Diskussion:Sinnesdaten, Deutungen, Überkreuzungen
Nun, wenn man die syntaktische Sicht bis hin zu den Sinnesdaten ausweitet, gibt es nicht so leicht den Weg zurück zu den Dingen, die man damit beschreiben will. Ich würde meinen, dass man folgende Erklärung anwenden kann: Der Standpunkt derer, die ein Denkmal sehen, beinhaltet nicht nur eine subjektive, eigene Stellungnahme zu einer Form, sondern beinhaltet auch die Idee, dass andere Leute ebenso ein Monument sehen, oder dass es allgemein als Monument angesehen wird. Weiters hat man die Komplexität der Geschichte dabei. Die Formulierung ist womöglich ein wenig problematisch, aber damit ist klar, dass die Sichtweise mit dem Denkmal nicht auf so einer einfachen Stufe steht wie eine Deutung einer Strichzeichnung. (In der Lessingschen Parabel involviert die eine Sichtweise der Grundrisse, aus nicht näher angeführten Gründen, ebenso die Idee, dass dies eine allgemeine Deutung sein solle, siehe das Verhalten bei Brand. Mitunter gibt es dort auch im einzelnen eine komplexere Struktur hinter jeder Übersetzung der Pläne.) Die Tatsache, dass der eine Standpunkt komplizierter ist (komplizierter als etwa auch die Wahrnehmung von Touristen, die sich hinsetzen), das ist eventuell als Argument zu deuten dafür, dass dieser Standpunkt sogar höherwertig ist, und mehr respektiert werden muss. --Georg 21:47, 19. Mär 2006 (CET)
- Ja. Im Beispiel der Zeichnungen bin ich von einer sichtbaren Struktur ausgegangen und habe nicht erwähnt, dass ja auch dafür Sinneseindrücke vorausgesezt sind. In diesem weiteren Schritt ist das "ausgeweitet" und es ergibt sich die Frage, was dann die "Syntax" ist. Tatsächlich führt diese Bewegung zum oben angerissenen Problem, dass pure Sinnesdaten quasi zu wenig sind, um das Problem so wie bei der Hasen-Ente aufzubauen. Ich würde also sagen, dass Strichzeichnung und Denkmal wohl auf derselben Stufe stehen, dass ich jedoch beim Denkmal einen Abstraktionsschritt höher (tiefer?) gegangen bin. Das soll zurück zu Carnap/Quine führen. --anna 16:51, 21. Mär 2006 (CET)
Das Thema Denkmal oder Sitzgelegenheit unterscheidet sich von der Hasen-Ente insofern, dass ich der Meinung bin, dass wir uns beim Thema Denkmal bereits auf einer Metaebene befinden, der eigentliche Platz, wo die Debatte über Toleranz beginnen sollte, ist das Problem der Platzierung des Denkmals. Wie wird hier ein Mahnmal (das es doch sein sollte) einem öffentlichen Publikum präsentiert? Wäre hier nicht mehr Sensibilität und Achtung am Platz gewesen um eine würdigere, für alle Menschen erkennbare Weise der Präsentation zu finden. Magdalena, 21.03.06.--Magdalena 10:33, 21. Mär 2006 (CET)
- Auch die Entscheidung zwischen Hasen und Enten ist - im Hinblick auf die Sinneseindrücke - eine "Metaebene". Wobei der Ausdruck nicht wirklich passt, es sind zwei Sichtweisen im Konflikt, während das Vorliegen einer Zeichnung keinen Konflikt auslöst. Es gibt die Reflexion auf den Zeichnungscharakter, die ist in gewisser Weise "meta", und dann die Unterscheidung der diversen Schichten in einer Meta-Überlegung. --anna 16:57, 21. Mär 2006 (CET)
Ja, da denke ich auch so wie Magdalena schreibt. Wesentlich unterscheidet sich der Albertinaplatz von der Hasen-Ente, dass es hier nicht um eine Objektebene geht, die mit verschiedenen Interpretationen zu versehen ist (das wäre vermutlich auch Carnaps Sprachenmodell: wo ein Objekt, die Syntax, ausgefüllt wird mit einer Interpretation, und sonst passiert nichts mehr). Hm, ob jetzt wirklich die Stufe der Sinnesdaten ein weiterer Interpretationsschritt ist im Verhältnis zur Strichzeichnung? Ist das nicht zu bezweifeln? Es ist vielleicht wirklich der erste und einzige Schritt über die angeführten Interpretationen hinaus (sie sind eben so verschiedenartig), und so ist es also die gleiche Abstraktionsleistung. Die Tatsache, dass es dann nicht so locker funktioniert, spricht dann dafür, dass man beim Suchen der Metaebene eine ungute Richtung angesteuert hat. Die Suchrichtung war vorgegeben durch das Prinzip "such die Syntax", wenn du ein paar Deutungen hast. Wir fragen uns allerdings, ob man bei einem Denkmal damit erfolgreich hantieren kann. --Georg 08:02, 22. Mär 2006 (CET)