Benutzer Diskussion:Mely008
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www.real.it/ät
Das Internet als Spiegel „unserer“ Realität
Die Welt ist verbunden, wird zusammengehalten durch ein Netz – ein Netz aus Daten. Dieses Netz wird als World Wide Web bezeichnet und ist jedem der heutigen Zeit ein Begriff, da es ein Teil unserer Welt ist, ein Spiegelbild dieser – wenn es nicht sogar so ist, dass die Welt schon zu einem Spiegelbild des Internets geworden ist. Das Internet wirkt wie ein Spiegel auf die Welt, da es die Welt abbildet oder nach und nach dabei ist diese in ihren „wahren Form“ abzubilden. Nun spreche ich davon, dass das Netz die Welt abbildet oder die Welt das Netz – wie auch immer. Wenn ich davon spreche, dass das Internet mit einem Spiegel verglichen werden kann, so soll an dieser Stelle erklärt werden, was die Funktion eines Spiegels ist. Diese ist eigentlich eine ganz einfache und gerade deshalb so geheimnisvoll und unantastbar. Auftreffendes Licht wird von Spiegeln reflektiert – ist dieser eben, so zeigt er die Umwelt in gleicher Art und Weise wieder wie sie in der Realität existiert. Beim Spiegel handelt es sich also um ein Abbild der Umwelt, genauso wie bei einem Gemälde, nur zeigt der Spiegel zu jeder erdenklichen Zeit die Gegenwart, man könnte ihn ins alte Rom stellen oder zu den Griechen oder in jede erdenkliche Situation: er würde immer nur genau das widerspiegeln was ihm „vorgesetzt“ wird, und das in Echtzeit, also die gegenwärtige Situation in unveränderter Form. Nun stellt sich die Frage auf welcher Seite sich die „wirkliche Wirklichkeit“ befindet und warum das Internet nie im Stande war oder sein wird auch die unveränderte Form der Wirklichkeit abzubilden. Auf welcher Seite des Spiegels stehen wir wirklich und ist es die „richtige“? Diese einfach scheinenden Fragen lassen sich nicht ohne weiteres beantworten – es zu versuchen wäre eine endlose Aufgabe. Und die Ergebnisse der Bemühungen wären keine Antworten, sondern nur Vermutungen und obendrein noch dilettantische. Man könnte beispielsweise die Annahme treffen, dass der Spiegel demjenigen, der in ihn hineinblickt, eine Wirklichkeit vorspielt oder in dem Fall vorspiegelt. Möglicherweise handelt es sich nicht um ein exaktes Spiegelbild. Vielleicht ist es so, dass wir genau das sehen, was wir sehen wollen. Um die Realität handelt es sich bei einem Spiegelbild also keineswegs. Oder eben doch? Im Cyberspace entstehen genau dieselben Fragen und somit Zweifel – Zweifel am Sein, Zweifel an der Wahrheit. Durch ihn sind wir dazu verleitet, das als „wahr“ anzunehmen, was er uns aufzeigt. Genau wie beim Blick in den Spiegel, weiß man auch bei dem Blick in den Bildschirm, dass alles was dahinter ist, nicht der Realität entspricht, sondern diese im besten Falle nur widerspiegelt. Die Frage ist nun ab wann die Grenze zwischen Realität und der Nicht-Realität verschwindet oder ob sie überhaupt verschwinden kann. Weiter kann man gehen und fragen, ob es sich bei diesen beiden Begriffen nicht sogar um den gleichen handelt. Lässt man es zu, dass der Bereich hinter dem Bildschirm reale Strukturen annimmt, so wird er nach und nach mit der Realität verschmelzen oder ganz und gar zu dieser werden. Man kann somit von Wirklichkeitskonstruktionen sprechen, die das Internet bilden. Und somit ist es nicht die Umwelt, die uns zeigt, was real ist, sondern wir selbst sind dafür verantwortlich, was wir als „real“ wahrnehmen. Wo nun Realität und wo Virtualität anfängt, versuchen Foster und Meech an ihrem „Modell der Dimensionen der Virtuellen Realität und Simulation“ zu erklären. Betrachtet man dieses, so erkennt man, dass es sich bei einem hohem Grad an ‚depth of engagement‘ bei virtuellen Realitäten entweder um Reflexionen oder Scheinbilder handelt. Bei realen Abstraktionen handelt es sich um ein ‚there’ (a reflection) oder bei virtuellen Abstraktionen um ein ‚elsewhere‘ (a pure simulacrum). Ist der ‚depth of engagement‘, also die Tiefe der Bindung oder Beschäftigung tief so handelt es sich schlicht und einfach um das ‚here‘. [vgl. Foster, David / Meech, John: Social Dimensions of virtual reality. In: Karen Carr / Rupert England (Hrsg.): Simulated and virtual realities. London: Taylor & Francis. 1995. S. 212]. Doch wie schon erwähnt, ist es nichts anderes als eine oberflächliche Vermutung solche Definitions-Versuche über Realität, Nicht-Realität, Scheinwelt, Fiktion etc. anzugeben. Die beiden Welten „Fiktion“ und „Realität“ sollten nicht als Gegensätze aufgefasst werden. Die Fiktion konstruiert sich durch das Imaginäre, die Verflechtung des Realen mit dem Irrealen.
