Lawrence Lessig: Free Culture (tphff2015)
How big media uses technology and the law to lock down culture and control creativity
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Das Buch „Free Culture“ ist, wie Lessig selbst schreibt „about the troubles the Internet causes even after the modem is turned off“. Publiziert wurde es 2004, dies scheint mir wichtig hervorzuheben, da es in den letzten 10 Jahren zu gewaltigen Veränderungen in der Welt des Internets und allem was dazu gehört stattgefunden hat. Man denke nur an Smartphones, facebook, twitter, oder das immer größer werdende Netzwerk von creative commens. Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, denke ich jedoch, dass es keinesfalls veraltet oder überholt ist. Vieles von den angesprochenen Themen, wie Internetpiraterie und neuem Urheberrecht ist noch immer ein ungelöstes Problem – und eine Festplattenabgabe (zugunsten von Verwertungsgesellschaften) wird dieses auch nicht lösen.
„PIRACY“
Seitdem es gesetzliche Regulierungen von kreativen Eigentum gibt, gibt es ebenso einen Kampf gegen „Piraterie“. Diese wird wie folgt definiert: Jemand darf zwar das Werk eines anderen benutzen, aber dieser jemand hat nicht das Recht dem Urheber finanziellen Schaden zuzuführen. (Beispielsweise indem er Kopien anfertigt und diese an andere weiter reicht). Durch das Zeitalter des Internets und moderner Technologie lassen sich urhebergeschützte Werke in Sekundenschnelle mit tausenden anderen teilen (zb. durch Peer2Peer Netzwerke). Ein neuer Kampf gegen Piraterie entstand. Und obwohl Lessig natürlich einsieht, dass eine solche Piraterie falsch ist und auch bestraft gehört, fordert er trotzdem eine genauere Auseinandersetzung mit der Thematik. Eine solche unternimmt er im ersten Teil von „Free Culture“.
Kreative Arbeit ist wertvoll. Sie sollte nicht ohne der Zustimmung des Urhebers benutzt oder verändert werden. Doch um den Wert von kreativer Arbeit geht es in der Diskussion oft gar nicht. Lessig betont, dass es dem Gesetz bloß auf den instrumentellen Wert von künstlerischem oder intellektuellen Eigentum geht. Durch das Internet ist zusätzlich eine größere Kultur des Veränderns von bestehenden Werken entstanden, das es davor (zumeist aus Kostengründen) nicht gab. Doch heutzutage, so auch Lessig, tragen gesetzliche Regulierungen nicht dazu bei Kreativität zu fördern, sondern die Industrie gegen neue Formen von kommerzieller und nicht-kommerzieller Kreativität zu verteidigen.
Chapter 1: Creators
Lessig geht in seiner Ausführung in das Jahr 1928 zurück und schildert das Vorgehen vom mittlerweile berühmten Walt Disney. Dieser nahm ganz bewusst das Schaffen anderer (zb. der Gebrüder Grimm) und schuf daraus etwas neues: Cartoon-Filme. Kreatives Schaffen baut (genauso wie wissenschaftliches) auf den bereits vorhandenen Werken anderer auf. Damals war alles noch einfacher, da eingetragenes Copyright bloß 30 Jahre lang andauerte. Ein anderes Phänomen sind doujinshi japanische copycat comics von Mangas. Solche comics nehmen Originale und verändern sie um daraus einen neuen, anderen Comic zu machen. Dies geschieht in schierer Menge und illegal. Trotzdem währt sich keiner der Mangakünstler dagegen, da sie nicht die Ressourcen hätten, das ganze strafrechtlich zu verfolgen. Außerdem bleibt die Frage ob diese Form der Piraterie den „Opfern der Piraterie“ nicht eher hilft anstatt zu schaden.
Wir leben in einer Welt, die das (geistige) Eigentum feiert. Aber den eigentlichen Wert von diesem Eigentum, den Wert des Anreizes daraus neues entstehen zu lassen, diesen kann man nicht einfangen. Seit Jahrhunderten nehmen Personen das Werk anderer (ohne Erlaubnis und ungefragt) und lassen daraus neue Werke entstehen. Doch dies als „Stehlen“ zu klassifizieren scheint uns falsch. Kultur braucht diesen Freiraum, damit sie sich weiter entwickeln kann. Lessig stellt die Frage, wie frei nun diese Kultur sei („how free is this culture?“) und stellt fest, dass unsere Kultur frei war aber sich immer mehr verschließt.
