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Kontent und Kommunikation

Lernplattformen setzen in ihrer Struktur eine Trennung von Inhalt und Kommunikation um. Dazu werden verschiendene Software Module integriert:

  • Module zum Verwalten von Inhalten: Content Management Software (CMS)
  • Module zur Kommunikation: Forum Software etc.

(Weiters finden sich in Lernplattformen Module zur Projektorganisation: Terminverwaltungen etc.). (Diese Trennung ist weit verbreitet, zb. bei Onlinezeitungen etc.).

Entspricht das den Situationen in der Lehre, bzw. deren Aspekten die durch internetbasierte Software untersützt werden können ? Die Trennung basiert auf einem Modell nach dem einem vorgegebenen "Stoff" (der sich zb. in Schulbüchern findet) (und seinem Vortrag) die Vermittlungstätigkeit ("Diskussion") des Lehrenden mit Fragen der Lernenden ("das habe ich nicht verstanden") und Fragen des Lehrenden (zur Kontrolle ob die Inhalte "richtig" gelernt worden sind) gegenübersteht. (Eine eigentümliche Auffassung von "Diskussion", die keinen Spielraum zur Modifikation der Inhalte offen lässt.) (ist das zu Stereotyp ?)

Man kann sich die Frage stellen ob dieses "Wissens-abfüll" Modell von Lehre und Lernen dem Konzept "Bildung" gerecht wird (siehe oben/unten in diesem Artikel). Wie auch immer man das sieht, es liegt auf der Hand, dass dieses Modell von Lehre nicht für jede Art von Lehrveranstaltung passt. Im universitären Bereich im Spektrum zwischen überlaufenen (massen-) Einführungsveranstaltungen und spezialisierten Seminaren für höhersemestrige muss möglicherweise Fall für Fall geprüft werden ob die Struktur der Lernplattformsoftware dem angestrebten Vorhaben entspricht oder nicht. Die zur Unterstützung der Lehre eingesetzte Software, die auf einem bestimmtem Modell basiert, ist nur dann für von diesem Modell abweichende Lehrveranstaltungen geeignet, wenn sie entsprechend flexibel ist. Das ist bei Lernplattformen nicht der Fall.

Bei Lernplattformen handelt es sich um Software bei der konkrete Strukturen und Abläufe in die Software "einprogrammiert" sind. (also die Trennung von Kontent und Kommunikation, die Hierachien von Studenten, Tutoren und Dozenten, etc.). Innerhalb gewisser Grenzen lassen sich in der Konfiguration Anpassungen vornehmen oder wenn etwas nicht passt Workarounds finden. Darüberhinaus, und das ist bald der Fall, bräuchte man einen Programmierer der die gewünschte Struktur oder Ablauf Änderung in der Software umprogrammiert, soweit das die Sofwarearchitektur überhaupt zulässt.

Wikis sind (was das betrifft) anders. Wikis setzen nicht bestimmte organisatorische Strukturen oder Abläufe um. Wikis stellen Werkzeuge für das einfache Erstellen und Verwalten von (untereinander verlinkten) Html Seiten zur Verfügung. Änderungen der Strukturen und Abläufe benötigen in Wikis (in denen mehrere Autoren beteiligt sind) der Koordination der Benutzer, nicht der Dienste eines Programmierers. Der Einsatz von Wikis bringt (im Vergleich mit Lernplattformen) also flexibilität, kostet im gegenzug (dazu) den Verzicht auf bestimmte automatiserte Features. (Wie dem automatisierten aufrechterhalten der Hierachien, (wo sich die Frage stellt, ob der persönliche Einsatz der Lehrenden dieser Hinsicht nicht schon ein bestandteil des Bildungsprozesses ist und ob das nicht durch maschinelle Substitution verloren geht. (In diesem Zusamenhang zählt eine Intervention des Lehrenden im Wiki als persönlich, im Gegensatz zum maschinellen 'Acess denied'))

Wiki Features

Technisch kombiniert ein Wiki eine "on the fly" Anzeige von Webseiten (also dynamische Html Seiten) mit einigen basierenden Features:

  • eine sehr einfache Möglichkeit Webseiten zu Erstellen, zu Verlinken und zu Verändern (Wikimarkup, in neueren Wikis auch wysiwyg Editoren).
  • eine Versionsverwaltung inklusive der Möglichkeit aktuelle Änderungen zu verfolgen (in manchen Wikis auch RSS, Verständigung per EMail).
  • eine Suchfunktion (Titel, Volltext).