- Drei Anmerkungen:
- Die Analogie von Internet und Spiegel markiert hier einen besonderen Aspekt: Teil der Welt und Abbildung der Welt - gleichzeitig. Also auch ständig Abbild von sich selbst, oder eines vergangenen Selbst. Man stelle es sich so vor, als stünden zwei Spiegel einander gegenüber um das Spiegelbild immer wieder zu spiegeln (wie hier in etwa).
- Der Spiegel bildet nicht in Echtzeit ab. Der Spiegel zeigt nicht die Gegenwart, aber er zeigt in der Gegenwart. Der Blick in den Spiegel ist immer ein Blick in eine kürzliche Vergangenheit, denn das Licht bewegt sich nicht instantan.
- Ich bin mir nicht sicher wie weit sich die Internet-Spiegel Analogie ziehen lässt. Der Spiegel ist in seinem praktischen Bezug immer mit dem Reflektieren und Abbilden verbunden, das Internet als Werkzeug beschränkt sich aber nicht auf ein Widerspiegeln. Seine Rolle als Teil der Welt ist eben nicht bloß das Abbilden der Welt.--Yadseut 13:41, 27. Jan. 2011 (UTC)
Bücher vs. Online-Daten
Spiegel haben, wie schon erwähnt, die einfache Aufgabe die Welt sich selbst bildlich gegenüber zu stellen. Theoretisch kann man bestehende literarische Werke den vergänglichen elektronischen Werken gegenüberstellen und sie im Hinblick auf ihre Funktion als Spiegel vergleichen. Im ersten Augenblick scheinen sie – in ihren primitiven Eigenschaften, nämlich dem Speichern von Information – ident. Doch bei näherer Betrachtung ist zu erkennen, dass gedruckte Werke einen entscheidenden Schritt vorausgegangen sind. Sie haben der Moderne eines voraus – ihre Unvergänglichkeit. Diese Betrachtungsweise kann man nun drehen und wenden wie man will. Und manchmal werden sogar die Online-Medien ihre Nase vorne haben, doch im Großen und Ganzen ist zusagen: Bücher bestehen, Online-Materialien gehen! Sie kommen und gehen und das in rasender Geschwindigkeit und genau mit dieser Dynamik geht ihre Vergänglichkeit einher. Wie bereits erwähnt, kann es dazu kommen, dass man zwischen der Realität und der Virtualität nicht (mehr) unterscheiden kann oder will. Ist das der Fall, so leben wir in einer Welt, die sich jeden Tag aufs Neue das Leben nimmt und am nächsten in anderer Form wiederaufersteht. Nichts ist so wie am Vortag. Die Dynamik, Komplexität und Geschwindigkeit des Cyberspace macht es außerdem unmöglich eine einzige Realität wahrnehmen zu können. Es gibt unzählige davon und hat man eine erst einmal verstanden, so existiert sie im nächsten Moment nicht mehr. Das Internet gleicht einem Spiegel darin, dass es immer die Gegenwart abspiegelt. Genau deswegen muss es auch so unendlich schnell, dynamisch und komplex sein. Es muss in jedem erdenklichen Raum den selbigen widerspiegeln. Bücher hingegen gleichen eher Bildern, da sie nicht die Gegenwart, sondern immer die Vergangenheit widerspiegeln.
Jedem das Seine: Create your own identity!
