Deklarationen (tphff2015)

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Die Budapester Erklärung (2002)

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Auszüge

Durch das Zusammentreffen einer alten Tradition mit einer neuen Technologie ist ein bisher beispielloses Gemeingut verfügbar geworden. Mit der alten Tradition ist die Bereitschaft von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen gemeint, die Ergebnisse ihres Arbeitens in Fachzeitschriften zu veröffentlichen und diese Veröffentlichungen anderen zur Verfügung zu stellen, ohne hierfür bezahlt zu werden. Die neue Technologie ist das Internet. Das Gemeingut, das aus deren Zusammentreffen hervorgehen kann, besteht darin, dass Zeitschriftenbeiträge, die das Peer-Review Verfahren (anna) durchlaufen haben, weltweit elektronisch zugänglich gemacht werden können - kostenfrei und ohne Zugangsbeschränkungen für Forschende, Lehrende und Studierende und für alle anderen, die an den Ergebnissen der Wissenschaft interessiert sind.

Der Abbau bisher bestehender Zugangsbeschränkungen wird zu einer Beschleunigung von Forschung und zu verbesserten (Aus-) Bildungsmöglichkeiten beitragen, zum wechselseitigen Lernen der "Armen" von/mit den "Reichen" und der "Reichen" von/mit den "Armen". Er wird dazu verhelfen, dass wissenschaftliche Literatur tatsächlich so breit wie möglich genutzt wird, und er wird auf diese Weise auch dazu beitragen, Grundlagen für den Austausch und für das Verstehen auf der Basis eines geteilten Wissens zu legen, die weit über die Wissenschaften hinaus bedeutsam und wirksam sein werden.

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Damit diese Potentiale möglichst allen zugute kommen, rufen wir interessierte Institutionen und Personen auf, unsere Initiative zu unterstützen und mit uns dafür Sorge zu tragen, dass auch die verbleibende wissenschaftliche Zeitschriftenliteratur sukzessive öffentlich zugänglich gemacht wird gegen alle Widerstände, die diesem Bemühen bisher entgegenstehen - hierzu zählen vor allem anderen auch Preisbarrieren. Je mehr Unterstützung die Budapest Open Access Initiative findet, desto früher und umfassender wird es gelingen, dass die Vorteile des open access weltweit und jenseits nationaler, disziplinärer und sonstiger Bindungen verfügbar sind.

Frei zugänglich im Internet sollte all jene Literatur sein, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ohne Erwartung, hierfür bezahlt zu werden, veröffentlichen. Zu dieser Kategorie gehören zunächst Beiträge in Fachzeitschriften, die ein reguläres Peer-Review Verfahren durchlaufen haben, aber auch z.B. Preprints, die (noch) nicht begutachtet wurden, und die online zur Verfügung gestellt werden sollen, um Kollegen und Kolleginnen über wichtige Forschungsergebnisse zu informieren bzw. deren Kommentare einzuholen.

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Um open access zu wissenschaftlichen Fachbeiträgen zu ermöglichen, empfehlen wir zwei komplementäre Strategien.

I. Self-Archiving: Zum einen benötigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Hilfsmittel und Unterstützung, um ihre Zeitschriftenbeiträge in frei zugänglichen elektronischen Archiven ablegen zu können, ein Vorgehen, das wir im Weiteren mit dem Begriff des Self-Archiving bezeichnen. Sofern diese Archive mit den Standards übereinstimmen, die von der Open Archives Initiative entwickelt wurden, können die verschiedenen dezentralen Archive wie ein riesiges Gesamtarchiv durchsucht oder für weitere Arbeiten genutzt werden. Nutzerinnen und Nutzer müssen dann nicht einmal wissen, welche Archive an welchen Orten existieren: sie können einfach auf diese gemeinsame Wissensbasis zugreifen und sie für ihre Zwecke verwenden.
II. Alternative Fachzeitschriften: Zum zweiten benötigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Mittel, um sukzessive eine neue Generation von Fachzeitschriften aufzubauen, die der Idee des open access verpflichtet sind. Ebenso sollten Sie diejenigen bereits existierenden Zeitschriften unterstützen, die kostenfreien Zugang zu allen von ihnen publizierten Beiträgen gewähren bzw. diejenigen, die bereits sind, sich perspektivisch für open access zu entscheiden. Da Zeitschriftenbeiträge so breit wie möglich verteilt werden sollten, sollten Veröffentlichungen in diesen "neuen Zeitschriften" nicht länger Copyright-Regelungen unterliegen, mit denen (Wieder-) Nutzungs- oder Zugangsbeschränkungen verbunden sind. Stattdessen sollte das Copyright und sollten andere Mittel verwandt werden, um den dauerhaften Zugang zu allen in den Zeitschriften veröffentlichten Artikeln sicherzustellen.

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Ziel unserer Initiative ist der unbeschränkte Zugang zur gesamten wissenschaftlichen Zeitschriftenliteratur. "Self-Archiving" (I.) und eine neue Generation von "alternativen Fachzeitschriften" (II.), die sich der Idee des open access verpflichten, sind Wege, um dieses Ziel zu erreichen. Und sie sind sehr direkte und effektive Wege, auch weil ihre Realisierung und Nutzung bei den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern selbst liegt, die unmittelbar tätig werden können, ohne auf irgendwelche Markt-, Gesetzes- oder sonstige Regulierungen warten zu müssen.

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