Diskussion:Freie und Open Source Software (FOSS) (OSP)
Berufsberatung? Wer seine Arbeit gerne macht...
Der gestrige Club 2 im ORF ließ mich trotz des gewöhnlich nicht gerade ergiebigen Themas der "Eliten" für einen kurzen Moment schmunzeln, als ein Managementberater auf die Frage: wer denn Schuld habe an der Wirtschaftsmisere, etwas abweichend antwortete, dass es der Gesellschaft an einer ordentlichen Berufsberatung fehle. Das durchaus naive Auftreten und ebendiese Aussage brachten dem Managementberater einige lächelnd verdrehte Augenpaare von Seiten seiner Mitdiskutanten ein. Dennoch ist nicht zu leugnen, dass - und dies ist jetzt auf keinen Fall nur auf den aktuellen Problemfall in der Wirtschaft anwendbar - vielen Menschen die über die jeweiligen Grenzen hinausgehende Qualität und Wirksamkeit einer gut und gerne gemachten Arbeit garnicht bewusst ist.
Die berufsinstitutionelle Ebene jetzt einmal ausblendend, ist es, nun in Bezug auf die Softwareentwicklung, ein Problem, dass kommerzielle Projekte durch einen ökonomischen Filter gebremst werden. Damit meine ich, dass eine qualitative Arbeit in diesem Bereich mit den klassischen Grundsätzen einer Unternehmensführung, die sich auf Auftragsausführungen gegen Bezahlung beschränkt mit den vom Computer und vom Internet gestellten Anforderungen nicht mehr zu Rande kommt, da der Computer und insbesondere das Internet uns zu Kommunikationen und Handlungen zwingt, die absolut nicht absehbar und somit höchstens über große Umwege "abrechenbar" sind. Hier sind OpenSource_Entwickler schon alleine dadurch im Vorteil, dass für eine neue Problemsituation größere Toleranz vorhanden ist. Die Arbeit wird quasi um ihrer selbst Willen erledigt, oder zumindest um das Ergebnis im Endeffekt selbst anzuwenden, wobei Projektgrenzen (und Auftragsgrenzen) auch hier keinen Abschluss der Arbeit suggerieren und auf erbrachte Lösungen sofort neue, zu lösende Probleme folgen.
Inwieweit ist aber so eine Komplexität der unerwarteten Information durch das Internet nicht das gesamte Spektrum der Gesellschaft beeinflussend (--> Dirk Baecker "Studien zur nächsten Gesellschaft")? Vielleicht entspringt in dieser Hinsicht auch die "Berufsberatung" einer überkommenen Vorstellung von Ausbildungsgrenzen, die mitsamt deren wirtschaftlichen Rahmen dazu verleiten die "neuen" Anforderungen zu unterschätzen. --Richardd 19:24, 30. Okt. 2008 (CET)
Kontexte: Freiräume in einer stabilen Gesellschaft?
Hab den Club2 gestern auch gesehen, fand es toll, dass das Thema "Schuldzuweisung auf Eliten" von manchen etwas differenzierter gesehen wurde, als die Moderatorin das meiner Beobachtung nach gerne gesehen hätte.
Aber zum Thema: Arbeit um ihrer Selbst willen - das ist ja im Prinzip DAS klassische Ideal von Beruf (Berufung). Man macht seine Sache gut und empfindet darin eine gewisse Erfüllung/Freude. Die Freude schwindet ganz schnell, wenn man mit Vorgaben konfrontiert ist, wie: Du musst mehr Autos produzieren - du musst in Mindestzeit studieren - Du musst die Untersuchung deines Patienten in 5 Minuten geschafft haben, etc. Das Problem ist, dass - wenn die Räder erst einmal laufen und der Kontext gesteckt ist - man nicht einfach sagen kann: Nagut, dann produzierst du halt weniger Autos und bittest die Konkurrenz, dass sie das auch so machen könnte.
Open Source befindet sich IMHO in einem anderen Kontext, der zunächst eher etwas mit Spielen und Hobby zu tun hat und sich dadurch einen Freiraum schafft, der nicht straight-forward output-orientiert ist. In dieser Umgebung kann Kreativität oft besser gedeihen. (Einwand: Es gibt Leute die sagen: "Ich brauche einen gewissen Druck und Zwang, um kreativ zu werden..." - aus der Not heraus, sozusagen). Die wichtige Frage ist: Kann man innerhalb des Kontexts der Ökonomie, der sicher auch seine Berechtigung hat, Freiräume schaffen und trotzdem Geld verdienen? Kann ein Open-Source-Entwickler durch seine Tätigkeit seinen Lebensunterhalt verdienen? Und wie sieht das bei Open-Source-Filmemachern aus?
Zum Thema, welche Freiräume uns der Computer und das Internet bieten können , finde ich auch folgenden Videoclip passend:
Inakzeptabel ist aber, wenn die Straßenbahn morgen nicht fährt, weil zufällig gerade kein Fahrer Freude daran hat. Oder die Straße nicht vom Schnee befreit ist. So radikal dürfen die Freiräume für eine funktionierende Gesellschaft also auch wieder nicht sein.--Andyk 23:29, 30. Okt. 2008 (CET)