Es gibt also verschiedenste Wirklichkeiten und gerade durch das Internet verstärken sich diese zu-nehmend. So meint auch Siegfried J. Schmidt: „Medienepistemologie (…) beginnt mit der Anerken-nung von Differenz, Dissens und Pluralismus, und zwar einer Pluralität differenter kognitiver Systeme ebenso wie einer Pluralität von differenten Wirklichkeiten und Weltordnungen.“ [Schmidt, Siegfried J.: Umrisse einer Medienepistemologie. In: Rusch, Gebhard / Schmidt, Siegfried J.: Konstruktivismus in der Medien- und Kommunikationswissenschaft. Frankfurt: Suhrkamp. 1999. S. 119]. Das Internet existiert als Konstrukt, welches unzählige Realitäten in sich aufnimmt und dort festhält, solang oder besser gesagt „sokurz“ es kann. Es ist hier unmöglicher von einer einzigen Realität zu sprechen, da jeder Mensch auf diesem Planeten in seiner ganz eigenen Welt und somit Realität lebt. Und diese verschiedenen Realitäten findet man besonders im Internet. Das Internet nimmt diese Realitäten jedoch nicht nur auf, sondern es schafft diese außerdem. Durch das Netz verändern sich die Realitäten jedes Individuums zunehmend. Sie verändern sich nur, sondern sie werden durch das Internet erst geschaffen. „Ein charakteristisches Merkmal von virtuellen Identitäten ist die Tatsache, dass die Person ihre – vom Körper losgelöste – Identitätsrepräsentation auf dem Monitor beobachten und durch Tastatur, Maus und andere Eingabegeräte wie ein externes Objekt manipulieren kann. Die netzbasierte Identitätskonstruktion wird somit als kontrollierbarer Gestaltungs- und Konstruktionsprozess deutlicher, als es bei der handelnden Identitätspräsentation außerhalb des Netzes in der Regel der Fall ist.“ [Döring, Nicola: Sozialpsychologie des Internets. Die Bedeutung des Internet für Kommunikationsprozesse, Identitäten, soziale Beziehungen und Gruppen. Göttingen / Bern / Toronto / Seattle: Hogrefe-Verlag. 2003. S. 343]. Gerade für diejenigen, die sich mit der Kleinheit und Abhängigkeit ihrer endlichen, leibgebunden Identität nicht abfinden können und möchten, eröffnet der Cyberspace eine Sphäre unendlicher Entgrenzung. Genau wie Hänsel in „Hänsel und Gretel“ eine Brot-Krumen-Spur legt, legt auch jeder von uns im Netz eine Spur seiner eigenen Identitäten. Unzählige kleine Teilidentitäten entwickelt jeder von uns im (oder durch) das Netz, die er wie eine Spur hinter sich nachzieht. So spricht bspw. auch Döring von Teilidentitäten, die durch die Virtualität konstruiert werden: „Sub-jektiv relevante Selbst-Aspekte lassen sich sozialpsychologisch als Teilidentitäten interpretieren, die sich in ein Identitäts-Patchwork einfügen und durch Identitätsarbeit fortwährend rekonstruiert und transformiert werden. Welche Teilidentitäten ein Mensch entwickelt, und wie er sie mit anderen Teilidentitäten verknüpft, hängt von seinen Handlungsfeldern und sozialen Kontakten ab.“ [Döring, Nicola: Sozialpsychologie des Internets. Die Bedeutung des Internet für Kommunikationsprozesse, Identitäten, soziale Beziehungen und Gruppen. Göttingen / Bern / Toronto / Seattle: Hogrefe-Verlag. 2003. S. 400]
Sein oder nicht sein. Das ist hier die Frage.
Hier stellt sich die Frage inwieweit noch von „Individuen“, von eigenständigen Menschen gesprochen werden kann? Unzählige Daten verbreiten sich rasend schnell innerhalb dieser virtuellen Welt, außerhalb dieser, oberhalb und unterhalb der Erdoberfläche und somit verschwindet der Mensch als Individuum immer mehr und mehr in diesen Tiefen von Datenströmen. Der Mensch also nicht mehr als Mensch an sich, sondern als bloßes Teilchen im Cyberspace – als Partikel, unbedeutendes Molekül – lediglich die Menge der Teilchen hält das Konstrukt zusammen. Von Menschen geschaffen, von Menschen betrieben, von Menschen aufrechterhalten – doch gegen den Menschen an sich. Die Bedeutung des Menschen, seine Stärken und Schwächen, seine Eigenschaften und somit seine Einzigartigkeit – das alles wird neu codiert und nimmt ganz andere Strukturen an, wie außerhalb des Cyberspace. Betritt man die Welt der Virtualität, so gibt man seine Menschlichkeit auf und nimmt eine andere Gestalt oder besser gesagt andere Gestalten, eben Teilidentitäten an.