Chapter 2: „Mere Copyists“
Wieder startet Lessig in der Vergangenheit. Diesmal beschreibt er das Aufkommen der modernen Massen-Photographie. Eine Erfindung von George Eastman hat 18888 den Grundstein für eine Technologie gelegt, die von Millionen weltweit genutzt werden kann: den Kodak Film. Eine flexible Filmrolle, die einfach in den Fotoapparat eingelegt werden kann, und danach an die Entwickler zum Ausarbeiten geschickt werden kann. Diese Erfindung hatte nicht nur ökonomische Auswirkungen, sondern auch soziale. Plötzlich konnte jede_r Bilder von dem eigenen Leben machen, ohne jahrelange Erfahrung besitzen zu müssen. Plötzlich konnte man sein eigenes Leben aufnehmen (und anderen zeigen).
Gleichzeitig kam aber auch eine Frage auf: Darf man alles fotografieren, oder gibt es gewisse Regeln? Der damalige Gerichtshof in Amerika bejahte diese Frage: als Fotograf_in brauchte man keine Erlaubnis etwas aufzunehmen. Aber warum stellte man diese Frage überhaupt? Die Argumentation, die sich für eine Erlaubnis aussprach, sagte man würde etwas von der Person oder dem Gebäude nehmen, welches man ablichten würde. (Manche sagten sogar man würde sie Seele der Person einfangen.) Genau deshalb forderten sie, dass es nicht erlaubt sein sollte ohne Einwilligung Fotos zu machen. Die Gegenseite argumentierte, dass es (zumindest) erlaubt sein müsse „images of public view“ einzufangen. Die Fotograf_innen sollten frei sein das zu fotografieren, was sie wollten, ohne die „Quelle“ um ihre Einwilligung zu bitten. Diese Entscheidung setzte maßgeblich Richtung, in die sich die Photographie in den nächsten Jahren entwickelte.
Heutzutage sieht man eine Veränderung dahingehend, dass immer mehr in immer breiteren Feldern von Medien nicht nur bloß Konsumenten sind, sondern selbst maßgeblich das Medium mitgestalten. Blogs zum Beispiel bieten eine bisher einmalige Gelegenheit einer großen Öffentlichkeit die eigene Meinung kundzutun. Lessig sieht in Blogs die wichtigste Form von politischen Diskurs. Die Architektur von Blogs ist dabei richtungsweisend: Du schreibst wenn du schreiben möchtest, und liest wenn du lesen möchtest. Je mehr Leute deinen Blog lesen und mit anderen teilen, desto wichtiger wird dein Blogeintrag, desto mehr Leute sehen (und lesen) ihn.
Chapter 3: Catalogs
Lessig beschreibt hier die Geschichte von Jesse Jordan, der am Rensslaer Polytechnic Institute studierte. Dort behob er einen bug, in der lokalen Suchmaschine im Intranet des RPI. Dadurch war das file sharing im Intranet wesentlich einfacher, da der bug bis dato die Computer zum Abstürzen brachte. Allerdings wurde dadurch auch urhebergeschützte Musik getauscht. Jesse wurde angeklagt und es wurde gefordert, dass er sich schuldig bekennt; er wurde zum Raubkopierer abgestempelt, obwohl er geholfen hatte ein Problem im Intranet zu beheben.
Chapter 4: „Pirates“
Film
Lessig beschreibt wie Hollywood daraus entstand, dass in Kalifornien die Motion Pictures Patents Company keine Handhabe über ihre Patente hatte. Alle Firmen, die sich dem Zwang von MPPC nicht beugen wollten (wie FOX) siedelten von der Ostküste nach Kalifornien.
Recorded Music
Jemand, der ein Musikstück komponiert, soll dafür auch Geld bekommen. Technologische Erneuerungen, die erlaubten Musik auch daheim abzuspielen (wie das Grammophon) zwangen die Gesetzgebung neue Regeln einzuführen. Man zahlt den_die Künstler_in, wenn man das Musikstück erwirbt. Dieser Preis wird allerdings nicht vom Urherber definiert, sondern vom Gesetzgeber. Aber wie handhabt man, dass Personen Lieder auch unter der Dusche singen können? Müssen sie dafür bezahlen?
