Sponsoring in Schulen (Text)
SPONSORING IN SCHULEN
Es gibt eine weltweite Tendenz, öffentliche, staatliche Aufgabenbereiche zu privatisieren. Davon ist auch das Bildungswesen betroffen. Da sich die staatliche Finanzkrise verschärft, massive Kritik am staatlichen Bildungsmonopol geübt wird und Klagen über die geringe Effizienz des öffentlichen Bildungswesens und seine ungenügende Reaktion auf die veränderten Anforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft zum Vorschein kommen, werden Privatisierungsbestrebungen forciert.
Am 1. Februar 1997 wurde das grundsätzliche Werbeverbot an österreichischen Schulen im Schulunterrichtsgesetz aufgehoben, da die öffentlichen Gelder ohnehin knapp sind und laufend gekürzt werden und das Bildungsministerium eine Finanzspritze für Schulen durch Sponsoring und Werbung sogar begrüßt. Es gibt allerdings bis heute noch keine einheitlichen Richtlinien für Schulsponsoring in Österreich. Ebenso sind die Höhe der Einnahmen, die Verwendung der Gelder, die Anzahl der Sponsorverträge, deren Inhalt und die Schulen, welche solche Verträge abgeschlossen haben, unbekannt. Bildungsministerin Elisabeth Gehrer meint, die Schulautonomie sei für die fehlenden Zahlen und Antworten verantwortlich (vgl. ENTSCHLIESSUNGSANTRAG der Abgeordneten Mag. Johann Maier, DDr. Niederwieser, Mag. Elisabeth Grossmann, Mag. Andrea Kuntzl und GenossInnen betreffend Schulsponsoring: Schülerinnen im Visier von Unternehmen und der Werbung).
Was ist Sponsoring?
Ein Sponsor ist kein Spender. Sponsoring ist ein Vertragsverhältnis, das auf dem Prinzip von Leistung und Gegenleistung beruht. Vereinfacht ausgedrückt besteht Sponsoring also aus dem Prinzip "Förderung (hier: der Schule) gegen Imagewerbung in der Öffentlichkeit". Somit ist Sponsoring klar vom Spenden zu unterscheiden, denn die Spende ist eine Förderung ohne Gegenleistung, die Förderung durch Sponsoring ist eine Förderung mit Gegenleistung und Werbewirkung - der Imagewerbung. Grundsätzlich gilt: Sponsoring bildet einen Zusatz an finanziellen, sachlichen oder personellen Ressourcen, um Schulentwicklung wirksamer und nachhaltiger zu bestreiten. Es ist allerdings kein Ersatz für fehlende Mittel. Der Bildungs- und Erziehungsauftrag, das heißt der konkrete Nutzen für die pädagogischen Ziele der Schule muss immer im Vordergrund stehen, denn Schulen sind keine Plattform für Werbekampagnen jeder Art. Alle europäischen Verbraucherorganisatoren betrachten in diesem Zusammenhang das zunehmende Interesse der Werbewirtschaft an Schulen mit großer Skepsis. Kurz: die gut und zuverlässig ausgehandelte Balance zwischen pädagogischem Auftrag und Werbeeffekt ist zentral für den Erfolg von Sponsoring.
Es gibt zwei unterschiedliche Ansätze für Werbeaktivitäten in der Schule:
Der erste ist die reine Produktwerbung, die primär der Steigerung des Absatzes des jeweiligen Unternehmens dient. Die Schülerinnen und Schüler sind dabei nur als Objekt der Werbung interessant. Sie sind Zielgruppe. Der zweite ist die Imagewerbung durch Sponsoring. Sponsoringprojekte hingegen besitzen einen eigenen schulpädagogischen Wert und setzen Schulentwicklungsimpulse. Hier kommt Bewegung aus der Schule heraus, der Blick ist ein anderer. Schulen entwickeln ein attraktives Schulprogramm oder interessante Projekte. Die Sponsoren interessieren sich für die Schule, engagieren sich, tun Gutes und wollen dies kommunizieren.