Gegenstand, Begriff, Entsprechung
Hegels Problem: die Wissenschaft untersucht das "erscheinende Wissen" und fragt sich, ob die Kriterien dieser Untersuchung nicht auf die Seite der Philosophie fallen. Dann "verliert" sie den Gegenstandsbezug der Einzelwissenschaften. Doch es handelt sich um ein Verhältnis zu einem Weltverhältnis (Bewusstsein):
"Aber die Natur des Gegenstandes, den wir untersuchen, überhebt dieser Trennung oder dieses Scheins von Trennung und Voraussetzung. Das Bewußtsein gibt seinen Maßstab an ihm selbst, und die Untersuchung wird dadurch eine Vergleichung seiner mit sich selbst sein; denn die Unterscheidung, welche soeben gemacht worden ist, fällt in es. Es ist in ihm eines für ein anderes, oder es hat überhaupt die Bestimmtheit des Moments des Wissens an ihm; zugleich ist ihm dies andere nicht nur für es, sondern auch außer dieser Beziehung oder an sich: das Moment der Wahrheit. An dem also, was das Bewußtsein innerhalb seiner für das An-sich oder das Wahre erklärt, haben wir den Maßstab, den es selbst aufstellt, sein Wissen daran zu messen." (PhdG, Einleitung 76f)
- der Text bietet eine idealistische Bewusstseinsreflexion
- in ihr vervielfältigt sich das Bewusstsein: es steht Gegenständen gegenüber, es ist bestimmt, sofern es Gegenständen gegenüber steht, und schließlich ist es der Ort, an dem sich beide Sichtweisen treffen
- man könnte versuchen, den Text anders zu lesen: strukturell treffen zwei Wissensformen aufeinander
- die Perspektive wäre: die Philosophie untersucht Wissen und ist selbst ein Wissen. Ihr Thema ist das weltgebundene Wissen
- der Maßstab für die Philosophie ist dann die thematisierte Wissensform, nicht deren Gegenstand
- was in der hegelschen Konstruktion zur idealistischen Überschneidung von "Bewusstsein des Bewusstseins von etwas" führt, wäre das Verhältnis der Interpretation einer Wissensform
In solchen Interpretationen kann die Sache nicht von aussen an den Interpretationsvorgang herangetragen werden. Die Regeln des Verstehens verlangen, dass es zu einer Abgleichung der interpretierten Phänomene mit der interpretierenden Einstellung kommt. Was jemand versteht hängt daran, was zu verstehen gegeben wird und umgekehrt.
"Nennen wir das Wissen den Begriff, das Wesen oder das Wahre aber das Seiende oder den Gegenstand, so besteht die Prüfung darin, zuzusehen, ob der Begriff dem Gegenstande entspricht. Nennen wir aber das Wesen oder das An-sich des Gegenstandes den Begriff, und verstehen dagegen unter dem Gegenstande, ihn als Gegenstand, nämlich wie er für ein anderes ist, so besteht die Prüfung darin, daß wir zusehen, ob der Gegenstand seinem Begriff entspricht. Man sieht wohl, daß beides dasselbe ist; das Wesentliche aber ist, dies für die ganze Untersuchung festzuhalten, daß diese beiden Momente, Begriff und Gegenstand, Für-ein-anderes- und An-sich-selbst-sein, in das Wissen, das wir untersuchen, selbst fallen, und hiemit wir nicht nötig haben, Maßstäbe mitzubringen, und unsere Einfälle und Gedanken bei der Untersuchung zu applizieren; dadurch, daß wir diese weglassen, erreichen wir es, die Sache, wie sie an und für sich selbst ist, zu betrachten."
- der schwierige Punkt ist die Überblendung der Rollen des Bewusstseins als untersuchtes und untersuchendes Wissen:
- das Wissen, das wir untersuchen
- das untersuchende Wissen
- es erscheint sinnvoll, hier an Stelle des Bewusstseins mit Wissensformen zu operieren
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