Radio
Das Radio wurde auch aus der Raubkopie geboren. Spielt ein Radiosender ein Musikstück, so kreiert er eine „öffentliche Aufführung“ dieses Musikstücks. Der Urheber des Stücks bekommt Geld. Aber das Radio spielt nicht nur ein Musikstück einer Komponistin, sondern auch eines jemanden, der dieses Musikstück aufgenommen hat (zb. die Wiener Philharmoniker). Nach dem (amerikanischen) Gesetz, muss der Sender nur dem Komponisten zahlen.
Cable TV
Auch das Kabelfernsehen wurde aus der Piraterie geboren. Es dauerte fast 30 Jahre, bis feststand, dass Fernsehsender für den Inhalt, den sie ausstrahlten, zahlen mussten. Über die Höhe der Gebühr entscheidet auch hier der Gesetzgeber, nicht der_die Urheber_in.
Versteht man unter „Piraterie“ also das Nutzen von geistigen und kreativen Eigentums eines anderen ohne dessen Zustimmung, so sind zahlreiche Industrien das Produkt und der Gewinn von Piraterie.
Chapter 5: „Piracy“
Piraterie kommt in vielen verschiedenen Formen. Die offensichtlichste ist, dass man urhebergeschützte Werke nimmt und sie weiterverbreitet. Die Industrie beruft sich darauf, dass Raubkopien schädlich sind und zu Umsatzeinbußen führen. Doch Piraterie kann dem Copyright-Owner sogar helfen. Studentinnen bekommen oft Software billiger oder sogar gratis zur Verfügung gestellt. In Folge gewöhnen sie sich an das Programm und würden im späteren Berufsleben dafür zahlen, damit sie es weiterhin verwenden können. Kommen wir zur derzeit gängigsten File-Sharing-Methode: dem Peer2Peer. In p2p kann man vier verschiedene Arten des Filesharing beobachten. A) Dem user, der illegal downloaded, anstatt ein Werk zu kaufen. B) Der user, der zunächst ein Werk austestet, um es sich dann zu kaufen. C) Dem user, der urhebergeschützte Werke downloaded, die im normalen Markt nicht mehr verfügbar sind. D) Die user, die Werke downloaden, die entweder nicht urhebergeschützt sind, oder vom Urheber selbst bereitgestellt werden.
Verwertungsgesellschaften behaupten, dass ihr Umsatz durch Internetpiraterie eingebrochen ist. Aber stimmt das wirklich? Können sie nicht auch von Piraterie profitieren? (Beispielsweise durch den Fall B.) Außerdem sollten wir uns nicht nur den Standpunkt der Industrie ansehen, sondern auch dem der Gesellschaft. Wie viel profitiert eine Gesellschaft durch p2p? (Besonders durch Fall C+D)
Schaut man sich die Geschichte von elaborierten Medien an (wie es Lessig auch getan hat), so bemerkt man, dass Piraterie immer vorhanden war. Der amerikanische Kongress und Supreme-Court haben nie bloß die Copyright-Owner unterstützt. Sie haben neuen Technologien entweder keine Beschränkungen gegeben, oder einen Kompromiss zwischen den einzelnen Instanzen geschaffen. Nie hatten Urherber volle Kontrolle über alle möglichen Nutzungen ihres Werkes. Lessig plädiert dass wir auch heutzutage den schnellen Neuerungen des Internets einen Freiraum lassen. Die Gesetzgebung soll nicht vorschreiben, wie das Internet zu funktionieren haben. Klar sollen KünstlerInnen gerecht entlohnt werden und nicht „bestohlen“, aber Gesetzesänderungen sollten der freien Gesellschaft nicht schaden.
"PROPERTY"
Die Vertreter des Urheberrechts liegen richtig: Copyright ist eine Form von Eigentum. Allerdings scheint das Copyright eine seltsame Form von Eigentum zu sein. Lessig widmet sich im nächsten Teil seinen Buches genau deshalb der Bedeutung von Property.