(Wiki ist nicht ein bestimmtes Programm, sondern eine Programm Art (wie Lernplattformen auch). Es gibt unzählige Wiki-Implementierungen, zt leider mit verschiedenen Wikimarkups.)

Vergleich mit kommunikationsorientierter Software

Mit kommunikationsorientierte Software (bzw -modulen) wie EMail (inklusive Mailinglisten samt Archiven), Usenet, Forum und Blog teilen Wikis die Einfachheit mit der anderen Inhalte zur Verfügung gestellt werden können und die damit verbundende niedrige Einstiegsschwelle.

Kommunikatiosorientierte Software ist gekennzeichnet durch jeweils abgeschlossenen Beiträge die nach Datum, Zeit, Autor und eventuell Thread strukturiert sind.

Wikis haben diese Struktur nicht vorgegeben. In Kommunkationsorientierter Verwendung empfiehlt es sich Beiträge (manuell) mit Datum und Autor zu kennzeichnen. (die Wiki-Versionierungsfeatures alleine sind erfahrungsgemäss nicht ausreichend um sich in einer Aufeinanderfolge von Argumenten (oder Kommentaren) (ohne Datum, Autor Kennzeichnung) nur unter Zuhilfenahme von Änderungslogs und Differenzanzeigen zu Orientieren. (dh. Argumente zu isolieren und Personen und einer Chronologie zuzuordnen.) Im Zweifelsfall reichen diese Features aber um (im Wiki allerdings im Gegensatz zu Forum etc. möglichem) Missbrauch oder Fehler (falsche Person-, Datum-, Zeitangaben) aufzuklären). Die Struktur ist ansonsten flexibel und kann sich an die jeweiligen Erfordernisse anpassen.

In kommunikationsorientierter Software ist es verbreitet bei Bezugnahme auf bestimmte Textstellen in vorhergehenden Beiträgen ab einer gewissen Grösse abschnitte zu kopieren (und '>' Zeichen davor zu setzen) um den neuen Kommentar zu verorten. In einem Wiki können Kommentare (oder neue Argumente) punktgenau im Beitrag auf den man sich bezieht plaziert werden. Sollte dadurch der Textfluss des Originalbeitrages gestört werden besteht auch die Möglichkeit statt dessen einen link auf eine neue seite einzufügen. So wird problematisches Kopieren erspart, und so finden sich Kommentare und Argumente genau an den Stellen auf die sich beziehen, und nicht verstreut in nachfolgenden Beiträgen oder Subthreads. Wikis bieten neue Möglichkeiten der Verortung von Kommentaren und Argumenten.

Diskussionen in kommunikationsorientierter Software tendieren dazu unübersichlich zu werden, sich zu verlaufen. Interssante Entwicklungen oder sich abzeichnende Lösungen irgendwo in einem Subthread sind für Neueinsteiger schwer auszumachen (, ausser zum teil durch userrating mechanismen). In Wikis ist es durch Restrukturierung möglich, Diskussionen übersichtlich zu halten, um auch Neueinsteigern einen Zugang zu einer Diskussion zu ermöglichen, oder um zu verhinden dass sich eine Diskussion verläuft (um sie neu zu fokusieren, etc). (wenn ein ensprechender Restrukturierungsaufwand nicht aufgewendet wird, Regeln der zusammenarbeit nicht klar (dokumentiert) sind oder nicht eingehalten werden, übersteigt das Aussmaß der Unübersichlichkeit und des Chaos das in einem Wiki erreicht werden kann das in (zb.) einem Forum um einiges.)

Eine Einschränkung von kommunikationsorienterter Software betrifft das kontinuierliche Entwicklen von Inhalten (so, dass die Zwischenresultate anderen zur Verfügung stehen und später wieder überarbeitet werden können) und das Ändern von Inhalten (nach dem sie anderen zur Verfügung gestellt wurden). (auch wenn manche Foren Administratoren, Moderatoren oder Beitragsautoren Änderungsrechte einräumen, ist das Aufgrund fehlender Versionierungfeatures ausser in Sonderfällen (für die das Feature gedacht ist) nicht praktikabel, weil die Leser nicht nachvollziehen können wo welche Änderungen oder Entwicklungen stattgefunden haben.)

