Suzaan Boettger: Earthworks

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Suzaan Boettger, Earthworks. Art and Landscape of the sixties, (Berkeley, University of California Press, 2002).


“The challenge for the historian who would seek to historicize works of art, as in this very study, is to ascertain what sorts of relationships pertain between a work and its contexts (direct, inverted, idealized, compensatory, and so on).” (1)


Boettger bezieht in ihrer Analyse (post)moderner earthworks nicht nur kunsthistorisch-formale sondern auch politische und soziale Erörterungen und Perspektiven mit ein und versteht die Werke so in einem breiten Kontext. Ideen und Formen der Earthworks, so die These, sind untrennbar verbunden mit einem spezifischen Problembewusstsein der Epoche. In einer detaillierten Analyse der Künstler und ihrer Biographien, des Kunstmarktes und der Sponsoren für die teils oft Unsummen verschlingenden Projekte knüpft Boettger die Kunst an die politische Problemlage der späten Sechziger in den Usa und an die sozialen Bewegungen der Zeit. Das Hauptaugenmerk liegt bei Künstlern wie Michael Heizer, Dennis Oppenheim, Robert Morris, Walter de Maria, und Stephen Kaltenbach, aber auch Künstler wie Carl Andre, Sol LeWitt oder Claes Oldenburg werden diskutiert. Daneben werden aber auch frühe Werke von Europäern integriert, Vorläufer ausgemacht, Parallelen wie etwa zur Arte Povera aufgezeigt und so ein überregionales Bild gezeichnet, das die soziokulturelle Problemlage auch in ihrer internationalen Ausdehnung nachzuzeichnen versucht.


Vom Raum in die Landschaft

Als eine der zentralen Figuren ist der Künstler Robert Smithson durchgehend präsent. Boettger beschreibt dessen Arbeit am Dallas-Forth Worth Airport als ein erstes bedeutendes Moment in der konzeptuellen Entwicklung von Earthworks. „For Smithson the challenge of designing sculpture for such vast spaces and low to the ground had stimulated his creative evolution from viewing his intricate Minimalist arrays as a kind of sculpturally through environmental works. This propelled Smithson to look for local land sites on which to make outdoor work, and thence to the conceptualization of “earthworks”.” (2)

Zusammen mit Carl Andre, Sol LeWitt und Robert Morris entstand hier eine erste Gruppe von Künstlern die auf neuem Terrain experimentierte. Die Landschaft, neben dem Menschen das älteste Thema der Bildenden Kunst, erfährt eine radikale Umdeutung. Der Raum, in dem diese Kunst stattfindet, ist gleichzeitig der Ort, an dem und aus dem sie entsteht. Earthwork ist „sculptors` direct manipulation of soil and terrain”, oder, mit den Worten Walter de Marias: „Die Landschaft ist nicht der Ort des Kunstwerks, sondern ein Teil desselben“. Zurück zur Natur?

Boettger geht es in ihrer Analyse aber auch darum, gängige Vorurteile zu beseitigen. Keineswegs werde mit earthworks eine Gegenkultur errichtet, die zu tun habe mit New Age Utopien wie sie etwa in der zeitgleichen Hippie-Bewegung durchaus präsent waren:

„It was exactly that vogue of the environmental movement that would constrain these earthworkers from acknowledging their works` connection to the earth. They did not want their art to be viewed as propagandistic social or political messages. Neither would they want to be linked with the regressive anti-intellectualism implied by the hippies.” (3)

Und weiter: „ [Earthworks] are not about nature, but bring viewers closer to it through illustrations of their landscapes and direct experience of wilderness locales. […] they can be considered monumental anti-monument memorials. In the last third of the period known as the sixties, Earthworks presented elegies not only to a pastoral belief in the redemptive quality of nature but also, in retrospect, to the dialectical visionary inventiveness of the era itself.” (4)

Von Eva Auer, 5.11.2008


Fußnoten:

(1) Suzaan Boettger, Earthworks. Art and Landscape of the sixties, (Berkeley, University of California Press, 2002), S. 59

(2) Ebd., S. 58

(3) Ebd., S. 217

(4) Ebd., S. 245