Chapter 6: Founders
Auch hier geht Lessig zunächst in der Historie zurück und beginnt bei William Shakespeare und seinem wohl am meisten adaptierten Werk: Romeo und Julia. 180 Jahre nach dem Erscheinen des Stückes hatte noch immer ein Verleger das exklusive Verlagsrecht. England zu dieser Zeit hatte aber zu dieser Zeit noch keine feste Definition von Copyright. Lessig schildert im weiteren die komplizierten Verstrickungen und verschiedenen Komponenten dieses Streites. Erst nach 1774 wurde ein „public domain“ eingeführt: Erst ab diesen Zeitpunkt lief der Urheberschutz von Werken ab – wie es heutzutage noch Gang und Gebe ist. Diese Entscheidung führte dazu, dass Verleger nicht mehr bestimmend für die Kultur im Land sind, sondern dass Werke zum Allgemeingut überführt wurden. Dies führte zu einer freieren und blühenden Kulturlandschaft und ist heute nicht mehr wegzudenken.
Chapter 7: Recorders
Die Geschichte von Jon Else, einem Filmemacher, der 4,5 Sekunden eines Auschnittts von The Simpsons verwenden wollte. Obwohl Groenig (Schöpfer der Simpsons) seine Zusage gab, wollte FOX $10.000 von Else. Obwohl also der eigentliche Urheber sein Okay gab, konnte das urhebergeschützte Material nicht verwendet werden. Außerdem gibt es so etwas wie „fair use“, das laut Anwälten hier zu tragen gekommen werden, durch das man gar keine Erlaubnis bräuchte, um solch Material zu nutzen. Doch die Berufung auf „fair use“ scheint äußerst schwer, da sie nur in der Theorie zu tragen kommt.
Chapter 8: Transformers
Technologie ermöglicht uns sehr einfach neue tolle Dinge zu kreieren, aber es ist schwer sie legal zu tun. Lessig beschreibt den Fall einer Dokumentation zu Clint Eastwood, wo mehrere Filmclips verwendet wurden, und die Hersteller jede einzelne Person, die in den Filmclips zu sehen ist, ausfindig machen musste und separat Verträge dafür ausverhandeln. Wir leben in der Zeit des copy and paste und nicht nur bei Vorträgen oder Schulaufsätzen wird dieses Verfahren angewandt, sondern auch Musiker können durch diverse Archive im Internet neue Tracks finden und aus ihnen etwas Neues schaffen. Trotzdem bewegen wir uns hier auf rechtlichen Graubereich und oft sogar in der Illegalität.
Chapter 9: Collectors
Für uns ist es selbstverständlich, dass wir in Bibliotheken gehen und eine Sammlung von Büchern und Zeitungen von früher finden. Bibliotheken enthalten Zeitzeugen und Dokumente, über die wir viel über die Vergangenheit erfahren können. Doch wie kann man digitale Güter archivieren? Sie kommen mittlerweile in solch schierer Menge vor, dass der Aufwand immens erscheint. Für das Internet gibt es das internet archive, das Langzeitarchivierung digitaler Daten für jede_n zugänglich betreibt. Erst ab durch das Archive kann man in der Historie des Internets zurückgehen. Diese Archive sind einer der Grundsteine von freier Kultur.
Chapter 10: „Property“
Wie sollen wir mit kreativen Eigentum heutzutage umgehen? Ginge es nach dem ehemaligen langjährigen Präsidenten der MPAA (Jack Valenti), so gehöre geistiges Eigentum genauso beschützt wie jedes andere Eigentum. Diese Auffassung widerspricht aber unserer Kultur und Tradition. Lessig beabsichtigt zwei Dinge in diesem Kapitel klarzumachen: (1) Die Forderung von Valenti (und anderen) ist historisch gesehen absolut falsch. (2) Möchte er zeigen, dass es von uns schrecklich falsch wäre den traditionellen Umgang mit kreativen Eigentum über den Haufen zu werfen. Kreatives Eigentum haben wir bisher immer gesondert gehandhabt, und das, so Lessig, ist auch gut und wichtig. Würden wir es ebenso stark schützen, so würden wir verhindern, dass neue Urheber etwas schaffen. Einige wenige würden darüber bestimmen, was verwendet werden darf und was nicht. Würde es z.B. nach Valenti gehen, so würde kreatives Eigentum nie in öffentliches Allgemeingut übergehen. Die Gesellschaften, die dafür Sorgen, dass Künstler_innen bezahlt werden, sollen nicht bestimmen wie sich unsere Kultur entwickelt.