Eine weitere Einschränkung kommunikationsorienterter Software ergibt sich aus der Beschränkung auf jeweils abgeschlossene Beiträge ohne innere (verlinkte) Seitenstruktur bzw. ohne mit anderen Beiträgen eine Struktur aufbauen zu können die über die vorgegebene Datum, Zeit, Autor, Thread Struktur hinausgeht. Nicht alle Inhalte lassen sich in diesem Rahmen sinnvoll entwickeln (und Diskutieren).

Vergleich mit kontentorientierter Software

Mit kontentorientierte Software (CMS, entsprechende Komponente von Lernplattformen) teilen Wikis die Möglichkeit Strukturen aufbauen zu können.(Mehrere untereinander verlinkte Seiten. Manche Wikis unterstützen auch das Aufbauen von hierachischen Strukturen).

Kontentorientierter Software zwingt einen meist dazu, sich vor dem einzubringen von Inhalten eine Struktur zu überlegen. Hintergedanke ist, das Chaos von unstrukturierten oder schwach stukturierten Inhalten gar nicht erst zuzulassen. Entwicklungen in der Praxis laufen allerdings oft so ab, dass Inhalte zuerst anfallen und zur Verfügung gestellt werden müssen, und nachher erst die Struktur dazu entwickelt werden kann. Oder dass bestehende Strukturen durch Inhaltliche Entwicklungen obsolet werden, und die Inhalte ensprechend neu strukturiert werden müssen. Wikis zwingen einen nicht zu überschaubaren Strukturen, aber sie ermöglichen sie. Und im Gegensatz zu kontentorientierter Software ermöglichen Wikis die Restrukturierung von bestehenden Inhalten mit vertretbarem Aufwand.

Die Fähigkeit zur Änderung von Strukturen wird erreicht durch die Versionierungsfeatures (eine Strukturänderung von bereits zur Verfügung gestellten Inhalten ohne transparenz (in Wikis durch Versionierung gewährleistet) dieser Änderungen ist problematisch), dem Verzicht auf Metainformationen (ausserhalb des Inhaltes) (Metainformationen können anders auch in Wikis sinnvoll gehandhabt werden, siehe wiki2scorm) und der generellen einfachheit mit der Seiten geändert und angelegt werden können. (Ein hinweis zur Praxis: in Wikis sollten nie Textänderungen in einem Schritt mit Strukturänderungen (zb. verschieben von Texten auf einer Seite oder auf eine andere oder neue Seite) erfolgen, weil sonst die Textänderungen im Versionenvergleich nicht mehr ersichtlich sind.)

Allgemein ermöglichen es Wikis Inhalte kontinuierlich zu entwickeln oder auf aktuelle Anforderungen einzugehen (,jeweils auch in bereits bestehenden Inhalten). Durch die Versionierungsfeatures ist es den Lesern (oder Mitautoren) möglich diese Änderungen nachzuvollziehen. In Lernplattformen gibt es die Möglichkeit Teilnehmer von Änderungen zu Verständigen. Dass ist einfach wenn Teile dazugekomnmen ist, bei durchgängigen, verstreuten Änderungen ist das wenig praktikabel.

(Mitlerweile gibt es schon CMS die auch eine Versionierung eingebaut haben (, das Feature könnte sich also auch in Lernplattformen finden). Damit nähern sich CMS und Wikis, die den selben Ursprung haben (Html Generierung on the fly, also jeweils beim Aufruf der Seite) wieder an.)

Versionierungsfeatures sind auch beim gemeinschaflichen Arbeiten an einem Text ein muss. Dass ist nicht möglich wenn man nicht sieht was die anderen Mitautoren schreiben. (Gemeint ist nicht ein gemeinsames Arbeiten wo vorher ausgemacht ist wer welche seiten liefert. Dann würde man keine Versionierung brauchen, sondern die Nachricht "Seite fertig" würde reichen. Mit Wikis ist es eben möglich auch an der selben Seite zu Arbeiten. Obwohl es anzustreben ist, sich die Arbeit so aufzuteilen bzw die Seiten so zu strukturieren, dass nicht zu viele Leute auf der selben Seite arbeiten.)