"Islamic Ecology: The De-Alienation of Persons from Nature": Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. Juni 2009, 12:58 Uhr

a.) Welche Umwelt ist schützenswert? Was ist Umwelt?

Die meisten ökologischen Positionen basieren auf meist zwei metaphysischen Voraussetzungen. Zum einen braucht jede Persönlichkeit den Kontext eines „in der Welt sein" und zum anderen unterscheiden einander das menschliche Sein und die physische Umwelt fundamental. Wäre nun Natur als notwendige Dimension der Persönlichkeit (personhood) verstanden, so wäre Ökologie eine Dimension der Selbsterhaltung. Damit wäre die Natur eine Manifestation des erweiterten Selbst. Eben diese ökologische Perpektive versucht Morewedge in der islamischen Tradition nachzuweisen.

Wird nun eine Person von ihrem natürlichen Umfeld/ihrer Umwelt (environment) getrennt, braucht die Ökologie eine übernatürliche Begründung, wie etwa der Glaube, die Natur sei ein Geschenk einer göttlichen Entität.

Islamische Umweltbeschreibungen sind natürlich in hohem Maße gebunden an die Religion. So finden wir etwa im Koran ein positives Bild der Natur, konkret die Ausdrucksweise, das die Natur ein Geschenk des Gottes ist.


Das Verständnis von Person und Natur in der islamischen Ethik

In der islamischen intellektuellen Tradition - womit Morewedge die Theologie und auch die philosophische Tradition verstanden wissen will - kann eine starke logisch gestützte ökologische Perspektive der Natur ausgemacht werden. Durch eine enge Verbindung zum griechischen Naturalismus, nimmt die philosophische Tradition einen nicht-monotheistische Standpunkt ein - etwa bei Weltentstehung der Emanation (1) anstelle der Erschaffung. Auch die islamische Theologie zeichnet ein positives Bild der Natur im Sinne eines Geschenk Gottes.

Der islamische Monismus (2), der der Emanation grundgelegt ist, widerspricht der dualistischen Ontologie der Gott-Welt Unterscheidung der monotheistischen Systeme. Morewedge basiert seine Überlegung auf Zaehner, der Mystizismus (3) in eine theistisch-isolatorische und eine monistisch-integrative Ausformung unterteilt. Erstere, die theistisch-isolatoische strebt nach einer Isolierung der Seele von der Natur. Morewedge greift hier ein Beispiel Zaehners auf, wonach Jesus Christus eben erst durch die Kreuzigung des irdischen Egos zu seinem Vater und Erlösung gelangt. Die zweitere, monistisch-integrative Position strebt nach der Integration des Mystizismus und alles Physischen in die Natur. Nun sucht Morewedge zu argumentieren, dass diese Fragestellungen nicht rein philosophische Probleme sind, sondern von besonderer Bedeutung für die Alltagswelt des Menschen sind. Insbesondere Einstellungen zu Vergnügen, sei es Nahrung, Sexualität oder der generellen Einstellung zu Weiblichem.

Nun ist es Morewedges Anliegen eben eine solche monistisch-integrative Position in der islamischen Theologie zu identifizierne - konkret sieht er diese in der sogenannten Doktrin der Einheit erfüllt. Morewedge sieht die Einheitsdoktrin etwa exemplarisch an folgender Koranstelle (2:163) verwirklicht: „Euer Gott ist ein Einziger Gott, es ist kein Gott außer Ihm, dem Sich-Erbarmenden, dem Barmherzigen". Diese Doktrin beinhaltet zwei grundlegende Bestandteile. Zum einen meint dies natürlich die grundgelegte Einheit Gottes. Und zum anderen finden wir auch in der islamischen Mystik die Idee der Einheit des Kosmos. Entlang dieser Linie gedacht ist die Person ein Faktum der Weltnatur. In diesem Sinne kann die Natur als Erweiterung der Person oder das Selbst als teil-temporale Modifikation der ganzen Realität gesehen werden. Weite Teile der islamischen Mystik verstehen das Selbst als Prozess, wie etwa in Ibn Sinas phänomenologischer Ontologie. Für Ibn Sina ist Entwicklung nicht ontologisch früher als das Absolute. Natürlich ist diese Verbindung einer mystischen Auffassung des Selbst mit einer ökologiefreundlichen Beachtung der physischen Natur mit Gegenpositionen der islamischen Wissenschaft konfrontiert.


Fußnoten:

1 Emanation (von lat. emanare, herausfließen, entspringen) ist ein Begriff aus der Philosophie und bezeichnet das Hervorgehen der Dinge aus einem höherem (göttlichen) Ursprung. Die Ansicht, dass das Universum ein notwendiger Ausfluss aus der göttlichen Fülle ist, stammt aus dem Orient, ist in die neuplatonische Philosophie eingegangen und wurde auch von den Gnostikern vertreten. Auch die kabbalistische Philosophie hat sich das Emanationssystem angeeignet. 2 Der Monismus ist die philosophische oder metaphysische Position, wonach sich alle Vorgänge und Phänomene der Welt auf ein einziges Grundprinzip zurückführen lassen. Der Monismus bezieht damit die Gegenposition zum Dualismus und Pluralismus, die zwei oder viele Grundprinzipien annehmen. In der Religion stehen monistische Lehren oft dem Pantheismus oder dem Panentheismus nahe, der eine Gegenwart (Immanenz) des Göttlichen in allen Erscheinungen der Welt sieht. 3 Der Ausdruck Mystizismus ist eine abwertende Bezeichnung für unkritischen, schwärmerischen und religiös überhöhten Umgang mit Dingen, die prinzipiell eine vernünftige Erklärung haben. Weiter ist das Urteil des Mystizismus auf eine als weltabgewandt und verschworen empfundene Spielart religiösen "Dunkelmännertums" gemünzt.


Literatur:

"Islamic Ecology: The De-Alienation of Persons from Nature" von Parviz Morewedge [in: Thomas M. Robinson u. Laura Westra, Thinking about the Environment, (Oxford, Lexington, S. 143- 158.)]