Nicht nur müssen wir zwischen einfachem Kopieren eines Werkes und dem Transformieren eines Werkes unterscheiden, sondern auch zwischen kommerziellen und nicht-kommerzieller Nutzung. Heutzutage regiert das Gesetz über jede dieser einzelnen Nutzungen von Werken, es gelten dieselben Regeln für kommerzielle sowie für nicht kommerzielle Nutzung; es gelten dieselben Regeln für simples Verbreiten von Inhalten oder deren Veränderung. Dadurch fällt das copyright zugunsten der Inhaber aus, und derjenigen die es verwalten.
PUZZLES
Chapter 11: Chimera
Eine Chimäre ist ein Mischwesen, es ist die Bezeichnung wenn in der Genetik ein Organismus Träger zweier verschiedener DNA-Stränge ist. Lessig nimmt dieses Beispiel als Grundlage, wie er vorschlägt mit Problemen des Urheberrechts umzugehen. Warum? Wie immer gibt es mehrere Perspektiven auf das Problem, in diesem Fall vor allem zwei: die Befürworter und die Gegner des Copyrights. Aber gerade hier haben beide Seiten recht. Lessig plädiert, dass wir den Standpunkt der jeweiligen anderen Seite als wahr akzeptieren und davon ausgehend die Richtlinien eines modernen Urheberschutzes setzen. Weder können wir das Verbreiten von urhebergeschützten Materials strickt verbieten, noch können wir es vollkommen legalisieren: Es bedarf eines Mittelweges.
Chapter 12: Harms
Die Verwertungsgesellschaften haben der Piraterie – zum Schutz des Eigentums – den Kampf erklärt. Mit all ihren Lobbyisten und öffentlichen Kampagnen. Lessig zufolge ist dieser Kampf jedoch nicht zu rechtfertigen. Er sieht nicht, warum das Gesetz zum ersten Mal in der Geschichte alte Technologie vor einer neueren schützen solle. Sollte der Kampf gegen diese neuen Möglichkeiten, die uns das Internet bietet weiter voranschreiten, so müssen wir mit mehreren Folgen rechnen.
- Das Internet erlaubt immer mehr Menschen Inhalte mit anderen zu teilen. Immer mehr Menschen werden selbst tätig und produzieren eigenen Content, teilweise aus Teilen unserer Kultur, die noch immer urheberrechtlich geschützt sind. Fanseiten von Filmen, Tv Serien (usw.). Wir würden viel kreatives Potential verlieren.
- Innovationen bauen immer auf bereits Bestehendem auf. Müsste ich als Erfinder zunächst die Erlaubnis einholen auf diesem Bestehenden aufzubauen, so würden wir nicht mehr in einer freien Gesellschaft leben. Außerdem ist es denkbar, dass die vorherrschenden Firmen alles dafür tun würden zukünftige Konkurrenten auszuschalten. Dies stellt in gewisser Weise ein Aufhalten des Fortschrittes da, es würde zu weniger Diversität und Auswahl von Inhalten kommen. Nur die „Dinosaurier“ würden davon profitieren.
- Oberregulierung erstickt Kreativität und unterdrückt Innovation. Aber nicht nur das: Ein Gesetz, dass wesentliche Neuerungen in Bereich der Technik und Kultur im Keim ersticken möchte, ein solches Gesetz würde nicht dazu führen, dass die Bürger ihm Folge leisten.
Lessig stellt die Frage, ob eine solche strickte Verbotskultur wirklich notwendig ist. Ob es eine solche braucht, damit sich auch die Inhaber_innen von Urheberrecht nicht hintergangen fühlen.
BALANCES
Es gibt keinen Zweifel daran, dass das Internet (und neue Technologien) bestehende Unternehmen und verunsicherte Künstler_innen herausfordert. Aber von je her hat sich die Technologie um uns herum verändert, das war immer so und wird immer so sein. Unternehmen und Künstler_innen haben allerdings genug Möglichkeiten sich gegen diese „Bedrohungen“ zu wehren. Trotzdem ist die Situation aufgeheizt und verfahren: Es scheint als gäbe es nur zwei konträre Betrachtungen, anstatt einen neuen Weg zu suchen.
Chapter 13: Eldred
Die Geschichte von Eric Eldred, der eine frei zugängliche Internet-„Bibliothek“ zu Hawthorne (ein amerikanischer Schriftsteller) einrichtete. Diese Geschichte zeigt, dass man dank des Internets plötzlich die Möglichkeit hatte nichtkommerzielle Publikationen von Werken, die mittlerweile den Status der public domain haben, durchzuführen. Durch diese Möglichkeit der Publikation, die plötzlich für eine größere Menge zugänglich wurde, können auch Werke erhalten werden, die nicht von berühmten Schriftsteller_innen stammen und aus dem kommerziellen Lebenslauf ausgeschieden sind. Bei immateriellen Eigentum, wissen wir nicht zwangsläufig wem es gehört. Ja, wir kennen beispielsweise die Autorin oder den Komponisten, aber das copyright könnte auf eine andere Person oder eine Institution übergegangen sein.