Betreten anderer Welten – virtuelle Höhlen
Menschen steigen in vorgespielte, oder wie vorher schon genannt, vorgespiegelte Realitäten ein. Sie verlassen die Gegenwart und steigen in „virtuelle Welten“ ein, die eine dreidimensionale Struktur annehmen. Mit dieser kann direkt interagiert werden und so verwindet man in ihnen wie in Höhlen. Die reale Welt, was auch immer diese ist, verschwindet um einen herum und man steigt ein in eine Welt unsichtbarerer Verbindungen und hyperschneller Datenströme. Es handelt sich beim Internet um computergenerierte virtuelle Räume, die Menschen Tag für Tag betreten. Sie sind nicht immer klar und genau definiert, also wie Höhlen dunkel und ihr Inhalt somit unklar. Es gilt also den Inhalt klar zu machen und den Inhalt erkennen zu können, auch wenn man selbst dazu beiträgt, dass dieser überhaupt erst sichtbar oder auch eben existent wird. Oft ist es auch der Fall, dass der Inhalt nur sehr begrenzt vorhanden ist oder besser gesagt schon längst vergangen, und somit muss der Inhalt nach und nach konstruiert werden, konstruiert sich selbst, muss von einem neu konstruiert werden.
Ready, set, go!
Genau wie in einer Verkehrssituation mit Ampeln, Leitlinien oder sogar Verkehrspolizisten – also einem gewissen Ablauf, der vorgegeben ist – erfährt man im Netz eine Fülle von Informationen, von Daten. Man ist mit Regeln, Zeichen, Vorschriften, Erwartungen und Verboten konfrontiert und es ist notwendig, dass jeder, der am diesem Verkehr – sei es auf der Straße, im Internet oder in einem öffentlichen Diskurs – teilnimmt, diese Zeichen gleich, oder zumindest ähnlich interpretiert. Würden diese Regeln von jedem Teilnehmer anders ausgelegt werden, so würde das Konstrukt der Ordnung in sich zusammenbrechen und ein regelrechtes Chaos würde ausbrechen. Aber genau das passiert in dieser Form nicht, da die Menschen damit aufgewachsen sind. Sie empfinden diese Situation, die durch Regeln etc. eingedämmt wird, für normal und nicht würdig oder gar nötig hinterfragt zu werden. Genau hier komme ich wieder auf das Höhlengleichnis Platons zu sprechen. Die Höhle, die von Platon, sowohl als Landschaftsbild, als auch als Erleuchtungsstrategie verwendet wird, wird von den Menschen nicht hinterfragt, da sie mit dieser aufwachsen sind, wird sie als gegeben hingenommen.
We’re caught in a trap…
Eine Verkehrssituation beispielweise spiegelt eine reale Situation wieder. Der Datenverkehr im Internet hingegen ist jedoch „nur“ virtuell. Doch Menschen lassen sich leicht verführen. Obwohl man sich nicht absolut in den Bildschirm hinein projizieren kann, empfindet man doch eine starke Verbindung und man wird regelrecht vom Cyberspace verschlungen – gerade durch neue Technologien wird das immer möglicher und leichter realisierbar. Man wird in eine andere Welt hineingezogen und verschwindet, wie bei einer Höhle, unter der Erdoberfläche. Für die Zeit, in der man sich im Cyberspace befindet, ist man von der Erdoberfläche verschwunden, befindet sich nicht mehr auf ihr, sondern unter ihr – in einer anderen Welt. Es kommt dazu, dass man in eine Falle tappt, aus der man nicht mehr entfliehen kann. Die Höhle kann sich also regelrecht gegen einen stellen und sich nicht mehr als möglichen Schutz offenbaren, sondern als Gefahr herausstellen. Diese Gefahr besteht darin, dass sie uns unserer Identität beraubt und uns zu Sklaven des Systems „Internet“ macht. Das Internet wurde von Menschen geschaffen und besteht nur durch sie. Würden Menschen das Internet nicht mehr nutzten, so würde es aufhören zu existieren. Doch das war, seit dem Aufkommen, bis zur Gegenwart nie der Fall und wird es nie sein.
Text erstellt von Mely008 22:28, 26. Jan. 2011 (UTC)
Quellenverzeichnis:
- Foster, David / Meech, John: Social Dimensions of virtual reality. In: Karen Carr / Rupert England (Hrsg.): Simulated and virtual realities. London: Taylor & Francis. 1995. S. 212
- Schmidt, Siegfried J.: Umrisse einer Medienepistemologie. In: Rusch, Gebhard / Schmidt, Siegfried J.: Konstruktivismus in der Medien- und Kommunikationswissenschaft. Frankfurt: Suhrkamp. 1999. S. 119
- Döring, Nicola: Sozialpsychologie des Internets. Die Bedeutung des Internet für Kommunikationsprozesse, Identitäten, soziale Beziehungen und Gruppen. Göttingen / Bern / Toronto / Seattle: Hogrefe-Verlag. 2003. S. 343, S. 400