Exkurs über die Entwicklung bildgebender Verfahren und Visualisierungstechniken verwiese zumindest auf ebensolches. So wird wissenschaftlichen Bildern vermittels Autoritaet und einer Unmittelbarkeit des Sehens Ueberzeugungskraft zugesprochen. Der objektivierende Blick wirkt universal und neutral, beinhaltet aber einen bestimmten Standpunkt:

+ Bilder als Artefakte (weitläufige Reihe technologischer Möglichkeiten und Entscheidungen --> wer darf die Bilder interpretieren?)

+ Bilder als Instrumente der Wissensproduktion (Aenderung der Wissenserzeugung durch Visualisierung; Stabilisierung von Konzepten (Doppelhelix))

+ gesellschaftliche Auswirkungen bestimmter Visualisierungsformen, die Wichtigkeit vorwegnehmen (medizinische Praxis)

Im 19. Jahrhundert beginnen technische Repräsentationen die Erzählung des Patienten abzulösen (Stethoskop). Roentgendiagnostik ist Anfang des 20. Jahrhunderts aufgrund der vertrauten Skelettstruktur für die Anatomie schnell anwendbar, in der inneren Medizin muss sich das Sehen jedoch erst entwickeln und der Blick für das Pathologische herausgefiltert werden. Der Inhalt von Roentgenbildern ist demnach als komplexer Prozess zu verstehen, sie werden erst zu verlaesslichen Repräsentationen. Weiterfuehrend: Personenstatus des Ungeborenen; Positronen-Emissions-Tomographie etc. pp. Die Geschichte der Dominanz eines kontingenten, nicht inhärenten Signifikanten? F. Kos als--Zwakkelmann 12:50, 12. Dez. 2010 (UTC)


Der Prozess der Sexuierung ist ein dreiteiliger, im Rahmen dessen die Zuweisung eines Geschlechts durch den Diskurs nur einer von drei Teilen ist. (Als Sexuierung im eigentlichen Sinn wird der dritte Teil dieses Prozesses angesehen, der eine "Wahl", eine "Einordnung" auf eine von den beiden Seiten impliziert.) Mir ist nicht klar, was mit "immer durch das Signifizierte bestimmt bleiben" gemeint ist. Entspricht das Signifizierte dem Signifikat, dem Zeichen oder mehr als das: einem Sinnzusammenhang? Was ist damit konkret fuer das Geschlecht gemeint? Arbitraritaet und Materialitaet sind Ausdruecke aus unterschiedlichen Diskurszusammenhaengen. Dem linguistischen Zugang, aus dem die Thematik der Arbitraritaet stammt, ist die Materialitaet nicht zugaenglich. Was ist motivierend, hier eine Vorgaengigkeit der Materialitaet anzunehmen? --Uk 18:50, 15. Dez. 2010 (UTC)


Der Dreiteilung war/bin ich mir bewusst, deren engkarierte Bündelung geht jedoch zu Lasten einer konzisen Unterscheidung, insbesondere unter der Obhut eines subsumierenden Terminus, der schließlich im Wesentlichen auf die dritte und letzte Ebene als Resultat, nämlich der Wahl des Geschlechts, rekurriert. Der erste Punkt, natürlicher Geschlechtsunterschied, wirkt für sich genommen relativ schal, weshalb sich ein plakativer Bezug auf das Sprechen durchaus aufdrängt.

Das Angebot einer Vorgängigkeit der Materialität motiviert genau dann, wenn diese eine eigenständige Unhintergehbarkeit birgt und in diesem Sinne arhetorisch gedacht wird. Für das Zeichen gelte dann performativ: Es ist es selbst. Was austritt, ist nicht mehr Funktion, nicht mehr Manipulationsmedium, sondern jeglicher Instrumentalisierung eigentlich entzogene Substanz. Nach diesem Taxieren wird ersichtlich, dass die als unmotiviert gegoltene Festlegung eines Zeichens, die Beziehung zwischen Bezeichnetem und Bezeichnendem vielmehr ein wahres Abmühen bedeutet. (Dem Signifikanten unterstelle ich in diesem Kontext tendenziell Arbitrarität).

So schließt sich der Kreis, denn legt dies auch den Gedanken eines ambivalenten Sinnzusammenhanges am nächsten. Jener kann der Vorgängigkeit, einer Verbindlichkeit, die sich dem rhetorischen Modell ursprünglich entzieht, ebenso gerecht werden, wie der Arbitrarität des Signifikanten und seinem kontingenten Verhältnis zur Wirklichkeit. Notwendig scheint allemal ein Zugang zum Geschlecht, der nicht auf die bloße Metapher des arbiträren Signifikanten zurückgreift, eine Verbindlichkeit, die das Symbolische in einer wie auch immer gearteten Weise „stützt“.

Zurechtweisungen sind ausdrücklich erwünscht. --Zwakkelmann 22:09, 16. Dez. 2010 (UTC)

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