Nur ein kleiner Teil von künstlerischen Werken besitzt den kommerziellen Wert. Für diesen Teil ist das Urheberrecht tatsächlich ein wichtiger rechtlicher Schutz des eigenen geistigen Eigentums. Aber sogar Werke mit kommerziellen Wert besitzen diesen meist nur kurze Zeit über; schnell werden Bücher nicht mehr gedruckt, die Produktion von Filmen eingestellt. Danach (sollten Werke überhaupt jemals kommerziellen Wert besitzt haben) kommt das nichtkommerzielle „Leben“. Obwohl ein Werk nicht mehr vermarktet werden kann, so besitzt es noch immer wichtige kulturellen Wertigkeit. Obwohl ein Werk nie vermarktet wurde, so sagt das noch nichts über seinen künstlerischen kulturellen gesellschaftlichen Wert aus.
Durch digitale Archive können wir sehr einfach (und ohne hohe Kosten) Werke einer großen Anzahl an Personen zugänglich machen. Wir können Werke Forscher_innen und Historiker_innen zugänglich machen. Wir können die größte Bibliothek der Menschheitsgeschichte zusammentragen – außer natürlich das Gesetz verbietet es, da es an einem Urheberrecht festhält, das der gesamten technologischen Entwicklung Einhalt gebieten will.
Der Kampf um frei zugängliches Allgemeingut, der Kampf um das Urheberrecht ist noch nicht vorbei. Trotzdem scheint es als würden die Anhänger des copyrights gewinnen. Dies würde bedeuten, dass wir das ende einer freien Kultur erleben. (Lessig nimmt Bezug auf ein Gerichtsurteil, dass sich gegen Eldred und sein Unterfangen ausspricht.)
Chapter 14: Eldred II
Lessig selbst schrieb einen Gesetzesentwurf: den „Eldred Act“, oder auch „Public Domain Enhancement Act“. Hierin plädierte er dafür, dass nach 50 Jahren der Inhaber des copyrights einen kleinen Betrag zahlen müsse (1$), damit das Urheberrecht weiterhin in seinen Händen bliebe, ansonsten würde es zum Allgemeingut und für jedermann zugänglich und verwendbar werden. Dieser Vorschlag wurde jedoch nie in die Realität umgesetzt, nicht zuletzt durch das Wirken dier Lobbyisten der MPAA.
CONCLUSION
Wir halten unseren Begriff von „Eigentum“ für selbstgegeben. Wir (als Gesellschaft) hinterfragen ihn nicht mehr kritisch. Wir akzeptieren den Begriff so selbstverständlich, dass wir nicht mehr nachfragen, wie wir unsere Kultur noch demokratisch weiterentwickeln können. Weder gibt es eine Revolte, noch eine öffentliche Debatte darüber. Die Verwertungsgesellschaften führen einen fieberhaften Kampf gegen Raubkopierer. Nicht nur zerstören sie dadurch kreatives Potential, sondern degradieren die Künstler_innen (und alle Urheber) zu modernen Pächtern ihrer eigenen Werke. Mächtige Lobbyisten kümmern sich darum, dass die Vorstellungen der Industrie umgesetzt wird, nicht die der Gesellschaft.
Wir sind in einem modernen Feudalismus angekommen: Einige wenige Firmen besitzen den Großteil von geistigen Eigentum. Und nicht nur das, sie sind auch daraus aus diesen Status Quo beizubehalten. Sie wollen kontrollieren was von wem genutzt wird und wozu.
Eine neue Technologie hat uns neuen Freiraum gegeben. Dieser Freiraum bedeutet aber nicht, dass Künstler_innen nicht mehr bezahlt würden. Er bedeutet auch nicht, dass wir uns vor kommenden Entwicklungen fürchten müssen. Wir, als Gesellschaft, müssen einen neuen Diskurs über das Urheberrecht führen – und das möglichst bald, wollen wir in einer freien Kultur leben.